28 April 2007

Geld oder Leben - die Aktion am und im Bundestag

Die Wünsche der Wirtschaft sind unantastbar!

Eine bemerkenswerte Aktion im Stile früherer Greenpeace-Aktivitäten, mit der die Unterwerfung der Politik unter Wirtschaftsinteressen kritisiert wurde sowie die Demokratieferne unserer politischen und ökonomischen Eliten.

Angesichts des überwiegend unsachlichen Medienechos ("Störer", "Chaoten", "Krawall", "Chaoten stürmen Reichstag" usw.) ist es m.E. wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei um eine reinweg friedliche Aktion gehandelt hat. Positive Ausnahmen von der ansonsten tendenziell gleichgeschalteten Berichterstattung finden sich bei T-Online-Nachrichten sowie in der Sueddeutschen. Gegen die beteiligten jungen Demonstraten sind z.Zt. Strafanzeigen (!) geplant.

Das Blog "Geld oder Leben" enthält Hintergründe, Gratulanten und ein Manifest. Reaktionen aus der demokratischen Zone in Blogistan finden sich hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Sollte es zu Strafverfahren kommen, wird die Solidarität der Blogosphäre gefragt sein.

+++ Update +++
Aktionsvideo. Bemerkenswert: Der allgemeine Applaus.

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Frankreich vor der Wahl

Sarkozy scheint es darauf anzulegen, seinen fast sicheren Wahlsieg noch zu gefährden. Letzten Freitag, die Tage davor und sogar noch heute ritt er wütende Attacken gegen Bayrou. Wenn er dieses Programm bis zum 6. Mai durchzieht, dann wird er noch mehr Bayrou-Wähler verstimmen - und in die Arme von Segolénè Royal treiben. Sarkozy ist nicht nur ein Extremist, er ist auch noch ein Trottel. Bayrou sagt inzwischen:
"Sarkozy stellt eine Gefahr für Frankreich dar." (Quelle)
Indes: Sarkozys Vorsprung beträgt aktuell noch ca. 5 %.
Weitere Medienberichte: (1), (2), (3), (4).

Ich bin so einfach zu beeindrucken. Zum Beispiel durch starke Frauen.

26 April 2007

Heuschrecken @work: CeWe Color

Der an Wirtshaftsfragen Interessierte betrachte bitte dies, dies, dies, dies, dies und dies. Kurzum: CeWe Color soll sich nach den Wünschen bestimmter "Investoren" verschulden - um auf dieser Basis hohe Ausschüttungen vorzunehmen. Irre.

Die Öffnung des deutschen Finanzmarktes für sogenannte "Finanzinvestoren" wurde in der Politik (z.B. im Seeheimer Kreis) damit begründet, dass dies den Wandel in den Firmen fördert, damit also die "verkrustete Deutschland-AG" beflügelt, und zweitens erfolgte die Begründung damit, dass dadurch zusätzliche Investitionen nach Deutschland gelockt werden.

Den ersten Punkt vermag ich nicht zu beurteilen. Der zweite Punkt ist offenkundig Blödsinn, jedenfalls, wenn man dies am nicht untypischen Beispiel CeWe Color betrachtet. Viele sogenannte Finanzinvestoren befördern in der Summe eher eine Art Desinvestment (sofern man den Sonderbereich des "Venture Capital" ausspart).

Kürzer und (allzu) zugespitzt gesagt: Finanzinvestoren hauen, dort wo sie aktiv sind, (sogar gesunde!) Wirtschaftsstrukturen in Trümmer. Verblüffend. Wirklich verblüffend.

Wenn die i.d.R. übertrieben anspruchsvollen Renditeziele von den übernommenen bzw. beeinflussten Firmen verfehlt werden, beginnen - oftmals - Desinvestments, entweder verbunden mit einer zu diesem Zweck erhöhten Firmenverschuldung oder durch Abbau von Betriebsteilen, sogar solchen, welche Überschüsse abwerfen.

Wenn diese sehr grobe Beschreibung zutreffend ist, ergeben sich viele Fragen. Es ist z.B. ja eben nicht (!) "der" Kapitalismus, der sich in diesem Verhalten zeigt. Diese Finanzinvestoren verhalten sich im engeren Sinne sogar ausgesprochen unkapitalistisch:
  • Unrealistische bis idiotische Renditeziele anstelle kapitalmarktnaher Renditen
  • Destruktivkompetenz an Stelle von wirtschaftlicher Gestaltungskompetenz
  • Oft nur reines "Kostensparen" bei Nichtberücksichtigung anderer wirtschaftlicher Vorgehensmuster
Man könnte bei diesen Finanzinvestoren von einer Form eines dezidiert "unschöpferischen Kapitalismus" sprechen. Das wäre in meinen Augen jedenfalls ein Gesichtspunkt. Zudem ist es so, dass diese "private Equity"-Gesellschaften immense private Macht organisieren, auf Basis von Finanzkapital, und diese Macht regelmäßig sehr intransparent ist.

Überlegt man, dass gerade das Verfügen über Informationen für das Funktionieren von Märkten grundwesentlich ist, so spricht dies in meinen Augen für die Einführung scharfer gesetzlicher Berichtspflichten.

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24 April 2007

Für alle, die wegen Terror zittern oder sich aus Angst vor "dem" Islam in die Hosen puschen: Ein Hinweis. Übrigens, Hinweis in eigener Sache: Die linksliberale Blogosphäre wächst, wie sich auch unschwer an der quicklebendigen Linkliste "Linksliberale Blogs" bei mir sehen lässt. Das Wachstum ist wirklich erstaunlich.

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Jelzin tod. Noch so ein Drecksack lupenreiner Demokrat. Hmm. Da geht mir glatt ein Verbesserungsvorschlag für die russische Demokratie durch den Kopf...

22 April 2007

Präsidentschaftswahlen in Frankreich

Nach den Hochrechnungen liegen Herr Sarkozy (Wikipedia) bei 31,0 %, Frau Royal (Wikipedia) bei 25,6 %, Herr Bayrou bei 18,6 %. Der Neofaschist Le Pen liegt überraschend deutlich abgeschlagen bei 10,6 %, während der Trotzkist Olivier Besancenot 4,2 % und der Islamphobiker Villiers 2,3 % erreichten. Die Kandidaten der übrigen Splittergruppen (dunkelrot, globalisierungskritisch oder grün) versammelten rund 7,5 % der Stimmen.

Nicolas Sarkozy hat mit dieser Abstimmung großes Glück gehabt - denn gegen den Zentristen Francois Bayrou, welcher sich in diesem Wahlkampf als Sozialliberaler präsentiert hat, hätte er in der Stichwahl verloren. Sarkozy repräsentiert mit seiner neoliberalen, neokonservativen und xenophoben Haltung die Franzosen schlechter als es Bayrou getan hätte. Hätte Royal zugunsten von Bayrou aufgegeben - Sarkozy wäre verhindert worden.

Nun sieht die Lage indes anders aus.

Geht man davon aus, dass Sarkozy, ein Nixon à la Française, rund 60% der Stimmen der Wähler von Le Pen und Bayrou auf sich ziehen wird, während die allgemeine Inkompetenz ausstrahlende Sozialistin Royal bei den Wählern von Kandidaten kommunistischer Splittergruppen stärker punktet,- und zieht man weiterhin in Betracht, dass bei der Stichwahl rechtsgerichtete Wählergruppen insgesamt etwas stärker mobilisiert werden, so ergibt sich eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für den Sieg von Sarkozy.

Das unter dem Vorsitz von Sarkozy stehende französische Parteienbündnis UMP hat in der Nationalversammlung einen Stimmenanteil von immerhin 62,39 %. Dieses Wählerpotential ist noch fast unverändert vorhanden. Frau Ségolène Royal hat in der Stichwahl daher m.E. kaum Chancen, auch wenn man davon ausgehen kann, dass die traditionell zerstrittene französische Linke diesmal wie ein Mann hinter Frau Royal stehen wird.

Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich der Kampf um die Mitte, um die Stimmen der Bayrouwähler auswirken wird. Drängt nämlich Sarkozy zu stark in die Mitte, spült er sich auf den letzten Wahlkampfmetern weich, so könnte er bei xenophoben Wähler Wahlmüdigkeit auslösen, zumal vor dem Hintergrund eines sicher geglaubten Sieges. Dies ist deshalb für ihn eine Gefahr, weil der Ruf "Tout sauf Sarkozy!" eine geradezu dramatische Mobilisierung der Bürger in den französischen Vorstädten herbeigeführt hat.

Gegenrede zu Söder

Wenn es ein Ghettokid in Berlin Neukölln gibt, das keine Chance auf eine Ausbildung erhält, dann bedeutet das etwas für mich. Wenn es eine vereinsamte Großmutter in München gibt, die zwischen Arzneimittelzuzahlung und ihren Lebensmitteleinkauf wählen muss, dann macht das mein Leben ärmer, selbst, wenn sie nicht meine Großmutter ist. Wenn in Hamburg ein Jugendlicher von Internetfallenstellern reingelegt wurde, dann werde auch ich reingelegt. Wenn es in Frankfurt eine deutschtürkische Familie gibt, die nicht genug Geld hat, um ihre Rechte zu wahren, dann nimmt mir das auch meine Bürgerrechte. Es ist dieser demokratische Grundkonsens – unsere gegenseitige Verantwortung füreinander – die den Kern unserer Gesellschaft ausmacht. Soziale Verantwortung ist das Rückgrat unserer Gesellschaft, wenn wir wollen, dass bei uns ein jeder nach seiner Fasson glücklich werden kann.

Frage an die Leser/innen: Welcher amerikanische Poliker lieferte die Vorlage?

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21 April 2007

CSU-Sekretär Söder hasst die Schwachen

CSU-Generalsekretär Söder will laut einem Interview in der WiWo Elendslöhne und die "Zuschüsse" für Hartz IV "kräftig" kürzen (geht das?), zudem will er Mindestlöhne verhindern. Er sagt:
Der Regelsatz ist nicht das Problem, aber all die unüberschaubaren Zusatzleistungen (...) an das ganze Paket müssen wir nochmals ran. Es kann nicht sein, dass in Berliner Hauptschulen inzwischen Hartz IV als Berufswunsch Nummer eins genannt wird.
Dazu merkt PR-sozial trocken an:
Söder zeigt erneut, dass er über wenige Kenntnisse der Hartz IV-Gesetze verfügt. Es gibt kaum Zuschläge auf das Arbeitslosengeld II. Somit kann nicht davon gesprochen werden, dass es unüberschaubare Zusatzleistungen geben würde.
Auch SpOn hält Söders Behauptung "unüberschaubarer Zusatzleistungen" für ausgemachten Blödsinn:
(...) Zusatzleistungen, die Söder kürzen könnte, sind im Hartz-IV-Paket kaum zu entdecken.
Sicher ist dies: Söder weiß kaum, worüber er redet, aber er bedient allgemeine gesellschaftliche Vorurteile über "Sozialschmarotzer". Der CSU-Generalsekretär Söder hasst die Bürger.
(Foto by Moontan)

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Quo vadis, Blogistan? Barcamp Hamburg und die Bürgeröffentlichkeit

Ich denke, die Frage wird mich mindestens bis zum nächsten Barcamp [pw: michel] umtreiben. Quo vadis, Blogistan?

Vielleicht wird auch das Barcamp in Hamburg, ähnlich wie die re:publica von denen überrannt, die vor allem danach fragen, wie sie "mit Bloggen" Geld machen können. Das demokratisch organisierte Barcamp, das sich im Gegensatz zu PR-Huren und Web 2.0-Apologeten sieht, würde dann zum Tummelplatz für werbe- und PR-treibende Blogverwerter, VCs, Biz-Blogger usw. und/oder zum Podium für Blogchartkönige mit Hofhaltung.

Es wird anders kommen.

Ich hoffe beim Barcamp Hamburg weniger auf Gewerbeinteressierte, die gibt es überall genug, und dafür mehr auf auf Blogger, die reinweg Spaß am Bloggen haben und ggf. sogar mit dem Bloggen nichtgeschäftliche Ambitionen verbinden.

Vielleicht gelingt es dort auch, auf den gesellschaftlichen Diskurs zu zielen, z.B. für Meinungsfreiheit, für eine kritische Bürgeröffentlichkeit - im Kampf gegen den Abmahnwahn, gegen Überregulierung und gegen die wachsende Grundrechtsfeindseligkeit unserer politischen und ökonomischen Eliten.

Worüber man beim Barcamp reden könnte - Vorschläge:

1. Wenn genügend Teilnehmer vom Barcamp einverstanden sind, werde ich dafür - auch um das medienöffentlich zu machen - Politprominenz anschleppen und einbinden, vielleicht in einer abendlichen Sonderveranstaltung, so, wie ich es gestern dem Lückenfalk freundlich angedroht habe. Ich will sogar, dass wir Blogger, für unsere Interessen, Verbündete in der Politik finden.

2. Wenn die Blogchartkönige anfangen, sich vor allem selbst zu verlinken, dann stimmt etwas nicht. Wenn führende Vertreter einer Bürgeröffentlichkeit mit Kritikunfähigkeit glänzen, während sie sich eifrig darum sorgen, sich selbst zu fördern: dann stimmt da etwas in meinen Augen nicht. Das reicht einfach nicht, das ist zuwenig.

3. Vielleicht muss man weg von den Toplisten bzw. dafür sorgen, dass diese stärker in einzelne Bereiche rubrifiziert werden. Beispielsweise "Kultur", "Satire", "Medienkritik", "Politblogs", "Wissenschaft", "Fachblogs", usw. Das mag schwierig sein, vielleicht geht es. Es könnte sich lohnen.

4. Don hat etwas Gutes gesagt:
Es ist völlig gaga, diese unendliche Freiheit der Blogosphäre zu haben, die auch eine Freiheit von jedem Stargewürge, jeder Mache und aller aus den Medien bekannter Abhängigkeiten bedeuten kann - und dann an den paar bekannten Bloggern zu kleben, die eh jeder liest, als wäre es die Bildzeitung. Das Grosse am Bloggen ist die Freiheit und Selbstverwirklichung des Einzelnen in seinen Texten. Und jedes eigene Wort ist grösser als alles, was man von angeblich wichtigen Bloggern zitiert.
Das Zitat als Treppenwitz? Ja und nein, denn das Zitat trifft. Es geht um das Bewusstsein eigener Potentiale - eine kritische Bürgeröffentlichkeit sollte sich ihrer bewusst sein, auch ihrer Kräfte und Fortschrittspotentiale, die sie hat.

Toro Para Todos!

P.S.
Das hier sind nur erste Überlegungen. Es kann gut sein, dass ich diesen Text noch einige Male umbaue.

20 April 2007

Erst die enge Verbindung von Freiheit und sozialer Verantwortung schafft das verlässliche Fundament für die Freiheit aller Bürger.

Amoklauf in Blacksburg: Motiv geklärt

Inzwischen dürften die Motive des Cho Seung Hui, dem Amokläufers in Blacksburg Virginia klar sein, jedenfalls, wenn man das, das und das liest. Einschlägig bekannte deutsche Blogfaschisten "prowestliche" Blog-Sektierer hatten hingegen einen "islamistischen Hintergrund" behauptet. Nunja - ich war ja schon immer der Meinung, dass man blind wird, wenn man vor seine Augen mehrlagig Fahnen wickelt. Ob nun hysterisch-bigott "proamerikanisch-proisraelisch" oder deutschtumb Schwarzrotgold: Es macht blind.

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US-Wahlkampf: Das Ende von John McCain

Der Republikaner Mc Cain hat sich jetzt endgültig aus dem Wahlkampf gekegelt, indem er, vermeintlich sympathisch, öffentlich gesungen hat. Band: Beach Boys. Song: Barbara Ann. Nicht gegen singende Politiker, aber...

Das Scheitern von US-Politikern im Vorwahlkampf beruhte schon öfter auf kurze akustische Patzer, z.B. den heiser-schrägen Schrei des Howard Dean. Dieser Schrei wurde, man glaubt es kaum, zum ausschlaggebenden Faktor gegen ihn und führte zudem zu zahlreichen Veralberungen. Das war sein politisches Ende.

Youtube wird zu einem entscheidenden politischen Medium, sei es als Quelle vernichtender Häme, sei es - wie im Fall von John McCain - als Offenlegungsinstanz verantwortungsloser politischer Haltungen.

Auch, wenn ich John McCain nicht ausstehen kann, sein politisches Aus sehr begrüße, zumal Leute wie McCain Teil eines mindfuckin militarism sind: Es bleibt ein schaler Beigeschmack hinsichtlich der Youtubisierung der Politik.

Bye, McCain!

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19 April 2007

6.427.000 Erwerbslose

6.427.000 Erwerbslose aktuell. ALG1 + ALG2 (Quelle). Wie tief sind die Medien gesunken, die hochgelobten "Gatekeeper", dass man korrekte Zahlen nur noch aus scharf linksgerichteten Medien erhält? Zusätzliche Informationen enthält dies, dies und dies. Unklar ist, wieviele "Aufstocker" hier enthalten sind und wie prekär diese Tätigkeiten sind. Und: Wie es diesen Menschen geht. Ich entwickele gerade ein völlig neues Verständnis gegenüber dem medientheoretischen Begriff "Gatekeeper".

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Unfassbar. (via)

18 April 2007

The Clash of Civilizations

Haben wir ihn jetzt?

Ich meine heute, wo die allgemeine Nachrichtenlage einen beachtlichen Amoklauf (Hintergründe) hergab, einen Anschlag, dazu ein abgemurkster Bürgermeister und ein Ultimatum. Nö. Es gibt keinen tiefergehenden "Clash of Civilizations" im Sinne von Kulturkampf. Alles Quatsch.

1. Wir haben nach wir vor "the Clash". Gute Musik ist das. Ich mag sie.

2. Wir haben unabhängig von guter Musik eine ganz brauchbare Zivilisation, wo m.E. eine Aufgabe ist, sich immer wieder neu um Zivilisierungen und Fortschritt zu bemühen.
Are you taking over
are you taking orders?
are you going backwards
or are you going forwards?
3. Wir haben jede Menge Gegensätze, hier wie woanders, sogar gewalttätige. Ich sehe vor allem den Zusammenprall zwischen arm und reich, bei uns und erst Recht im weltweiten Maßstab. Oft genug gibt es Clashs mit staatlichen Institutionen. Konzerne und Umweltschutz. Bildung und Demokratie. Irak. Gleichberechtigung. Bürokratie. Soziale Schutzrechte. Meinungsfreiheit. Viele Stichwörter. Die Zivilisierung des Kapitalismus: Das ist ein ganz großes Thema, jedenfalls dann, wenn man es mit der Menschenwürde ernst meint.

Dazu kommt, wie man an den Anschlägen sehen kann, eine Notwendigkeit für die Zivililisierung der inneren Kultur, und sei es, dass diese z.B. mit allgemeinen Waffenverboten herbeigeführt werden muss. Ich verstehe viele Amerikaner, die sich mit einem Waffenverbot schwer tun.

Denn so ein Verbot ist nicht einfach durchzusetzen, auch in Europa ging das nicht von heute auf morgen. Ja, es mag zunächst unbefriedigend wirken, wenn man diese Selbstverständlichkeit, nicht einfach mal 30 Leute niederzuknallen, mit Zwang durchsetzen muss. In den USA gibt es auf 1000 Einwohner z.tZt. 9,97 Tote infolge Schusswaffengebrauch (bei angenommener Lebenszeit von 70 Jahren), dazu zahlreiche Verletzte, bei uns 0,87 Tote auf 1000 Einwohner, in England 0,29.

Nur, realistisch betrachtet, die Amerikaner müssen nach der nächsten Präsidentenwahl (ich meine: Barack Obama wird Präsident) abwägen, einerseits zwischen der täglichen und zu hohen Mordfrequenz, der schusswaffenbedingt hohen Selbstmordrate, und andererseits einer tief empfundenen Freiheit, die für viele Amerikaner in einem Zugang zu Waffen zu liegen scheint. Amerika ist auf einem guten Weg:
Wie die Universität von Chicago unlängst in einer Studie ermittelte, ist die Zahl der amerikanischen Haushalte, die eine Schusswaffe besitzen, in den vergangenen 30 Jahren von 54 auf 30 Prozent geschrumpft. (Quelle)
Ich persönlich fühle mich nicht unfrei, weil ich mir nicht einfach so eine tödliche 9 mm-Schusswaffe besorgen kann. Unfrei würde ich mich z.B. fühlen, wenn ich abends beim Spazierengehen mit bewaffneten Gangs zu rechnen hätte. Oder damit, wenn meine pubertierende Tochter gerade verlassen wird, und eine Knarre im Nachtschrank hätte.
Staaten mit einem besonders liberalen Waffenrecht wie die USA und die Schweiz stünden in den Selbstmordstatistiken weltweit ganz oben, berichteten Vladeta Ajdacic-Gross und seine Kollegen von der Universität Zürich im "American Journal of Public Health". In Ländern, welche die Verfügbarkeit von Schusswaffen in den vergangenen zwei Jahrzehnten eingeschränkt hätten, sei die Zahl der Selbstmorde mit Schusswaffen nachweisbar gesunken. (Quelle)
4. Ach ja, und dann soll da ja noch irgendwo der "Kampf der Kulturen" sein. Kann ja sein. Für mich gibt es da z.B. einen Kampf der Musikkulturen. Das ist ein Thema, dass mir wirklich wichtig ist. Es gibt natürlich noch andere wichtige Kulturkämpfe, zwischen alt und neu, z.B. zwischen etablierter Hochkultur und unabhängig-frischer Independent-Kultur. Beides? Ach, und irgendwo auf der Welt, die mir dann immer gleich so fern erscheint, gibt es auch religiös aufgeladene Kulturkämpfe.

Der angebliche Fundamentalgegensatz zwischen "den" Religionen ist nicht mein Hauptthema, ganz und gar nicht. Welcher belanglose Trottel nochmal? Huntington? Egal. Ich halte solche Ideen in erster Linie für mindfuck von Militaristen. Danke fürs Zuhören.
(Bild by Pixelio)

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Arbeitsmärkte für "freie" Mitarbeiter

Gedankenhalde: [Aus einem Kommentar an Robert Basic]

Tja, das alte Thema: Der Markt und der Preis für Arbeit. Ich möchte hierzu zwei Aspekte beisteuern:

1. Die reine neoklassische Lehre haut auf dem Arbeitsmarkt nicht hin. Das haben zwar bis heute die meisten Wirtschaftsprofessoren nicht begriffen, aber: Arbeitsmärkte bilden nicht einfach nur Knappheiten ab (das auch), sondern zusätzlich auch Machtgefüge.

2. Was bestimmt den Preis z.B. von einem Arbeitnehmer? Tja, und schon zerhauts die hübsch einfache Theorie von Angebot und Nachfrage. Denn das Produkt "Arbeit" hat nicht so einfach einen Preis, den "der Markt" setzt. Es hat viel z.B. mit dem Selbstbewusstsein des Produkts zu tun, mit seinem Habitus und Auftreten, und, mit Vitamin B usw. Es hat enorm viel mit Zufall zu tun, dazu ein Beipíel:

Letzten Dezember habe ich zufällig einen Obdachlosen kennen gelernt, und eine Nacht bei mir übernachten lassen, damit er nicht wieder auf eine Parkbank muss. Der Mann hatte richtig Probleme, übrigens, ein ehemaliger Selbstständiger aus dem IT-Bereich. Unter anderem wurde der Mann von seinen ehemaligen Haupt-Auftraggeber nach Strich und Faden verarscht. Bis er halt buchstäblich in der Gosse landete. Dort rauszukommen: Das ist nicht einfach.

Schön und gut, könnte der primitiv-neoklassische Arbeitsmarkttheoretiker sagen können, dieser Obdachlose hat halt "seinen Preis", tja, Pech gehabt, der hat halt keine ausreichenden Fähigkeiten, um am Arbeitsmarkt interessant zu sein usw. usf.

Tjä, dieser Ex-Obdachlose (!) ist seit Anfang März Deutschland-Vertriebschef (!) einer IT-Firma, macht seine Sache dort sehr gut und verdient zur Zeit 7.000,- brutto plus Zulagen.

Was genau bildet dann der Arbeitsmarkt ab? Knappheiten? Produktqualität? Fähigkeiten?

Plötzlich hat die Ware Arbeit - wie im Fall des Ex-Obdachlosen - einen völlig anderen Preis. Das ist so, als ob das gleiche Kilo Erdbeeren auf dem Gemüsemarkt zu 10 Cent angeboten wird (und niemand will es haben), und wenige Stunden später geht es zum Preis von 50 Euro pro Kilo weg. Der erdbeerkaufende Kunde, der übrigens sehr auf Geld achtet, ist sogar äußerst zufrieden, und meint, er hat geradezu ein Schnäppchen gemacht. Der Arbeitsmarkt für Erdbeeren für IT-Professionals funktioniert nur zum Teil nach den Regeln der Neoklassik.

Nur, warum ist das so?

Ergibt sich nun der Preis am Arbeitsmarkt aus dem Produkt - im Rahmen einer einfachen neoklassischen Logik - oder gibt es da vielleicht noch andere Faktoren?

Sorry, dass meine Argumentation sich eigentlich noch ziemlich unausgegoren darstellt - man nehme sie als Gedankenanregungen. So, Robert Basic, und nun kommt mein eigentlicher Punkt:

Wenn es so ist, dass Arbeitsmärkte auch Machtgefüge und soziale Konstellationen
abbildet, wenn es so ist, dass assymetrisches Verhältnis auf dem Markt besteht, dann gibt es im Umgang mit "freien" Mitarbeitern seitens der Auftraggeber ein Fairnessgebot, auch, was die Höhe des Entgelts betrifft. Im Übrigen geht es um Menschen in ihrer Würde, und nicht um tote Gegenstände einer alles rechtfertigenden Marktlogik.

Ich behaupte: Es ist oft nicht einfach "der Markt", der den Preis macht. Das gilt besonders im Fall eines assymmetrischen Marktgeschehens. Fairness bzw. das Streben danach: Da wird dann im Fall asymmetrischer Verhältnisse besonders wichtig, sogar wichtig für das Funktionieren der Märkte.

Denn, wo diese Märkte "nach unten ausfransen", wo Sitte und Gebräuche verwahrlosen, dort sind am Ende die Märkte selbst bedroht. Die Qualität des Angebots verfällt, die Anbieter finden plötzlich nicht mehr das in ausreichender Menge, was sie suchen. Beispiel: Die Märkte für Versicherungsvertreter, für Outbound-Telefonagents oder "freie" Handelsvertreter. Sowas gilt Arbeitnehmer als "das Letzte" - wer immer woanders unterkommen kann, der meidet diese Märkte so gut er nur kann. Und ich behaupte, dass das diesen Märkten bzw. dem machtüberlegen "dezentralen Nachfragerkartell" nicht gut bekommt.

Es kann bei ins Prekäre abgerutschen Arbeitsmärkten sehr lange dauern, bis wieder das Vertrauen der anbietenden schwachen Marktteilnehmer hergestellt ist. Übrigens, die potentielle Schwäche von "freien" Anbietern von Arbeit, die von mir behauptete "Asymmetrie" auf "freien" Arbeitsmärkten ist m.E. teils strukturell bedingt - und kann im Fall eines völlig freien Marktgeschehens, nach meinen Beobachtungen, nur zeitweise, nicht aber auf Dauer überwunden werden. Ohne Fairness kommt man nicht aus.

Soweit meine eher ungeordneten und unausgearbeiteten Gedanken zum Thema.

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17 April 2007

Von blinkenden Trashbuden

Vielleicht: ist es ein Problem der alten Medien, dass dort allzu sehr Geld zum wahren Gatekeeper geworden ist. Das erklärt, jedenfalls in meinen Augen, einige der Probleme, die man in Medien sehen kann, und auch einige der Probleme, wenn die alten Medientanker im Internet nach neuen Ufern streben.

Geld: kann inhaltliche und gestalterischen Ansprüche sowie Ideen nicht ersetzen. Wenn es gut läuft, fördert Geld die Produktion guter Ideen und fördert ihre Verwirklichung. Wenn es schlecht läuft, ökonomisieren sich unsere sozialen Beziehungen und unsere Kultur. Alles Idealistische und Kreative, und dazu ein immer größerer Anteil unseres Seins, wird dem Zwang der Verwertung unterworfen - das Tauschmittel wird zum Sklaventreiber und übrig bliebe dann ein Trümmerhaufen mit blinkenden Trashbuden.

16 April 2007

JRvm möchte mehr Blog-Kontrolle - Interview

Herr Jean-Remy von Matt möchte für die Blogger gerne mehr Kontrolle. Hat er heute in einem Interview gesagt, jedenfalls kann man das seinen Aussagen entnehmen, wenn man sie ein wenig dekonstruiert (siehe unten), zumal, wenn man weiß, was ihn sonst so bewegt. (F!xMBR bzw. via)

JRvM findet, Jahre später, es nun doch nicht mehr überraschend, dass er mit seinen nicht sehr feinen Bemerkungen für einen Aufruhr gesorgt hat. Tja. Vielleicht, ist das in einem Blog platzierte Interview auch ein Stück weit ein Textballon, mit dem er erkunden will, wie es mit dem kollektiven Gedächnis in der Blogosphäre bestellt ist.

1. Ich glaube, dass er mit diesem Interview diesmal nix gesagt hat, was sich in realweltlichen Scheißhäusern zur Niederschrift eignen würde. Da fehlt der Zug drin.

Früher war das in JRvMs Interviews noch anders:

Diese Denkzelle [ein «Denk-Klo» in JRvMs Agentur] wurde beinah legendär. (...) Im Prinzip brauche ich nur Ruhe. Wenn ich sie habe, fällt mir was ein. Auf der Toilette habe ich immer die besten Ideen. Ich habe mir zwar vorgenommen, dies nicht mehr zu erzählen, weil es mir ein Lebensmittelkunde nie verzieh, als ich öffentlich sagte, die Idee für seine Werbung hatte ich auf dem WC. (Quelle)
Was als Aussage ja vielleicht ein Stück weit erklärt, wie JRvM auf seinen Scheißhausspruch gekommen ist, mit der er Blogs und die Blogger abqualifizierte. Blogs stören ihn bzw. sie vermindern den kommerziellen Wert seiner im Denk-Klo ersonnnen Werbeslogans. Blogs sind nicht so leicht zu funktionalisieren wie klassische Medien.

JRvM meint, dass es für sein Auftreten, bei den richtigen Leuten jedenfalls, nur Lob gab. Er hat wieder einmal alles richtig gemacht. In seiner Erinnerung gab es:
Die Prügel von den Blogs selbst und das Schulterklopfen von einigen bekannten Top-Journalisten. (...) Es ist klar, dass der etablierte Journalismus (...) sich klammheimlich über meine plakative Formulierung freute.
Wer sein Verhalten also kritisierte, steht unten, und wer ihn lobte, steht oben. So läuft das in der Welt von JRvM.

2. Ich glaube dafür nun umso fester, jedenfalls in Bezug auf sein überzogenes Selbstbewusstsein (bei dem es weder Überaschungen noch eigene Fehler gibt): Ich würde jede Menge Koks in der Nase benötigen, um sowas von überzeugt von mir zu sein. Nunja, vielleicht ist das auch nur eine Werberkrankheit. Kannjasein.

3. Aber bitte, unabhängig von dieser für meinen Geschmack etwas zu aufgeblasenen Type, es soll niemand von mir sagen, dass ich irgendetwas Generelles gegen neoliberale Werbekokser habe, die mit aller Kraft versuchen, die Bürger mit Werbedreck, Lügen und Agendasetting zuzuscheißen, während sie sich ihre Sprüche dafür tatsächlich in einem kloähnlichen Raum ausdenken. Nett oder amüsant sind sie doch eigentlich alle, oder?

4. Lustig finde ich, dass Herr von Matt nun behauptet bzw. andeutet, dass er die Klowandsprüche lanciert hat, als Versuch eines Agendasettings:

Das mit dem Themen setzen über Blogs habe ich ja mit den Klowänden vorgemacht. Natürlich funktioniert das, wenn man ein überraschendes Statement zu einem brisanten Thema liefert.

Anders gesagt, die “interne” Mail wurde dann gezielt und bewusst nach draußen gegeben, quasi Viralmarketing by JRvM? Nein, das glaube ich nicht.

Kritik und Häme verbreiten sich [in Blogs] nun mal schneller als Loblieder. Das schränkt die Möglichkeit ein, ein positives Marken-Statement über Blogs verbreiten zu lassen.

Er sagt auch:

Blogger sind die glaubwürdigeren Verkäufer. [Denn] sie geniessen (...) “Street Credibility”. Damit bieten sie schon mal eine sehr gute Basis für Online-Werbung. Umgekehrt kann aber zuviel Werbung genau ihre Glaubwürdigkeit relativieren. (...) Die Top-50-Blogs sind entscheidende Meinungsbildner.

5. Jean-Remy fragt sich, wie bekommt er Blogs instrumentalisiert - wie bekommt man die "glaubwürdigeren Verkäufer" für "positive Marken-Statements". Sein eigentliches Hauptproblem aber ist: Wie kriege ich die Blogosphäre kontrolliert? In seinen Worten:

Es ist klar, dass der etablierte Journalismus bei diesen Ich-Medien auch kritische Aspekte erkennt (...) eines der Hauptprobleme der Bloggerszene ist: die schwer kontrollierbare (…) Meinungsäusserung (...) Und die sind ja auch Kern meiner Kritik. Da schreibt irgend ein [Blogger], dass (...) dass Dein Produkt versteckte Mängel hat. Das ist Meinungsäusserung im Schutz der Anonymität pur, eben Klowand-Gekritzel.

Der Werber hätte gerne mehr Kontrolle und weniger Kritik. Das sagt er auch an anderer Stelle. Da trifft es sich für ihn bzw. seine Werberinteressen gut, dass es immer mehr Topblogger gibt, die sich von Werbung kaufen lassen. Auch eine Form von Kontrolle. Das nimmt die Unabhängigkeit und Kommerzfremdheit aus der Blogosphäre. Der von Adel abstammende Herrenreiter und Sozialdarwinist wird über adical ganz bestimmt nicht unglücklich sein.

Sozialdarwinist? Doch, könnte man so sehen. Leute, die im Leben viel Glück hatten, zumal, wenn dazu kommt, dass dieses Glück von eigenen Anstrengungen begleitet war, die neigen m.E. dazu, sich das Funktionieren der sozialen Welt vor allem mit dem "Prinzip Darwins" vorzustellen:

Da Blogs dem Prinzip Darwins unterliegen, dass nur die besten überleben können, gehe ich von einem kontinuierlichen Ansteigen der Qualität aus.
Man könnte darüber streiten, ob die Topblogs durch eine darwinistische Positivauswahl an die Spitze der Blogcharts gelangten. Oder kommen sie dadurch an die Spitze, dass sie den Geschmack der Masse am besten treffen. Man kann darüber streiten, ob diese Blogchartkönige zu jedem Thema "die besten" Blogs und Blogger repräsentieren. Ob der ganze Prozess des Bloggens nicht zuerst ein kommunikativer ist - und kein selektiver. Oder auch, ob auch der Longtail eine Quelle guter Gedanken und Kommunikation darstellt, oder quasi nur die Ansammlung vernichtenswerter Blogversager im Sinne des Darwinprinzips.

Ich erinnere daran, dass Blogs wie Shesaiddestroy von der Bildfläche nicht etwa verschwanden, weil sie nicht gut genug waren. Nein, dafür gab es andere Gründe. Ich frage, ob nicht jedes gute Gespräch zwischen Menschen einen Wert darstellt, unabhängig davon, wo dieses Gespräch stattfindet. Ich kann mich richtig aufregen, wenn jemand nur noch in Bestenlisten und sozialdarwinistischen Kategorien denkt. Also: Schluss.

Hinweis auf ein satirisches Interview mit JRvM und ein alter Artikel von mir.

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1. Hat jemand eine Idee, wo man im Web problemlos Flashskripte abladen kann, damit man nicht (siehe Uhr rechts) irgendeiner Homepage mit Hotlinking Kosten bereitet? Ich bin internettechnisch so schrecklich unbewandert - und bitte keine Tipps wie "eigene Homepage!". Jaja, ich nehme die doofe Uhr da rechts wieder weg.

2. Man findet mitunter mentales Aikido. Den "Angriff" habe ich, nicht nur darum, prompt in die Blogroll übernommen. Bei Dailymo gefallen mir die Berichte zur re:publica. Etwas versteckt, findet man eine richtig böse Satire von mir. Nur, worauf bezieht sich diese Satire?

[A] Auf Journalismus & PR
[B] Auf Trolldenunziationen
[C] Auf die modernen Zeiten
[D] Auf den Umgang mit Journalisten

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15 April 2007

Gedichtesonntag

Über das Bloggen in kommerziellen Zeiten


Ihr und die Dummheit zieht in Viererreihen
in Kasernen der Kommerzvergangenheit.
Glaubt nicht, daß wir uns wundern, wenn ihr so schreit.
Denn was ihr denkt und tut, das ist zum Schreien.

Ihr liebt das Geld - wollt die Welt dran messen.
Ihr werft der Gier im Blogger Banner hin,
damit sie wächst, die Gier tief im Blogger drin!
Doch die Gier im Blogger wird das Bloggen fressen.

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Mein erstes Stöckchen

Von Netbitch bekam ich vor vier Wochen ein Stöckchen zugeworfen, und als klassischer Spätzünder, hadernder Allesinfragesteller und zugleich treue Seele (eine besondere Treue, die ggf. mit zu Treuebruch reizenden Bildern zu tun haben könnte), apportiere ich hiermit.

Zur artgerechten Haltung von Büchern, oder biologisch-dynamische Buchhaltung:

Gebunden oder Taschenbuch?

Gebunden ist schöner. Taschenbücher nehmen weniger Platz in den Bücherregalen bzw. im mobilen Bücherregal (Tasche!) weg. Bei mir zuhause: Unentschieden mit leichten Vorteilen fürs gebundene Buch.

Amazon oder Buchhandel?

ZVAB.

Lesezeichen oder Eselsohr?

Gedächnis.

Ordnen nach Autor, nach Titel oder ungeordnet?

Thematisch.

Behalten, wegwerfen oder verkaufen?

Nach einem einzelnen Ebayverkauf brach es mir beinahe das Herz, plötzlich schien mir die verkaufte Bücherware unendlich kostbar zu sein.

Schutzumschlag behalten oder wegwerfen?

Teils teils.

Mit Schutzumschlag lesen oder ohne?

Mit.

Kurzgeschichten oder Roman?

Sachbuch, Wissenschaft und Roman. Und Gedichte.

Sammlung (Kurzgeschichten von einem Autor) oder Anthologie (Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren)?

Bloß keine Kurzgeschichten (außer z.B. von Wladimier Kaminer).

Harry Potter oder Lemony Snicket?

Nö. Ich dachte, wir reden über Bücher?!

Aufhören, wenn man müde ist oder wenn das Kapitel endet?

Aufhören, sobald man Lust dazu hat.

„Die Nacht war dunkel und stürmisch“ oder „Es war einmal“?

Doofe Frage.

Kaufen oder Leihen?

Beides.

Neu oder gebraucht?

Lieber gebraucht. Ich versuche es jedenfalls.

Kaufentscheidung: Bestsellerliste, Rezension, Empfehlung oder Stöbern?

Hä?

Geschlossenes Ende oder Cliffhanger?

Doofe Frage.

Morgens, mittags oder nachts lesen?

Behaglich spätnachmittags und vor dem Einschlafen. Und in der Bibliothek.

Einzelband oder Serie?

Abgesehen vom Brockhaus gibt es keine gute Buchserie.

Lieblingsserie?

[mit dem Fuß auf dem Boden stampfend]: "Iiich haabe doch gerade gesagt, dass..." [Stimme versagt]

Lieblingsbuch, von dem noch nie jemand gehört hat?

Talmud.

Lieblingsbuch, das du letztes Jahr gelesen hast?

Der Michel: Deutschland-Spezial-Katalog.

Welches Buch lesen Sie gegenwärtig?

Alexander Rüstow: Ortsbestimmung der Gegenwart

(Warum eigentlich dieser Wechsel vom "du" zum "Sie"??)

Absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten?

Zürcher Bibel sowie die Werksausgaben von Heine und Tucholsky.

Da ich mir unverschämt vorkäme, jemanden ein Stöckchen hinzuwerfen, ich andererseits gerne wieder etwas von Josh lesen möchte, wird Josh dieses Stöckchen hingeworfen. Und Me only. Vom anderen Ufer der Politik wird das Stöckchen zu Stefanolix geworfen, auf die Gefahr hin, dass es unbeachtet in den Fluten versinkt (da Stefanolix das nur indirekt mitbekommen wird) sowie meinem scheuen wie treuen Feindbeobachter Stammleser Prof. Dr. Lahmenspuck.

Knutella


Neu im Supermarktregal! Das musste ja passieren. Jetzt, wo der Kleine was wiegt. Ich habs übrigens ziemlich spät gemerkt. Beim Knutella-Bild (Quelle) wurde Hotlinking der besonderen Art eingesetzt. Getestet und für gut befunden.

Vom Geldverdienen mit Blogs

Ich nähere mich bei der Diskussion über Blogvermarktung einer Geschäftsidee: Kommentar-Recycling. Hey! Das macht wirklich Sinn - zum Beispiel:
Stefan: "Lebensunterhalt verdienen ist nicht nur legitim, sondern Zwang. Wenn das Erzwungene mit Spass geht, ist es fein — bin ich sehr dafür. Nur glaube ich, dass das nie lange gut geht. Es kommt irgendwann zu einer Vermischung. Und wenn ich dann das Nette erzwungenermaßen tun muss, dann kippt das Ganze. Selbstentfaltung und Selbstverwertung sind als Widerspruch nicht auflösbar." (Quelle)
Gut gesagt. Das gehört für meine Begriffe in jedes Buch übers Bloggen. Dazu passt diese Qualitätsprognose. Im Übrigen ist es so, dass ich eigentlich nichts gegen Lobos Blogverwertungsrampe habe. Aber bitte, macht es dann wenigstens so ambitioniert wie diese Schweizer.

+++ Update 16.4.07 +++
Zwei ältere Postings von Johnny und Jörg-Olaf (hier und hier) sind lesens- und erinnernswert. Und das hier, zur ausbleibenden Medienrevolution, ist ganz aktuell.

Für mich ist der Grenzfall akzeptabler Gestaltung von Blogwerbung bei BoingBoing erreicht. Das heißt, nur ganz oben auf dieser Seite befindet sich blinkende Flashwerbung, in einem schmalen Streifen, und diese Flashwerbung verschwindet sofort, sobald man das Posting scrollt und liest. Die übrige Werbung ist ruhig und besteht zumeist aus Textads. Da blinkt und brüllt mich nichts an - schau! zu! meiner! Werbung! - jedenfalls stört
diese Art Werbung nicht den Lesefluss.

Nunja, eigentlich ist mir die Werbung auf BoingBoing zuviel. Ich habe da als Leser keine Lust mehr, mir die BoingBoing-Beiträge anzuschauen, die teils ganz lustig sind. Für mich ist Bloggen auch ein Stück weit eine Flucht aus einer ökonomisierten Medienwelt. Ich kenne niemanden, der sich z.B. auf die Werbung im Fernsehen freut. Werbung nervt, meistens. Wenn Werbung doch nur eine Art Informierung wäre, ruhiger, weniger aufdringlich, ohne Brülltöne. Ohne sowas wie "SAU!- SAU!- SAU!- BILLIG!" usw.

Und, das wäre mein sehr spezieller persönlicher Wunsch, auch ohne diese scheinheilige Imagewerbung - die oft genug doch nur auf Imageprobleme hinweist. Die oft nichts als verlogen ist und mich als Leser und Betrachter für dumm verkaufen will. Ich finde, Werbung nervt und müsste besser zivilisiert werden.

Insofern bin ich nicht übermäßig froh, wenn sich Vorzeigeblogger, sorry fürs Wort, völlig kitiklos (!) auf den Zug der Werbung springen. Blinkende Flashwerbung gilt plötzlich als toll, so, als gäbe es nichts anderes. Noch ätzender ist in meine Augen diese schlagartig degenerierte Kritikfähigkeit. Leute, die damals aus guten Gründen JRvM kritisiert haben, denen fällt zum Thema Werbekritik dann nur noch ein, dass die Werbekritiker schlechte, lächerliche, neidische oder hassende Menschen sein müssten.

Insofern stellt sich - gerade dadurch - die Frage, was das Kommerzding aus der Blogosphäre macht.

Kaum rückt der Futternapf in Reichweite, schon verwandeln sich einige durchaus achtenswerte Blogger in Heimkinder, die vor allem um ihren Anteil fürchten, und in jedem kritischen Blick einen bösartigen Angriff vermuten. Wäre das nicht ein Stück weit traurig, könnte man gut darüber lachen. Wirklich, diese Mechanismen zu sehen, - und auch zu sehen, bei wem sie wirken, das ist komisch.

Bitte, man missverstehe mich nicht: Komisch, aber nicht lächerlich. Denn am Ende weiß ich z.B. von mir selbst nicht genau, wie ich mich verhalten hätte, wenn da plötzlich ein richtig leckerer Futternapf in Greifweite erscheint. Bloggen und Geld, Spaß und Einkommen: Das ist als Kombination schon verführerisch, sicher.

D
ass die Opelblogger damals ihr Tonne rausgestellt haben, teils auch mit ungläugigen Staunen, dass man mit ein paar doofen Postings mehr als tausend Euro einheimsen kann: Dafür habe ich Verständnis. Weniger Verständnis habe ich aber für den Mangel an Reflektion, und für die mitunter geradezu aggressiv verteidigte Naivität, die bei einigen dann in der Folge sichtbar wurde. Ich verstehe das nicht.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass die Diskussionskultur in Blogistan und der gegenseitige Umgang leiden, dass vormals hochgehaltene Ideale und Ambitionen vorschnell vergessen werden, nur, weil mit irgendetwas Geld zu machen ist. Ich meine, man nehme das zur Zeit gängige Argument (ist es eines?), dass die Kritiker allesamt irrsinnige "Hasser" und "Neider" sein müssten usw. usf. Da fehlt nun wirklich nicht mehr viel, und diese Blogger erklären kritische Blogs zu den Kotzkübelchen des Internets...

Oder man nehme diese eigentlich doch merkwürdigen Anwürfe z.B. eines Don Dahlmann, dass derjenige, der etwas kritisierenswert findet, doch bitteschön erst einmal nach Berlin zur re:publica fahren solle, um Kritik und Fragen dort zu äußern. Um sich also mit einer Masse von vielleicht 500 Leuten in einen Raum zu begeben, Dahlmann, Johnny und anderen zu lauschen (was ja eigentlich keine schlechte Idee ist), und dann, falls es dafür 10 Sekunden Zeit gibt, ans Saalmikrofon zu drängen und in ebendieses dann seine Bedenken und Sorgen zu formulieren. Und hinter und vor mir einen Haufen Adicalesen, die genau erklären können, warum meine Fragen dämlich oder unwichtig sind. Nein, Don Dahlmann, so funktioniert das nicht.

Ich finde Diskussionen in Blogs nicht lächerlich, frei nach dem Motto "Kritisieren in Blogs ist ja doof", sondern deutlich praktischer. Ich mein, dass ich jetzt bei vielen Adicalesen, wegen harmloser Kritik, tatsächlich als eine Art von "Blutrausch" (!) erfüllter dummer "Neider" (!) gelte, das ist unschön zu sehen,- aber ehrlich, Don Dahlmann und andere, dafür müssen weder ich, noch Chris, noch sonstwer nach Berlin fahren. Trotzdem, herzlichen Dank nochmal
fürs nachträgliche Einladen. ;-)

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14 April 2007

Dissonante Wahrnehmungen - Werbung in Blogs

Nadine schreibt in ihrem bemerkenswerten Bericht vom Bloggertreffen re:publica:
"Herr Häusler beschwert sich, wo die kritischen Stimmen gegen das Geldverdienen mit Blogs wären."
Frank schreibt in "re:publica, again":
"keine podiums-diskussion, die zum weiteren diskurs im café veranlaßt; keine kontroversen statements; (...) keinerlei subversion. (...) statt dessen eierschaukelei, konsens und langeweile, weil sich alle lieb haben oder doch zumindest im gleichen boot sitzen."
Sascha Lobo hat das anders wahrgenommen - er hörte kritische Stimmen und berichtet im adicalblog von einer regen und sogar "um Längen effektiveren" Diskussion:
"Wir haben den Eindruck, dass die teilweise ebenfalls sehr kontroversen Gespräche über adical, die wir auf der re:publica führen, um Längen effektiver und hoffentlich klärender sind als das Herumgeschubse (...) in Kommentaren und Blog-Postings."
Auch, wenn mir einige, im übrigen von mir sehr geschätzte, Leser an dieser Stelle erneut "Hass" oder gar "Blutrausch" unterstellen,- ich halte Nadine und Frank für glaubwürdiger. [Update: in den Kommentaren bringt Stefan einen wichtigen Einwand]. Abgesehen davon, dass sich das Statement des Blogverwerters Lobo fast wie "Blogs sind doof" liest: Die "kontroversen Gespräche", die er für weitaus "effektiver" als offene Gespräche in Blogs hält, nun, die fanden m.E. nur in geschlossener Gesellschaft statt. Oder aber, schlimmer noch, sie wurden werbertypisch herbeifantasiert.

(Kunstpause)

Wo wir meiner Meinung nach gleich auch bei einem Grundproblem von Werbung sind, nämlich beim: interessengeleiteten Lügen/Spin. Dazu kommen unfaire Manipulationspraktiken sowie Selbstkorruption. Darf man diese Probleme offen ansprechen, oder ist das bereits unschicklich bzw. "Schmierentheater"? Bei allem Respekt für bloggendes Erwerbsstreben, ich bezweifle einfach, dass insgesamt besser und "professioneller" gebloggt wird, wenn einige Blogger Werbegeld damit verdienen.

Es ist doch so, oft gibt es einen Einfluss kommerzieller Interessen auf Inhalte. Auch bei Blogs; Trigami gab da ein übles Beispiel. Oft aber ist dieser Einfluss nur indirekter Art, nicht weniger bedeutsam, nämlich die Schere im Kopf.

Beispielsweise, wenn auf der Jagd nach guten TKPs die Firma Cisco nicht mehr für kritisierenswert gehalten wird. Aha - alles klar auf der Andrea Doria? Oder, wenn es darum geht, Werbepraktiken zu kritisieren. Die "Schere im Kopf" als Beispiel für eine Selbstkorruption muss nicht kommen, aber es erscheint mir wahrscheinlich, dass derartige Probleme dennoch realer Natur sind. Und warum gilt nervig blinkende Flashwerbung nun bei einigen Bloggern als völlig in Ordnung oder Maß aller Dinge? Es gibt übrigens auch teils erhebliche rechtliche Probleme für die beteiligten Blogger.

Ich halte das nicht für "Fundamentalismus", Fragen zu stellen und Probleme anzusprechen, Jörg-Olaf Schäfers (übrigens, die von Dir kritisierten "Wortfetzen" entstellten nichts). Ich sehe in der Verbindung von Werbung mit einer kritischen Bürgeröffentlichkeit ein grundsätzliches Problem, auf das man Antworten finden sollte. Wenn man einen bestimmten Anspruch vertritt.

Ich behaupte nicht, dass dieses grundsätzliche Problem unlösbar ist - aber Werbung in Blogs kann eben doch, mitunter unverhofft schnell, zum Problem werden. Wer das bestreitet, ist in meinen Augen naiv oder blind.

Kleine gedankliche Rückblende: Warum gelten denn für viele Menschen Blogs als glaubwürdiger als die klassischen Medien - womit hat das wohl zu tun? Warum ist der Beruf des Journalisten ins Gerede gekommen?

Es scheint also Probleme zu geben. Andererseits wäre es auch naiv zu glauben, dass Werbung in Blogs reinweg nur zu Problemen führt bzw. dazu, dass sich das Potential der bloggenden Bürgeröffentlichkeit herabsetzt. Das muss m.E. nicht so sein.

Denkbar ist auch, um konkrete Beispiele zu benennen, dass sich jemand wie wirres* überhaupt nicht von den Werbekröten beeindrucken lässt, oder, besser noch, dass ein Journalist wie Niggemeier dank seiner Werbeeinnahmen freier und kritischer arbeiten kann. Vielleicht war das damit gemeint, als beim gemeinsamen re:publica-Gruscheln geäußert wurde, dass man mit Blogwerbung "das System mit seinen eigenen Waffen schlagen" würde. Das ist doch naiv, oder?

Naja, abgesehen davon, dass mir diese Sichtweise im Vergleich zum eigentlichen Motiv zu heroisch daherkommt,- ich gebe zu bedenken, ohne mir damit sicher zu sein, dass die Flucht Niggemeiers aus den klassischen Medien genau (!) mit den Mechanismen zu tun haben könnte, die eben auch bei Werbung in Blogs wirksam sein könnten. Wenn das so ist, dann sollte man m.E. Vorkehrungen treffen.

Eine Frage wäre z.B., wie man erreichen kann, dass manipulative Werbepraktiken und bösartige Firmen kein einseitiges, rein positives Forum bekommen, über die Werbung in Blogs, und wie man also erreichen kann, dass Kritik und Meinungsäußerung einen fairen Rückkanal erhalten.

Mein Vorschlag dazu: Statt dem über den Flashbannern platzierten Satz und Link "Werben in Blogs? Get adical!" verlinkt adical zu den Werbekampagnen jeweils einen kommentierbaren Blogeintrag zur Kampagne. Ein Rückkanal fürs vermeintliche Clickvieh. Doch, Johnny und Sascha, das würde funktionieren. Es wäre nicht wenig.

Man muss das nur wollen. Und noch was: Blindheit gegenüber Problemen ist m.E. kein gutes Beispiel für eine kritische Bürgeröffentlichkeit. Johnny, Sascha, Jörg-Olaf und andere: Was ist so verwerflich daran, Probleme anzusprechen?

+++ Update +++
Ich glaube, mein Posting war ein Schuss in den Ofen. Andere können sich besser ausdrücken.

Don sagt was. Tinowa sagt was. Rebell-TV sagt was. 24Stunden sagt was. Heliumkiffer rätselt. Keimform erklärt es mit dem Geldfetisch. Mo fragt was. Roxomatic beschreibt alternative Werbemöglichkeiten. Bardamo preist Adblock Plus. Placesoneearth gibt Ratschläge. Cyberabad einen eher skeptischen Roundup. Provisorium sagt was. Andreaffm sagt was.

M.E. deutlich ambitionierter als adical ist übrigens Swissblogpress, wo man sich mehr als Problogger-Vereinigung sieht. Achja, Markenrechtliches: Was diese Jungs von Lobos Blogverwertungsrampe halten, ist bislang unbekannt.

* werbeentschlackte und lesbarere Variante dank Feedburner - und mein Blog gibt es dort auch

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13 April 2007

*freu* Ich habe das Blog von Jochen Hoff gefunden. Wurde sofort eingemeindet.

Abmahnwahn versus Blogs - vom Übel der wirtschaftlichen Übermacht und dem Missbrauch von Abmahnungen und EVs

Udo Vetter hat - wie so oft - Recht:
"Meinungs-, Satire- und Blogfreiheit wird durch wirtschaftliche Übermacht unterdrückt. Sehr viele Abmahnungen werden mit der Finanzkraft des Abmahnenden durchgesetzt. I.d.R kommt es auch nicht zum Prozess, da der Abgemahnte im Hinblick auf die möglichen Kosten sofort klein beigibt. Das ist ein Verlust für das Recht, weil der wirtschaftliche Stärkere gewinnt. Und das kann es nicht sein. Meinungsäußerungen, Tat- sachenbehauptung und sachliche Kritik müssen möglich sein, ohne dass dem Blogger gleich eine kostspielige Abmahnung ins Haus flattert." (Quelle - via).
Zur Sicherheit bzw. aus zitatrechtlichen Gründen wäre eigentlich hier noch ein etwas längerer Kommentar zu ergänzen. Hmm. Das wäre aber doof, denn Udo bringt es auf den Punkt. Da verweise ich dann lieber auf eine weitere wichtige Ansage von Udo Vetter. Und noch eine. Und ein Vetter Podcast.

So, das müsste langen. ;-)
(Foto by Blogwinkel)

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Recherche-Ideen

a) Sowas, und dann z.B. gucken, was für Firmen Praktika "freie Mitarbeit" anbieten - was die wohl zahlen und wie sie ihre "freien" Leute behandeln.
b) Studien zur Kommunikationskontrolle, also z.B. sowas oder sowas
c) sowas mal wieder oder auch d) sowas.



D
enn, das ist neu:
Die Laborratten Beobachtungsobjekte schlagen zurück!

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adical - Übersetzunghilfe und FAQ

Vorab: Ich finde, dass adical schlecht und unprofessionell gestartet ist. Einige Dinge, die ich nicht so optimal fand, habe ich Johnny im Spreeblick unverblümt mitgeteilt. Es ist Johnny hoch anzurechnen, dass er darauf reagiert hat.

Dennoch überwiegt für mich im Moment ein schlechter Eindruck, und dazu gehört neben dem Auseinanderfallen von Anspruch und Wirklichkeit auch, dass seitens von adical Hinweise darauf fehlen, dass sich für die beteiligten Blogger mit der Schaltung von Werbung der rechtliche Status teils gravierend ändert.

Werbung in Blogs ist nicht ganz so lustig und harmlos, wie die Macher von adical im Moment glauben. Dass man als erste Werbeschalte ausgerechnet den Zensurdienstleister Cisco nimmt: Nun, auch das ist kein guter Start.

Ich habe im Folgenden ein paar Statements der adical-Macher aus Kommentar-Vorhöllen herausgezerrt zusammengestellt, thematisch geordnet und kommentiert:

1. Teil. Sascha Lobo
Wenn Sie auf Blogs werben wollen, gibt es nur einen Weg: (...) Reden Sie mit uns.
Mit wem? Bei einem großen Blog redet die Werbewirtschaft besser direkt mit dem Blogger bzw. der Bloggerin.
Wir glauben, dass Werbung auf Blogs gut sein kann.
Oder auch schlecht.
Blogs sind (...) Kultur, Konversation, Publikation und noch vieles mehr.
Immer noch kein Grund, Blogs mit Werbung zu verschandeln.
Ich bin übrigens auch Werber, das nur am Rande. Wer Werbung in Medien grundsätzlich und immer und sowieso verdammt, kann das gerne tun, sollte aber nochmal nachdenken, vielleicht während eines Praktikums bei der Nordkoreanischen Staatszeitung.
Okay, wenn der "nur-am-Rande"-Werber das meint: Dann bleibt für den großen Rest wohl nur noch die nordkoreanische Staatszeitung. Tja...
Für alle anderen kann es nur darum gehen, was für eine Art Werbung betrieben wird, denn es gibt gute und schlechte (...). Eine [klassische Werbe-] Agentur (...) kümmert sich [hingegen] nicht die Bohne um die Blogkultur.
Sascha Lobo kämpft für die Blogger und gegen die Nordkoreaner. Darum: Schlechte Werbung erlaubt er nicht. Da fragt sich nur, was für Sascha Lobo schlechte Werbung ist. Cisco?
Adical steht dafür, dass Werbung in Blogs anders sein kann - und muss.
Soso. Ich hoffe, das bedeutet hoffentlich etwas mehr als z.B. die bei adical inzwischen zurückgezogene Zusage, Blogger-Anfragen umgehend zu beantworten. Oh: Nichtbeantwortung von Anfragen? Doch, das ist anders.
In erster Linie geht es um Transparenz.
Das sagen alle. Was macht eigentlich dieser Jens bei euch? Immerhin, und das finde ich klasse, kann man bei Adical auch kommentieren. Wenn das pro Werbe-Kampagne ginge: Das wäre nochmal gut.
Und wir würden das gerne in Diskussion mit Euch gemeinsam tun; damit sind nicht nur die adical-Teilnehmer gemeint, sondern alle Blogger, auch medien- und werbekritische Blogger (mit der Ausnahme von Trollen, da gilt für uns: Zero Trollerance).
Wer als kritischer Blogger allzusehr auf Antworten besteht, wer sich nicht schnell abspeisen lässt und zu kritisch ist, wer gewissermaßen den Geschäftsfrieden stört, der ist für Sascha Lobo ein “Troll”. Dann gilt für den großen Freund von Bürgeröffentlichkeiten, Sascha Lobo, "Zero Trollerance". Er haut werbertypisch gerne große Sprüche raus, schwafelt über die Radiotheorie von Bertolt Brecht, aber er tut sich schwer, wenn ein kritischer Blogger nervige Werbung "Werbedreck" nennt...
Dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ins Haus steht, kann niemand ernsthaft bezweifeln. Die Frage ist nur, nach welchen Spielregeln sie stattfinden wird - und ob sie die Blogkultur stärkt.
Eine bloße Kommerzialisierung stärkt die Blogkultur nicht, sondern schwächt sie.
"Ich bin mir fast sicher", sagt Lobo, "dass wir Jamba-Werbung weder bekommen, noch machen würden."
Schon schade, dass Sascha Lobo so unsicher ist, ob er Jamba-Werbung machen würde.
In der Zwischenzeit können sich div. Personen ja nochmal Gedanken machen, warum eine (...) Verdammung von Werbung und der infantile Rundumschlag “Werbedreck” an naiver Eindimensionalität nicht zu überbieten ist.
Lobo, hast Du nicht auch den Eindruck, dass mit derartigen Statements Kommunikation ad absurdum geführt wird? Kritik an bestimmten Werbeformen bzw. an fehlenden Ambitionen sei "infantil"? Hey Lobo, sag mal, wie groß ist Dein Eindruck, dass Du einfach versuchst, Dich aus der Diskussion zu stehlen?

2. Teil. Johnny Häusler

Ein anderer Schnack ist Johnny Häusler. Johnny tut sich zwar mit den Antworten schwerer, aber er geht auf Fragen ein. Bei Johnny ist das keine Werber"kommunikation", sondern immer noch authentisch.
Ja, ich schätze die ganze Diskussion sehr, schließlich lernen wir auch daraus, und ich beantworte Deine Fragen gerne. Aber (...) dann verstehst du sicher, dass man sich manchmal fragt, ob das “auf jede Frage antworten” wirklich sinnvoll ist. Denn am Ende schreiben viele Leute eh, was sie wollen, und meist, ohne vorher einfach mal zu fragen. (...) Und schließlich muss man sich auch wundern dürfen über den Anspruch oder gar die Forderung, “alles” über adical wissen zu müssen. Mich wundert das schon. Fragst du z.B. andere Agenturen auch, was sie mit ihren Einnahmen machen? Oder andere Blogger? Ich nicht. ;)
Kurz und direkt: Viele der gestellten Fragen gehen die Blogger nichts an. Kritisches Nachfragen unerwünscht.
adical ist für Kunden interessant, die direkt auf Blogs wollen. (...) Die Erstkontakte hat Sascha gemacht (...) Das wird in erster Linie Image-Werbung sein und da wir direkt mit den Agenturen reden, können wir uns eben auch gegen bestimmte Kunden entscheiden oder den Kunden beratend zur Seite stehen und letztendlich glauben wir, dass die Blogs mit adical mehr verdienen werden als mit Adsense. (...) Popups machen wir übrigens gar nicht und auch keine Banner, die automatisch den Content verdecken. (...) Here we go: Wer Werbung nervig findet, wird sie nervig finden, auch wenn sie von adical kommt, soviel steht fest.
Wohin das auch immer führen mag - für meine Begriffe ist das eine übertriebene Reduktion des eigenen Anspruchs. Aber gut, es wird kaum möglich sein, das Thema Werbung völlig neu zu erfinden. Okay - und dennoch: Auf nervig blinkenden Flashmüll kann man ganz gut verzichten.
Da es zum Start darum ging, die Blogs mit den höchsten Zugriffen zu sammeln, kann eine Antwort etwas dauern, sorry dafür. (...) Die Auswahl sollte tatsächlich nicht groß überraschen und ist völlig subjektiv entstanden. Wir haben diejenigen Blogs angeschrieben, die bei blogscout in den oberen Positionen auftauchen und von denen wir annehmen konnten, dass sie Interesse hätten. Dabei ging es auch darum, wie lange und wie regelmäßig die Leute schon bloggen, denn auch Kontinuität ist wichtig (...) Wir brauchen Verlässlichkeit, die wir bei den oben gelisteten Blogs zu finden glauben.
Ich meine, und das ist für die Anfangsphase gut nachvollziehbar, es ging vor allem um Begrenzung des Aufwands. Unter den knapp hundert Bloggern, die euch aus Interesse am adical-Netzwerk angeschrieben haben, gäbe es bestimmt, da bin ich mir sicher, mehrere Dutzend zuverlässige Kandidaten.
Closed shop: Es wird uns in den ersten Monaten gar nichts anderes übrig bleiben. Wir können einfach viel mehr Blogs nicht betreuen.
Dann sollte adical die Technik verbessern. Das Management von Werbung in Blogs geht einfacher: behaupte ich. Vielleicht fehlt auch schlicht ein Stück weit die Routine, was am Anfang auch völlig verständlich ist.
Ihr missversteht vielleicht unsere Arbeit: Wir füttern hier nicht einfach Datenbanken und lassen auf Klick Werbung buchen.
Verstehe ich nicht. Wozu arbeitet ihr denn dann mit Werbeagenturen zusammen?? Ihr sucht euch doch die Kunden kaum selber raus, oder? Das wäre ein Mordaufwand - und m.E. kaum zu leisten, schon garnicht für dieses relativ kleine Bloggernetzwerk.
Ich würde supergerne ein Ad-Netzwerk für alle Blogs, die es wollen, machen, aber das wäre eine noch viel größere Nummer. (...) adical [kann] zum Start kein Ad-Netzwerk “für alle” bieten, das bräuchte eine hohe Automatisierung und noch aufwändigere Administration als schon jetzt. Sollten wir das irgendwann leisten können, können wir uns vorstellen, das Netz “zu öffnen”, am Anfang jedoch bleibt die Liste eine subjektive Auswahl, was nicht bedeutet, dass sie nicht ständig erweitert werden kann.
Okay. Aber als Zielversion ein offeneres Netzwerk - das wäre viel wert. Sehr viel.
Vielleicht geht es da mal hin, aber festlegen will und kann ich mich da noch nicht. Die Auswahl der ersten Blogs ist sehr subjektiv und ist sicher kritisierbar, dennoch noch einmal: Jeder andere, der etwas wie adical gestartet hätte, hätte auch seine eigene Auswahl getroffen. Welche denn auch sonst?
Stimmt. Die Kritik ist aber, dass von euch nicht genug Zeit darauf verwendet wurde, die eingehenden Anfragen zu beantworten.
Manchmal hört sich das (nicht bei dir), was man so liest, an, als würde adical anderen Blogs jetzt die Möglichkeit nehmen, Werbung zu schalten, was einfach Quatsch ist. Genauso gibt es auch bei adical keine Garantie, das plötzlich Einnahmen kommen.
Eben. Da wäre durchaus interessant zu erfahren, beispielsweise, inwieweit und wie lange die beteiligten Blogs vertraglich gebunden sind. Ob es irgendwann möglich sein soll, dass sie vorher erfahren, welche Werbung reinkommt. Und ob sie diese dann einfach und ohne Nachteile ablehnen können.
Werbetats sind nicht immer einfach so verteilbar, es gibt auch Kundenwünsche, die man berücksichtigen sollte. Wenn ein Kunde sich bestimmte adical-Blogs ausgesucht hat und nicht alle will oder bezahlen kann, dann kann er auch nur diese paar buchen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir durch ein paar Ideen eine Art “Grundbuchung” für alle in den Griff bekommen.
Und das ist so schwer? Ich dachte, die Schaltung läuft weitgehend automatisiert.
[Wir machen] keine Content-abhängige Werbung, sondern ganz klassische PI-Buchungen. Das jeweilige Blog kann natürlich Kunden ablehnen, aber das Ziel soll es sein, dass sich der Blogger nicht um die Werbeplätze zu kümmern braucht, weder bei der Buchung noch inhaltlich. (...) Und genau wie ihr werden sie es erst erfahren, wenn die Banner online sind.
Beim Inhalt "braucht" der Blogger sich nicht zu kümmern? Hmm. Ist das schon Werber-Neusprech? Sorry, für mich klingt mehr nach einem "soll" als nach einem "braucht".
Seit einigen Monaten beschäftigen sich insgesamt fünf Leute mit der Idee adical. Der Adserver muss bezahlt werden, Sascha ist seit Wochen auf Tour um mit Kunden zu reden. Die Buchungen müssen geplant und mit dem Kunden besprochen werden, Angebote geschrieben und neu geschrieben werden. Der Adserver muss bedient werden, Reportings müssen erstellt werden. Und auch dieser Kommentar hier kostet Zeit. Kurz: Wir nennen Es ist Arbeit. :)
Es ist Arbeit. Aber so viel? Wohl vor allem für Sascha. Bislang ist von außen in erster Linie Sascha Lobo erkenbar, dazu kommt unter adical.de im Netz ein Auftritt, der nicht gerade ultraaufwändig aussieht. Muss er ja auch nicht. Hauptsache, er erfüllt seinen Zweck. Zudem bringt Johnny sein Standing in der Blogosphäre ein - und kommuniziert anfangs mit vielen Bloggern im adical-Netzwerk.

Aber den d a u e r h a f t e n Riesenmordsaufwand: Den kann ich als Außenstehender kaum erkennen, jedenfalls nicht, wenn die Strukturen erst einmal stehen.
Und vor allem: Niemand von uns startet adical, weil uns gerade langweilig war. Sondern weil wir glauben, dass das Unternehmen Geld verdienen kann. Viel Arbeit für wenig oder gar kein Geld: Das mache ich nur bei Spreeblick. Sonst nicht.
Klare Ansage.

Meine These ist: adical macht für die Blogosphäre langfristig nur dann wirklich Sinn, wenn es erstens das Qualitätsproblem von Internetwerbung ein Stück weit löst und zweitens seine Dienste vor allem auf qualitätsorientierte B- und C-Blogger fokussiert. Wenn es drittens schafft, im deutschen Internet kommentierbare Werbung zu etablieren, dann wäre adical das, was es immer sein wollte.

(Bilder by Blogwinkel)

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12 April 2007

Gedanken zur Dichotomie von Privatunternehmen und staatlichen Institutionen

Beim unterkomplexen dichotomen Vergleich "Bürokratie vs. Unternehmen", gehen mir gerade drei Begriffe durch den Kopf:
a) Anreiz,
b) Lenkwirkung und
c) Koordinationsmechanismus.

Der Anreiz des Privatunternehmers besteht vereinfacht gedacht letzlich in seinem Erwerbsstreben oder seiner Profitlust. Mittels des Koordinationsmechanismus "Wettbewerb auf dem Markt" erfolgt jedoch eine wundersame Transformation der ursprünglichen Anreize - es kommt zu einer erwünschten Lenkwirkung, nämlich zur weitgehenden Steuerung der Tätigkeit des Unternehmens durch die Wünsche der ihn beauftragenden Kunden und Konsumenten.

Anders formuliert: Erst ein auf Wettbewerb beruhender Mechanismus transformiert die Anreize des Privatunternehmers dahingehend, dass auf die Bedürfnisse der Kundschaft Rücksicht genommen wird, und dies umso mehr, desto mehr es die Wettbewerbslage erforderlich macht, mit Hilfe guter Unternehmensleistungen um die Kunden zu ringen. Jeder Konkurrent bemüht sich, die Bedürfnisse der Kunden besser zu befriedigen. Man nennt diesen geglückten Fall Leistungswettbewerb.

Schön und gut.

Allerdings wird dabei deutlich, dass Monopolstrukturen regelmäßig zum Desaster führen, denn dort wird ja der eigentliche Anreiz des Privatunternehmers nicht mehr in Richtung Kundeninteresse transformiert. Der Fall, dass aufgrund eines intensiven und transparenten Wettbewerbsgeschehens (z.B. im Digicam-Markt) eine sogar starke und auch innovativ wirksame Steuerung der Privatunternehmer erfolgt, und zwar eine Steuerung durch das Kundeninteresse, ist eine Ausnahmesituation im wirtschaftlichen Geschehen.

Je weniger intensiv diese Steuerung ausfällt, umso stärker tritt das Kundeninteresse zurück, und übrig bleibt im Extremfall dann nur Machtmissbrauch des Stärkeren über den Schwachen.

Dies verdeutlicht in meinen Augen zugleich das erste Problem der Bürokratie, nämlich die dort i.d.R. fehlende Steuerung aus dem Kundeninteresse. Zwar gibt es mit Bundes- und Landtagswahlen demokratische Vermittlungsinstanzen des Kundeninteresses,- aber dieser Vermittlungsmechanismus ist oft zu indirekt, oft nur mittelbar auf die Verwaltungen wirksam und zudem zu sehr durch den Vorgang der politischen Repräsentation vom eigentlichen Kundeninteresse abgekoppelt, um sich ausreichend in der bürokratischen Praxis niederzuschlagen. Das Kundeninteresse sowie andere gesellschaftlichen Interessen bleiben außen vor. Es fehlt der passende "Geist" in diesen Institutionen.

Insofern werden m.E. alle Versuche scheitern, bürokratischen Irrsinn durch "Privatisierung" staatlicher Institutionen zu lösen. Wenn beispielsweise die Ausländerbehörden oder Arbeitsämter privatwirtschaftliche Unternehmen wären, so käme zu allen bisherigen Problemen die Gewinnerzielungsabsicht nur noch obenauf. Wie die Erfahrung zeigt: Privatisierte Wasserwerke werden einfach nur teurer. Auch die bloße Kopie privatwirtschaftlicher Vorbilder, zum Beispiel in Fragen der Organisation, wird i.d.R. nur graduelle Verbeserung bringen. Es ist des Weiteren keine Frage der Anreize. Auch z.B. eine Gewinnbeteiligung führender Beamter wird nicht den passenden Geist in die Institutionen tragen.

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