22 April 2007

Präsidentschaftswahlen in Frankreich

Nach den Hochrechnungen liegen Herr Sarkozy (Wikipedia) bei 31,0 %, Frau Royal (Wikipedia) bei 25,6 %, Herr Bayrou bei 18,6 %. Der Neofaschist Le Pen liegt überraschend deutlich abgeschlagen bei 10,6 %, während der Trotzkist Olivier Besancenot 4,2 % und der Islamphobiker Villiers 2,3 % erreichten. Die Kandidaten der übrigen Splittergruppen (dunkelrot, globalisierungskritisch oder grün) versammelten rund 7,5 % der Stimmen.

Nicolas Sarkozy hat mit dieser Abstimmung großes Glück gehabt - denn gegen den Zentristen Francois Bayrou, welcher sich in diesem Wahlkampf als Sozialliberaler präsentiert hat, hätte er in der Stichwahl verloren. Sarkozy repräsentiert mit seiner neoliberalen, neokonservativen und xenophoben Haltung die Franzosen schlechter als es Bayrou getan hätte. Hätte Royal zugunsten von Bayrou aufgegeben - Sarkozy wäre verhindert worden.

Nun sieht die Lage indes anders aus.

Geht man davon aus, dass Sarkozy, ein Nixon à la Française, rund 60% der Stimmen der Wähler von Le Pen und Bayrou auf sich ziehen wird, während die allgemeine Inkompetenz ausstrahlende Sozialistin Royal bei den Wählern von Kandidaten kommunistischer Splittergruppen stärker punktet,- und zieht man weiterhin in Betracht, dass bei der Stichwahl rechtsgerichtete Wählergruppen insgesamt etwas stärker mobilisiert werden, so ergibt sich eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für den Sieg von Sarkozy.

Das unter dem Vorsitz von Sarkozy stehende französische Parteienbündnis UMP hat in der Nationalversammlung einen Stimmenanteil von immerhin 62,39 %. Dieses Wählerpotential ist noch fast unverändert vorhanden. Frau Ségolène Royal hat in der Stichwahl daher m.E. kaum Chancen, auch wenn man davon ausgehen kann, dass die traditionell zerstrittene französische Linke diesmal wie ein Mann hinter Frau Royal stehen wird.

Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich der Kampf um die Mitte, um die Stimmen der Bayrouwähler auswirken wird. Drängt nämlich Sarkozy zu stark in die Mitte, spült er sich auf den letzten Wahlkampfmetern weich, so könnte er bei xenophoben Wähler Wahlmüdigkeit auslösen, zumal vor dem Hintergrund eines sicher geglaubten Sieges. Dies ist deshalb für ihn eine Gefahr, weil der Ruf "Tout sauf Sarkozy!" eine geradezu dramatische Mobilisierung der Bürger in den französischen Vorstädten herbeigeführt hat.

3 Comments:

At 23 April, 2007 18:04, Anonymous Anonym said...

Das wird spannend in zwei Wochen!

Manueller Trackback: Hinterm Namen ;)

 
At 26 April, 2007 15:48, Anonymous Anonym said...

Warum übernehmen sie die Argumentation der gleichgeschalteten rechtskonservativen Medien, die Frau Royal als inkompetent dargestellt haben, obwohl sie in ihrem eigenen Wahl- und Wirkungskreis eine excellente Leistungsbilanz aufweisen kann? Schade.

 
At 27 April, 2007 18:02, Blogger John Dean said...

@fridolin
Nachdem ich mich etwas eingehender mit Frau Royal und Herrn Sarkozy beschäftigt habe, muss ich Ihnen Recht geben. Hinter der "Kompetenz" des Sarkozy stehen oftmals nur Platitüden, garniert mit überheblicher Aggressivität (und den billigen Mut, dem xenophoben Pöbel nach dem Mund zu reden), während man bei Royal - im Vergleich - mehr Kompetenz sehen kann.

Vielleicht ist sie in außenpolitischen Fragen schwach, aber einen bellizistischer Spinner mit "Starke-Mann"-Rhetorik dürfte hier schwerlich als kompetenter einzuschätzen sein. In Wirtschaftsfragen ist Royal offener und lernfähig, während Sarkozy ideologisch verbohrt ist - bis hin zum Extremismus.

Sollten Frankreichs Wähler Sarkozy bevorzugen, werden sie sich noch furchtbar umschauen.

Meine Vermutung ist es, sogar recht stark, dass die in Wirtschaftsfragen z.Zt. sich etwas nebulös und populistisch gebende Royal zur Zeit Rücksicht auf ihre sozialistischen Anhänger und Wähler nimmt.

Ich bin beeindruckt z.B. von ihrem Mut, und auch ihrer geradliniegen, eigenes Denken offenbarene Analyse hinsichtlich der 35-Stunden-Woche, wo sie sich praktisch gegen die komplette eigene Partei stellte.

Der Begriff "Inkompetenz" trifft nicht auf Royal, nicht einmal auf ihre diesbezügliche Ausstrahlung, jedenfalls dann nicht, wenn man sie mit Sarkozy vergleicht.

Sarkozy erinnert mich an eine Mischung aus dem Dummschwätzern Momper und Schöhnbohm, welche mit Nixon gekreuzt wurden.

Relativ gruselig finde ich beispielsweise die Aussicht, dass Frankreich unter einem Präsidenten Sarkozy in Rüstungswahn enden wird, und erheblich dazu beitragen wird, dass die NATO zu einem Präfentivkriegsbündnis umgewandelt wird.

Brrr!

Und in wirtschaftspolitischer Hinsicht wird Sarkozy dem deutschen Irrweg des letzten Jahrzehnts folgen, Großunternehmen und Eigentümer massiv entlassten - zu Lasten arbeitender Menschen. Dieses wirtschaftspolitische Konzept wird die Arbeit in Frankreich verteuern - und knapper machen.

Es werden schlechte Jahre für Frankreich werden.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home