12 April 2007

Gedanken zur Dichotomie von Privatunternehmen und staatlichen Institutionen

Beim unterkomplexen dichotomen Vergleich "Bürokratie vs. Unternehmen", gehen mir gerade drei Begriffe durch den Kopf:
a) Anreiz,
b) Lenkwirkung und
c) Koordinationsmechanismus.

Der Anreiz des Privatunternehmers besteht vereinfacht gedacht letzlich in seinem Erwerbsstreben oder seiner Profitlust. Mittels des Koordinationsmechanismus "Wettbewerb auf dem Markt" erfolgt jedoch eine wundersame Transformation der ursprünglichen Anreize - es kommt zu einer erwünschten Lenkwirkung, nämlich zur weitgehenden Steuerung der Tätigkeit des Unternehmens durch die Wünsche der ihn beauftragenden Kunden und Konsumenten.

Anders formuliert: Erst ein auf Wettbewerb beruhender Mechanismus transformiert die Anreize des Privatunternehmers dahingehend, dass auf die Bedürfnisse der Kundschaft Rücksicht genommen wird, und dies umso mehr, desto mehr es die Wettbewerbslage erforderlich macht, mit Hilfe guter Unternehmensleistungen um die Kunden zu ringen. Jeder Konkurrent bemüht sich, die Bedürfnisse der Kunden besser zu befriedigen. Man nennt diesen geglückten Fall Leistungswettbewerb.

Schön und gut.

Allerdings wird dabei deutlich, dass Monopolstrukturen regelmäßig zum Desaster führen, denn dort wird ja der eigentliche Anreiz des Privatunternehmers nicht mehr in Richtung Kundeninteresse transformiert. Der Fall, dass aufgrund eines intensiven und transparenten Wettbewerbsgeschehens (z.B. im Digicam-Markt) eine sogar starke und auch innovativ wirksame Steuerung der Privatunternehmer erfolgt, und zwar eine Steuerung durch das Kundeninteresse, ist eine Ausnahmesituation im wirtschaftlichen Geschehen.

Je weniger intensiv diese Steuerung ausfällt, umso stärker tritt das Kundeninteresse zurück, und übrig bleibt im Extremfall dann nur Machtmissbrauch des Stärkeren über den Schwachen.

Dies verdeutlicht in meinen Augen zugleich das erste Problem der Bürokratie, nämlich die dort i.d.R. fehlende Steuerung aus dem Kundeninteresse. Zwar gibt es mit Bundes- und Landtagswahlen demokratische Vermittlungsinstanzen des Kundeninteresses,- aber dieser Vermittlungsmechanismus ist oft zu indirekt, oft nur mittelbar auf die Verwaltungen wirksam und zudem zu sehr durch den Vorgang der politischen Repräsentation vom eigentlichen Kundeninteresse abgekoppelt, um sich ausreichend in der bürokratischen Praxis niederzuschlagen. Das Kundeninteresse sowie andere gesellschaftlichen Interessen bleiben außen vor. Es fehlt der passende "Geist" in diesen Institutionen.

Insofern werden m.E. alle Versuche scheitern, bürokratischen Irrsinn durch "Privatisierung" staatlicher Institutionen zu lösen. Wenn beispielsweise die Ausländerbehörden oder Arbeitsämter privatwirtschaftliche Unternehmen wären, so käme zu allen bisherigen Problemen die Gewinnerzielungsabsicht nur noch obenauf. Wie die Erfahrung zeigt: Privatisierte Wasserwerke werden einfach nur teurer. Auch die bloße Kopie privatwirtschaftlicher Vorbilder, zum Beispiel in Fragen der Organisation, wird i.d.R. nur graduelle Verbeserung bringen. Es ist des Weiteren keine Frage der Anreize. Auch z.B. eine Gewinnbeteiligung führender Beamter wird nicht den passenden Geist in die Institutionen tragen.

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1 Comments:

At 13 April, 2007 00:39, Anonymous Anonym said...

guter artikel! liegt (ganz zufällig *g*) genau auf meiner linie. guxtu http://feynsinn.org/?p=437

 

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