24 Juni 2007

Lesetipp: Alfed Grosser in der TAZ. (via Spiegelfechter)

Vogelgrippe: Allmächtiger, werden wir alle sterben?

Antwort: Nein.

Es gibt aktuell in Dtl. wieder ein paar Fälle von dieser für Menschen harmlosen Tierseuche. Und die von Roche gekauften großzügig unterstützten Medien und Johurnalisten versuchen auch dieses Jahr, aus einer völlig harmlosen Tierseuche ein großes Thema für die Allgemeinheit zu machen. Damit am Ende der Tamiflu-Umsatz stimmt.

Tamiflu? Teuer. Billig zu produzieren. Gewinn pur. Und für die flächendeckende Prävention medizinisch völlig ungeeignet. Zur Zeit gibt es (bei Google-News) von Seiten sogenannter Journalisten insgesamt 18 Werbeartikelchen für Tamiflu. Selbstredend arbeitet SPIEGEL ONLINE bei dieser Tamiflu-Werbung und Vogelgrippe-Hysterieverbreitung an vorderster Front. Mit dem Titel: "Seuchenausbruch".
Drecksladen!

Man sollte vielleicht einen wöchentlich überarbeiteten Roche-Tamiflu-Vogelgrippe-Index einführen zur Messung der medial verbreiteten Vogelgrippehysterie.

+++ Update 01.07.2007 +++
Wie man vernünftig (also nicht auf Gossenniveau) über die aktuellen Vogelgrippefälle Bericht erstatttet, zeigt der Stern. So sieht guter Journalismus aus.
(Bild: CC von Timitalia - Danke!)

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22 Juni 2007

So sieht ein Mann aus, der in den staatlichen "Schlössern und Gärten" von Berlin und Potsdam Verantwortung trägt. Schikanöse und hochgradig lächerliche Parkordnungen inklusive. Ich kenne diesen Menschen - er ist eine Mischung aus einem sehr biederen und buchstabenseligen Beamten und einem vergeistigten, beinahe akademischen Parkliebhaber. "Gartendirektor". Michael Rohde hat seine Parks lieb - nicht die Menschen darin. Rohde steht - als Typ - für einen immer noch lebendigen Wilheminismus in deutschen Verwaltungen. Privat - würde ich seinen Arbeitsstil als den eines Idioten idiotisch bezeichnen.

20 Juni 2007

Walter Eucken zum Neoliberalismus

Die Prinzipien der [ordoliberalen] Wirtschaftspolitik, die hier dargestellt wurden, werden bisweilen "liberal" oder "neoliberal" genannt. Aber dieses Bezeichnung ist oft tendenziös und nicht treffend. (...) die Bezeichnung "liberal" ist auch nicht treffend. Die Liberalen des 19. Jahrhunderts waren zumeist Anhänger einer Politik des Laissez-faire. Sie waren zwar gestützt auf eine große Tradition; aber manche von ihnen waren Epigonen. Im Ganzen ist der Liberalismus dieser Zeit nur ein Ast an dem großen Baum der europäischen Kultur, die auf Freiheit beruht, seit sie besteht, und die nur dann bedroht war oder verfiel, wenn die Freiheit verfiel. Die neue geschichtliche Lage macht es notwendig - und gerade dieser Gedanke drängte sich uns auf -, die massive Bedrohung der Freiheit [durch wirtschaftliche Übermacht] durch neue positive Mittel abzuwenden. (...) Innerhalb der wirtschaftlichen Sphäre erfolgt mit Ingangsetzung der Konkurrenz eine Dekonzentration, die es verhindert, dass [ökonomische] Machtpositionen bleiben oder sich neu bilden.
Walter Eucken in: "Grundsätze der Wirtschaftspolitik".

Dazu kommen eine Sozialstaatspolitik, die Zerschlagung von Monopolen, die Stärkung von sozial oder ökonomisch Schwachen, eine egalitäre Bildungspolitik, Maßnahmen zur Begrenzung und Umverteilung großer Vermögen, Maßnahmen zur Erhöhung von Transparenz und zur Verhinderung von Machtmissbrauch, Kampf gegen den Einfluss von Lobbyisten sowie gegen staatlich-korporatistische Strukturen, strikte Ausrichtung der Wirtschaftspolitik an Verbraucher- und Bürgerinteressen usw. usf. Mit einem Wort:

Ordo.

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Johnny ist kurz vor Werbung für Jamba...

Johnny, es ist ganz einfach: Wenn ich Jamba so richtig scheiße finde, dann mache ich keine Werbung für Jamba. Okay? Wenn ich Yahoo so richtig scheiße finde, dann mache ich keine Werbung für Yahoo. Wenn Spreeblick die NPD so richtig scheiße findet, dann schaltet Spreeblick keine Werbung für die NPD. Eigentlich ganz einfach. Ein anständiger Mensch macht nach Möglichkeit keine Werbung für Sachen, die er scheiße findet.

Es mag sein, dass die weit verbreitete "ist-mir-egal"-Haltung (in Bezug auf Werbung) die Unterschiede verwischt und ermöglicht, dass heutzutage für wirklich jeden Scheiß Werbung gemacht wird - aber, hey, niemand zwingt Dich dazu, z.B. für die Menschenrechtsverhöhner von Yahoo Werbung zu machen. Irgendwo gibt es eine Linie, wo Werbung für eine Sache noch Okay ist. Johnny: Wo ist Deine Linie?

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18 Juni 2007

Sozialdarwinismus ist möglich - Sonderwoche FDP

Unter dem Motto "Niemand nennt uns eine klientelistische Dreckspartei" ging vor wenigen Tagen der FDP-Parteitag zuende.

Anlässlich dieses historischen Ereignisses, das man dank Phoenix verfolgen konnte, gibt es beim Spiegelfechter (hier und hier) und Pantoffelpunk (hier und hier) viele schöne Bilder, sowie die dazu passenden Berichte unserer Korrespondenten.

Freiheit für Paris Hilton! Ich bin eine Rabenmutter! Sowie ähnliche Forderungen zierten diesen Glanzpunkt des deutschen Liberalismus. Echt jezz.

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17 Juni 2007

Unabänderliche Rechte

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. -- That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, -- That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it (...)
Wenn Verfassungsgerichte (wie in Hamburg geschehen) die eigensüchtigen Interessen eines sich als Exekutive gebärenen Parlamentes über den in Abstimmungen erklärten unmittelbaren Volkswillen stellt - und den Grundsatz der Volkssouveräntität verleugnet -, wenn Anwälte des organisierten sowie mit der Politik eng verzahnten Verbrechens sogar Verfassungsrichter sind (statt in den Nesseln zu sitzen), wenn hysterische Innenpolitiker Demonstrantenschikanierung zur "Terrorbekämpfung" erklären, wenn die Meinungsfreiheit - und sei es aus geschäftlichen Interesssen heraus - gebeugt wird, wenn der gesellschaftliche Prozess von der Chancengleichheit fortführt und hin zu einer Kastenstrukturen ausbildenden Herrschaft von (zumal mangelhaft besteuerten) Eliten und Privilegierten über den Rest, dann stellt sich eines Tages, für die gründlich verarschte Normalbevölkerung tatsächlich die Widerstandsfrage. Das meine ich, zumal die sogenannte "vierte Gewalt" sich in der Gesamttendenz zu einem neoliberalen Elitenprojekt wandelt - und sich als solches z.Zt. äußerst schwer tut bei der Erfüllung ihrer gesellschaftlichen Aufgaben.

Der Ruf wird dann sein:
"Stürmt die Verlagshäuser! Stürmt die Fernsehanstalten! Hängt Diekmann, Christiansen und das ganze verlogene Dreckspack!"
So weit sind wir allerdings noch nicht. Die Notwendigkeit für eine wirksame Gegenöffentlichkeit wächst indes.

Im Übrigen habe ich soeben die Lektüre der Autobiografie von Benjamin Franklin beendet. Ich kann diese Lektüre nur wärmstens empfehlen. Es verblüfft, zumal in der heutigen Zeit, in welchem Ausmaß das Gemeinwohl und die Rücksicht auf sozial Schwache der Maßstab von Benjamin Franklin waren. Geistiges Eigentum und Patente lehnte Benjamin Franklin ab, mit dem Argument, dass auch er von kostenlosen Erfindungen und Leistungen anderer profitiere. Hinweis: Im heutigen Amerika sind, jedenfalls unter Republikanern, die Ansichten von Benjamin Franklin verhasst.

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Feedburner-Liste von adical-Blogs

Adicalblogs via Feedburner - werbefrei und anonymisiert:

Batzblog, Beetlebum, Bildblog, DE:BUG, Dobschat, Eyesaiditbefore, Fscklog, Flashgamez, London leben, Lummaland, Mobile Macs, Nerdcore, Netzpolitik, Niggemeier, Pop64 (Kosmar), Popkulturjunkie, Pottblog, Praegnanz, PSP Freak, Retromedia, Sixtus, Slidetone, Spreeblick, Weltfrieden, Wirres

Man kann für einige Blogs behaupten, dass diese via Feedburner besser aussehen. Wie auch immer, in dieser Liste befinden sich nur die adical-Blogs, die bereitwillig üble Werbekröten schlucken, inkl. den Verächtern von Menschenrechten: Yahoo.

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15 Juni 2007

Hohles Geblubber von Johnny Häusler

Die Kunst bzw. Potenz, fast alles schönzureden, macht einen Menschen keineswegs zu einem redlichen Menschen. Doch, Johnny, muss man dann gleich so tief sinken? Beispiel:
"Denn jeder Kunde, den wir als „verwerflich“ ablehnen, bedeutet im Umkehrschluss unsere moralische Absolution für die Kunden, die werbend auf Spreeblick erscheinen."
Der logische Gehalt dieses Arguments läuft u.a. darauf hinaus, wenn man es ein kleines Stück weiterdenkt, dass man selbst höchstkriminelle Menschenrechtsbrecher nicht als verwerflich ablehnen dürfe, weil man damit ja "moralische Absolution" für alle Übrigen erteilen würde...

Hohl ist auch:
"Die Entscheidung, ob ein Werbekunde explizit abgelehnt wird, treffen für Spreeblick allein Tanja und ich, die Autoren werden in diesen Prozess bewusst nicht eingebunden, sie kennen nicht einmal die Anfragen und Buchungsdetails. Denn wer bei Spreeblick wirbt, soll keinen Einfluss auf die haben, die bei Spreeblick schreiben."
Die Wahrheit ist: Johnny und Tanja wollen nicht, dass die Teilnehmer des adical-Netzwerks Einfluss auf die Auswahl von Werbekunden nehmen können. Man gibt sich intern de fakto antidemokratisch, damit man bequem auch für Menschenrechtsbrecher bei adical Imagekampagnen machen kann...

Disclaimer: Im Übrigen bedeutet die Tatsache, dass Johnny in Bezug auf adical (bzw. desssen Menschenrechte verhöhnende Werbekunden) ausgesprochen verlogenen Argumentationen äußert, nicht, dass er in anderen Lebensbereichen kein anständiger Mensch sein kann. Es wäre Johnny nur zu wünschen, dass er sich sowie uns seine seifig-verlogenen Beschönigungsversuche in Zukunft spart - und seinen Standpunkt noch einmal durchdenkt. Die Grenze aller Schönrednerei sind die Menschenrechte. Yahoo geht nicht. Nie.

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14 Juni 2007

Kollegin (leicht genervt wegen sexistischer Männer): "Warum (...) ??"
65-jähriger Kollege: "Ach weißt Du: Hunde, die bellen, beißen nicht!".

Privatisierungsfolgen: Kostenexplosionen bei den Geheimdiensten

Anhand stichhaltiger Unterlagen, die versehentlich von der US-Regierung veröffentlicht wurden, kann beispielhaft gezeigt werden, dass die von Neo- und Anarcholiberalen geforderten "Privatisierungen" zu intransparenten Kostenexplosionen führen - auch bei den US-Geheimdiensten.
Die Privatisierung spart entgegen der Ideologie deshalb keine Kosten, weil oft ehemalige CIA-Mitarbeiter ihre Dienste nach dem Ausscheiden dem Geheimdienst zu höheren Kosten anbieten.
Rechnet man diese Geheimdienstetats in Höhe von rund 60 Milliarden (!) US-Dollar zusammen mit dem regulären US-Militärhaushalt für 2006 in Höhe von rund 480 Milliarden und addiert die zusätzlich genehmigten Kriegsführungskosten (ca. 100 Milliarden) - dann hat man damit ein Beispiel unnützer bis schädlichster Mittelverschwendung in einem Staat, der sich seiner angeblich rein privatwirtschaftlichen Orientierung rühmt.

Dies hier ist ggf. auch interessant, und belegt die Verschwendung menschlicher Arbeitskraft durch Militarismus in internationalen Vergleich.

Über 600 Milliarden US-Dollar. So sinnlos. Unfassbar.

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Bordellbesuche von EU-Parlamentariern

Frage: Wenn die VW-finanzierten Bordellbesuche des SPD-Abgeordneten Uhl ein Riesenskandal sind (doch, sind sie), was sind dann die deutlich zahlreicheren (!) Lobbyisten-finanzierten Bordellbesuche der Abgeordneten des Europa-Parlaments?

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13 Juni 2007

Ein bürgerrechtlich orientierter Kommentar von CCM im SpOn. Ich staune. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer - daher keine Link dorthin. Keinen Link? Doch: Und zwar eine gut recherchierte Story in der Sueddeutschen über die Arbeitsbedingungen bei der Zuckerrohr-Ernte bzw. über brasilianischen Bio-Sprit. Sowie diese Grafik, die jeder, der sich für Staatsquoten interessiert, anschauen sollte.

Testweise dazu ein Argument, das ich persönlich für doch etwas zu vorwitzig halte, zur ach-so-vorbildlichen Staatsquote in den USA: Wenn man bedenkt, wie wenig der amerikanische Staat für seine Bürger tut, so ist die amerikanische Staatsquote grausam. Zumal unsere Staatsquote teils (recht harmlos!) umverteilender Art ist - und nicht so wohlstandsvernichtend wirkt wie z.B. unnütze bis schädliche 650 Mrd US-Dollar für Kriegsgüter und Militarismusfolgen.

12 Juni 2007

Kleine linksliberale Grundsatzansprache

Linksliberalismus bedeutet nicht Freiheit und Würde einer Schicht, bedeutet nicht geistige Erstarrung in einem letztlich konservativ-bürgerlichen Interessenblock der Wohlbegüterten, sondern das Anstreben tatsächlich erfahrbarer Chancengleichheit, persönlicher Freiheit und Menschenwürde möglichst aller Menschen.

In Anbetracht der anwachsenden sozialen Verwerfungen unserer Gesellschaft genügt das allerdings nicht. Die politisch gelebte Freiheits- und Demokratieorientierung muss sich in einer Zeit, in der den Schwächeren der Gesellschaft immer härtere Lasten auferlegt werden, deutlich auf die Seite der kleinen Leute, Normalbürger, Arbeitnehmer und Schwachen in der Gesellschaft stellen.

Gegen den mächtigen Klientelismus der Privilegierten.

Anderenfalls kommt es zur Erstarrung in einer vermeintlich süßen klebrigen Soße aus bürgerlicher und großbürgerlicher Interessenpolitik bis hin zum offenen Betrug an der Gesellschaft - so, wie dies z.B. vom "Bürgerkonvent", der F"D"P oder der INSM als politisches Konzept gehandhabt wird.

Ich meine: Die Zeit für den verlogenen und zunehmend reaktionären Wirtschaftsliberalismus läuft ab.

In Anbetracht der teils dramatisch anwachsenden Aufweichung von Demokratie und Bürgerrechten in unserem Land, sichtbar auch an den Ereignissen anlässlich des G8-Treffens - und sichtbar am fast vollständigen Versagen unserer Presse und Medien, genügen heute in diesen Fragen kein gemütlich-seichtes Leisesein oder untätige Unentschiedenheit.

Die Devise des Tages lautet: Angriff! Holen wir uns unseren Staat zurück.

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Vorzüglich und umfangreich: Chris rechnet mit Kurt Beck ab. Kurt Beck hat ein Problem.

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10 Juni 2007

Das ist der Beitrag, den ich zum G8-Gipfel noch schreiben wollte. Fehlen nur noch die Käfige für Demonstranten - und die diversen Grundrechtsverhöhnungen seitens staatlicher Institutionen. Ich glaube, dass Blogs als Gegenöffentlichkeit diesmal funktioniert haben - und sogar in die Redaktionen hinein gewirkt haben.

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Frankreich vor der Wahl

Wirtschaftspolitischer Populismus

Sarkozy gelingt es gerade, dass ihm mit einem geradezu idiotischen Programm die Herzen der Franzosen zufliegen: Steuerermäßigungen für Überstunden. Der Reiz liegt für die arbeitende Bevölkerung darin, dass (endlich!) für sie Steuererleichterungen winken. Dabei sind es nur Brosamen.

Exkurs 35-Stunden-Woche

Meiner Auffassung nach ist es so: Volkswirtschaftlich ist die flächendeckende Einführung einer 35-Stunde-Woche verkehrt, u.a. auch deshalb, weil dies i.d.R. die volkswirtschaftliche Faktorauslastung senkt (lässt sich m.E. ökonometrisch belegen) und zugleich die Arbeitsintensität (Stichwort: Leistungsstress) erhöht – gar nicht selten über ein menschliches Maß hinaus. Wohlstandsverminderung.

Zugleich, und das halte ich für sehr gefährlich, führt die Einführung einer 35-Stunden-Woche für große Teile der Erwerbsbevölkerung zu Einkommenseinschnitten, während sie den Unternehmen (zusätzliche) Anreize dafür schafft, den Faktor Arbeit weniger umfangreich einzusetzen.

Insofern könnte es sinnvoll sein, ähnlich, wie es Sarkozy versucht, die 35-Stunden-Woche zu bekämpfen. Dagegen sprechen, zumal in der gewählten Form, m.E. zwei Hauptgründe.

Erstens, wirkt die von Sarkozy angekündigte Maßnahme in der gegenwärtigen Konjunktur wie eine Einstellungsbremse.

Zweitens ist es in entwickelten westlichen Zivilisationen grundsätzlich unvernünftig, Anreize dafür zu schaffen, dass Menschen regelmäßig über 45 Stunden pro Woche arbeiten. Ab ca. 40 bis 45 Stunden Arbeitszeit pro Woche sinkt die Produktivität bzw. Leistungsfähigkeit. Massiv wird dieser Effekt ab 50 Arbeitsstunden pro Woche. Es ist eine unter Arbeitswissenschaftlern anerkannte wissenschaftliche Tatsache, dass eine Arbeitszeit über 50 Stunden pro Woche Raubbau an der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer darstellt. Mit einem Wort:

Unmenschlich.

Für so etwas Anreize zu schaffen, ist eine schlechte Politik. Ich halte rein garnichts davon, wenn Politiker Überstunden zur gesellschaftlichen Norm erheben. So etwas mag zwar zur neoliberalen Denkrichtung passen, welche Rücksichten auf die Bedürfnisse von Arbeitnehmern verhöhnt, aber es ist immer noch: schlechte Politik.

Geschickte Ämterbesetzung

Sarkozy ist ein guter politischer Taktiker. Das zeigt sich auch darin, wie er Spitzenämter besetzt. Während Sarkozy eine knallharte, unversöhnliche, neoliberale Politik vorbereitet, tarnt er seine zentrales Anliegen dadurch, dass er z.B. dem beliebten Linken Bernard Kouchner das Außenministerium überließ. Die Hälfte seines Kabinetts besteht zudem aus Frauen. Das alles sieht nach Zugeständnis aus – und ist keines.

Medienunterstützung

Es ist ja nicht so, dass sich die politischen Gegner von Sarkozy während des Wahlkampfes auf die faule Haut gelegt hätten. In den Massenmedien, wo Sarkozy Einfluss und starke Freunde hat, gewinnt der Wähler jedoch einen anderen Eindruck: Sarkozy auf allen Kanälen, „speedy Sarkozy“ hier, „speedy Sarkozy“ dort. Der Opposition hat man die Rolle der „Zerstrittenen“ zugedacht. Jegliche innerparteiliche Diskussion wird als Gefahr für Frankreich dargestellt, zugleich huldigen ebenjene Medien dem Führerprinzip, soweit es Sarkozy betrifft. Es fehlt nicht viel, und Frankreichs Massenmedien entäußern gegenüber Sarkozy Heilsrufe.

Das politische Programm von Sarkozy

Sarkozy und seinen Verbündeten in den Massenmedien ist es hervorragend gelungen, den Wahlkampf weitgehend von inhaltlichen Fragen wegzuführen – ihn quasi zu entpolitisieren. Er setzt, zumal nach dem Gewinn der Präsidentschaft, auf versöhnliche und ausgleichende Rhetorik, und äußert sich nicht weiter zu seinen Plänen, welche u.a. scharfe Einschnitte ins soziale Netz sowie Steuererleichterungen im Umfang von 15 Mrd. € pro Jahr für ökonomische Eliten beinhalten.

Die Gegenfinanzierung? Auch dazu schweigt er – und Frankreichs Medien machen mit. In der Bildungspolitik verfolgt Sarkozy eine strikt neoliberale Linie, erst recht bei den Arbeitsgesetzen. Die Politik gegenüber Migranten wird restriktiver. Medienwirksam erwies sich, dass Sarkozy das Außenministerium einem gestandenen Linken überließ. Insgesamt führt sich Sarkozy auf, rhetorisch, als ob er die personifizierte große Koalition darstellen würde. Doch dieser Schein trügt.

Der brutale Kampf um die politische Mitte

Sarkozy weiß, gegen wen er in der Präsidentschaftsstichwahl verloren hätte: Bayrou. Dementsprechend bekämpft Sarkozy die neue Partei von Bayrou mit allen Mitteln.

Bayrous neue Partei heißt Mouvement démocrate" (MoDem) – und hat als neue linksliberale Partei in kürzester Zeit 75.000 Mitgliedsanträge erhalten. Das mag beeindruckend klingen, aber diese neue Partei leidet zur Zeit nicht nur darunter, dass Sarkozy die meisten Abgeordneten der Vorgänger-Partei UDF abgeworben hat.

Schlimmer noch: Die mit Sarkozy verbündeten Rechtsabweichler erhalten von Sarkozy Mandate in der Nationalversammlung zugesichert – und im Gegenzug gründen diese, um Bayrou zu schwächen, ausgerechnet eine Partei, die unter „sozialliberal“ firmiert. Ein Betrug am Wähler.

Das Ziel bei diesem Manöver ist erstens, bei den Wählern und in den Medien für Begriffsverwirrung zu sorgen, zweitens, die politische Mitte in Frankreich aufzuspalten und drittens, Bayrous neuer Partei sofort einen Konkurrenten zu schaffen.

Im Gegenzug verzichtet Sarkozys Regierungspartei UMP im Wahlkreis der 24 betrügerischen Kandidaten des „Neuen Zentrums“ (ehemals: UDF) darauf, einen UMP-Kandidaten aufzustellen – und sichert den rechtsliberalen Gegnern von Bayrou die volle Unterstützung im Wahlkampf zu.

Für diesen Liebesdienst von Sarkozy verzichten die Abgeordneten des „Neue Zentrum“ in der Nationalversammlung auf das eigene Stimmrecht - zugunsten der UMP von Sarkozy. Das ist der Deal.

Voraussichtliche Stimmenverteilung nach der Wahl

Anders, als es in der deutschen Berichterstattung deutlich wird, hat die UMP von Sarkozy keineswegs eine überwältigende Mehrheit, sondern kommt auf etwa 40 Prozent der Stimmen (laut einer Umfrage von "Le Figaro" von Freitag).

Es liegt an den Besonderheiten in Frankreichs Wahlsystem, welches kleinere und mittlere Parteien diskriminiert, dass später dann, in der Nationalversammlung, daraus eine drastische Mehrheit von weit über 70% entsteht. Mit dem Zusammenfallen von exekutiver Macht und großer Mehrheit in der Nationalversammlung wird Sarkozy seine Macht bzw. die faktische Einparteienherrschaft dazu gebrauchen, um besonders harte „Reform“-Schritte in kurzer Zeit vorzunehmen, und zwar solche, welche gegen den Willen und die Interessen der Mehrheit der Franzosen gerichtet sind.

Frankreich wird dunkle Tage erleben

08 Juni 2007

Kleine Anmerkung zum Barcamp HH: Ich werde da sein. Ich befürchte ein gieriges, unnützes, überhyptes Möchtegern-Kommerler-Treffen. Man wird sehen - vielleicht kann ich mich einiger Vorurteile entledigen. Darauf hoffe ich.

Anmerkungen zur Verteilungsökonomie

Beim letzten, übrigens sehr angenehmen, Treffen von etwas über drei Hochverdienern (Lebemann, Che sowie Booster im Geiste) kam mir eine Idee. Und zwar:

Wenn wir zusammen so herrlich schmerzlos mit Geld um uns werfen können (bzw. uns von Lebemann einladen lassen können), dann ist das für uns schön und gut. Wirklich. Aber rein allokationstheoretisch haut das nicht ganz hin, und das, obwohl jeder der Anwesenden etwa die gleiche Menge vorzüglichen Wein, Wasser und Krabben vernichtet hat.

(Sozusagen ein Treffen einer kommunistischen Gruppe)

Es scheint nämlich so zu sein, dass "der" Markt, genauer geschrieben, eine überwiegend marktgesteuerte Wirtschaftsordnung, immer dann ungenügend funktioniert, systemimmanent schlecht funktioniert, wenn die soziale Ungleichheit in ihr zu groß wird.

Wo wir nämlich mit hunderten von Euros um uns werfen können, wie gesagt, völlig schmerzfrei und zur Vervollkommnung eines gelungenen Nachmittags, dürfte der gleiche Betrag an Euros z.B. in den Händen einer durchschnittlichen Call-Center-Agentin allokationstheoretisch deutlich mehr wert sein.

(Oder auch bei meiner entzückenden Nachbarin, welche nicht wie ich Kaufmann ist, sondern Krankenschwester)

Anders gesprochen: Reiche und wohlhabende Menschen setzten, wenn sie über zuviele Mittel verfügen, die falschen Allokationssignale. Und umgekehrt: Die Bedürfnisse armer Menschen werden in einer Marktökonomie, für den Fall zu großer einkommensmäßiger Ungleichheit, über bald jedes vernünftige Maß hinaus vernachlässigt.

Bums.

Sollte diese meine hypothetische Behauptung, welche sich mit der simplen klassischen Terrorie Theorie der Ökonomie - sowie dem Zauberglauben an die "unsichtbare Hand" sehr empfindlich beißt, richtig sein (und ich bin davon überzeugt), dann heißt das auch:

Die Allokationseffizienz einer marktwirtschaftlichen Ordnung sinkt bei zu großer sozialer Ungleichheit.

Es ist daher m.E. eine Aufgabe für jeden echten Ordoliberalen, sich für sozialen Ausgleich einzusetzen sowie dafür, dass sich die besten Köpfe einer Gesellschaft um die Bedürfnisse von armen Menschen kümmern. Zum Beispiel so (und nein: was wir hier sehen, ist eben keine reine Marktlösung).

Im Übrigen ist die soziale Ungleichheit, wenn sie ein bestimmtes Maß überschreitet, immer zu bekämpfen. Wer das Gegenteil behauptet, wie z.B. arrogante anti-wissenschaftliche Botschafter Extremisten der INSM, ist ein erbärmliches Arschloch. Doch doch. Auch Sie, Herr "Statler".
(Bild via Flickr von mzeecedric)

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03 Juni 2007

Volker Pispers über Sozialschmarotzer und Lesetipps

Hat man Lust auf 17 schöne Minuten sozialschmarotzerfeindliches Kabarett, so höre man hier zu.
(via)

Nach dem Hörtipp meine aktuellen Lesetipps:
  • Jonathan Franzen: "Die Unruhezone" (Besprechung: hier und hier dazu ein Interview als PDF)
  • Benjamin Franklin: "Autobiographie" (immer wieder aktuell - wird gerade von mir gelesen)

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Kinder reicher Leute (Gedichtesonntag)

Kinder reicher Leute

Sie wissen nichts von Schmutz und Hoffnungsnot,
Von Vermieterstress und alten Lebensmitteln.
Sie ahnen nichts von Ämterschnüffeln,
Von Hungerslöhnen und von trocknem Brot.

Meist wohnen sie im eleganten Haus,
Bisweilen auch in schicken Villen.
Sie kommen nie in Kneipen und – püh! – Destillen,
Und gehen stets nur mit besten Freunden aus.

Sie rechnen sich schon zur Elite – ja, heute!
Und zählen schlechte Kleidung zu den wirklich großen Sünden.
- Nicht mal ein Auto oder Ipod. . .? Nein, wie sie das finden!
Ihr Hochmut platzt bald fast wie Vatis Geldbeutel.

Sie kommen meist mit Doktor zur Welt,
- Zumindest aber schon mit Referenzen -
Und ziehen stets daraus die Konsequenzen:
Wir sind die Herren! - denn unser ist das Geld.

Mit vierzehn finden sie, der Armut Los
Sei gar nicht gut. Doch werde es grob übertrieben,-
Mit vierzehn schon! - Wenn sie doch nur vierzehn blieben.
Doch auch diese Kinder werden wohl noch groß . . .

(frei nach Mascha Kaleko, einer großen Dichterin der kleinen Leute
- gewidmet der hochreaktionären Krimiautorin Cora Stephan)

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Polit-Hooligans.

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