25 Februar 2007

Osama bin Laden ist tot

Es ist nur eine These, aber ich bin mir recht sicher: Usama bin Ladin ist längst tot.

Immerhin weiß man recht zuverlässig (Quellen: 1, 2, 3, 4), dass Osama bin Laden mindestens seit Anfang der 90er Jahre diabetisch ist, und seit 2001 zudem eine so schwere Nierenschwäche entwickelt hat, dass er auf die Dialyse angewiesen ist.

Dr. Dean sagt: Ein sehr schlanker diabetischer Dialysepatient hat eine Sterberate von über 30% pro Jahr! Kann sich Osama Bin Laden problemlos Zugang zu Dialysemaschinen verschaffen, so beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er heute, Anfang 2007 noch lebt, deutlich weniger als 10%. Ich vermute, hier mit größerer Unsicherheit, dass die in den Videos aus den Jahren 2001-2003 sichtbaren Gehstöcke wegen einer typischen diabetischen Fußerkrankung notwendig waren. Wie auch immer, Osama bin Laden schmort bereits in der Hölle, denn:

Die durchschnittliche Lebenserwartung sehr schlanker, an Diabetis erkrankter Dialysepatienten beträgt nur 30-40 Monate - und zwar unter der Voraussetzung spitzenmedizinischer Behandlung. Wenn er seine mehrmals wöchentlich notwendige Dialysebehandlung unter Bedingungen der Flucht nicht regelmäßig realisieren konnte, so ist er vermutlich bereits 2003* verstorben.

Lesetipp für Interessenten an statistischen Daten zur Lebenserwartung von Dialytikern: Jürgen Bommer, "Prevalence and socio-economic aspects of chronic kidney disease", Nephrology Dialysis Transplantation (2002), 17 [Suppl 11]: 8-12.

* Alle Ton/Videodokumente von Osama bin Laden nach 2003 sind hinsichtlich ihrer Echtheit unter Sicherheitsexperten stark umstritten.

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Vertreter der Gegenaufklärung: Dirk Maxeiner

Ein Artikel von Christian Gapp in der Telepolis motivierte mich zu prüfen, ob die Aussagen von Christian Gapp stimmen. Zunächst las ich also ein typisches Werk eines "Klimaskeptikers", nämlich: diesen Unfug, von Dirk Maxeiner.

Einem Autor und Think-Tank-Zögling, der immerhin u.a. im "Cicero" regelmäßig publiziert. D. Maxeiner behauptet, dass der Einfluss von Sonnenaktivität auf den Klimawandel am "Dogma der vorwiegend vom Menschen gemachten Klimaerwärmung" erheblich rüttele. Die vorherrschende Wissenschaft würde Hypothesen zum Einfluss der Sonnenaktivität auf den Klimawandel unterdücken. Hypothesen, wie sie z.B. von Nir Shaviv formuliert werden - D. Maxeiner schreibt:
Anstatt sich in einem wissenschaftlichen Journal seriös mit der Hypothese auseinanderzusetzen, griffen 15 deutsche und Schweizer Klimaforscher zum Mittel der Unterschriftensammlung und Adhoc-Presse-Mitteilung, in der sie die Arbeit der Kollegen als „fragwürdig“ „unhaltbar“ und „zweifelhaft“ schmähten. Nir Shaviv sieht es gelassen: „Erstens haben sie uns und unserer Arbeit viel Publizität gebracht. Zweitens kann sich jeder qualifizierte Wissenschaftler selbst ein Bild von der Qualität unserer Forschung machen. Und drittens: Wenn jemand unbedingt auf mich einteufeln will, um später einmal als Narr dazustehen, bitte!“
Die herkömmliche Wissenschaft, welche den Großteil der globalen Erwärmung auf menschliche Einflüsse zurückführt, würde derlei Ideen unter den Tisch fallen lassen. Das schreibt D. Maxeiner. Das Problem dabei ist nur:

Dirk Maxeiner lügt.

Tatsächlich wird von der herkömmlichen Klimawissenschaft nicht verleugnet, dass Schwankungen der Sonnenaktivität einen Einfluss auf das Klima haben. Ein typisches Beispiel dafür gibt der Forscher Stefan Rahmstorf (PDF, sehr lesenswert), welcher zu den Ursachen des Klimawandels sagt:
Der überwiegende Teil dieser Erwärmung ist auf die gestiegene Konzentration von CO2 und anderen anthropogenen Gasen zurückzuführen; ein kleinerer Teil auf natürliche Ursachen, u.a. Schwankungen der Sonnenaktivität. (...)
Ich rechne das gezielte und systematische Belügen der Öffentlichkeit, was Herr Maxeiner betreibt, zum nahezu schlimmsten, was man einem Autoren überhaupt vorwerfen kann. Nur noch Aufhetzung zum Menschenhass ist übler.

Vor dem Hintergrund wiederholter (!) Lügen und Verdrehungen ist unverständlich, dass es Magazine und Zeitschriften gibt, die Dirk Maxeiners Artikel regelmäßig und völlig unkommentiert abdrucken. Zumal Dirk Maxeiners Nähe zur selbsternannten "Achse des Gut*n" allerhand Anlass zur Skepsis böte, denn bei diesem Autorenkollektiv werden Klerikalfaschisten (z.B. Ann Coulter) oder Rechtsextremisten (z.B. Daniel Pipes) regelmäßig bewundert.

Besser wäre es, wenn man Lügnern und Betrügern wie Dirk Maxeiner keine breite Öffentlichkeit gäbe - jedenfalls nicht unkommentiert.

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Frage: Fortschritte in Libyen?

Täusch ich mich oder gibt es in Libyen in den letzten Jahren erhebliche Verbesserungen in den Bereichen Presse- und Meinungsfreiheit und Menschenrechte?

Was dann ganz im Gegensatz z.B. zu den Entwicklungen in wirklich üblen Diktaturen stünde, z.B. in Usbekistan* (ca. 27 Mio Einwohner), Aserbeidschan (ca. 8 Mio Einwohner), Turkmenistan* (ca. 5 Mio E.), Saudi -Arabien* (ca. 23 Mio E.), Burma/Mynanmar (ca. 54 Mio E.), Äquatorialguinea* (0,5 Mio E.) (Lese--Tipp), Ägypten* (72 Mio E.) und Weißrussland (ca. 10 Mio Einwohner), wo die Verhältnisse für die Menschen von Jahr zu Jahr übler werden.

* Einschlägige NATO-Partner und andere "Freunde der der Freiheit" unterstützen die widerwärtigen Diktaturen dort. Bush frühstückt sogar regelmäßig mit seinem (Öl)Freund General Obiang. Als "Vorposten der Tyrannei" gelten hingegen vor allem Länder wie Iran** (mit 70 Mio E. ), Kuba (11 Mio E.), Nordkorea (23 Mio E.), Simbabwe (12 Mio E.) und Syrien (20 Mio E.), wo u.a. seitens rechtgerichteter "Denkfabriken" ein enormer Aufwand zur gezielten Beeinflussung der Öffentlichkeiten geleistet wird, um diese Staaten als ultimative Schurkenstaaten zu inszenieren. Man könnte meinen, dass für transatlantisch interessierte "Freiheitsfreunde" die Hauptschuld dieser Staaten eigentlich nur darin besteht, US-Einfluss abzuwehren. Ähnliche und schlimmere Anschläge auf die Menschenrechte in ausgeprägt "proamerikanisch" ausgerichteten Staaten zählen nämlich wenig. Genausowenig wie die Menschen, die dort leben.

** Zum Iran ist anzumerken, dass die iranischen Radikalislamisten, welche den lächerlichen iranischen Präsidenten A. unterstützen, in den letzten 12 Monaten von der iranischen Zivilgesellschaft aus vielen Stadträten und gesellschaftlichen Institutionen verdrängt wurden. Im Teheraner Stadtrat nehmen die Islamisten seit 2006 nur noch 3 von 15 Sitzen ein; die übrigen Sitze gingen an Reformer, Technokraten und gemäßigte Theologen. Die Wahlbeteiligung in Iran bei regionalen Wahlen ist bei diesen Erfolgen enorm angestiegen; zuletzt im Dezember 2006 auf 63,4% (Quelle). Die iranische Zivilgesellschaft zeigt sich wehrhaft. Ich gehe davon aus, dass die Radikalislamisten bei der Präsidentschaftswahl 2009 von den Iranern einen sehr herzlichen Tritt in den Hintern erhalten werden.

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23 Februar 2007

In Guantanamo gibt es leckeres Essen

Man beachte dieses PDF. Noch Fragen?

Brigitte Zypries: Sie taugt nur wenig.

Frau Zypries gehört in meinen Augen zur langen Reihe der extrem mäßigen Minister in der gegenwärtigen Bundesregierung. Sie vertritt weniger die Bürger, und mehr dafür das Weiterwurschteln im Zeichen des des Status Quo.

Wer Frau Zypries persönlich oder in Sitzungen kennengelernt hat, der wird meinen Eindruck teilen, dass diese Politikerin des konservativen Seeheimer Kreises eine berachtliche Neigung zur Beratungsresistenz pflegt und, dies stark verschlimmernd, zudem einen Hang für autoritäre Auftritte hat.

Gerade gegenüber niedriger gestellten Mitarbeitern. Das kann sie gut.

Nicht gut ist es hingegen um ihre Tauglichkeit bestellt, wenn es darum geht, Probleme der Bürger zu lösen (z.B. den galoppierenden Abmahnwahn oder das auf Kosten der Gesellschaft munter wuchernde Immaterialgüterrecht). Echte Problemlösungen: Fehlanzeige, bzw. Desinteresse.

Indes, noch weniger tauglich ist Frau Zypries, wenn es darum geht, die Menschenwürde zu verteidigen. Während die Eltern des unschuldig Verschleppten, in Deutschland geborenen Jugendlichen Kurnaz auf Lebenszeichen ihre Sohnes warteten, empfand Frau Zypries, in Kenntnis der Vorgänge, lediglich "Bauchschmerzen" (Quelle) bei ihrer Entscheidung, den Eltern nichts (garnichts!) über den Sohn mitzuteilen. Nicht einmal, ob er noch lebt.

So ist sie. Unsere (was als Amt für so eine Frau verblüffend ist) Justizministerin. Genau so.

Verbesserungsvorschlag: Beck an Stelle von Zypries. Der für Lobbyisten sehr empfängliche Seeheimer Kreis hat ohnehin zu viel Einfluss in der Bundesregierung.

Übrigens: Die oben verlinkte Quelle bzw. der Blogbeitrag von Florian Klenk ist vorzüglich. Dort steht das drin, was im bestens recherchierten Beitrag in der ZEIT (leider nur in der Printausgabe) bzw. im Kurnaz-Dossier nicht so deutlich steht. Ich empfehle Beides zu Lesen.

Dies sollte die Augen öffnen bei der Beantwortung der Frage, wo unsere Politik heute steht - und wie unsere Pisa-Politiker zu entscheiden pflegen. So mutiert eine einfache Outdoor-Hose im Mund des Ex-Ministers Schily zum "Kampfanzug" . Und kein Wort der Entschuldigung für derlei Entgleisungen. Wie eine Drecksau.

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18 Februar 2007

Die "antiamerikanische" Rede von Putin

Viele reden über die Rede. Aber wo ist sie? Ein paar kleine Bruchstückchen lassen sich finden, z.B. hier und hier.

Lesenswert zur Putinrede ist, wegen der dort verbreiteten Hintergründe, m.E. der aktuelle W*LT-Artikel von Hans-Jürgen Leersch. Wie auch immer, folgende Zitatbröckchen der Rede machten mich neugierig:
Heute beobachten wir eine fast ungezügelte militärische Gewaltanwendung in internationalen Angelegenheiten, die die Welt in den Abgrund von immer neuen Konflikten stürzt. Als Resultat reichen die Kräfte nicht einmal für die komplexe Lösung nur eines dieser Konflikte.(...) Damit es alle verstehen: Es gibt ein (US-)Raketenabwehrsystem, aber in Bezug auf Russland ist es sinnlos, weil wir Waffen haben, die es leicht überwinden können. Diesen Weg werden wir gehen. Das ist billiger für uns.(...)
Ich will mehr lesen als nur die Scherben einer Rede!

Nebenbei bemerkt: Was ist das eigentlich für ein beschissener "Journalismus", der lediglich ein für ihn höchstbequemes Shesadhesad der Immergleichen wiederkäut, aber sich zu fein ist, die eigentlichen Quellen zu dokumentieren?

Ahh! Ich sehe grad, dass auf die deutsche Friedensbewegung bzw. ihre noch aktiven Reste Verlass ist. Schön, dass es euch noch gibt! Hier ist Putins Rede in deutscher Sprache. Und auf Englisch. Dazu Merkel, Beck, der Militarist John Mc Cain, der NATO-Hochrüstungsminister Jaap Hoop Scheffer, der von den US-Demokraten verstoßene Militarist Lieberman, Tsipi Livni, Comical Laridschani, die Marionette Robert Michael Gates, sowie die unterschätzte Rede des chinesischen Außenministers (englisch).

Enjoy! (Okay: geht nicht. Krieg und Hochrüstung sind kein Spaß)

Bemerkenswert finde ich es, dass auf eine einfache, wenngleich kritische Meinungsäußerung hin, der US-Kriegsminister postwendend mit "kalten Krieg" (s. Googlenews) droht, geschickt eingepackt in die Formulierung, dass man "dies nicht wolle". Währenddessen sind bereits die Minenhunde des US-Militarismus aktiv (z.B. J. Lieberman), und sprechen von einem bereits stattfindenden (!) kalten Krieg.

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Holgi hadert mit der Passivität seiner Hörer. Bloß: Was tun? Gewinnspiele?

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17 Februar 2007

Wowereit baut ab

Wowereit hat seine beste Zeit hinter sich.

Wowereit ("Wowi") schrieb vor wenigen Tagen diese Worte in ein Glückwunschschreiben an Marcel Reich-Ranicki:
Heute gelten Sie als Literaturpapst, was dank Ihrer einzigartigen medialen Ausstrahlung fast mehr ist als ein Flankengott (...)
Wer zulässt, dass solche "Glückwünsche" an Marcel Reich-Ranicki in eigenen Namen ausgesprochen werden, der hat den Verstand verloren. Und zwar völlig; denn es fehlt ihm offenkundig das Gehirn, jedenfalls die grundlegenden Gehirnfunktionen, die ihm ermöglichen würden, derartige, von PR-Beratern vorformulierte, "Glückwünsche" inhaltlich zu verstehen:

1.

Das, was Marcel Reich-Ranicki mit seiner Arbeit und Leidenschaft für deutsche Literatur auch für uns und der deutschen Literatur geleistet hat, das ist in der Wertschätzung Wowereits "fast mehr als ein Flankengott". Also nennenswert weniger wert.

Berlins regierender Obertrottel Bürgermeister Wowereit meint, irgendein beliebiger Fußballspieler, z.B. der Bundesliga, dessen öffentliche Verdienste v.a. darin bestehen, dass er brauchbare Flanken tritt (und somit in den Boulevardmedien "Flankengott" getauft wird), der ist laut Wowereits Glückwunschschreiben (!) schon mal bedeutender.

Na, schönen Dank!

2.

Das Wirken von Marcel Reich-Ranicki hat seinen, ähem, hohen (??) Stellenwert für Wowereit "dank ihrer einzigartigen medialen Ausstrahlung". Das meint: Die Arbeit von Marcel Reich-Ranicki ist in Wahrheit deutlich weniger wert als die Arbeit der diversen "Flankengötter", aber dank der "einzigartigen medialen Ausstrahlung" von Marcel Reich-Ranicki steht sein Lebenswerk dann doch "fast" (!) auf der Stufe eines flankenschlagenden Bundesligaspielers...

3.

Politik als Verkaufsveranstaltung: Wowereit interessiert sich nicht für Literatur, sondern als typischer Vertreter unserer Politikereliten (die "Pisa-Politiker") kommt es ihm vor allem auf Medienwirkungen an. Daran misst er Politik, daran misst er auch Marcel Reich-Ranicki.

Wowereits innerer Dialog beim Durchlesen des Glückwunschtextes seiner PR-Berater lief vermutlich in etwa so ab (proudly presented by Dr. Dean):
Ick brooch ne Lein. Boah, watt issn ditte? Reich-Ranicki? Nee, muss dat jetzt sein? Hmm. Na, manschma wa der Ranicki schon irschendwie lustich, aba ick kapier den nich, der nervt ja wohl voll rum, wa, ey? Litterattur? Wat issn ditt fürn schwula Kram? Nee, da, da bieda icke mich nich an. Nee, nee. Meene Wäla, die wolln det nich. Nich bei dem, nich mit mia... Ma sehn, wat ditt PR-Arschentur jemacht hat... Wow, supaklasse, wat meen zujekosta PR-Berata jemacht hat. Tolla Text! So machn wa dett. Icke mit nem lustischen Spruch für de Medien, so mit Flankengott, detts klingt voll logga, und icke bin wieda inne Schlagzeelen. Ditt haut rin! Hauptsache inne Medien. Wenn icke so weeter mach, villeecht werick doch eenma Kandisbunzla, äh, Bundeskanzla.

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16 Februar 2007

Erzählung: Herr Schluffi

- Baustelle - Erzählung wird noch aus- und umgebaut - erster Entwurf - Baustelle -

Wenn Sie sich an Herrn Schluffi zurückerinnern, werden Sie vor allem an einen seiner Aussprüche denken (sehr gedehnt): "Wiiir haaaben aaaalle seehr viiiel zu tuuuun!", was er enthemmt langsam mit tiefer Stimme (obwohl er eher eine Tenortonlage hat) zum Ausdruck bringt. In diesem Satz steckt sehr vieles von ihm, unendlich vieles, vielleicht sogar der ganze Herr Schluffi.

Herr Schluffi? Er ist vor allem sehr viel "Herr", mit entsprechend herrenhaften Auftreten, doch bitte stellen Sie sich eher die Kleinausgabe eines Herren vor, ein Möchtegern von einem Herrn. Und er ist sehr viel "Schluffi", was zu erklären eine ganze Erzählung braucht, aber gut: Wir sind ja hier; Sie als Leser und ich als Erzähler.

Das Revier von Herrn Schluffi liegt undefinierbar irgendwo im Süden Deutschlands, dort, wo man etwas gemütlicher und herzhafter ist, nicht so überdreht wie in Berlin, und auch nicht eben nordisch-kühl. Er arbeitet in einer privaten Verwaltung, und, zu seinem Glück in einer Außenstelle, wo ihm niemand auf die Finger guckt. Denn es ist unklar, und das sogar ziemlich, was Herr Schluffi eigentlich tut.

Vorab: Ein jeder Mensch ist einmalig, ein jeder Mensch, auch Sie, lieber Leser, hat seine ganz besonderen Fähigkeiten und Talente, mögen diese auch unausgebildet in ihm schlummern. Jeder Mensch hat zudem Talente, die sich erst in Zusammenhang mit anderen Menschen voll entwickeln. Und so ist es auch mit Herrn Schluffi.

Würde Herr Schluffi eines fernen Tages am Himmelstor anklopfen (und ich denke, man wird sich in seinem Fall viel Zeit lassen...), so wird man so manches Positives an ihm finden, sogar vieles wahrscheinlich, aber ganz bestimmt wird man nicht von ihm sagen, dass das Arbeiten seine große Stärke gewesen war.

Genau darum "arbeitet" Herr Schluffi ja auch in einer Außenstelle einer Verwaltung. Kein Stress! Immer schön langsam! (wenn überhaupt) Da hat er schon einen besonderen Stil, den er in Auftritt und Habitus geradezu formvollendet zum Ausdruck bringt. Niemals läuft er schneller als 3 Stundenkilometer, und eine ganze Stunde hintereinander läuft er schon mal garnicht.

Gestern haben wir Herrn Schluffi wieder einmal bei uns gesehen. Beim Einparken in der Außenstelle hat er, leider, gleich zwei Fahrzeuge einer benachbarten Firma beschädigt. Vor drei Wochen. Kein Problem, wir haben Herrn Schluffi ja auch versichert. Nun muss er im Unfallbericht einige Angaben machen.

"Ja, mach ich!"

Das sagt Herr Schluffi zwar, aber er meint es nicht so. Es dauert also sehr lange, um auch nur den immer noch leeren (!) Unfallbericht von Herrn Schluffi anzufordern, denn das Ausfüllen, das bereitete ihm so große Probleme, dass er kein einziges Feld (nicht einmal seinen Namen) ausfüllte. Zum Ausgleich rief er öfters an, um uns zu verdeutlichen, welch schwierige Aufgabe es ist, vor die wir ihn gestellt haben.

Dann bricht Intelligenz aus ihm hervor, und was völlig ermattet schien, wird wieder lebendig. Seine dünnen blonden Haare beginnen vor Energie geradezu zu leuchten: Zielsicher findet er das einzige mühselige Feld, wo er also zuvor woanders nachfragen müsste, bevor er hier etwas eintragen kann, nämlich die Aktennummer bei der Polizei. Da müsste man mal einmal anrufen. Besser noch, die Polizei hat bereits bei ihm angerufen, und hat ihm Post geschickt. Und das gewünschte Aktenzeichen kennt Herr Schluffi. Er sollte das jedenfalls. Leider aber hat er den Brief der Polizei verlegt. Er ist halt nicht so ordentlich.

"Ja, mach ich!"

Diese Aussage ist bei Herrn Schluffi keine Ankündigung, sondern eher eine Art Drohung, nämlich dahingehend, dass er keineswegs vor hat, irgendetwas zu machen, oder auch den Termin mitzuteilen, bis zu dem er nichts zu machen gedenkt.

Einige Anrufe später, wo nach dem ausbleibenden Fragebogen freundlich gehakt wird, platzt ihm, dem armen Herrn Schluffi, ob der vielen Rückfragen der zuständigen deutschtürkischen Kollegin, wo denn nun der Fragebogen bleibe, der Kragen, und mit unendlich langsamen Schritten läuft er durch unser Hauptquartier, zunächst in die Zimmer der Vorgesetzten, denen er dann, wie immer sehr gedehnt, und überaus gründlich erklärt, warum er nicht dafür zuständig sein kann, einen Unfallbericht auszufüllen. Und schon garnicht dieses fragliche Feld mit der Aktennummer.

Sodann (wir reden von einer Zeitdifferenz von etwa einer Stunde), läuft er, schreitet er in unser Büro, triumphierend (denn er hat die für ihn wichtige "ich-muss-nichts-tun"-Regelung erwirkt, der er bekam, damit ihn unsere Vorgesetzten wieder los werden konnten), und sagt, dass er den Fragebogen nicht ausfüllen müsse. Unser aller Chefin hätte ihm das nämlich versichert.

Er wird aber, zu seinem anfänglichen Schrecken, erneut gebeten, den Unfallbericht selbst auszufüllen. Sollte all die Arbeit von Herrn Schluffi vergebens gewesen sein? Nein! Das weiß er. Niemand ist in dieser Disziplin besser als er. Er ist ein Arbeitsvermeidungsvollprofi. Den Einwand, dass die Kollegin extrem überlastet und allemal zu überlastet ist, um extra für ihn bei der Polizei nachzufragen, lässt er nicht gelten:

"Wiiir haaaben aaaalle seehr viiiel zu tuuuun!"

Er ergänzt, in fast schon autoritären Ton: "Es ist ja eigentlich egal, wer bei der Polizei anruft." Wir sind perplex. Vielleicht hatten wir Mitleid damit, dass er zur Vermeidung eines einzelnen Anrufs (!) zuvor stundenlang im Hauptquartier herrumschlurfte, und Mitleid für sein klägliches Ansinnen, mit dem er zuvor die halbe Geschäftsführung bearbeitet hat. Sowas muss doch belohnt werden!

Statt ihm also zu sagen, dass genau darum er selbst den einen Anruf tätigen könne, damit wir dann die Aktennummer der Polizei in den Unfallbericht eintragen können, fühlen wir uns irgendwie wie ferngesteuert. Tatsächlich bekommen wir, nach Wochen seiner eifrigen Untätigkeit, einen völlig unausgefüllten Unfallbericht von ihm zurück und auf den Schreibtisch gelegt. Langsam schlurft Herr Schluffi aus der Tür - und wir schauen ihm fassungslos hinterhier.

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11 Februar 2007

Tokio Hotel antisemitisch?

Im neuen Video zum Tokio Hotel-Song "Übers Ende der Welt" (youtubelink) spielen die Designer und Macher des Musik-Videos gezielt mit Bildern, welche die Kinderband Tokio Hotel als unterdrückte KZ-Insassen inszenieren.

Der Holocaust bzw. KZs werden hier schamlos als Werbeidee instrumentalisiert, nämlich als Lieferant krasser Bilder zum Zweck des Musikmarketings.

Im Laufe des Musikvideos tritt die Band Tokio Hotel auf, und die kurz zuvor noch wie KZ-Gefangene schwer Wankenden werfen, fröhlich ihre Ketten fort, hey, und machen Party.


Satire: The making of the video "Übers Ende der Welt"

Das Agenturteam sitzt in einer besonderen Kreativzone versammelt, in einem speziell eingerichteten Raum, wo die Sitzgelegenheiten für Erwachsene unbequem, die Tische zu niedrig und die Farben ungewohnt grell sind. Die halbe Kreativmannschaft der Agentur ist nun hier versammelt, an einem großen, unbequem niedrigen, von den Sekretärinnen mit Gebäck und Kaffee hergerichteten Tisch. Wie immer, an diesem Ort werden die Agenturideen für Jugendprodukte entwickelt. Nach einer Minute des Schweigens hebt der Boss die Stimme an.

Productioner/Boss so: "Liebe Mitarbeiter, äh, krass, das Stichwort, also, äh, wir brauchen hier und jetzt für unsere Kunden eine voll krasse Idee. Die krasseste Idee!"

Anja-Tanja so (säuselnd): "Ja, Boss, wir brauchen die krasseste Idee!"

Productioner/Boss (springt auf den Tisch): "Leute: Chaka! Chaka-Chaka! Alles für die krasse Idee!"

Team (steht auf, applaudiert, stampft mit den Füßen, ruft dann gemeinsam): "Chaka! Chaka! Chaka! Alles für die krasse Idee!"

Jean-Pierre von Toilet so: "Äh. Emm, was ist eine krasse Idee?"

Productioner/Boss (klettert vom Tisch runter, schnauft): "Geil! Jean-Pierre, Du bist zwar der größte und matteste Obertrottel wo gibt, Du bist Deutschland, aber die Frage ist der Knaller. Leute: Was wäre eine krasse Idee? Raus damit!"

Kreativer A so: "Äh, Boss, ...äh. Also, äh. So wie der Bohlen vielleicht? Äh, ich mein, nee. Äh, ich, wie wärs, emm, wir filmen einfach die Visage von den Jungs, äh, und, äh, lassen dazu die Musik von Tokio Hotel spielen?"

Betroffenes Schweigen. Das war krass. Aber die vorgeschlagene Idee von Kreativer A war fürs Team noch nicht krass genug. Einige Mitarbeiter gießen sich den bereitstehenden Kaffee in die Tassen. Jeder wartet gespannt, bis der Boss wieder was sagt. Die Tür klappt und Kreativer B und Kreative C betreten den Raum. B und C setzen sich und werden von Team und Boss angestarrt.

Productioner/Boss (schwenkt bzw. schlürft seinen längst schon kalten Espresso und setzt zu einer Rede an): "B! C! Womit können wir verblödete Teenies noch schocken? Klingeltöne, Horror-Gestalten, Foltergeräte, Aliens, Irak, Guantánamo: Alles ist durch. Alles. Alles ist öde. Sex geht noch nicht, ist ja für Kinder. Würde funktionieren, aber wir können und dürfen nicht an ihre nicht vorhandenen Eier greifen. Leute! Die Lage ist ernst! Wir brauchen etwas tootal Krasses! Ohne Sex. Einen echten Schocker."

Kreativer B (rätselnd): "Sex geht nicht? Auch keine Monster? Warum malen wir den Bill nicht einfach wie Elisabeth Taylor an?"

Anja-Tanja (säuselnd): "Der läuft doch schon die ganze Zeit so rum. Das langt nicht."

Kreativer C (schmettert seine Kaffeetasse auf den Tisch): "Wie wärs mit nem Holocaust? Tokio Hotel und Holocaust. KZ-Insassen. Das wär jezz ma richtig krass, wa? Und beim nächsten Musikvideo thematisieren wir den Bomben-Holocaust von Dresden."

Kreativer A (bei ihm sprüht beim Sprechen der getrunkene Kaffee): "Krass!"

Productioner/Boss (sehr laut): "Chaka!!"

Jean-Pierre von Toilet (nicht mehr müde): "Tokio Hotel macht frei!"

Kreativer B so: "Krass!"

Kreativer A so: "Und dann, äh, müssen so Leute die Wände hochkriechen, emm, das ganze Musikvideo lang. Sieht geil krass aus."

Kreativer D so: "Das Video wird eine endgeile Mischung aus Metropolis und Best of Auschwitz."

Anja-Tanja (notiert das Protokoll und wie immer säuselnd): "Damit kommen wir in die Charts, wir keckern, äh, klettern ganz hoch in die Charts. Schreibt man Auschwitz mit einem S oder Doppel-S?"

Productioner/Boss (sichtlich stolz): "SS! Chaka!!! Ihr seid so geil! Meine Leute. Ich liebe euch! A! B! Jean-Pierre! Ihr scribbelt bis heute Abend ein Script! Anja-Tanja! Du suchst mir bis heute Abend die voll krassesten KZ-Bilder und Videos raus! Ich brauche geile Ideen. Äh, ich fand sowas ja schon immer sehr interessant. Und ruf auch gleich mal unsern RA Stahlschnösel an, ob das geht, wenn irgendwelche Jammerlappen losheulen. Geil! Wir haben eine super Idee. Das muss von vorne bis hinten so richtig inszeniert werden. Krass! C! Heute liebe ich Dich. Du darfst Dir heute bei uns kostenlos den Firmenkaffee ziehen! Suuper Idee! Chaka! Ruf gleich unsere Designer an, die sollen schon mal KZ-Kleidung für die Jungs von Tokio Hotel entwerfen. D! Denk Dir mit A, B und Jean-Pierre einen Plot fürs Video aus und informier unsere Suppies, damit die schon mal spuren! Meine Herren! Meine Damen! Ran an die Arbeit! Schocken muss das! Tokio Hotel aba bitte nur als Opfer, sonst kriegn wa Probleme. Auf gehts!
"

Das Team geht auseinander, freut sich über die kommenden Bilder, selig an den Holocaust denkend...

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Dr. Dean gründet ein Unternehmen

Ich gründe grad mit anderen ein Unternehmen. Konzept steht. Die Firma rollt. Geldgeber stehen Schlange. Vier Leute sind an Board:
  • Dean: Biz, Ideenmaschine, Organisator
  • Olli: Kontakter, Ideenmaschine, fröhlicher Normalo, Workoholic
  • Kitti: Miss Toughness, Technologie, Organisatorin, männermordend bildhübsch
  • Eckhard: Ruhepol, ausgeb. Psychologie, Skeptiker & Idealist
Frage an die Leser und Leserinnen: Was wird das für eine Firma?

P.S.
Taff/tough:
zäh
fest
robust
schwierig
hartnäckig
derb [Leder]
stramm [Arbeit, Marsch]

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06 Februar 2007

Leseempfehlung zur Geschlechterfrage

Ein guter und sorgfältig recherchierter Artikel zur Geschlechterfrage und zu den Unterschieden zwischen Mann und Frau bzw. deren Ursachen findet sich bei SPIEGEL ONLINE, welcher Rafaela von Bredow breiten Raum gegeben hat. Ich finde, dieser Artikel ist ein schönes Beispiel für gelungenen Wissenschaftsjournalismus. Tipp: Den Artikel gleich sichern!

Ich habe dazugelernt, wurde überrascht und konnte gleichzeitig meine liebsten Vorurteile bestätigt finden. Danke, Frau Bredow!

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05 Februar 2007

Mit Polizeischikanen gegen die Demokratie

Die Vertreter der Initiative "Rettet den Volksentscheid!" ziehen zu zweit durch die Stadt und sammeln Unterschriften. Man kannn von der Initiative halten, was man will, aber sie nehmen ein elementares Bürgerrecht wahr. So weit so gut.

Die Polizei schickt daraufhin Schikanetrupps diesen Unterschriftensammlern hinterher, und umringt die Unterschriftensammler mit Polizeibeamten. Mit dem Effekt und vielleicht auch der Absicht, dass damit verhindert wird, dass sich andere Bürger mit diesen Unterschriftensammlern unterhalten oder eine Unterschrift eintragen.

Ich habe mir das mal näher anschauen wollen, und voila!: Es handelt sich um eine höchst eifrige, möglicherweise sogar systematische, jedenfalls polizeistaatliche Rechtsbeugung. Ich hörte, wie die beiden Polizisten einem Unterschriftensammler sagten, dass er sich (als Einzelner!) in einer "verbotenen Versammlung" befände. Er hätte somit zu verschwinden. Denn schließlich ergäben zwei Polizisten und ein Unterschriftensammler eine verbotene, weil unangemeldete Versammlung von drei Personen.

Das hat dieser Schweinepriester von einem Polizisten tatsächlich gesagt!

Hier schritt ich ein und appellierte an das Gewissen des Polizeimannes. Ich sagte ihm, dass er das doch nicht machen könne. Als Polizist hat er die Demokratie zu verteidigen und nicht zu schikanieren. Er hat auch kein Recht zu beugen. Ob er sein Vorgehen mit seinem Gewissen vereinbaren könne.

Der Polizist versuchte ruhig zu antworten, reagierte aber sichtlich getroffen. Er bellte, dass meine Kopfbedeckung trotz des kalten Wetters "verboten" sei, denn ich würde mich damit innerhalb einer verbotenen Versammlung "vermummen". Ich erwiderte, dass ich garnicht Teil der Versammlung sei und wiederholte meine Frage, ob er als Polizist sein ausgesprochen rechtswidriges Vorgehen mit seinem Gewissen vereinbaren könne. Der rechtsbrechende Polizist erwiderte, dass sein Gewissen seine Privatsache sei. Ich insistierte, dass jeder Mensch, der über ein echtes Gewissen verfügt, bereit sein muss, sich ermahnen zu lassen. Wer sein Gewissen nur nan seinem persönlichen Gutdünken ausrichtet und nicht bereit ist, eine ernsthafte Ermahnung ernsthaft zu überprüfen, der handelt in Wahrheit gewissenlos. Als Polizist ist es seine Aufgabe, die Demokratie zu verteidigen. Darauf hat er einen Eid geschworen. Ich fragte ihn erneut, ob er es mit seinem persönlichen Gewissen vereinbaren könne, dass er gerade die Wahrnehmung demokratischer Rechte in rechtsbeugender Weise zu schikanieren versucht.

Von den beiden Polizisten des Demokratiebekämpfungskommandos floh der erste. Der andere, bekam eine deutlich wahrnehmbare rote Gesichtsfarbe. Ich setzte nach: Schämen Sie sich denn überhaupt nicht? Der zweite Polizist stand jetzt allein mit mir und sage, dass ihm das Gespräch "zu bunt" sei. Ich fragte nach, wie er das meint. "Das Gespräch ist mir zu primitiv", sprach er. Ich erwiderte, der einzige, der hier erkennbar primitiv sei, das sei er selbst.

Die Gesichtsfarbe des Polizisten wurde dunkelrot. Er schaute Hilfe suchend, ob sein Kollege in der Nähe war. Leider nein. Dann flüchtete dieser Polizist, stieg in die Polizeiwanne, und - vermutlich - berichtete er seinen dort wartenden Kollegen, was ihm furchtbar Böses widerfahren ist. Wie auch immer, die beiden Unterschriftensammler kamen wieder mit den Bürgern ins Gespräch, neue Unterschriften wurden in die Listen eingetragen.

Tatort: Hamburg
Politisch Verantwortlicher: Ole von Beust

Es klingt in dieser Erzählung vielleicht unbeholfen und etwas komisch. Aber es ist so: Wer die Polizei gezielt einsetzt, um die Ausübung demokratischer Rechte zu verhindern, der handelt wie ein Faschist. Das ist keine kleine Sache.

Wenn sich herausstellen sollte, dass diese merkwürdigen und überaus speziellen hamburger Polizeikommandos auf Anregung bzw. Veranlassung durch die politischen Führung die Unterschriftensammler gezielt schikaniert haben, dann sollte es gerichtsfest zulässig sein, den für derartige Aktionen politisch Verantwortlichen Ole Freiherr von Beust, den die Unterschriftensammlungen offenbar auf das Äußerste ärgern, sogar einen "Faschisten mit bürgerlicher Fassade" zu nennen. Jedenfalls handelt es sich um dies:

Ekelhaft demokratiefeindselige Herrenreitermethoden.

04 Februar 2007

SchülerVz? Vorher Kasi-Blog lesen!

Es ist seit Urzeiten auf meiner Blogroll verlinkt, und dieser Tage wieder einmal besonders lesenswert: Das Kasi-Blog. Karsten Wentzlaff ist einer der besten Blogger Deutschlands - finde ich. Sein aktueller Artikel (nebst Kommentaren) zum SchülerVZ lohnt sich zu lesen. Sehr. Auszug:
"(...)In diesem Punkt ging die Strategie der StudiVZ-Leute voll auf. Dadurch, dass sie Christian Beilborn genug Geld boten, war das gemeinsame Projekt fast aus dem Rennen. Die Konditionen der Mitarbeit von Christian Beilborn sind mehreren Quellen nach zu Urteilen ca. 2600 Euro pro Monat plus eine Erfolgsbeteiligung von 20 Cent pro Profil. Jedes Schülerprofil, jedes Set an Nutzerdaten ist StudiVZ also 20 Cent wert. (...)"
(via Rebellmarkt)

Also: Es geht reinweg um die Profile. Es geht um Datamining für kommerzielle Zwecke. Noch Fragen? Natürlich!

1. Warum wurde der aufklärerische Artikel von Thomas Boie zum StudiKZ StudiVZ (Pressesprecher von StudiVZ: "Klar geht es um die Nutzerdaten. Sonst macht das Ganze doch keinen Sinn, das ist doch klar.“) von den Machern bzw. Finanziers von StudiVZ kritisiert? Können sie die Wahrheit bzw. deren öffentliche Verbreitung nicht ertragen?

2. Mit welchen Mitteln wurden Thomas Boie und der Verlag der Sueddeutschen erfolgreich und so sehr bedroht auf ekelhafte Weise unter Druck gesetzt, dass sie den wichtigen und wahrheitsgemäßen Artikel "meine gläserne Generation" aus dem Netz nahmen?

3. Welches hochgradig bösartige Demokratieverständnis liegt Erpressertaktiken zu Grunde, mit denen die Meinungsfreiheit zugunsten fragwürdiger kommerzieller Interessen ausgeschaltet werden soll?

Es sind ja nur drei Fragen. U.a. an die Herren und Damen Finanziers. Und an den sehr lustigen Nazistyle-Einladungsverschicker und Frauen-auf-dem-Klo-Filmer Esshan Dariani.

Nebenbei: Heute Abend kommt hier der angekündigte Beitrag über den Unternehmer Ernst Abbe.

Neoliberalismus als theologisches System

Frank Segbers hat schön aufgeschrieben, inwieweit der letztlich unfreiheitliche Neoliberalismus ein theologisches System enthält. Ein Zitat als Appetizer:

Die Sprache verrät die religiöse Überzeugung: So bestaunt Friedrich-August von Hayek den sich selber regulierenden Markt als ein "Wunder". (9) Die dem Menschen entsprechende Haltung gegenüber den Marktgesetzen nennt Hayek eine "Demut gegenüber den Vorgängen" (10) des Marktes. Sich den undurchschaubaren Kräften des Marktes zu unterwerfen, habe in "demütiger Ehrfurcht, die die Religion ... einflößte", ein Vorbild zu nehmen. Die geforderte Haltung gegenüber dem Markt vergleicht Hayek mit einer Haltung des Vertrauens und der Demut, wie sie ansonsten im Bereich des Religiösen anzutreffen sei.
Kleiner Bericht: Der linksliberale Unternehmerstammtisch (den gibt es in meiner Stadt seit ca. 3 Monaten), an dem ich am Samstag Abend teilgenommen habe, war wie immer fröhlich, und traf darüber hinaus sechs Feststellungen:

1. Für eine humane Ökonomie ist es notwendig, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf gleicher Augenhöhe begegnen.

2. Die heutige Übermacht von Arbeitgebern gegenüber Arbeitnehmern begründet ein Gewaltverhältnis, welches wir als Liberale ablehnen.

3. Ein höherer gewerkschaftlicher Organisationsgrad von Arbeitnehmern ist wünschenswert. Wir fordern Arbeitnehmer dazu auf, sich in Gewerkschaften zu organisieren.

4. Dort, wo Marktprozesse "ausfransen", beispielsweise am Arbeitsmarkt im Bereich prekär Beschäftiger, herrschen inzwischen regelmäßig Zustände, die für eine freiheitliche Gesellschaft untragbar sind.

5. Wenn Jugendlichen kein Mut gemacht wird, sondern von diesen stattdessen kalt gefordert wird, sie müssten bereitwillig alles hinnehmen, was "der" Markt von ihnen verlangt, so ist dies ein inhumaner Umgang mit jungen Menschen.

6. Allgemeine Empörung rief an unserem Stammtisch ein aktuelles Beispiel aus, bei dem einem Hartz4-Empfänger von einem Unternehmerriesenarsch eine Bezahlung in Höhe von lediglich 640,- Euro Brutto (!) angeboten wurde, garniert mit der unverhohlenen Drohung, diesen Arbeitnehmer, falls er nicht darauf eingehe, umgehend bei der Arbeitsagentur anzuschwärzen. Wir beschlossen, diesen Unternehmer in den Bankrott zu treiben.