Tokio Hotel antisemitisch?
Im neuen Video zum Tokio Hotel-Song "Übers Ende der Welt" (youtubelink) spielen die Designer und Macher des Musik-Videos gezielt mit Bildern, welche die Kinderband Tokio Hotel als unterdrückte KZ-Insassen inszenieren.
Der Holocaust bzw. KZs werden hier schamlos als Werbeidee instrumentalisiert, nämlich als Lieferant krasser Bilder zum Zweck des Musikmarketings.
Im Laufe des Musikvideos tritt die Band Tokio Hotel auf, und die kurz zuvor noch wie KZ-Gefangene schwer Wankenden werfen, fröhlich ihre Ketten fort, hey, und machen Party.
Satire: The making of the video "Übers Ende der Welt"
Das Agenturteam sitzt in einer besonderen Kreativzone versammelt, in einem speziell eingerichteten Raum, wo die Sitzgelegenheiten für Erwachsene unbequem, die Tische zu niedrig und die Farben ungewohnt grell sind. Die halbe Kreativmannschaft der Agentur ist nun hier versammelt, an einem großen, unbequem niedrigen, von den Sekretärinnen mit Gebäck und Kaffee hergerichteten Tisch. Wie immer, an diesem Ort werden die Agenturideen für Jugendprodukte entwickelt. Nach einer Minute des Schweigens hebt der Boss die Stimme an.
Productioner/Boss so: "Liebe Mitarbeiter, äh, krass, das Stichwort, also, äh, wir brauchen hier und jetzt für unsere Kunden eine voll krasse Idee. Die krasseste Idee!"
Anja-Tanja so (säuselnd): "Ja, Boss, wir brauchen die krasseste Idee!"
Productioner/Boss (springt auf den Tisch): "Leute: Chaka! Chaka-Chaka! Alles für die krasse Idee!"
Team (steht auf, applaudiert, stampft mit den Füßen, ruft dann gemeinsam): "Chaka! Chaka! Chaka! Alles für die krasse Idee!"
Jean-Pierre von Toilet so: "Äh. Emm, was ist eine krasse Idee?"
Productioner/Boss (klettert vom Tisch runter, schnauft): "Geil! Jean-Pierre, Du bist zwar der größte und matteste Obertrottel wo gibt, Du bist Deutschland, aber die Frage ist der Knaller. Leute: Was wäre eine krasse Idee? Raus damit!"
Kreativer A so: "Äh, Boss, ...äh. Also, äh. So wie der Bohlen vielleicht? Äh, ich mein, nee. Äh, ich, wie wärs, emm, wir filmen einfach die Visage von den Jungs, äh, und, äh, lassen dazu die Musik von Tokio Hotel spielen?"
Betroffenes Schweigen. Das war krass. Aber die vorgeschlagene Idee von Kreativer A war fürs Team noch nicht krass genug. Einige Mitarbeiter gießen sich den bereitstehenden Kaffee in die Tassen. Jeder wartet gespannt, bis der Boss wieder was sagt. Die Tür klappt und Kreativer B und Kreative C betreten den Raum. B und C setzen sich und werden von Team und Boss angestarrt.
Productioner/Boss (schwenkt bzw. schlürft seinen längst schon kalten Espresso und setzt zu einer Rede an): "B! C! Womit können wir verblödete Teenies noch schocken? Klingeltöne, Horror-Gestalten, Foltergeräte, Aliens, Irak, Guantánamo: Alles ist durch. Alles. Alles ist öde. Sex geht noch nicht, ist ja für Kinder. Würde funktionieren, aber wir können und dürfen nicht an ihre nicht vorhandenen Eier greifen. Leute! Die Lage ist ernst! Wir brauchen etwas tootal Krasses! Ohne Sex. Einen echten Schocker."
Kreativer B (rätselnd): "Sex geht nicht? Auch keine Monster? Warum malen wir den Bill nicht einfach wie Elisabeth Taylor an?"
Anja-Tanja (säuselnd): "Der läuft doch schon die ganze Zeit so rum. Das langt nicht."
Kreativer C (schmettert seine Kaffeetasse auf den Tisch): "Wie wärs mit nem Holocaust? Tokio Hotel und Holocaust. KZ-Insassen. Das wär jezz ma richtig krass, wa? Und beim nächsten Musikvideo thematisieren wir den Bomben-Holocaust von Dresden."
Kreativer A (bei ihm sprüht beim Sprechen der getrunkene Kaffee): "Krass!"
Productioner/Boss (sehr laut): "Chaka!!"
Jean-Pierre von Toilet (nicht mehr müde): "Tokio Hotel macht frei!"
Kreativer B so: "Krass!"
Kreativer A so: "Und dann, äh, müssen so Leute die Wände hochkriechen, emm, das ganze Musikvideo lang. Sieht geil krass aus."
Kreativer D so: "Das Video wird eine endgeile Mischung aus Metropolis und Best of Auschwitz."
Anja-Tanja (notiert das Protokoll und wie immer säuselnd): "Damit kommen wir in die Charts, wir keckern, äh, klettern ganz hoch in die Charts. Schreibt man Auschwitz mit einem S oder Doppel-S?"
Productioner/Boss (sichtlich stolz): "SS! Chaka!!! Ihr seid so geil! Meine Leute. Ich liebe euch! A! B! Jean-Pierre! Ihr scribbelt bis heute Abend ein Script! Anja-Tanja! Du suchst mir bis heute Abend die voll krassesten KZ-Bilder und Videos raus! Ich brauche geile Ideen. Äh, ich fand sowas ja schon immer sehr interessant. Und ruf auch gleich mal unsern RA Stahlschnösel an, ob das geht, wenn irgendwelche Jammerlappen losheulen. Geil! Wir haben eine super Idee. Das muss von vorne bis hinten so richtig inszeniert werden. Krass! C! Heute liebe ich Dich. Du darfst Dir heute bei uns kostenlos den Firmenkaffee ziehen! Suuper Idee! Chaka! Ruf gleich unsere Designer an, die sollen schon mal KZ-Kleidung für die Jungs von Tokio Hotel entwerfen. D! Denk Dir mit A, B und Jean-Pierre einen Plot fürs Video aus und informier unsere Suppies, damit die schon mal spuren! Meine Herren! Meine Damen! Ran an die Arbeit! Schocken muss das! Tokio Hotel aba bitte nur als Opfer, sonst kriegn wa Probleme. Auf gehts!"
Das Team geht auseinander, freut sich über die kommenden Bilder, selig an den Holocaust denkend...
Labels: Antisemitismus, Satire, Tokio Hotel
15 Comments:
Ich bezweifele nicht, daß das Video zum Kotzen ist. Deine fettgedruckte Empörung über die Schändung toter Juden, auf daß deine antizionistischen Bemühungen fürderhin mit selbsterteiltem Persilschein gedeihen mögen, sind aber auch nicht ohne.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
@"marek"
Du findest das Video zum Kotzen, aber Du findest es auch ("auch nicht ohne") zum Kotzen, das ich das Video zum Kotzen finde?
Aha.
Sag, wo betreibst Du ein Blog, in welchen Internet-Seiten bist Du als Autor aktiv?
@"marek": Du bist Marek Möhling?
Geschmackloses Video. Passende Kommentierung.
@ Marek
Antizionistische Anwandlungen kann ich hier nicht entdecken. Worauf beziehst Du Dich?
Gruß vom 'anonymen Brüller'.
Och, nööö.... fängst Du jetzt auch an, alles auf Antisemitismus und Juden zu beziehen? Ich finde es eigentlich ziemlich offensichtlich, dass es sich nicht um ein KZ, sondern vielmehr um ein futuristisches Gefangenenlager in einer cyberpunkigen Endzeitversion handelt.
Ganz davon abgesehen: Wer bei jedem Internierungslager "Holocaust" schreit, übersieht die historische Besonderheit industrieller Vernichtung.
Es erinnert weniger an den Holocaust als an den Film zum gleichnamigen Roman von George Orwell "1984".
Ich denke, die Macher des idiotischen Videos spielen durchaus - und mit Absicht - mit Holocaust-Klischees, aber die meisten Kommentatoren haben recht: Es finden sich jede Menge anderer Elemente und Anspielungen.
Was nichts daran ändert, dass das Video übelst geschmacklos ist, so sehr, dass ich vermute, dass in den meterlangen Lines der Macher nicht nur Schnee war.
Ich mein, da muss noch etwas richtig Übles dringewesen sein, sodass diese zugekoksten Kommunikationskünstler, sowie die AR-Abteilung von Tokio Hotel sich ein derartiges Musikvideo ausgedacht haben.
Sorry, aber das erinnert mich auch eher an eine Art düsteres Zukunftsszenario und nicht an Holocaust, KZs und antisemitismus. 1984 wurde ja schon genannt, würde ich noch um Verblödung und Gleichschaltung per TV ergänzen.
Da waren z.B. Rammstein bei dem Video zu dem Song "Stripped" mit ihrer Riefenstahl-Ästhetik wesentlich näher an Deinen Vorwürfen dran.
MfG
Daniel
Also ich muss Herr Schwaner zustimmen, die Assoziation mit "1984" war auch das erste was mir in den Kopf kam. Irgendwelche Parallelen zu KZs oder dem Holocaust kann man vielleicht hineinterpretieren, aber vorhanden sind sie deshalb noch lange nicht.
Defintiv 1984 und nicht KZ - einfach den Werbespot von Apple zur Einführung des Macintosh anschauen (gibt es z.B. da: http://www.voell.de/video/). Da haben die abgekupfert - oder willst Du jetzt Apple auch noch Antisemitismus unterstellen?
Ich les da gerade:
"Das Vernünftigste ist immer, sich zu sagen: Vielleicht doch!
- und danach zu handeln."
Das Vernünftigste in diesem Fall wäre wohl eher gewesen sich zu sagen: "Vielleicht auch nicht!
- und danach zu handeln.
Sorry, aber damit machste Dich nur zum Obst.
Mich erinnert das mehr an Battlefield Earth, diesen SciFi-Streifen nach L. Ron Hubbard, wo alle Menschen Arbeitssklaven von Außerirdischen werden. Auch die Szene, wo sich die Gefangenen einen Film anschauen müssen, hat Ähnlichkeiten mit dem Scientology-Schöpfungsmythos, wo die Thetane in eine Art Kino gezwungen werden, in dem durch einen Film ihre Erinnerungen gelöscht und neue eingepflanzt werden.
@alle Kommentator/innen
Ich freue mich über die vielen guten und spannenden Kommentare, auch wenn die meisten Kommentare nicht meiner Meinung sind.
Danke!
Netter Beitrag
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