25 Oktober 2008

Zufälliger Fund: Gesang und Freiheitsbegriff

Zunächst fiel mir nur auf, dass mir die männliche Gesangsstimme richtig gut gefiel, was ja eher selten ist. Die Stimme von Aris Sas. Okay, es gibt noch Anthony Kiedies (seit er sich als Sänger verbessert hat), David Bowie und noch einige andere, auch z.B. Pavarotti hatte eine schöne Stimme, aber eigentlich stehe ich auf Frauenstimmen. Ich finde schöne Frauenstimmen im Schnitt emotional berührender, auch schöner, obwohl ich der Meinung bin, dass sich Frauenstimmen sich schwieriger in Musik integrieren lassen. Als Musiker (bzw. Musikproduzent) bevorzuge ich also Männerstimmen, als Hörer Frauenstimmen.

Ich schweife ab - also, der männliche Gesangspart von "Draußen ist Freiheit" von Tanz der Vampire (in der Version der Orchester der vereinigten Bühnen) ist richtig schön. Dann ist mir dabei folgene Passage aufgefallen, bei der Frage, die ich mir gestellt habe, welche Freiheit hier besungen wird:

Draußen ist Freiheit und Hoffnung
Die man hier nicht kennt!
Draußen ist Freiheit weit fort von allem,
Was uns trennt!
(Beide):
Beginnt was man Liebe nennt!

Es ist ein Zufallsfund, aber er eignet sich dennoch zur Illustration eines linksliberalen, personalistischen Freiheitsbegriffes in der Tradition von Hannah Arendt. Freiheit ist meiner Meinung nach oft mehr als nur Freiheit für Eigentum und Egoismus bzw. - anders gesagt: Freiheit übersteigt den Freiheitsbegriff der pseudobürgerlichen Krüppelliberalen und verdummten Hayekanbeter. Ein radikal autistisch-egoistischer Freiheitsbegriff funktioniert für eine Gesellschaft auf Dauer genauso wenig wie Märkte dauerhaft funktionieren können, die ihre Vertrauens- und Fairnessgrundlagen erodieren. Hier wie dort liegt ein Geheimnis im Verhältnis zum Mitmenschen.

Ohne ein faires und wohlwollendes Verhältnis zum Mitmenschen geraten sowohl die Freiheiten in der Gesellschaft in Gefahr, wie auch die Kollektivveranstaltungen (ganz recht: Märkte sind Kollektivveranstaltungen!) von Märkten in Gefahr geraten. Ein Verständnis von Freiheit macht wenig Sinn, das den Mitmenschen eigentlich ausspart - bzw., in der Tradition eines allzu radikalen und voraussetzungslos erdachten Invividualismus, sich Freiheit im Wesentlichen als Freiheit vom Mitmenschen und als Freiheit von der Gesellschaft vorstellt - negative Freiheit.


Übertrieben drastisch - und götzenschänderisch formuliert: Isaiah Berlin war ein Idiot...

(jedenfalls irrte er bei einem zentralen Punkt seines Denkens - die wechselseitige Beziehung zwischen Freiheitsquellen und Freiheitshindernissen, sowie der oft letztlich personalistische Inhalt im Freiheitsbegriff, fällt oft deutlicher und komplexer aus, als es die nur vermeintlich denkscharfe Unterscheidung zwischen "negativen" und "positiven" Freiheiten vermuten lässt)

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23 Oktober 2008

Die US-Wahl läuft: gut

Jetzt bin ich völlig sicher: Barack Obama gewinnt die Wahl.

Begründung: Die Beiteiligung der Amerikaner an den sogenannten "early votes" ist diese Wahl unfassbar groß. In Georgia haben bereits 10 Prozent der Wahlberechtigten auf diesem Weg gewählt.- was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine glatte Verdopplung darstellt. Dazu kommt, dass die Beteiligung der Schwarzen ebenfalls auf einen sehr hohen Niveau liegt. Von der Struktur der Wähler (bei Befragungen nach der Wahl), z.B. in Nevada, deutet allerhand auf einen überraschend klaren Erdrutschsieg für Obama. In Nevada wurde ursprünglich ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet, indes, bei den "early Votes" liegt McCain zur Zeit bei nur ca. 30 Prozent, während Obama 65 Prozent dieser Stimmen erhält. Auch hier haben bereits rund 10 Prozent der Wähler gewählt, was nicht nur bedeutet, dass die Wahlbeteiligung Rekordhöhen erreicht, sondern auch, für das Gesamtelektorat, dass - jetzt schon - Obama einen Vorsprung auf McCain von 3,5 Prozent aufweist. Das ist ein Wert, der im weiteren Wahlverlauf für McCain schwerlich aufzuholen sein wird.

Amerika schüttelt sich, und schüttelt die Republikaner von der Regierung ab. Die Schmutzkampagnen und die lügenhaften Robocalls von McCain wirken doppelt paradox. Sie steigern den Widerwillen der Wähler gegen McCain und führen zugleich in millionenfacher Zahl (aufgrund aktueller Verärgerung) zu einem massiven Spendenzugang für die Demokraten.

Diesmal ist Karl Rove mit seinen Taktiken gescheitert - die Amerikaner haben genug davon.

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20 Oktober 2008

Regierung hält Studie zur Wirkung von Studiengebühren unter Verschluss

Die Bundesregierung hat untersuchen lassen, ob Studiengebühren junge Menschen vom Studium abhalten. Nach Angaben der dpa liegt diese Studie nun vor, aber die Ergebnisse sind so gar nicht nach dem Geschmack der Neoliberalen in der Bundesregierung.

Wie es sich für eine Diktatur gehört - anscheinend ist so etwas das Handlungsmodell für die deutsche Bundesregierung - versucht Ministerin Shavan nun alles, um das Veröffentlichen der Studie zu verhindern. Diese Studie soll verheimlicht werden. Tja, und die bürgerliche Presse und die sonstigen Medien, berichten darüber nicht, obwohl ihnen die Informationen aktuell vorliegen, mit ganz wenigen positiven Ausnahmen. Es wird auch nicht über das skandalöse Verhalten der Ministerin Shavan berichtet. Dabei wäre es für interessierte Journalisten so simpel: Einfach Anruf bei dpa.

+++ Update +++
Na geht doch! Jetzt ist SpOn nachgezogen und sorgt damit dafür, dass dieses Thema in den Medien die Aufmerksamkeit erhält, die notwendig ist.

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16 Oktober 2008

Ökonomen werden überschätzt

Ein schönes Beispiel dafür, dass Ökonomen Kompetenz nur vorgaukeln, liefert ein Interview mit Jeremy Rifkin (immerhin ein klingender Name in der Ökonomenzunft) in der Sueddeutschen Zeitung. Die von Kassandraschreien durchsetzten Aussagen von Rifkin sind vielfach falsch, aber das Highlight für mich ist diese Stelle:
Der steigende Ölpreis schlägt sich in jedem Produkt nieder. Unsere Nahrungsmittel gedeihen dank petrochemischen Düngers, (...)
Petrochemischer Dünger? Das ist völlig absurd. Auch sollte man bedenken, zumal als Ökonom, dass der Preis für Erdöl nur einen i.d.R. kleinen Prozentsatz an den gesamten Produktionskosten eines Landes ausmacht. Selbst der Preis für Logistikleistungen steigt nicht um 50 Prozent, weil der Ölpreis entsprechend angestiegen ist. Öl ist auch nicht die einzige Energiequelle. Apropos Ölpreis: Zum Zeitpunkt des Interviews liegt der Ölpreis bereits unter 68 Dollar und damit in etwa auf dem Niveau von Sommer 2005, wo er um die 60-Dollar-Marke schwankte.

Rifkin übersieht mit den sinkenden Rohstoffpreisen krisenstabilisierende Tendenzen, die es eben auch gibt, und ist von Panik ergriffen - er sieht eine neue Weltwirtschaftskrise kommen. Nur: Das stimmt eben nicht. Eine Wirtschaftskrise kommt, ja, aber eben nicht im Umfang der Weltwirtschaftskrise.

Was die angeblich kommende Weltenergiekrise betrifft, auch da bin ich anderer Meinung. Sollte der Ölpreis dauerhaft oberhalb von 50 Dollar liegen, dann lohnen sich Verfahren zur Kohleverflüssigung - und die Reichweite der auf Kohle basierenden Energiereserven beträgt noch rund 1000 Jahre. Mit anderen Worten: Wir werden vermutlich in den nächsten Jahrzehnten eine Abkehr von der Ölwirtschaft erleben, und ich denke, Elektroautos werden das nächste große Ding. Ich denke, ab dem Jahr 2011 ist die gerade beginnende ökonomische Krise ausgestanden, und dann geht es wieder aufwärts - und eben mit veränderten Grundlagen. So mangelhaft Kapitalismus, besonders bei unzureichender Regulation, auch sein mag: Die Stärke funktionierender Marktwirtschaften liegt in der Fähigkeit zu Innovation und Problemlösung.

Das sollte nicht vergessen werden, auch nicht mitten während einer sich gerade entfaltenden Krisenpanik.

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15 Oktober 2008

Merkel muss weg

Unglaublich: Die dumme Merkelin will jetzt im Eilverfahren die riskanten US-Bilanzierungsregeln für Banken in der EU durchsetzen, also genau jene "flexible" Regeln, welche die Finanzmarktkrise mit verursacht haben. Regeln, mit denen Risiken verdeckt werden, und Bankbilanzen künftig irgendwas darstellen.

Merkels Antwort auf die Krise: Eine irre Deregulierung.

P.S.
Sehr lesenswert ist dieses Interview mit Udo Reifner zur Untätigkeit staatlicher Aufsichtsorgane.

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13 Oktober 2008

Eine Bildergalerie

Das hier ist eine Bildergalerie mit Tierbildern. Aber was für eine!

Banken-Pseudorettung durch korporatistische Planwirtschaft

Das "Rettungs"paket der Regierung: Eigenkapitalgeschenke an die Banken. Außerkraftsetzung von Marktregeln, z.B. durch veränderte (!) Bilanzierungsregeln, sodass wertlose Papiere nunmehr als Wert verbucht werden dürfen. Umfangreiche Kapitalspritzen zur Ankurbelung des Interbankenhandels. Ein Freibrief für Zocker.

Es wird die Börsenkurse hochjagen, auf diesen Weg neuen Reichtum schaffen, nur ist es eben so, dass steigende, mit Notenbankgeld hochgetriebenen Börsennotierungen überhaupt keine Erleichterung für die kommende Wirtschaftskrise darstellen. Das ist im Wesentlichen nur eine Erleichterung für geld- und aktienbesitzende Eliten.

Anstelle einer überfälligen Bewertungskorrektur von Vermögensgütern (z.B. faulen Subprime-Krediten) steht eine teue Kumpanei der Regierung mit dem Finanzsektor. Kriminelle Hedgefonds bleiben nun am Leben, statt zu kollabieren. An Stelle einer Bereinigung der Verhältnisse erfolgt deren inflationäre Aufblähung. Statt sinnvoller Re-Regulierung (z.B. Transparenzgebote, Zurückdrängen der kundenfeindlichen Kreditverbriefungen, Begrenzung des Umfanges spekulativer Geschäfte, Verbot bilanzfremder Risikopositionen, Einschränkung von Offshore-Geschäften) erfolgt nunmehr sogar eine weitere, und verantwortungslose De-Regulierung, die zudem großzügig mit Kapitalspritzen des Staates unterfüttert wird.

Umfang: 400 470 Milliarden Euro.
Schuldenexplosion: garantiert.
Profitierende: Vermögenseliten.
Geschädigte: die Normalbürger.

Umverteilung von unten nach oben. Alles wie gehabt.

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12 Oktober 2008

Satirisches Highlight: Claus Christian Malzahn

Wollte ich eine groteske Satire verfassen, dann würde ich jedes einzelne Wort unverändert lassen. Jedes Wort, das Claus Christian Malzahn gerade über Cem Özdemir und seinem Kampf um einen Spitzenplatz zum Bundestag geschrieben hat. Was Claus Christian schrieb, hat mich zu Tränen des gerührt, so sehr musste ich lachen.

Der Chefsatiriker der Politredaktion des SPIEGEL hat wieder zugeschlagen. Ahistorisch, verdummt bzw. verdummend - und zugleich sehr witzig. Jedes Wort ist falsch - und darum, als Satire, ist es richtig.

(ich vestehe allerdings nicht, warum man einen derartigen Komiker im SPIEGEL zum Chefredakteur gemacht hat - weder sein Umgang mit der Sprache, noch sein politisches Urteilsvermögen deuten darauf, dass er der Position eines Chefredakteurs wirklich gewachsen ist)

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08 Oktober 2008

Die Finanzmarktkrise hat ihren Scheitelpunkt überschritten

Die Finanzmarktkrise hat ihren Scheitelpunkt überschritten:

Das ist ein verwegene Aussage, besonders zum jetzigen Zeitpunkt, und ich komme im Wesentlichen nur aus intuitiven - schwer vermittelbaren - Gründen dazu. Die kommende Wirtschafts- und Konjunkturkrise ist damit noch lange nicht vorbei, ganz im Gegenteil, diese beginnt erst. Es lagert zudem noch viel Giftmüll in den Bankbilanzen, allemal genug, um fast das ganze Privatbankensystem zu zerstören. Indes, von nun an werden die Regierungen der OECD-Staaten jedes Bankbilanzloch mit Steuergeldern stopfen, die Regierungen konkurrieren mittlerweile untereinander sogar um den Titel des freigiebigsten Bankenretters aller Zeiten - des sog. FreiBaZ.

(merkwürdiger Weise kann ich mich nicht entsinnen, wann unsere Regierungen jemals ähnlich bemüht waren und ähnlich freigiebig mit Steuergeldern verfuhren, während sie auf Gegenleistungen vollständig verzichteten)

Aber diese Rundumversorgung für Zocker, dieses freigiebige Stopfen von Bankbilanzen, sie wird dafür sorgen, dass keine weiteren Implosionen von Großbanken stattfinden werden. Vielleicht fällt der Dow Jones noch bis 8000 (das wäre m.E. eine faire Bewertung) und der DAX auf 4500 - aber es ist nicht sicher, ob diese Tiefen tatsächlich noch erreicht werden. Es wird nicht mehr viele Monate dauern, und die Börsianer werden, trotz einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise, wieder optimistischer in die Zukunft blicken.

Ich würde zur Zeit stattliche 40 Prozent des Vermögens in Aktien stecken (den Rest würde ich in gute Wohnimmobilien und in Termingeldkonten bei Genossenschaftsbanken stecken - und nicht einen Cent für Gold). Als Aktien halte ich BASF für 30 Euro, Daimler für 25 Euro, Deutsche Bank zu 40 Euro für eine z.Zt. sehr gute Empfehlung.

Allen Krisenbetroffenen (das sind indirekt wohl fast wir alle) wünsche ich eine gute Prise Mut, Kraft, Klugheit, Geschicklichkeit, Glück und Tüchtigkeit für die kommenden zwei Jahre.

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04 Oktober 2008

Palin, die Medien und das fehlende Schimpfwort


Als ich mir in der Huffington Post diesen Beitrag angeschaut hatte, war mein erster (ungefilterter) Gedanke: "Was für ein Drecksack!". Wohl ein etwas zu grobes Wort. Was mich daran verblüfft, das ist der Umstand, dass mir partout kein weibliches Schimpfwort eingefallen ist. Es scheint Begriffe zu geben, für die es in der Sprache keine weibliche Entsprechung gibt. Ich finde immer noch, während ich das so vor mich hintippe, dass "Drecksack" auf Palin bestens passt - passt zu einen Politikertypus, der es als Affront empfindet, wenn er von einer gestandenen Journalistin zu den eigenen Kompetenzen befragt wird, statt Gelegenheit dafür zu erhalten, sich über die Kompetenzen politischer Konkurrenten zu äußern.

Ich finde zwar, dass in den berüchtigten Interviews mit Katie Couric die Frage gefehlt hat, was Palin in das Amt des Vizepräsidenten einbringen wird. Einem politischen Interviewgast sollte Gelegenheit gegeben werden zu zeigen, wofür er steht - aber ich finde, dass Palin diese Gelegenheit bei den Couric-Interviews reichlich gehabt hat. Und nun soll die Fragenstellerin daran schuld sein, dass Palin schlechte Antworten gegeben hat...

Drecksack!" passt doch, oder gibt es ein besseres Wort?

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02 Oktober 2008

Das "neue" Rettungspaket für den Finanzmarkt ist übler. Die Amis haben einen Knall.

Es gibt hierzulande den Reflex, bei schwer verständlichen Nachrichten aus den USA zunächst zu denken: "Die Amis haben einen Knall.". Das ist meiner Meinung nach, trotz bedauerlicher Reflexhaftigkeit, kein Antiamerikanismus, sondern leidvolle Erfahrung. Ein neues Beispiel für die Gültigkeit des Knall-Theorems bietet die aktuelle Finanzmarktkrise.

Aus einem dümmlich-stereotypen Antistaatsreflex heraus sperrten sich US-Republikaner (aber auch: Teile der Demokraten) im Repräsentatenhaus gegenüber dem deutlich klügeren Dodd-Plan, der die Banken massiv zu Gegenleistungen verpflichtet hätte und für die Steuerzahler erheblich günstiger gekommen wäre. Sie sperrten sich aber auch gegen den von der Bush-Administration erarbeiteten Paulson-Bernanke-Plan (ein Totalbailout für den Kreditjunk privater Geschäftsbanken).

Denn das alles sei - aus typisch amerikanischer Perspektive betrachtet - "Sozialismus". Man könnte auch, wie Peter Mühlbauer es sagt, von "Corporate Welfare" sprechen. Staatsknete für Zocker. Mühlbauer schreibt dazu treffend:
Während der Bezug von staatlichen Hilfen für Kranke, Behinderte und Arme streng reguliert ist, findet sich im 700-Milliarden-Dollar "Rettungspaket" abgesehen von unverbindlich formulierten Kleinigkeiten weder etwas zu einer Gegenleistung der zu rettenden Banken, noch zu Regulierungen, die so etwas in der Zukunft verhindern könnte.
Heute nun wird der Paulson-Bernanke-Plan vom Repräsentantenhaus durchgewunken werden, aufgrund einiger Änderungen. Was für Änderungen?

Hier kommt nun das Knall-Theorem zum Einsatz: Es handelt sich hierbei nämlich nahezu unverändert um den alten Paulson-Bernanke-Plan eines totalen und gegenleistungsarmen Bailouts, allerdings ergänzt um ein Steuersenkungsprogramm (!) für Unternehmen (!), womit die Staatsverschuldung noch weiter nach oben getrieben wird. Total irre. Noch mehr Corporate Welfare.

Das ist eigentlich ziemlich ironisch, auch deshalb, weil die verantwortungslosen Steuersenkungen der Regierung Bush für die Wohlhabenden zu den bedeutenden Krisenursachen zu rechnen sind, neben dem Deregulierungswahn und dem Rüstungskeynesianismus der Regierung Bush. Und wie ein Drogenabhängiger, der immer mehr vom giftigen Stoff will, möchten die US-Republikaner nun von dieser Droge mehr bekommen.

Sie wollen noch mehr Sozialismus, noch mehr Staatsverschuldung, noch mehr Verantwortungslosigkeit: Für die Reichen, für die Wohlhabenden und die Konzerne. Die Demokraten im Repräsentatenhaus werden bei diesem Schrott heute mitmachen, auch deshalb, damit sie nicht mitten im Gipfelpunkt des Wahlkampfes als Neinsager und Verhinderer des "Rettungs"paketes angeschwärzt werden wollen.

Kurzum: Die Amis haben einen Knall.

P.S.

Die Ablehnung von Dodds Plan wurde öffentlich von den Republikanern anders begründet:
Kevin Smith, a spokesman for House Republican Leader John Boehner, said the speed with which Dodd's plan was put together was designed ``to deny Senator McCain a role in trying to craft a bipartisan solution.'' (Quelle)
Ich hoffe, die Hintergründe werden damit klarer. Für uns in Europa ist ein schlechter und fehlerhafter "Rettungsplan" keine gute Nachricht, zumal Sarkozy und die EU sich gerade anschicken, diesen Dreck zu kopieren.

(Das wäre die transatlantische Seite des europäischen Anti-Amerikanismus: Wir können in einem Atemzug sagen: "Die Amis haben einen Knall", und kopieren anschließend von den Amerikanern genau das, was wir ablehnen.)

+++ Update +++

Mehr Hintergrundinformationen! Die von den Republikanern angestrebte Erweiterung des Bailout-Planes sieht folgendermaßen aus - um folgende absurde Erweiterungen geht es konkret:

Neue Steuersenkungen:

für Film- und Fernseh-Produktionen (Section 502)
für Holzpfeile zur Verwendung durch Kinder (Sec. 503)
für die prozessführenden Parteien im 89er Exxon-Valdez-Unfall in Alaska (Sec. 504)

Verlängerungen bisheriger Steuersenkungen:

für Rum aus den Virgin Islands und Puerto Rico (Sec. 308)

(Finanzkrise: Rum wird für Krisenbetroffene dringend benötigt.)

für American Samoa (Sec. 309)
für Minenrettungsfirmen (Sec. 310)
für Minensicherheitsausrüstungen (Sec. 311)
für die einheimische Produktion in Puerto Rico (Sec. 312)
für indianische Stämme (Sec. 314, 315)

(Das dürfte u.a. das Glücksspiel betreffen - und insofern passt dies zur Finanzkrise und den Ursachen.)

für Eisenbahnstrecken (Sec. 316)
für Rennstrecken für Autorennen (Sec. 317)
für den wohlhabenden Regierungsbezirk Washington DC (Sec. 322)
für die Woll-Forschung bzw. die hier tätige Agrarindustrie (Sec. 325)

(Quelle - es wirkt wie Satire)

Das Kalkül der Republikaner lautet dabei, dass die Demokraten diese Kröten fressen müssen, wenn sie ihren Präsidentschaftskandidaten nicht beschädigen wollen:
It would be a disaster for Democrats for this not to pass (...) Democrats have to deliver. I don’t know how you could let this fail — you can’t.

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