Zufälliger Fund: Gesang und Freiheitsbegriff
Zunächst fiel mir nur auf, dass mir die männliche Gesangsstimme richtig gut gefiel, was ja eher selten ist. Die Stimme von Aris Sas. Okay, es gibt noch Anthony Kiedies (seit er sich als Sänger verbessert hat), David Bowie und noch einige andere, auch z.B. Pavarotti hatte eine schöne Stimme, aber eigentlich stehe ich auf Frauenstimmen. Ich finde schöne Frauenstimmen im Schnitt emotional berührender, auch schöner, obwohl ich der Meinung bin, dass sich Frauenstimmen sich schwieriger in Musik integrieren lassen. Als Musiker (bzw. Musikproduzent) bevorzuge ich also Männerstimmen, als Hörer Frauenstimmen.
Ich schweife ab - also, der männliche Gesangspart von "Draußen ist Freiheit" von Tanz der Vampire (in der Version der Orchester der vereinigten Bühnen) ist richtig schön. Dann ist mir dabei folgene Passage aufgefallen, bei der Frage, die ich mir gestellt habe, welche Freiheit hier besungen wird:
Die man hier nicht kennt!
Draußen ist Freiheit weit fort von allem,
Was uns trennt!
(Beide):
Beginnt was man Liebe nennt!
Es ist ein Zufallsfund, aber er eignet sich dennoch zur Illustration eines linksliberalen, personalistischen Freiheitsbegriffes in der Tradition von Hannah Arendt. Freiheit ist meiner Meinung nach oft mehr als nur Freiheit für Eigentum und Egoismus bzw. - anders gesagt: Freiheit übersteigt den Freiheitsbegriff der pseudobürgerlichen Krüppelliberalen und verdummten Hayekanbeter. Ein radikal autistisch-egoistischer Freiheitsbegriff funktioniert für eine Gesellschaft auf Dauer genauso wenig wie Märkte dauerhaft funktionieren können, die ihre Vertrauens- und Fairnessgrundlagen erodieren. Hier wie dort liegt ein Geheimnis im Verhältnis zum Mitmenschen.
Ohne ein faires und wohlwollendes Verhältnis zum Mitmenschen geraten sowohl die Freiheiten in der Gesellschaft in Gefahr, wie auch die Kollektivveranstaltungen (ganz recht: Märkte sind Kollektivveranstaltungen!) von Märkten in Gefahr geraten. Ein Verständnis von Freiheit macht wenig Sinn, das den Mitmenschen eigentlich ausspart - bzw., in der Tradition eines allzu radikalen und voraussetzungslos erdachten Invividualismus, sich Freiheit im Wesentlichen als Freiheit vom Mitmenschen und als Freiheit von der Gesellschaft vorstellt - negative Freiheit.
Übertrieben drastisch - und götzenschänderisch formuliert: Isaiah Berlin war ein Idiot...
(jedenfalls irrte er bei einem zentralen Punkt seines Denkens - die wechselseitige Beziehung zwischen Freiheitsquellen und Freiheitshindernissen, sowie der oft letztlich personalistische Inhalt im Freiheitsbegriff, fällt oft deutlicher und komplexer aus, als es die nur vermeintlich denkscharfe Unterscheidung zwischen "negativen" und "positiven" Freiheiten vermuten lässt)
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