12 März 2011

Kernschmelze in der Atomanlage Fukushima

Ich bin fassungslos. Offenbar sind die 8 "unabhängige" Kühlsysteme nicht imstande gewesen, die Katastrophe zu verhindern. Zu allen Überfluss setzt sich die Serie von Erdbeben bislang unverändert fort, Hunderte von Industrieanlagen brennen. Mein Mitgefühl den Japanern.

11 März 2011

Ein Tarifabschluss zum Mäusemelken

Das wurde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder vereinbart:

Für eine Laufzeit von 24 Monaten gibt es zwei Erhöhungsschritte. Im ersten Jahr gibt es einen Lohnzuwachs in Höhe von mickrigen 1,5 Prozent, im zweiten Jahr 1,9 Prozent plus einen Sockelbetrag von 17 Euro, was (bezogen auf ein statistisches Durchschnittseinkommen) in etwa 0,6 Prozent ausmacht. Pro Jahr beträgt die vereinbarte Lohnerhöhung (gemittelt) also 2 Prozent, was unterhalb (!) der aktuellen Inflationserwartungen liegt, die für 2011 bei 2,5 Prozent und 2012 bei 2,4 Prozent liegen (siehe hier). Ergebnis ist also ein Reallohnverlust, der wegen der Gesundheitspolitik Röslers (FDP) für die Beschäftigten nochmals gesteigert wird.

Betroffen von diesen Tarifverträgen sind rund 600.000 Menschen, darunter 200.000 angestellte Lehrer, sowie 120.000 Hochschulbeschäftigte. Überdies soll dieser Tarifvertrag als Vorlage für die Landesbeamten dienen. Der objektive Missstand, dass neueingestellte Lehrer in vielen Bundesländern immer seltener einen verbindlichen Eingruppierungsvertrag erhalten (woraus in der Konsequenz deutlich untertariflich angesetzte Entgeltstufen folgen, oft nur 11 und 13 des TVöD-L) wurde vom VERDI-Verhandlungsführer Bsirske weiterhin geduldet - zur sehr großen Freude der Arbeitgebervertreter, welche auf diese Weise Lohneinsparungen in Höhe von rund 25 Prozent im Vergleich zu identisch tätigen Beamten erzielen.

Die sogenannten "Einmalbeträge" des aktuellen Tarifvertrages, lasse ich dabei unberücksichtigt, erstens, weil diese Beträge ein Witz sind im Vergleich zu den fortgeschriebenen Einschränkungen bei Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld, zweitens, weil diese Beträge ohnehin in der nächsten Tarifrunde fortfallen und somit nicht langfristig gehaltswirksam sind.

Für die vorherige Tarifperiode gab es hingegen noch eine Erhöhung von 5,6 Prozent (d.h. 40 Euro Sockelbetrag plus 4,2 Prozent für 24 Monate Laufzeit - siehe hier) bzw. 2,8 Prozent pro Jahr. Im Vergleich zur Vorperiode erklärt sich auch, warum der Verhandlungsführer für die Arbeitgeber (TdL), Hartmut Möllring, diesmal von besonders "fairen Verhandlungen" in einer "konstruktiven Atmosphäre" sprach.

So kann man es auch sagen...

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06 März 2011

Kachelmann ist m.E. ein Sexualstraftäter

Ich habe lange Zeit benötigt, um mir einen Reim auf die Informationen zu machen, die aus dem Kachelmannprozess kommen. Interessanter als den Fall Kachelmann (den ich völlig uninteressant finde) fand ich die Reaktionen darauf, und auch die Rolle der ProzessbeobachterInnen, z.B. von Frau Schwarzer, deren Verhalten im Prozess ich inzwischen als hochrespektabel einschätze.

Inzwischen gibt es imho ein ausreichendes Bild darüber, wie sich Kachelmann bei sexuellen "Annäherungen" ggüber Frauen benimmt und welche Vorlieben er dabei hat. Ich denke es ist so:

Kachelmann gehört zu denen, die sexuelle Gewalt gegen Frauen sehr mögen. Anders als normale Anhänger von SM-Sex bevorzugt er für seine sadistischen Praktiken allerdings keine Frauen, die einvernehmlich einen masochistischen Part übernehmen und mit SM-Praktiken vertraut sind, sondern er findet es besonders reizend, mit jenen Frauen sadistische Sexualpraktiken zu "teilen", die er damit überrascht, bzw., genau genommen: überwältigt. Man könnte jetzt über die psychologischen Motivlagen der Beteiligten in diesem Geschehen spekulieren, z.B. die Gründe der deutlich gewordenen, und oft sogar wiederholten Opferbereitschaft vieler betroffener Frauen und auch, ob Kachelmann dabei auch selbst graduell ein Opfer ist, nämlich Opfer seiner sozialen Macht, die er als Promi hat, und den ihn bestärkenden vermeintlich positiven Erfahrungen, die er im Laufe seines Sexuallebens mit diesem Tatmuster sammelte - die m.E. interessantere Frage ist dabei:

Ist so etwas bereits Vergewaltigung?

Kann es Vergewaltigung nennen, wenn der Sexualverkehr zunächst einvernehmlich beginnt und (so muss man die Zeugenaussagen werten) i.d.R. halbeinvernehmlich fortgesetzt wird - zwar mit gewissen Widerstand seitens der von brutalen Sex maltätrierten Frau, was aber vom Täter als sexuelles Spiel bzw. spielerischer Widerstand gewertet wird, bzw. in der Hoffnung betrieben wird, die Frau früher oder später von seinen gewaltsamen, brutalen Praktiken überzeugen zu können?

Ich denke ja.*

(und um so schäbiger finde ich das Verhalten seiner gerichtlichen Verteidigung, welche durch den aggressiven und rufmörderischen Stil das Vergewaltigungstrauma fortsetzt)


P.S.
* Grundlage von moralisch akzeptablen SM-Sex ist die einwandfreie Einvernehmlichkeit der Beteiligten, nicht zuletzt deshalb, weil im Fall von Nichteinvernehmlichkeit SM-Sex traumatisierend, sogar schwer traumatisierend wirken und richtiggehend krank machen kann. Für den Ex-Promi bestand der "Spaß" genau darin, diese Einvernehmlichkeit zu unterlaufen. Mitunter ist es unter krankhaften, persönlichkeitsgestörten Sadisten eine tolle, ganz wunderbare und anregende Vorstellung, jemanden SM-Sex-Praktiken auszusetzen, der genau das nicht mag. Persönliche Anmerkung: Einer meiner besten Freunde ist Sadist, aber er würde es nie im Leben es darauf anlegen, eine Frau mit seinem sadistischen Sex zu überrumpeln. Einmal in seinem Leben ist ihm das passiert, irrtümlich und man könnte in diesem Fall sagen "im Eifer des Gefechts" - hier habe ich einmal als Vermittler gewirkt zwischen der verzweifelten Frau, welche die Welt nicht mehr verstand und ihm, dem das sehr leid tat. Er dachte, beim gemeinsamen Besprechen von Sexualfantasien wäre für diese Frau, die er übrigens sehr mochte, klar gewesen, dass sie beim Sex leichte Schläge erwarten müsse/könne. Sie hingegen war völlig überrumpelt in dem Moment der Schläge, vermochte sich auch nicht richtig zu wehren bzw. den Sexualakt abzubrechen, weil sie in diesem Moment völlig überfordert war - was sie im Nachhinein umso stärker belastete und bei ihr ein fast unendliches Gefühl von Hilflosigkeit erzeugte. Ich sprach mit einer "Parlamentärin" ihrer Seite, klärte mit ihr die Frage, was da vorgefallen war usw. Anschließend, und nach einer Klärung mit den Beteiligten, kam es zunächst zu einer "8-Augen-Aussprache" (er, sie sowie zwei Parlamentäre), dann zu einer "4-Augen-Aussprache"), was zwar nicht die Beziehung rettete, aber immerhin die Freundschaft meines Freundes mit dieser Frau. Außerdem verschwand in diesem bewusst freundschaftlich und mit Respekt gegenüber dem Opfer gestalteten Prozess weitgehend ihre Traumatisierung.

04 März 2011

Möchte jemand eine fette Story schreiben? Causa Guttenberg/social media campaigning

Wer sagt, die deutsche Politik wird immer widerlicher, mag in Teilen damit Recht haben. Interessant und neu imho ist allerdings der Umfang und die Methodik, mit der Medien manipuliert werden. Beim Rücktritt von Beck (zugunsten der Richtung von Steinmeier) waren jede Menge käufliche "Medienberater" involviert (Frage: wer hat diese bezahlt?) - und auch der höchst ambitionierte Herr Steinmeier selbst. Leider ist dieser durchaus beachtliche Skandal nie recherchiert und in der Qualitätspresse veröffentlicht worden.

Ein noch zu recherchierender, aktueller Skandal ist allerdings das Einspannen von Social Media Agenturen in die (gescheiterte) Guttenberg-Kampagne, sichtbar auch im Kommentarbereich von Guttenplag-Wiki, das mit automatisierten Kommentaren geflutet wurde (erkennbar oft am Kennwort: "Ihr" und "euch" u.ä.), aber auch, in Bezug auf die mediale Durchschlagswirkung bedeutender: dies hier.

(via: Peter Berger)

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02 März 2011

Nachkarten gegen Guttenberg: Superlative in der Abtrittsrede

Bei Don (hier) behauptete ich, dass die Abtrittsrede von Comical Gutti reich an Superlativen war. Jetzt wird gezählt!

Direkte Superlative
"schmerzlichste Schritt", "höchsten Ansprüche", "möglichst ungeteilte", "größte Bundeswehrreform in der Geschichte", "engstens ans Herz gewachsen", "allzu menschlicher", "bestens vorbereitet", "ich war immer", "enorme Wucht"

Also: 8 bis 9 Superlative. Immerhin!

Falls sich jemand fragt, was dieses Nachzählen soll: Einerseits wollte ich einen Eindruck überprüfen, den ich hatte. Andererseits wird damit belegt, wofür Stefan Kuzmany im Spiegel die passenden Worte fand, nämlich eine Schmierenkomödie.

Indirekte Superlative bzw. Übertreibungen
"öffentliche und mediale Betrachtung fast ausschließlich auf die Person Guttenberg"
"dramatische Verschiebung der Aufmerksamkeit"
"auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person"
"mir war immer wichtig"
"deshalb habe ich mich aufrichtig bei all jenen entschuldigt"
"Amt, an dem das ganze Herzblut hängt"
"jenseits der hohen medialen und oppositionellen Taktfrequenz die gebotene Zeit"
"für mich gerade eine Frage des Anstandes"
"Gebot der Verantwortung gegenüber allen Soldaten"
"ein weitgehend bestelltes Haus überlassen"
"ist es mir ein aufrichtiges Anliegen"
"vor allem gegenüber der Universität Bayreuth"
"habe ich Respekt vor all jenen"
"es ist bekannt, dass die Mechanismen im politischen und medialen Geschäft zerstörerisch"
"wer sich für die Politik entscheidet, darf kein Mitleid erwarten"
"und das würde ich auch nicht in Anspruch nehmen"
"ich darf auch nicht den Respekt erwarten, mit dem Rücktrittsentscheidungen so häufig entgegen genommen werden"
"wenn ich es nur wäre, indem ich meinen Charakter veränderte"
"die Mehrheit der Bevölkerung, die mir bis heute den Rücken stärkte"
"mit dem mir notwendigen Maß an Unabhängigkeit in der Verantwortung gerecht zu werden"
"insofern gebe ich meinen Gegnern gerne recht"
"ein Satz, der für einen Politiker ungewöhnlich klingen mag"

(okay - die hier aufgezählten Übertreibungen können auch bestritten werden - aber der Gesamtklang der Abtrittsrede ist ziemlich dick aufgetragen und selbstmitleidig)

Fazit des Guttenbergskandals

Guttenberg wird nun selbst zur Fußnote. Der Theaterdonner verhallt.
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