06 März 2011

Kachelmann ist m.E. ein Sexualstraftäter

Ich habe lange Zeit benötigt, um mir einen Reim auf die Informationen zu machen, die aus dem Kachelmannprozess kommen. Interessanter als den Fall Kachelmann (den ich völlig uninteressant finde) fand ich die Reaktionen darauf, und auch die Rolle der ProzessbeobachterInnen, z.B. von Frau Schwarzer, deren Verhalten im Prozess ich inzwischen als hochrespektabel einschätze.

Inzwischen gibt es imho ein ausreichendes Bild darüber, wie sich Kachelmann bei sexuellen "Annäherungen" ggüber Frauen benimmt und welche Vorlieben er dabei hat. Ich denke es ist so:

Kachelmann gehört zu denen, die sexuelle Gewalt gegen Frauen sehr mögen. Anders als normale Anhänger von SM-Sex bevorzugt er für seine sadistischen Praktiken allerdings keine Frauen, die einvernehmlich einen masochistischen Part übernehmen und mit SM-Praktiken vertraut sind, sondern er findet es besonders reizend, mit jenen Frauen sadistische Sexualpraktiken zu "teilen", die er damit überrascht, bzw., genau genommen: überwältigt. Man könnte jetzt über die psychologischen Motivlagen der Beteiligten in diesem Geschehen spekulieren, z.B. die Gründe der deutlich gewordenen, und oft sogar wiederholten Opferbereitschaft vieler betroffener Frauen und auch, ob Kachelmann dabei auch selbst graduell ein Opfer ist, nämlich Opfer seiner sozialen Macht, die er als Promi hat, und den ihn bestärkenden vermeintlich positiven Erfahrungen, die er im Laufe seines Sexuallebens mit diesem Tatmuster sammelte - die m.E. interessantere Frage ist dabei:

Ist so etwas bereits Vergewaltigung?

Kann es Vergewaltigung nennen, wenn der Sexualverkehr zunächst einvernehmlich beginnt und (so muss man die Zeugenaussagen werten) i.d.R. halbeinvernehmlich fortgesetzt wird - zwar mit gewissen Widerstand seitens der von brutalen Sex maltätrierten Frau, was aber vom Täter als sexuelles Spiel bzw. spielerischer Widerstand gewertet wird, bzw. in der Hoffnung betrieben wird, die Frau früher oder später von seinen gewaltsamen, brutalen Praktiken überzeugen zu können?

Ich denke ja.*

(und um so schäbiger finde ich das Verhalten seiner gerichtlichen Verteidigung, welche durch den aggressiven und rufmörderischen Stil das Vergewaltigungstrauma fortsetzt)


P.S.
* Grundlage von moralisch akzeptablen SM-Sex ist die einwandfreie Einvernehmlichkeit der Beteiligten, nicht zuletzt deshalb, weil im Fall von Nichteinvernehmlichkeit SM-Sex traumatisierend, sogar schwer traumatisierend wirken und richtiggehend krank machen kann. Für den Ex-Promi bestand der "Spaß" genau darin, diese Einvernehmlichkeit zu unterlaufen. Mitunter ist es unter krankhaften, persönlichkeitsgestörten Sadisten eine tolle, ganz wunderbare und anregende Vorstellung, jemanden SM-Sex-Praktiken auszusetzen, der genau das nicht mag. Persönliche Anmerkung: Einer meiner besten Freunde ist Sadist, aber er würde es nie im Leben es darauf anlegen, eine Frau mit seinem sadistischen Sex zu überrumpeln. Einmal in seinem Leben ist ihm das passiert, irrtümlich und man könnte in diesem Fall sagen "im Eifer des Gefechts" - hier habe ich einmal als Vermittler gewirkt zwischen der verzweifelten Frau, welche die Welt nicht mehr verstand und ihm, dem das sehr leid tat. Er dachte, beim gemeinsamen Besprechen von Sexualfantasien wäre für diese Frau, die er übrigens sehr mochte, klar gewesen, dass sie beim Sex leichte Schläge erwarten müsse/könne. Sie hingegen war völlig überrumpelt in dem Moment der Schläge, vermochte sich auch nicht richtig zu wehren bzw. den Sexualakt abzubrechen, weil sie in diesem Moment völlig überfordert war - was sie im Nachhinein umso stärker belastete und bei ihr ein fast unendliches Gefühl von Hilflosigkeit erzeugte. Ich sprach mit einer "Parlamentärin" ihrer Seite, klärte mit ihr die Frage, was da vorgefallen war usw. Anschließend, und nach einer Klärung mit den Beteiligten, kam es zunächst zu einer "8-Augen-Aussprache" (er, sie sowie zwei Parlamentäre), dann zu einer "4-Augen-Aussprache"), was zwar nicht die Beziehung rettete, aber immerhin die Freundschaft meines Freundes mit dieser Frau. Außerdem verschwand in diesem bewusst freundschaftlich und mit Respekt gegenüber dem Opfer gestalteten Prozess weitgehend ihre Traumatisierung.

5 Comments:

At 09 März, 2011 00:06, Anonymous Anonym said...

Ein hervorragender Beitrag,der es exakt auf den Punkt bringt, Respekt!

 
At 09 März, 2011 00:20, Anonymous Anonym said...

Sehr guter Beitrag!

 
At 12 März, 2011 15:13, Anonymous Thomas R. said...

Es ist schwer, zu klassifizieren, wo eine Vergewaltigung beginnt. Ich denke aber, man fährt mit folgender Methode ganz gut:

Wenn nach dem in Rede stehenden Vorfall das mögliche Opfer freiwillig nochmal mit dem Täter schläft, war es keine Vergewaltigung. Da mag es immer noch eine gewisse Unschärfe geben, aber alles in allem kann man doch wohl sagen:

Eine Vergewaltigung als traumatisierendes Ereignis dürfte das Interesse des Opfers deutlich verringern, nochmal Sex mit dem Vergewaltiger zu haben. Zumindest wären andernfalls ernsthafte Zweifel an der Geschichte angebracht.

 
At 01 Oktober, 2011 20:21, Anonymous Wolf-Dieter said...

Dass der "überraschende Sadismus" moralisch fragwürdig ist, steht außer Zweifel.

Von einer Straftat unterscheidet es sich aber insofern, als sein Opfer in keiner weise hilflos, abhängig oder seelisch labil ist. Ab dem zweiten Mal ist es auch nicht mehr ahnungslos.

Selbst falls K. ein ausgemachter Drecksack sein sollte: der Begriff Sexualstraftäter ist sauber definiert und K. nicht anwendbar.

 
At 27 Oktober, 2011 16:29, Anonymous Anonym said...

Solche Männer können sehr gefährlich werden. Durfte das am eigenen Leib erfahren und kann nur alle Frauen vor all zu charmanten Sadisten warnen.
Meiner war ein lieber Familienvater, in gehobener Position und mit einem gut getarnten Hass auf Frauen.
Seine Frau und seine Kollegen konnten später nicht glauben, zu welchen Taten er fähig war.

 

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