Dieser Bauer ist immer noch ein Depp
Der Bauer ist immer noch ein Depp, jedenfalls in gesellschaftlichen und gesamtwirtschaftlichen Fragen. Auf die Fragestellung, was wohl die Hauptaufgabe des Staates sei, fällt ihm ein:
(...) vor allem verhindern, dass Wettbewerb ruinös wird, das ist die Aufgabe des Staates.Anders gesagt: Für diesen speziellen Deppen ist es die primäre Aufgabe des Staates, dass er Konzernen wie der Deutschen Bank unverhältnismäßig hohe Gewinne sichert, indem er "ruinösen" Wettbewerb verhindert. Der Staat soll kleinere, konkurrierende Banken eleminieren helfen, er soll als Wettbewerber nicht störend (und vor allem: nicht erfolgreich) auftreten, der Staat soll freundlich sein zu Ballungen wirtschaftlicher Macht in Gestalt von Monopolen, Teil-Monopolen und Oligopolen, und auf diesem Wege den Wettbewerb zu Gunsten großer Konzerne beschränken. Der Staat soll des Weiteren nicht dabei stören, wenn Kunden balbiert werden.
Man aus dieser Auffassung lernen, dass das Gegenteil richtig ist: Der Staat muss durch sein Handeln im Bankgewerbe dafür sorgen, zum Beispiel durch Erzwingung von Transparenz, oder durch Zerschlagung der Deutschen Bank: dass eine hohe Wettbewerbsintensität zu Gunsten der Kunden stattfindet. Gleichzeitig müssen Über-Risiken, die massiv zu Lasten der Steuerzahler gehen, sowie Kunden-Benachteiligungen (mit denen Banken ihren Informationsvorsprung gewinnträchtig ausspielen) drastisch unterbunden werden.
Ganz anders also, wie es sich der Bauer denkt. Gleichzeitig nennt der Bauer ein entscheidendes Argument, warum der Staat im Finanzsektor zu besonders scharfen Regulationen aufgefordert ist:
Allein an die Moral des Einzelnen oder von Unternehmen zu appellieren, bringt in einer Wettbewerbsgesellschaft nicht die Lösung.Die Intensität staatlicher Regulationen sollte sich am Schaden fehlender staatlicher Regulationen bemessen. Insofern bleibt für die Finanzbranche noch viel zu tun. Sogar sehr viel.
Labels: Ordnungspolitik, Ordoliberalismus, Wirtschaft
12 Comments:
"Für diesen speziellen Deppen ist es die primäre Aufgabe des Staates, dass er Konzernen wie der Deutschen Bank unverhältnismäßig hohe Gewinne sichert, indem er "ruinösen" Wettbewerb verhindert. ... Insofern bleibt für die Finanzbranche noch viel zu tun. Sogar sehr viel."
Polemik ist immer gut, gerade in einem Blog. Aber dennoch ist mir das zu kurz gehopst. In einer sozialen Marktwirtschaft sollte der Staat die Regeln aufstellen und durchsetzen, welche die soziale Marktwirtschaft begründen und erhalten. Was er überhaupt nicht darf: in die Preisbildung eingreifen. Gerade das tut er mit Milchquote etc. nicht. Da beläßt er Marktteilnehmer ohne Ende auf dem Markt (Stichwort: Milchseen) und schafft damit: ruinösen Wettbewerb. In Europa und in der 3. Welt, was noch hinzu kommt.
Auch das Finanzbrachenbeispiel gehört mMn erweitert. Um fast alle anderen Branchen. Im Prinzip dürfte es keine Konzerne geben (frei nach A. Smith, das alle Unternehmen nach dem Monopol streben.). Solopp aus dem Bauch um es griffig zu machen: 5% Marktanteil oder 1 Mrd. Umsatz im Marktsegnemt sind die Aufforderung an den Staat, sein Unternehmen von Amts wegen zu zerschlagen.
Somit brauchen wir also das Tranchiermesser nicht nur für die Finanzbranche (Banken + Versicherungen!), sondern auch für Energie (Strom & Öl), Zucker, Software etc.
(das "nicht" bei der Milchquote gehört natürlich entfernt *ups)
@Sven: verstehe ich das recht? Der Staat greift in die Preisbildung ein, indem er zu viele Teilnehmer am Markt zuläßt? Und das soll er nicht?
Übrigens sollte der Staat durchaus in die Preisbildung eingreifen dürfen.
Die klassische Ansicht, daß sich Preise aus der Kreuzung von Angebot und Nachfrage generieren, ist im Modell richtig, in der Praxis dagegen nicht immer. Nimm z.B. ein Angebotsmonopol. Bei fehlender Substitutionsmöglichkeit kann der Anbieter die Preise einseitig diktieren. Weitere Beispiele überlasse ich Deiner Phantasie.
"@Sven: verstehe ich das recht? Der Staat greift in die Preisbildung ein, indem er zu viele Teilnehmer am Markt zuläßt?"
Jaein. Durch sein Eingreifen kommt der Markt zu anderen Ergebnissen als ohne sein Eingreifen. Weniger Milchbauern, höhere Erträge.
"Übrigens sollte der Staat durchaus in die Preisbildung eingreifen dürfen."
Der Vater der sozMW, Müller-Armack, definiert klar, daß staatlich gelenkte Preise IMMER der Weg in die Planwirtschaft und Fehlentwicklung sind. Da kommt von-Hayek hinzu mit seiner Anmaßung des Wissens. Einige Planer, und wenn es 1000 sind, können nicht das Wissen und Reaktionsvermögen der ungleich mehr Marktteilnehmer haben. Gerade bei der Milch wird doch sichtbar, daß trotz aller Reglemetierung und guten Absichten die bayrischen Bauern die EU nicht lobpreisen.^^
"Die klassische Ansicht, daß sich Preise aus der Kreuzung von Angebot und Nachfrage generieren, ist im Modell richtig, in der Praxis dagegen nicht immer."
Meine Rede. Aber der Staat soll nicht die Preise reglementieren, sondern die Freiheit und Gleichheit der Marktteilnehmer. Also: keine Konzerne.
Nunja, Müller-Armack wäre zwar sehr skeptisch gewesen bei Preis-regulierenden Eingriffen in Monopolpraktiken, aber eben nicht dagegen. Es wäre ihm jederzeit lieber, ein Monopol zu zerschlagen (übrigens auch nicht gerade ein kleiner Eingriff), aber im Monopol-Fall sind Preis-Eingriffe oft notwendig. Sagt Müller-Armack. Auch, hier bin ich mir allerdings unsicher, begrüßt er in bestimmten Fällen Mindestlöhne...
Die Vorstellung mit der sich automatisch aus staatlichen Eingriffen entwicklenden "Knechtschaft" das war dezidiert nicht eine Idee von Müller-Armack. Diese Art von Hysterie ist überhaupt nicht ordoliberal, sondern gehört in den Sektiererkreis der österreichischen Ökonomieschule.
Und nur dorthin, pardon.
@Jean Dean
Also läuft es auf ein mit-Zitaten-bewerfen hinaus. Aber nicht mehr heute.
Ich habe das Buch recht frisch durch. Preiseingriffe waren ihm ein Greuel. Er hat seitenlang dagegen argumentiert. Und dem Staat zugestanden, reagierend Preise auch anzupassend. Aber dennoch wären es festgelegte Preise mit nicht der gleichen Regulierungsfunktion wie Marktpreise. - Und Mindestlöhne hat er zwar nicht begrüßt, aber dezidiert als nicht der Marktwirtschaft wiedersprechend gekennzeichnet. Im Gegensatz zu Bundeskanzlerinnen, die sich auf die sozMW berufen...
Natürlich war ihm die freie Preisbildung auf Märkten immens wichtig.
Wobei: Dazu muss man nicht ein ganzes Buch lesen (ich begrüße es aber außerordentlich, wenn Müller-Armack buchweise gelesen wird). An anderen Stellen, zum Beispiel in Reflektion zu den Themen Arbeitsmarkt und Monopol zeigt sich dann aber, dass es zur Regel eben auch die Ausnahme gibt.
Das hat nicht wenig damit zu tun, dass die Ordoliberalen, so wie sie sich verstanden, in ihren Empfehlungen nicht Bezug nahmen auf eine apodiktisch verkündete Lehre, sondern eben auf die komplexe ökonomische Wirklichkeit selbst. Ohne einen freien Preismechanismus (immerhin: das Hauptsignal auf Märkten) funktionieren Wettbewerbsmärkte nicht. Andererseits kannten die Ordsoliberalen die diversen Möglichkeiten, mit denen sich Marktmächtige unrechte Vorteile verschaffen. Allgemeiner formuliert: Ordoliberale waren immer auch Kapitalismuskritiker, besonders dort, wo es keinen fairen Wettbewerb gab. Gleichzeitig lehnten sie Zentralplanwirtschaft massiv ab.
Insofern, gerade auch in Auseinandersetzung mit sozialistischen Richtungen, kann der Wert der freien Preisbildung garnicht deutlich genug betont werden.
Wo es aber keinen Wettbewerb gibt, bzw. nicht ausreichend gibt (-> Monopole), oder dort, wo es um humane Mindestanforderungen an das Wirtschaften geht, dort sind Preissetzungsmaßnahmen unter Umständen akzeptabel, mitunter sogar geboten, und mitunter auch dort, wo staatliche Preissetzungen große Ungerechtigkeiten (z. B. gravierende Ausbeutung von Kunden oder Arbeitnehmern) vermindern helfen. Maßstab der Preissetzung (wie gesagt: eine absolute Ausnahme) ist dabei das "als-ob".
Das heißt, eine ordoliberalen Prinzipien dienende staatliche Preissetzungen sollten sich beim gesetzten Preis, so gut es geht, an einem Preis orientieren, der sich unter idealen Wettbewerbsbedingungen ergäbe.
Im Strommarkt wäre das eine schlagartige Absenkung der Preise um rund 15 Prozent. Und tatsächlich: Wenn das geschähe, dann wäre das für niemanden ein Nachteil.
Auch nicht für "die" Wirtschaft.
@ Jean Dean
haben Sie irgendwo ein Impressum?
Es geht um den Kommentar, den Sie mir bei den Ruhrbaronen geschrieben haben:
kontaktieren Sie mich ... meine Adresse liegt den Ruhrbaronen vor
Herr Lichte, sprechen Sie sich aus! Was behagt Ihnen nicht? Meine Meinung?
Kein Problem.
Überzeugen Sie mich. Ich bin schnell zu überzeugen - und ändere dann meine Meinung.
Im Übrigen ist Ihr Vorgehen hier ziemlich zweifelhaft. Was halten Sie - anstelle verklausulierter Drohungen - einfach von einem Meinungsaustausch?
Das wäre doch etwas.
@ Jean Dean
Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, Sie zu kontaktieren. Und nicht gefunden. Deshalb die Frage nach dem “Impressum”.
Dann habe ich Sie gebeten, mich zu kontaktieren, über die Ruhrbarone.
Wenn Sie Wert auf eine Diskussion legen, dann kontaktieren Sie mich.
Ich schlage ein Telefonat vor. Dann kann ich auf Ihre Fragen antworten und wir können Unklarheiten sofort ausräumen. Eine Diskussion via Blog-Kommentare zum Riesen-Thema Anthroposophie und Waldorfschule sprengt jeden Rahmen. Und kostet zu viel Zeit.
Schicken Sie mir über die Ruhrbarone eine e-mail, ich teile Ihnen dann meine Telefonnummer mit.
Gut, so machen wir das.
@ John Dean
noch was Technisches:
schicken Sie ihre e-mail mit der "Bitte um Weiterleitung" an mich am besten an Stefan Laurin.
Seine bei den Ruhrbaronen veröffentlichte mail-Adresse: stefan.laurin(at)ruhrbarone.de
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