10 Mai 2006

Neualte Merkmale von Rechtsextremismus

Allgemeine Merkmale von Rechtsextremismus sind:

* Fanatismus (als allgemeines Extremismusmerkmal)
* Chauvinismus im Bereich von Innen - und Außenpolitik
* Elitäres bzw. an Eliten orientiertes Gesellschaftsbild
* Migranten- und Fremdenfeindlichkeit bis hin zu Rassismus
* Sozialdarwinismus bis hin zu völkisches Denken
* Ablehnung demokratischer Werte
* Geschichtsrevisionismus

In verschärfter Form kulminiert das elitäre Gesellschaftsbild entweder in Führerkult oder Autoritarismus und der Chauvinismus verschärft sich zu Nationalismus, Antisemitismus und Militarismus. Der "Neue Rechten" (PDF) geht es dabei zunächst darum, einen Wertewandel herbei zu führen und darum, die Demokratie und ihre Werte zu diskreditieren. Zur Strategie der Neuen Rechten gehören Querfrontpraktiken, z. B. die Verbindung allgemein akzeptierter Werte mit rechtsextremistischen Inhalten, z.B. die Propagierung von Folter.

Ein aktueller Ansatzpunkt ist die gezielte Stigmatisierung von Minderheiten, wie dies in Randzonen der Blogosphäre z.B. im Umgang mit "dem" Islam deutlich wird. Hier werden Muslime als unkultivierte Unmenschen und allgemeine Gefahr gezeichnet. Ein tolerant-liberaler Umgang mit Minderheiten wird als "Dhimmitum" oder "Multikulti" verächtlich gemacht. Auch im Bereich der Außenpolitik setzt die Neue Rechte auf die Propagierung hysterischer Bedrohungsszenarien, um damit eine Grundlage für Militarismus und Rechtsextremismus zu schaffen.

Die Neue Rechte nutzt typischer Weise sprachliche Tarnstrategien, propagiert spezifische sprachliche Codes (z.B. lehnen sie die angeblich herrschende "political correctness" und "Gutmenschen" ab) und zielt generell darauf, rechtsextremistische Positionen wieder gesellschaftsfähig zu machen, wie Thora Ruth (heute: Thora Pedersen) schreibt:
«Wir müssen unsere Aussagen so gestalten, daß sie nicht mehr ins Klischees des 'Ewig-Gestrigen' passen. Eine Werbeagentur muß sich auch nach dem Geschmack des Publikums richten und nicht nach dem eigenen. Und wenn Kariert Mode ist, dann darf man kein Produkt mit Pünktchen anpreisen.» (zit. nach Dietzsch 1988: 33f.)
Aus aktuellem Anlass: Einige rechtsliberale Internetaktivisten nehmen in verantwortungsloser Weise eine Zwischenposition zwischen Neuer Rechte und Liberalismus ein und propagieren z.B. amerikanische Faschisten (wie LGF, Ann Coulter oder Daniel Pipes). Die starke Stellung von Individualrechten und Menschenrechten ist bei diesen Rechtsliberalen eine stabile Grenze gegenüber offenem Rechtsextremismus. Gleichzeitig arbeiten sie jedoch mit Vertretern der Neuen Rechten zusammen und sind für diese nützlich.

Nützliche Idioten.

2 Comments:

At 11 Mai, 2006 08:54, Anonymous Anonym said...

Einen Aspekt hast Du vergessen: den absolut kritiklosen Philosemitismus und oberflächliches Pro Israel- und Pro Christentum-Getue in dem Lager der neuen Rechten. Mitsamt einiger rechter Bussi- und Vorzeige-Juden aus Scharons Propagandastaffel, mit denen sich diese verkorksten Geister auf "prowestlichen Heimatabenden" ablichten lassen. Bei kewil oder einem seiner Genossen im Geiste las ich neulich was in der Richtung:

"Da werden wir mit den Neonazis in einen Topf geschmissen, obwohl wir für Israel und Juden sind..."

Soweit ich es überblicken kann, will man alleine Antisemitismus als Rassismus eingestuft wissen, gegen alle anderen darf frei gehetzt werden. Ach ja, und im Falle der Argumentlosigkeit, die bei solchen Glatzen im Kopf sehr schnell eintritt, kommt die Antisemitismuskeule mit Verweis auf den Bussi-Juden der jeweiligen Gruppe. Typische Anlehung an antideutsche Schemata, um sich als vermeintlich linke Mogelpackung verkaufen zu können.

MfG

Daniel

 
At 11 Mai, 2006 09:35, Blogger la deutsche vita said...

Elitäres bzw. an Eliten orientiertes Gesellschaftsbild. Das ist garantiert kein hinreichendes, wahrscheinlich auch kein notwendiges Merkmal von Rechtsextremismus.

Adorno und andere haben in ihren Studien eine Reihe von Merkmalen der "autoritären Persönlichkeit" aufgestellt, die sich teilweise mit Deinen decken. Statt elitärem Gesellschaftsbild nennen sie aber:

* Authoritarian Submission, d.h. Autoritätshörigkeit/-unterwürfigkeit

Andere von Adorno genannte Merkmale, die vielleicht auch auf die extrem rechte und pauschal anti-islamistische Blogszene zutreffen, sind:

* Die Tendenz, Verstöße gegen hergebrachte Werte ahnden zu wollen
* Aberglaube, Klischee, Kategorisierung und Schicksalsdeterminismus
* Identifikation mit Machthabern
* Allgemeine Feindseligkeit, Herabsetzung anderer Menschen
* Veranlagung, an die Existenz des Bösen in der Welt zu glauben und unbewusste emotionale Impulse nach außen zu projizieren

 

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