18 Oktober 2007

Karl Kraus über George Bush und Angela Merkel

Karl Kraus hat vor garnicht so langer Zeit geschrieben, dass Politik völlig überschätzt ist und überdies eine lästige, oft scheußliche Angelegenheit. Wichtigtuer und und Dummköpfe sind es, die sich über politische Angelegenheiten ereifern. Es gibt für vernünftige Menschen kaum einen Grund, sich wegen "politischer Ansichten" anzukläffen, zumal es es in der Welt weitaus wichtigere und interessantere Themen gibt - und sogar solche, wo Dummköpfe nicht dumm aussehen.

Das Problem nun aber sei, so Karl Kraus, dass Politik wichtig ist, deshalb, weil es dabei oft und sehr empfindlich um das Wohl und Wehe der Dummköpfe geht. Und um uns.

Im öffentlichen Wettlauf der Dummköpfe (also: in der Politik) macht diese Woche George W. Bush wieder von sich reden. Er, der übrigens auch Gutes geleistet hat, tut auch in seinem letzten Amtsjahr alles, um der Geschichte als dümmster US-Präsident unvergänglich zu werden, als einer, der das innere Wohl seines Landes für kriegslüsternes Gefasel opfert - und dazu viele Zehntausende von Menschenleben in anderen Ländern - also dafür, dass er seine "politischen Ansichten" über internationale Angelegenheiten kriegsführend zu materialisieren sucht. Diesmal im Streit mit dem Iran, dem er neuerdings mit dem "dritten Weltkrieg" droht.

Er hat schon häufiger einen "dritten Weltkrieg" herbeigeträumt und heroisiert, in den letzten Monaten mit zunehmender Frequenz, meist als "globaler Krieg" gegen "den Islamfaschismus" (z.B hier) oder "das Terrornetzwerk" (z.B. hier).
"Die Anhänger der Al Kaida wollen die Demokratie im Irak zum Fall bringen, so dass sie das Land als Zufluchtsort für Terroristen nutzen können, von dem aus sie unser Land angreifen können."
Tatsächlich pflegt George W. Bush kriegerische Hysterie und hält seine Nation seit sechs Jahren im Krieg, mit hunderttausenden Toten als Ergebnis, aber ein richtiger Weltkrieg ist ihm noch nicht geglückt. Das ist der empfindlichste Stachel in seinem Fleisch, denn einen richtigen Weltkrieg braucht es wohl für ihn, er, der in seinem Land als Präsident allgemein und in höchsten Graden verachtet ist, um sich endlich als "großer Präsident" fühlen zu können.

Vor dem Hintergrund der aktuellen und sehr lebhaften Weltkriegsfantasien von George W. Bush zeigt sich die bellende Diplomatik Rhetorik von Angela Merkel gegenüber dem Iran als eine Art Charaktertest bzw. als schlüssige Beantwortung der Fragen, welche Form der außenpolitischen Klugheit sie praktiziert, wie sehr es sie drängt, und wie tief sie in die Gedärme ihres amerikanischen Duzfreundes hineinkrabbeln möchte, um sich gemeinsam mit ihm an einem warm dampfenden, oliv- bis braunfarbenen Militarismus zu erfreuen.

Es gibt kaum ein gröperes Verbrechen als einen Krieg - und für Politiker kaum eine schlechtere und widerwärtigere Tat als die, Krieg und zigtausendfaches Leid herbeizureden.

Dabei ist es gründlich egal, ob dies aus Profilierungsgründen geschieht, zur Sicherung der Präsidentschaftsgröße oder aus sogenannter Freundschaft heraus.

gez. Lothar Lammfromm

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2 Comments:

At 18 Oktober, 2007 18:15, Anonymous Anonym said...

Mittlerweile gibt es so viele Belege für Bushs Kriegsdrang, dass man sich schon wundern müsste, wenn es nicht dazu kommt. Und in Europa gibt es keinen, der warnt, am wenigstens, wie richtig festgestellt, Angela Merkel. Nur Putin stellt sich quer - und dafür wird er noch beschimpft. Mehr:

http://www.blogsgesang.de/2007/10/18/bushs-spiel-mit-dem-iranischen-feuer/

 
At 20 Oktober, 2007 15:55, Anonymous Anonym said...

Ich lebe in den USA, daß er in seinem Land "ALLGEMEIN" verachtet ist, stimmt nicht. Es hält sich in etwa die Waage.

Bitte nicht nach Gefühl schreiben, sondern nach Wissen!

 

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