16 Oktober 2007

Die Nachbeben um E. Herman

Manchmal hoffe ich darauf, dass "Sueddeutsche.de" eines Tages in der Lage ist, SpOn den Rang ablaufen zu können. Es gibt Highlights, z.B. die hervorragenden Interviews, aber zahlreicher sind die Mängel. Sehr typisch ist diese Stelle:
"Dieses Menschenkind tut mir dermaßen leid", wird Eva Neuz zitiert. Über den Rausschmiss ihrer Tochter aus der "Kerner"-Sendung" fällt die Hartz-IV-Empfängerin ein deutliches Urteil (...)"
Die Formulierung "die Hartz-IV-Empfängerin" scheint ein stehender Begriff zu sein - warum auch immer, es fällt der Redaktion der Sueddeutschen nicht auf, dass eine 70-jährige Frau schwerlich Hartz-IV-Empfängerin sein kann. Das wäre nämlich ein echter Skandal.

Und noch mal zu Frau E. Herman. Nach Hinweisen des Blogs CoffeeandTV habe ich mir Hermans Rede (Tonmitschnitt) auf einem Katholikenforum angehört (*brrr*). Die Frau weiß offenkundig nicht, was sie redet. E. Hermann fühlt sich religiös erleuchtet und meint, mit ihrem Frauenbild Rückendeckung vom Herrgott höchstselbst zu haben, zumal, weil ihre Vorstellungen "Gottes Gesetze" (Min. 10:06) repräsentierten. Solche Vorstellungen zum Beispiel:
„Weib, wenn Du nicht erwachst zu Deinem eigentlichen Werte in der Schöpfung und danach handelst, wird Dich die Rückwirkung der großen Schuld zerschmettern, ehe Du es ahnst. Und Du Mann, sieh nun endlich in dem Weibe jene große Hilfe, die Du brauchst und nie entbehren kannst, wenn Du in den Gesetzen Gottes schwingen willst.“
Sie faselt von einer generellen"gehaltlosen Minderwertigkeit der Angriffe" und droht allen Kritikern (besonders "die Vertreter der Öffentlichkeit und auch die Vertreter in der Politik") mit Unheil. Dazu zitiert sie sinnentstellend eine Passage aus dem Galaterbrief, um denen zu drohen (Min. 10.32) , welche ein moderneres Frauenideal haben...
„Ich möchte an dieser Stelle an die Worte des Apostel Paulus erinnern: Macht euch nichts vor, Gott lässt keinen Spott mit sich treiben, jeder Mensch wird ernten, was er gesät hat, wer auf dem Boden der menschlichen Selbstsucht sät, wird von ihr den Tod ernten. “
E. Hermann fragt, als Vorschlag gemeint, was denn wäre, wenn die Frauen „dem Druck von Politik und Industrie nicht nachgäben, sondern stand hielten und einfach nicht mehr weiterarbeiten würden“. Die Frauen bleiben zuhause, kämpfen auf diese Weise zugleich gegen „Materialismus“ und die Männer gehen arbeiten – und alles wird wieder gut. Tja, wenn das nur so einfach wäre.

Ich als Mann möchte kein Heimchen am Herd als Partnerin – und es dürfte allemal genügend Frauen geben, die nicht vom Berufsleben ausgeschlossen sein möchten. Insofern halte ich die zentralen Thesen von E. Herman für trivial und dumm, so sehr ich mich auch um persönliches Verständnis bemühe.

(Ich hoffe sehr, dass das Buch "Im Lichte der Wahrheit", aus dem E.Herman seltsame Zitate (Min 11.57) entnimmt, nicht etwa das Buch von Abd-ru-shin ist, dem Begründer einer "Werte" vermittelnden Sekte, der sogenannten Gralsbewegung. Dort fühlt man sich, warum auch immer, Frau E. Hermann inhaltlich enorm nah.)

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