Feindbilder sind anti-freiheitlich
+++ Update+++
Mein Artikel hat den Revisionsprozess [;-)] leider nicht überstanden. Nach dankenswerten Hinweisen von Lebemann - der Begriff "Feindbild" allein tuts nicht, daher neue Version:
Der libertäre Kindergarten wird es garnicht gerne hören: Eine Propagierung diffamierender Feindbilder ist anti-freiheitlich. Diffamierende Feindbilder sind zudem meist nur unschöne Notbehelfe für den selbst verliehenen Heiligenschein.
Sehr viel mehr muss man eigentlich dazu auch nicht sagen; ggf. noch ein klitzekleiner Hinweis darauf, dass diese antifreiheitliche und manipulative Wirkung von Islamisten in arabischen Ländern genutzt wird.
Zur Verwendung von Feindbildern
Dort, wo ein Feindbild der Sache nach zutrifft, wo es nicht mehr diffamiert, auch dort sollte es m.E. gezielt und sparsam eingesetzt werden. Büßt der Begriff des Politischen bwz. die politische Debatte ihre Dialogfähigkeit ein, weil dort Feindbilder den Kommunikationsprozess in Kriegsfronten zerschneiden, so drohen geistige Erstarrung, Pauschalverurteilungen und Aufhetzung bis hin zu Krieg. Gewalt in Worten gegen Minderheiten kann schnell zur Gewalt gegen Minderheiten führen.
Man sollte immer präzis trennen, zutreffend differenzieren - deshalb bin ich über das geistreiche Pladoyer von Sandra Mikisch für einen Kulturkampf durchaus nicht froh. Sie schreibt (u.a.):
"Viele Menschen sind nun besorgt, dass der Kampf der Kulturen bevorsteht. Ach was, er ist längst da. Und er manifestiert sich nicht nur von Zeit zu Zeit in den oben angeführten Ungeheuerlichkeiten, er erfasst längst den Alltag."Wer eine schöne und lebenswerte Kultur pflegen und propagieren will, der sollte dies eher über Vorbild tun - und nicht über einen die Verbreitung von Feindseligkeiten. Dort aber, wo Feinde der Zivilisation auftauchen, dort ist Rücksicht verfehlt. Indes, man muss zu trennen verstehen; z.B. nicht jeder Muslim ist Islamist. Besonnenheit schadet nicht - in Eskalationssituationen ist sie Gold wert.
21 Comments:
Ist das Verbot von Feindbildern nicht auch anti-freiheitlich ?
Eins meiner privaten Feindbilder sind faschistoide Organisationen aller Art. Denn sie wollen, unter anderem, meine Freiheit der ihren unterordnen.
Bin ich daher auf deren Niveau zu verorten ?
Ich bitte um Rat.
Lebemann
Und was genau, bitte, ist eigentlich ein "Feindbild" ?
Bei Heiligenbildchen bin ich mir einigermassen sicher, bei moderner Kunst komme ich machmal schon ins nachdenken, aber was konkret ein "Feindbild" ist weiss ich noch nicht.
Ich bitte um Unterweisung.
Lebemann
Ist das da auch ein "Feindbild" das "propagiert" wird:
hxxp://www.taz.de/pt/2006/02/06/a0132.1/text
Muss doch, oder ?
Lebemann
Hrmpf! Das ist einer der Kommentare, wo ich gerne auf den "delete"-Knopf drücke -> und zwar für meinen Artikel...
Guter Punkt, Lebemann - vielleicht kann ichs mit "diffamierende Feindbilder" retten.
Zur Frage, was ein "Feindbild" ist: Tjanun, oft ist das kaum mehr als der eigene Heiligenschein, jedenfalls nichts Schönes.
Propagiere ich "Feinbilder", wenn ich diesen Link meinen Kumpels zur Gaudi maile ?
hxxp://www.memri.org/video/
Lebemann
@ Doc
Danke für die Hilfe, ich bin nun schon viel weiter :-)
Da es mir jedoch an einem Heiligenschein mangelt,hilft es mir nicht sehr. Wenn ich unterstellen darf, dass diese orakelhafte Ansage bedeutet, ich solle eigene Überzeugungen nicht nach außen vertreten dürfen, solle mich also in eine Art öffentliche Persönlichkeitsspaltung fügen, so scheint mir das irgendwie noch optimierungsfähig, meinen Sie nicht ?
Oder bedeutet dies das "heldenhaftes Schweigen" zum neuen Ideal erhoben werden sollte ?
Es grüßt herzlich,
Lebemann
Huhuuu !
Ich suche Raaaaaat !
BitteBitteBitte ....
Oder sind Sie auch schon von allein auf das "heldenhafte Schweigen" gekommen? Scheint ja gross im kommen zu sein.
Verbindlichsten Gruß,
Lebemann
Taktisch kluges Schweigen ist nochmal ein anderes Thema - aber bitte nicht in diesem Blog!
Lebemann, ich hab ja den Artikel nach den Anregungen, geringfügig (das heißt: völlig) überarbeitet.
Welchen Rat kann man heute geben? Wenn mir meine eigenen Weisheiten wie Kötteln vorkommen, tue ich mich mit Rat schon etwas schwer.
Heute etwas weniger MemriTV gucken und zum Ausgleich in zwei Wochen dann wieder mehr? Die englische Seite van Al Jazeera lesen, z.B. Dies hier (nein, diese Knalltüte aus Teheran war noch nie für irgendwas gut), Dies hier (jain) oder Dies hier (schon eher).
Oder darauf vertrauen, dass nur heute kein Trost zu günstigen Kursen erhältlich ist?
Hmmja.Der Furor in der arabischen Welt wegen der Verletzung des Bilderverbots (viell dort regen sich also tatsächlich über die Diffamierung weniger auf...) kommt mir wie eine Perversion des Zweckes des Bilderverbots vor. Mohammed wollte ja partout nicht, dass er als Heiliger u.ä. verehrt wird, und nun das...
Interessant, jetzt.
Nur eine Frage, die möglicherweise an den Kern der Sache rührt:
Wenn mein Vorbild ein freiheitlicher Bürgerstaat demokratischer Prägung mit maximalen Freiheiten - soweit diese Utopie überhaupt machbar ist - sein sollte, und es kommt ein anderes, autoritäres System daher, nehmen wir doch das der verflossenen DDR, un möchte mich unterordnen, kujonieren und mir diverse Freiheitsgrade nehmen.
Was tue ich ?
Diskutiere ich, und komme auf halbem Wege als Kompromiss entgegen ? Damit habe ich ohne Not die Hälfte dem Unterdrücker aufgegeben.
Setzte ich mich auseinander ? Möglicherweise, wenn es nicht mehr anderes mit Gewalt ?
Knalle ich die Hacken zusammen, sage "Jawoll, Genosse" zu meinem Parteibonzen, und fahre mit der Reichsbahn zum FKK an die Ostsee ?
Ich dringe noch nicht in die Feinheiten vor, wie Sie sehen können.
Ich leide unter dem zwanghaften Reflex einer ideologischen Auseinandersetzung mit einem repressiven Gegner nicht auszuweichen sondern meine Freiheiten verteidigen zu wollen.
Altmodisch, nicht ?
Bin halt ein Dickschädel, der nicht gerne ja und Amen zu jeder Uniform, Autorität oder Pseudeoautorität sagt, die über mich herrschen will.
Helfen Sie mir, mich davon zu befreien ?
Mit vorauseilendem Dank,
Herzlichst,
Lebemann
Der repressive Gegner bleibt ein repressiver Gegner. Und dort, wo er mir auf halben Weg entgegen kommt, bin ich darüber trotzdem froh, obwohl er weiterhin ein halber repressiver Gegner bleibt. Dann treffe ich mich halt nochmal mit ihm und dann ist es nur noch ein Viertel repressiver Gegner (Loopmodus: on)...
Lieber Doc,
herzlichen Dank für die Blumen, ein Artikel wie der Ihrer ist schwer genug, und ich will es Ihnen nicht schwerer machen als es sein muss.
Mein Punkt ist hier nicht der pressekundliche Islamismus, meine Gedanken gingen eher dahin wie feige wir alle geworden sind, wenn wir unser bisschen blutig abgetrotzte Freiheit nicht offen gegen alles und jeden - nicht einmal verbal - verteidigen mögen. Wir verstecken uns gerne unter der vorausseilenden Tarnkappe der Beschwichtigung, des Ausgleiches und der Verständigung.
Um auf Ahamadingsbums zu spechen zu kommen, der dankenswerter Weise einen neuen Bestseller im Skinhead-Mileu vorbereitet, wie Sie freundlicher Weise aufzeigen (cartoons sind da gut, mit dem Lesen haben die es nicht so), so glaube ich das er recht und unrecht hat.
Wir sind kläffende Hunde. Aber man muss uns nicht einmal einen Tritt geben so dass wir davonlaufen.
Ich denke, mit das Wort "diffamierende Feindbilder" ist schon etwas klarer, was eben nicht geht. Ein repressiver Gegner wird ja nicht diffamiert, wenn man ihn so nennt.
Davon ab - gebe ich Freiheiten auf, wenn ich den Dialog sogar mit einem Gegner suche?
Gerade, wenn ich besonnen bin (ja: weil ich es bin), kann und muss ich doch umso entschiedener jene angehen, die gegen Freiheit und Zivilisation gerichtet sind.
Man stelle sich das in etwa vor wie den Pazifismus von Einstein. Als er sah, das mit den Nazis ein Point of no return erreicht war, forderte er den Krieg gegen Hitlerdeutschland (und zwar als einer der ersten!) zur Niederringung der Repression.
Gerade, weil ich zwischen Feindbild (echt) und diffamierenden Feindbild (Fälschung) unterschiede, bin ich z.B. absolut dafür, den Irren aus Teheran zu killen - möglichst schnell, sofern er nicht auf politische Weise zu überwinden ist. Und so siehts aus: Der Mann ist eine Gefahr. Wo er zutritt, da soll er zum Ausgleich auf die Fresse kriegen.
Mal abgesehen von den Feinheiten: Das ist doch eine klare Philosophie, oder?
Mein lieber Dr.,
es ist so klar das man es Ihnen beinahe als Feindbild auslegen könnte ...
:-)
Aber kein diffamierendes!
Liege ich eigentlich mit der Ansicht falsch, dass ein Abwarten bis zur nächsten Wahl im Iran keine übermäßig gute Idee wäre?
Nein.
Andererseit muss man sich bei der Option "Erst Pazifist und Geschäftemacher, dann Arbeitgeber von Auftragskillern" folgendes
vorwerfen lassen:
nämlich dass die einzigen, die diese hehre Absicht, to take out Ahamadingsda umzusetzten in der Lage sind, der SeeaiAi und der Mosschad sind.
Die Teufel in Menschengestalt, landläufig verantwortlich für mindestens 99 % allen Übels in der Welt.
Demnach halten wir erstmal wissentlich und planvoll unser Maul bis gar nichts mehr geht, machen derweil gute Geschäfte mit den zukünftigen Feindbildern, und bitten dann den grossen und den kleinen Satan die Probleme "auszumerzen".
Vorwürfe dafür bitte an den grossen und den kleinen Satan, wenn es denn nicht ganz wie ein Unfall aussehen konnte.
Wir haben dann ja nur etwas angeregt, und im übrigen können wir den dann ausbrechenden Hass- und Terrorsturm auf diese beiden da eigentlich gut verstehen, gut dass wir drüber gesprochen haben.
Wo sind eigentlich heute die Architekten der "Änderung durch Annäherung" oder so, der Taxi-Jupp und der Gas-Gerd ?
Schon faszinierend, dass die ihren Mund jetzt nicht aufkriegen, das war doch sonst ganz anders.
Lebemann
Man kann geteilter Meinung sein darüber, ob alle Aktionen des Mossads zugleich sinnvoll und gerechtfertigt waren.
Und?
"Der" Mossad ist kein Feindbild für mich. Mitunter suspekt in der Methodenwahl, aber eingebettet in einen besonderen Kontext der Bedrohung. Das entschuldet in meinen Augen, wenngleich nicht für alles.
Und wenn dieses "nicht für alles" der einzige Dissenz sein sollte, dann kann ich gut damit leben - schließlich verliere ich den Bedrohungskontext nicht aus den Augen, z.B. ein arabisches Umfeld, das offen Terrorismus unterstützt.
Was das wiederum mit Fischer oder Schröder zu tun haben soll, lebemann, verstehe ich nicht ganz. Natürlich, je nach Perspektive, darf man auch über manche Reaktion enttäuscht sein.
Nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung, wenn man die Angelegenheit von eigenen Interessen betrachtet - so ist das nun einmal. Zivile Politik muss eben auch immer ein Feld von Kompromissen sein. Das mag man als schmutzig empfinden, aber: Das ist überall so - und mitunter lässt sich das auch als etwas Positives betrachten.
Die Frage ist also weniger, ob Besonnenheit und Kompromissfähigkeit etwas "Böses" sind, sondern, ob die richtigen Kompromisse getroffen werden und ob die Besonnenheit gut genug war.
Zwanghaftes Beschwichtigungsdenken ist auch nicht das Gleiche wie Besonnenheit - hier handelt es sich eher ums Gegenteil.
Außerdem möchte ich bezweifeln, dass der Mossad die einzige (und geeigneteste) Organisation ist, um mit dem Irren aus Teheran klar zu kommen. Trotzdem: Wenn sie es schaffen, den Irren zu beseitigen, fände ich das prima. Und nicht nur ich. Dann heißt es:
Mossad: 12 points germany.
(ja: die Standardmauler zählen diesmal nicht. Die gibbet überall.)
Lieber Dr.,
das hiesse tatsächlich also, wir warten darauf - wie immer - das die Amis und die Israelis unsere Probleme in der Region dort unten lösen, während wir vom hohen moralischen Ross aus unsere Geschäfte mit bizarren Diktaturen weiter machen.
Dazu passt, das aktuell die deutsche Gesandschaft im Sudan fleissig weiter Messen und Kontakte für deutsche Firmen dort ausrichtet. Das ist ausgeglichen, das verleiht Protestnoten wegen nicht-ganz-Völkermord das gewisse bisschen Schärfe, denn man kann dann - und nur dann - ja mit wirtschaftlichen Sanktionen drohen. Hätte man gleich damit aufgehört, würde diese Option ja nicht mehr existieren.
Beschwerden und Hass bitte an die obigen Adressen, wir bleiben neutral zwischen Pest und Cholera.
Gut, darüber gesprochen zu haben.
Mit herrlichem Gruß,
Lebemann
@Lebemann
Wo hohe Rösser reiten, ist Verbitterung nicht weit. Wenn man sowas sieht, sollte Ross und Rosszeug schnellstens gewechselt werden, und sei es, um einfach mal wieder eine Perspektive zu finden.
Ein solches hohes Ross stellt z.B. die fixe Idee dar, dass "Geschäfte mit bizarren Dikataturen" eine spezifisch deutsche Angelegenheit seien, während z.B. (Ihnen geht es um USA u. Israel?) andere Länder hier töfte sind.
So einfach ist es aber nicht.
Gut schauen wir doch einfach auf die Problematischsten aller Geschäfte hin, auf Waffengeschäfte. Wer unterstützt hier Diktaturen, wie verteilen sich die Anteile?
Immer den selben öden Gaul zu reiten, macht doch wirklich wenig Spaß. Was haben Ihre Pauschalverurteilungen des bösen deutschen Regimes, äh, Staates noch mit der Wirklichkeit zu schaffen und warum passt das wiederum zum Thema "diffamierende Feindbilder"?
Gut, dass ich gefragt habe!
Davon ab: Mit dem Sudan kenen ich mich nicht aus. Sollte ich? Hätten Sie einen schönen kompakten Surf-tipp?
Neue Perspektive sollte es heißen.
So richtig. Wir sitzen hier, sauber eingebettet in unserem warmen europäischen Freundeskreis, wo uns nicht geschieht und wir auch nicht um unsere Existenz kämpfen müssen. Wir lassen von Amerika und Israel die Drecksarbeit machen und schimpfen, wenn sie fertig sind, auf diese großen Verbrecher. Selbst nominell kluge Menschen wie Michael Naumann sehen ja 'Dankbarkeit und Treue' Deutschlands gegenüber den USA bereits dadurch erfüllt, daß wir den Amis dabei halfen, auf unserem Kontinent Ordnung zu schaffen. Die wollten nämlich unbedingt Krieg spielen; unseretwegen hätte es im Kosovo ruhig noch Jahrzente so gehen können.
Und bei Tyrannenmord? Böse Juden, böse Amis...
Was soll das überhaupt? Will man einen nach dem anderen vom Pferd pusten und immer auf den Nachfolger warten? Im Irak ist der Irre von Bagdad weg, ersetzt durch die Irren von Bagdad, die dort jetzt explodierend durch die Straßen laufen.
Auch keine schöne Situation.
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