05 Dezember 2005

Ist Frau Osthoff ein Gutmensch?

Ja.

Wer von den Hintergründen weiß, der weiß auch, dass Frau Osthoff nicht "naiv" oder fahrlässig handelte. Auch sollte man persönliche, nachvollziehbare Motive in Rechnung stellen - wobei die Perversion des Ganzen mit diesen einleitenden Worten deutlich wird, mit der eine große Sache entschuldigt werden soll.

Wo sind wir angekommen?

Was vor diesem Hintergrund wirklich erschreckt, ist die Durchgängigkeit des Topos "Gutmensch" im Fall von Frau Osthoff. Sogar dort, wo der Begriff nicht auftaucht, wird er doch von den textverarbeitenden Berufszynikern angedeutet oder umschrieben.

Man könnte so weit gehen, dass die Bezeichnung "Gutmensch" eine Art journalistisches Todesurteil darstellt. Schlimmer noch als der Gutmensch steht allenfalls der Kinderficker da. Wobei man sich fragen darf, was z.B. von Feuerwehrleuten, Medizinern oder Soldaten zu halten ist, die sich ja auch in Gefahr begeben.

Alles Trottel?

Ist es nicht seltsam, wie ausgerechnet von denen, die an anderer Stelle in verlogenener Weise die unzureichenden Potentiale einer "Zivilgesellschaft" rühmen, wenn aus den gleichen Kreisen die Bemühung um das Gute verächtlich gemacht wird?

Hinter dem Wort-Tentakel "Gutmensch" steht neben einer diskussionswürdigen Begriffsverwirrung eine gute Dosis Sozialdarwinismus, angetrieben einerseits von Wirtschaftsinteresssen bzw. der sich daraus ableitenden geistigen Grundhaltung und andererseits vom Wunsch nach Ressentiment.

Diskussion auch: hier und dort.

+++ Update 06.12.2005 +++
Zu Frau Osthoff und ihren Tätigkeiten finden sich hier gute Informationen.