27 Dezember 2005

Geistige Wurzel der Neocons

Ich halte eine bis zur Hysterie übersteigerte Wehrhaftigkeit für die wesentliche geistige Wurzel des Neokonservatismus.

Dies betrifft gleichermaßen den dekadenten Militarismus dieser Denkrichtung wie auch das vergötzende, a-rationale Verhältnis zum Kapitalismus. Hier wie dort wird ein moderates Denken abgelehnt und entweder als "Appeasement" oder angeblicher "Antikapitalismus" aufgeregt bekämpft.

Neokonservative lehnen Wege der Mitte, Dialog und Wege des Ausgleichs ab.

"Entschiedenheit", das heißt ein verbrämter Extremismus, gilt als Ausdruck einer einwandfreien Haltung, dazu kommt eine ausgeprägte innere Kritikunfähigkeit bei den Neocons, welche nach außen gern intellektuell oder pseudoelitär auftreten. Sie verstehen den Staat autoritär und durch ihre Augen betrachtet sind internationale Konflikte zuallererst militärische Probleme oder Kämpfe zur Erringung bzw. Unterbeweisstellung von "leadership".

Zur Beeinflussung der Öffentlichkeit wird eine ausgeprägte Angst-Strategie verfolgt, es werden dämonisierte Feindbilder ( z.B. in Bezug auf den Islam) oder hysterische Ängste z.B. vor Terrorgefahren verbreitet.

Wie andere extremistische Denkrichtungen ist der Neokonservativmus stark ideologisiert, er idealisiert das eigenen Anliegen bis hin zum Mythizismus und opfert auf diesem selbst errichteten Altar im Ernstfall sogar die Menschenwürde. Das erklärt z.B. die Leichtfertigkeit im Umgang mit Folter.

Sie sagen: "Freedom is on the march" - und rechtfertigen für ihre schwärmerische Agenda Angriffskriege, Folter oder den gezielten Beschuss missliebiger Nachrichtensender.

Das, was sie "frei" nennen, führt in Wahrheit zu Formen von Totalitarismus oder zum Recht des Stärkeren. Ihr hysterisches Verständnis von Wehrhaftigkeit, verbunden mit einer ideologischen "Wir-sind-die-Guten"-Haltung ("Sie oder wir") mündet beim Neokonservativmus in Wertebeliebigkeit.

3 Comments:

At 28 Dezember, 2005 14:00, Anonymous Anonym said...

Ich habe Neocons bisher eigentlich zu wenig Geist unterstellt, um mich überhaupt danach veranlasst zu sehen, nach einer Wurzel zu suchen. IMHO sind das Kindergartenkinder mit Bibel unterm Arm, die Cowboy und Indianer spielen: "Wir die Guten, die anderen die Bösen..." Eine sehr einfältige und eindimensionale Welt.

 
At 29 Dezember, 2005 16:41, Anonymous Anonym said...

Nanu wo ist denn mein Kommentar hin?

 
At 30 Dezember, 2005 01:09, Blogger John Dean said...

Wessen Kommentar? Vielleicht ist er durch mein Spamfilter ausgesiebt worden.

 

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