Claus Christian Malzahn ist ein mäßiger Journalist
Er ist nicht dumm im Sinne eines geringen IQ, sondern dumm im Sinne eines geringen JQ (Journalistikquotienten) und UFQ (Urteilsfähigkeitsquotient). Wo politischer Journalismus gefragt ist, dort hetzt er - und jetzt versucht er es mit Wissenschaftsjournalismus. Gucken wir also hin, Zirkus Malzahnus und seine rhetorischen Clownesken zum Thema "Intelligent Design":
"Es geht um nichts weniger als um das philosophische Selbstbild der westlichen Welt. (...) wo Kirchen und Religionsgemeinschaften bestehen und vernünftige Menschen eine Antwort auf alte Menschheitsfragen haben wollen."
Vernünftige Menschen? Wenn der Stand der Naturwissenschaft von Fundamentalisten angezweifelt wird, haben wir es also mit Vernunft zu tun?
"Genom-Forscher haben den Mythos Mensch bald entschlüsselt wie ein Kreuzworträtsel."
Hier wusste C.C.M. deutlich mehr als die Forscher...
"Man weiß aber, was mit ausgefüllten Rätselheften geschieht. Man wirft sie weg. Genau davor haben auch solche Menschen Angst"
Was für eine geschwurbelte Scheiße! "Man" wirft Menschen weg, sobald das Genom verstanden ist? Aja, ah? Und "solche" (wir erinnern uns: "vernünftige") Menschen hätten daher Angst - äh, wovor nochmal genau? Vor C.C.M.'s Rätselheften?
"Die biologische Wissenschaft (...) definiere den Homo sapiens (...) nur noch über die Summe seiner Gene."
Bullshit! Ein biologistisches Menschenbildes ist kein Problem der Wissenschaft, sondern ein Problem von Schwachköpfen, die z.B. Philosophie/Theologie und Wissenschaft nicht auseinanderhalten können. Biologie hilft uns mit einem kleinem Anteil zu erkennen, was der Mensch ist. Genforschung nicht verändert hier nicht viel.
"Diese wissenschaftliche (...) Offensive des Biologismus begreifen fast alle Kirchen - nicht nur die christliche Rechte in den USA - als (...) Einmischung in innere Angelegenheiten."
Quatsch! Es gibt seitens der Biologie keine "Offensive des Biologismus". Malzahn, was soll diese Scheiße? Es im Christentum fast ausschließlich die christliche Rechte in den USA, welche von "intelligent design" schwafelt, weil sie Wissenschaft als Angriff auf den eigenen Glauben versteht. Halt bescheuerte Fundamentalisten, aber was hat das mit uns zu tun?
"(...) auf die Idee, die biblische Geschichte von der Entstehung der Welt als ordentlichen wissenschaftlichen Lehrstoff anzubieten, ist in Deutschland noch keiner gekommen."
Eben. Relevanz für uns ist null. Diskussion erledigt.
"Die Skepsis ist überall die Gleiche, denn es geht ans Eingemachte: Wenn alle Geheimnisse des Menschseins ausgeplaudert (...) sind, dann ist Gott bald (...) überflüssig."
Wieso soll sich der Glauben an den Schöpfer der Naturgesetze (so jedenfalls christliche, jüdische und muslimische Deutungen), erledigt haben, wenn die Naturwissenschaft Fortschritte macht? Lebt C.C.M. geistig noch im Mittelalter?
"Um die Welt der Biologen zu erklären, braucht ihn kein Mensch mehr."
Quatsch. Um Naturwissenschaft zu erklären, wurde noch nie Religion benötigt. Das war schon immer so, und hinderte Naturwissenschaftler (z.B. Einstein) kaum daran, tief gläubig zu sein.
"Die Wortführer der Evolutionstheorie wie der amerikanische Philosoph Daniel Dennettaber sagen: Es gibt keinen Gott."
Atheistische Einzelmeinungen sind ohne Belang für religiöse Wissenschaftler. Glaube und Evolutionstheorie stehen sich auch nach Ansicht von Evolutionswissenschaftlern nicht im Weg. Jedoch wird der Freiraum für fundamentalistische Spielarten von Religion verkleinert. Diesen Prozess gibt es seit der Aufklärung. Seitdem wissen wir, dass eine wortgenaue Deutung der Bibel plus Verleugnung von Naturgesetzen nur ein Fall für Idioten und religiöse Spinner ist.
"Neutestamentsforscher wie der Amerikaner Burton Mack deklinieren Jesus (...) zu einem Weisheitslehrer mit (...) Sprüchekatalog herunter, der mit dem späteren Christentum so viel zu tun hat wie Leonardo da Vinci mit dem ersten bemannten Mondflug."
Ja, und? Dass dieser Rabbiner weniger Einfluss auf die Entwicklung des Christentums hatte als z.B. Paulus, dafür finden sich viele Gründe. Neues Thema.
"Die Schere zwischen wissenschaftlicher Theologie und religiöser christlicher Verkündung ist schon heute nicht mehr zu schließen."
Wer an die leibliche "Auferstehung" des von den Römern ans Kreuz genagelten und geleichnamten Rabbiners glaubt, dem ist sowieso kaum zu helfen. Dafür braucht es nicht erst Wissenschaft.
"Die neodarwinistische Biologie wird uns helfen, uns über den Menschen klarer zu werden. Aber das, was uns Menschen eben so rätselhaft erscheint, wird sie nicht erklären können."
Der Versuch, ein Menschenbild auf Darwinismus zu begründen, ist unabhängig von der Religion schwerlich befriedigend. Deshalb muss man sich ja noch nicht gleich die Ideen der religiösen Rechten herbeiwünschen. Wenn ich z.B. einen durchschnittlichen europäischen Atheisten mit einem Durchschnittsvertreter der religiösen Rechten in den USA vergleiche, dann bete ich zu IHM mit der Stimme meines Herzens, dass wir in Europa von dieser depperten Fundamentalistenbewegung verschont bleiben.
"Von Gut und Böse müssen Biologen nichts verstehen, und genau dieses ethische Vakuum hat dazu geführt, dass der Darwinismus im 20. Jahrhundert (...)"
Und nochmal: Quatsch. Die Biologen sind nicht schuld daran, wenn politische Bewegungen biologistische menschenfeindliche Menschenbilder vertreten.
"Die Auseinandersetzung ist kein gutes Vorbild für den notwendigen Streit zwischen Religion und Wissenschaft."
Wieso soll denn ein Streit zwischen Religion und Wissenschaft "notwendig" sein?
Lächerliche Fundamentalisten sind nicht unser Problem hierzulande. Im weiteren Verlauf seines Artikels bekommt Claus Christian noch einigermaßen die Kurve, wobei die Frage bleibt, warum er den Glauben an IHN zum Schluss unbedingt eine "steile These" nennen muss, wo sich C.C.M. mittendrin doch schon einmal als Theologe bemüht. Mit einer derartigen Provokation wertet er seinen Artikel nicht auf.
Wie immer: Viel zu viele fragwürdige Wertungen, allerdings befindet sich Claus Christian m.E. auf einem Besserungsweg. Der überbordende und aus ihm herausbrechende Unfug ist jedenfalls vom Anteil her deutlich kleiner geworden.
Für einen Hintergrundartikel ist sein Text m.E. zu willkürlich zusammengestückelt, verbirgt die Konfliktlinien , statt sie zu verdeutlichen und ist ansonsten zu uninformativ. Zirkus Malzahnus sollte sein billiges Nummernprogramm überarbeiten.
+++ Update: Carl heißt jetzt Claus (danke fürn Hinweis!) - und Raider heißt Twix +++
9 Comments:
CCM & Co. sind für den SPIEGEL das, was Schröder für die SPD war: Vergewaltiger, die das gesamte Spektrum der Branche nach rechts verschoben haben. Und er hat noch eine matschgesichtige Ähnlichkeit mit Bush *lol*
Lieber FDD;
es ist zumindest für mich etwas ironisch, in einem Artikel über - im weitesten Sinne - journalistische Fähigkeite und Qualität den Namen des kritisierten mehrfach falsch zu schreiben (kam auch schon früher vor):
Er heißt Claus Christian, nicht Carl Christian.
Dear Dr. Dean,
I know what a danger it is to presume I know what an article says by the few words I recognize, so I won't do that. What I will do is let you know what I think it says! lol
It says something about UFO's, Christians, evolution, atheists, and someone or some group hates the other. Am I close? lol.
I'd sure like to know what you wrote. If you ever get the time, do you think you could please translate it for me? I would appreciate it. My e-mail address is on my profile. Thank you. :)
Carl klingt aber irgendwie edler.
Bedenkt bitte: Nicht mal seine ehemalige Schule, das Max-Planck-Gymnasium in Delmenhorst vermag seinen Namen richtig zu schreiben. Außerdem teile ich meine Version seines Nahmens mit "Medienkritik online" - was hoffentlich die perfekte Entschuldigung darstellt. Naja, vielleicht sollte ich das trotzdem überarbeiten...
*g*
Die übrige Wortwahl bitte ich jedoch, auf Martin Luther hinweisend, für legitim zu erklären.
@Boche
Ist es denn schon verboten, jemanden "nicht dumm" (das war meine Formulierung) zu nennen, sondern ausdrücklich: "mäßig"?
Die Verachtung und Verächtlichmachung von Religionen ist von Anfang an eine der Konstanten des "Spiegel". Als in dieser Hinsicht sehr einseitig Vorbelasteter bin ich in der leider sehr unchristlichen Versuchung, Dean in Argumentation und Wortwahl recht zu geben. Aber ich habe, wenn ich gewisse Blogs betrachte, in denen auch mein werter Dean seine Kommentare hinterlässt, den Eindruck, als sei der Grund, warum sich CMM seinen Zorn zugezogen hat, ein ganz anderer...
@Nixxon
Ich teile zwar gewiss nicht jede Ansicht von Rayson und Boche, aber ich schätze den Gedankenaustausch mit ihnen - und zwar gerade, weil sie nicht besinnungslos sind. Sie trauen sich, auch über den ideologischen Graben rüberzugucken.
Ich denke, damit stellen Boche und Rayson ein gutes Beispiel dar.
Ich habe auch gedacht, Dir muß das Thema ja ganz schön auf den Darm geschlagen sein, aber sei's drum. Bewundernswert hingegen, daß Du die Einzelnen Aussagen zerpflückst, wo mir die Lektüre vermutlich nicht einmal mehr auf dem Klo gelungen wäre. Malzahn ist eine Pfeife, das hat er auch im jüngsten Streich bewiesen, mit dem ich mich gestern befaßt habe. Ich erlaube mir einen Hinweis darauf:
http://feynsinn.org/?p=422
Meine Fresse!
Der Artikel "Mit blutroten Fahnen gegen Windmühlen" toppt einfach mal alles!
Wie kann man ein Kind von DDR-Flüchtlingen und einem G.W.Bush-Freund solch ein Thema kommentieren lassen?
Das wäre genau so, als würde ein Exil-Kubaner einen Artikel über Kubas System schreiben.
Ouh man ...
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