Die Kackendreist-AG: Eine Geschichte über den real existierenden Kapitalismus
Die Internetseite Finanzparasiten soll aktuell mit Hilfe von Prozesstricks schachmatt gesetzt werden. Solange die freie Meinungsäußerung noch nicht unterdrückt ist (ggf. jedoch ab nächsten Do), lohnt es sich eine wirklichkeitsnahe Geschichte über eine Berater-Karriere zu lesen. Lesetipp!
Man sieht hier: Die von unseren Eliten mitunter kritiklos bewunderte „unsichtbare Hand“ kann unter bestimmten Bedingungen (s.u.) zu einer hässlich raffenden und Freiheit vernichtenden Hand werden.
Disclaimer: Nicht jedes real existierende Unternehmen verhält sich so wie die in der Geschichte beschriebene Kackendreist AG. Bei Weitem nicht. Und auch nicht in jeder Branche sind die Märkte so abstrus zerrüttet wie in der Finanz“dienst“leistungsbranche, eine Branche, m.E. im Wesentlichen von mieser Beratung bzw. offenen Betrug an Kunden und Mitarbeitern lebt.
Ein derart zerrüttetes Marktgeschehen zeigt, welche Gefahren bestehen, wenn es keine ausreichend wirksame ORDO (einem äußeren Ordnungsrahmen) gibt, sowie, wenn der ETHOS der Marktteilnehmer ungenügend ist.
In meiner Branche ist es z.B. so, dass es einen natürlichen Ethos („ich betrüge meine Kunden nicht“) bis hin zur einer Selbstdeckelung beim Gewinn gibt. Wenn an einem Geschäft bzw. an einem Kunden mehr als 15% Deckungsbeitrag verdient wird, beginnt bei uns der Scham – und wir versuchen in künftigen Geschäften, unseren in unseren Augen dann zu hohen Gewinn dem Kunden wieder zurückzugeben. Aus Fairness.
Kurzum:
Ohne ORDO und ETHOS wird Kapitalismus zu einer parasitären Erscheinung.
Allerdings warne ich vor der Idee, dass staatliche Instanzen beim Setzen der ORDO in Märkten beliebig verfahren dürfen– oder ORDO (die Ordnung von Märkten) als Instrument zur Durchsetzung politischer Ziele freigiebig verwenden sollten. Denn die Nützlichkeit staatlicher Regelsetzung kann schnell überschätzt werden - willkürlich oder übereifrig gesetzte ORDO wird dirigistisch. Eher ist es so, dass man sich beim Setzen einer geeigneten ORDO an bestehenden Marktbräuchen und Praktiken orientieren sollte – allerdings in Hinblick darauf, ob diese a) den fairen Leistungswettbewerb unterstützen und b) für alle Marktteilnehmer nützlich sind ohne damit Marktexternen zu schaden.
Hinweis: Die schönen Fotos sind a) von Premasagar und b) CPurrin.
Labels: Ordnungspolitik, Ordoliberalismus, unsichtbare Hand
2 Comments:
Ich bekomme das über den einen oder anderen Bekannten mit, einer davon Leiter einerVersicherungsagentur, ein anderer Klinkenputzer. Da zählt nur, aus so vielen Leuten wie möglich die Kohle rauszupressen, sonst nichts. Derzeit finden im Hintergrund wohl Bemühungen statt, zusammen mit diversen "datenverarbeitenden Unternehmen" wie Schufa, Creditreform und anderen eine Zusammenführung der privaten Daten zu erreichen, um die Leute noch gezielter abklopfen zu können. Bei anderen Agenturen bekommen Arbeitslose oder Leute mit Schufa-eintrag nicht einmal mehr eine allgemeine Haftpflicht- Versicherung, die ca. 50-80 Euro / Jahr kostet. Gleichzeitig werden die Unterstützungen des jeweiligen Konzerns gekappt, die Leiter der Agenturen müssen immer mehr vorfinanzieren, während die Provisionen sinken. Diese Branche ist ein einziger Betrug, wenn man sich ansieht, wie oft die Unternehmen ihre Kunden verklagen, damit sie bloß nicht zahlen müssen. Eine blanke Verbindung von Kapital, Zivilrecht und Juristen zum Abzocken der Massen. Und so langsam konzentriert es sich. Das merkt man einerseits an den Agenturen, die größer werden, aber eben die Bereiche von vorher 3-10 Agenturen abdecken und auch bei den Konzernen, die immer mehr Kohle nach oben schaufeln wollen, bevor sie fusionieren oder aufkaufen, damit die Rendite noch stimmt im internationalen Börsencasino.
Gruß
Alex
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