07 Juli 2007

Deklarationspflicht für Nichtzutaten

Ich fordere eine Deklarationspflicht für "Nichtzutaten".

Irre? Eine bekloppte Forderung? Nein: Denn die Lobbyisten der Lebensmittelindustrie haben gemeinsam mit interessierten Juristen erreicht, dass wesentliche Zutaten, die beispielsweise in Fabrikbrot zum Einsatz gelangen, nicht deklariert werden müssen. Weil sie "Nichtzutaten" seien.

Eine "Nichtzutat" ist eine Zutat in Lebensmitteln, mitunter eine sogar recht unangenehme Zutat, die dank des von Lobbyisten durchseuchten EU-Lebensmittelrechts zur "Nichtzutat" erklärt wurde.

Unangenehmerweise befinden sich unter diesen "Nichtzutaten" viele Allergene - und sehr viele umstrittene Stoffe, z.B. gentechnisch gewonnene Aromastoffe oder Cysteine (welche die Kneteigenschaften von Brotteigen beeinflussen), Amylasen, Endoglucosdasen usw. usf.

Der mündige Konsument würde gewiss auch gerne erfahren, ob sein Bäcker mit Fertigbackmischungen, Fertigteigen oder vorgebackener eingefrorener Ware hantiert - oder tatsächlich selber bäckt. Oder ob die angepriesenen gesundheitsfördernden "Ballaststoffe" aus entsorgten Biertreber bestehen, d.h. kleinkriminell ins Brot gepfuschter Brauereimüll sind - widerwärtig stinkende, ausgelaugte Gerstenschalen.

Leider: Der bürokratisch-industrielle Komplex (das Zusammenspiel aus industrienahen Verwaltungen mit Lobbyisten) hat diese Informierung von Konsumenten bislang verhindert. Dreckskerle! Einer wie Seehofer passt bestens dazu (bekannt auch für seine gewiss uneigennützigen pro-Monsanto- und pro-Tamiflu-Kampagnen). Minister Horst Seehofer steht genau für diesen bürokratischen-industriellen Komplex, dafür, dass er Lobbyisten praktisch immer (!) nachgab.

Zutreffender wäre Seehofers derzeitiges Amt beschrieben, nennte es man untätiges Verbraucherverhöhnungsministerium. Merkwürdigerweise ist Seehofer, der quasi den Ideallfall eines politischen Vollversagers darstellt, in der Bevölkerung recht beliebt, auch deshalb, weil er am Ende seiner erfolglosen Zeit als Gesundheitsminister ungewohnt offen zugegeben hat, dass er als Minister dem Druck der Lobbyisten stets unterlag - und versagte.

Verzeihung: Dieser unnütze Kerl ist in unserem Land Verbraucherschutzminister! Es wäre besser, wenn Lobbyistenfreund Seehofer zur "Nichtzutat" am Kabinettstisch erklärt würde.

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