Nena sagt Kluges
Ich kann Nena eigentlich nicht leiden. Auf mich hat sie immer einen etwas oder sogar allzu zugedröhnten, zugekoksten Eindruck gemacht, auch wenn sie für diesen Eindruck nichts kann.
Aber gestern, im Radio, ist mir mit Nena eine kluge Frau begegnet. Ich kann erleichtert feststellen, dass meine Vorurteile nichts getaugt haben.
Sie sprach anlässlich ihrer Synchronisationsarbeit im Film Eragon unter anderem darüber, dass sie die dichotome "Gut-Böse-Welt" in amerikanischen Fantasy-Produktionen einerseits langweilig und uninnovativ, andererseits sogar gefährlich findet. Mit dem gezeigten und dramatisierten "Bösen" finde eine Delegation von Verantwortung statt, und zwar an das "Böse", dem aller moralischer Mangel aufgebürdet wird, während für das "Gute" keine eigentliche moralische Aufgabe mehr bleibt, außer die Überwindung der "Bösen". Doch das Leben ist nicht so. Sagt Nena.
Ich freue mich bereits auf Nenas Projekte, z.B. ihr Musiktheaterprojekt im Januar in Berlin.
Vielleicht ist diese Fixierung auf "das Böse" und "die Bösen" in der amerikanischen Kultur eine Spätfolge der oftmals religiös bestimmten Auswanderungsgeschichte, sowie einer fundamentalistischen Gegenwart in religiösen Angelegenheiten*. Auch in der Außenpolitik meinen viele Amerikaner, vorschnell, dass alles "gut" wird, sobald "die Bösen" überwunden wurden, idealerweise mit kriegerischen Mittel. Doch die Welt ist nicht so. Sage ich.
* Amerikanische Christen sind i.d.R. die Ayatollahs im weltweiten Christentum.
Viele amerikanische Christen neigen ganz außerordentlich zu Fundamentalismus. In religiöser Hinsicht ist Amerika m.E. dem Iran ähnlich, schlimmer noch, seine Bevölkerung ist in religiösen Dingen sogar in höheren Maße fundamentalistisch eingestellt. Das ist seltsam, mitunter gefährlich; aber leider wahr.
2 Comments:
Was spricht denn dagegen zugedröhnt, oder zugekokst zu sein? Ich zähle eine Reihe von Personen, die zugedröhnt und zugekokst waren zu meinen bevorzugten Musikern oder Autoren.
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Das Fantasy-Genre ist nun wirklich keine amerikanische Erfindung, und der Gegensatz von Gut und Böse findet sich bereits in den europäischen Originalen .
Wenn der Herr der Ringe verfilmt wird, so muß sich die Produktion eben am Vorbild orientieren, das zwischen Gut und Böse eine klare Grenze zieht. Ob das nun langweilig und uninnovativ ist, oder nicht sei dahingestellt, es entspricht zumindest dem europäischen Original. Eragon ist das Werk eines Jugendlichen (geschrieben mit unter 20 Jahren) und deutlich an seine Fantasyvorbilder angelehnt.
Zudem ist es meiner Ansicht nach falsch, daß in einer Welt, in der Gut und Böse klar geschieden sind, für das Gute keinen Spielraum, keine "moralische Aufgabe" mehr bleibt. Ein moralisches Problem, dem sich die Guten auch in einem solchen Kampf stellen müssen ist die Entscheidung darüber, wie der Kampf zu führen sei. Sie werden hoffentlich erfreut sein lieber Dean, daß Sie hier gleich ein Stichwort für weitere Kritik an den Amerikanern von mir bekommen haben.
Wenn Sie gerne differenzierende Fantasy lesen, so sind Sie beim Nibelungenlied gut aufgehoben, dort finden sie mit Hagen, Kriemhild, Siegfried und Co. Charaktere, die nur wage in einem Gut/Böse-Schema eingeordnet werden können.
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Interessant ist, daß Sie selbst über ein quasimanichäisches Weltbild verfügen. Auf der bösen Seite versammeln sich "amerikanische Christen", "Neocons" und "Neoliberale", aus deren Reihen nichts Gutes kommen kann, während auf der anderen Seite eine eklektische Zusammenfassung angeblich "linksliberaler" Personen steht, die in Dr. Dean ihren Kulminationspunkt erreichen.
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Ihre Pauschalisierungen ("amerikanische Christen sind i.d.R. Ayatollahs") zeugen von diesem manichäischem Weltbild, das "i.d.R." als gollumartiges Feigenblatt angeblicher Objektivität bemühend.
"seine Bevölkerung ist in religiösen Dingen sogar in höheren Maße fundamentalistisch eingestellt"
Als Christ in Amerika muss ich widersprechen, Dr. Dean. Die Fundamentalisten sind ueberhaupt nicht einheitlich, und befinden sich vorwiegend in den Sued-Staaten. Die umfassen hoechstens 30% aller Christen in den USA.
Die sog. "Mainline Protestants" (immer noch die Mehrheit von Christen) waren von Anfang an die staerksten Geger des Irak-Krieges.
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