Erfolge des Neoliberalismus (1): Studiengebühren und die absinkende Studierendenquote
Während ein prototypischer Vertreter der neoliberalen Denkrichtung, der Bloggger "Statler", seinen Sinn für verblödete Beiträge kürzlich beweist, indem er u.a. die Begriffe Bildung und Sozialarbeit verwechselt, so verwechselt der galoppierende Neoliberalismus im Bildungsbereich seine Ideologie mit der Wirklichkeit.
Jahrelang wurde darüber gefaselt, wie allgemein segensreich doch Studiengebühren seien. Der "Kunde" würde dadurch zum Beispiel gestärkt.
Warum das Abmelken von Studenten bzw. deren Eltern eine "Stärkung von Kunden" bedeutet, tja, das wurde nun leider bis heute nicht erklärt...
Erklärungen, die sich mit der Realität befassen, sind für Neoliberale mit ihren vorgeprägten Deutungsmustern völlig egal, so sehr, dass Vertreter
Es wurde behauptet, Studiengebühren würden also "den Kunden stärken" sowie "Fehlallokationen im Bildungsbereich vermeiden".
Tja, hält man Bildung an Universitäten und Hochschulen für eine "Fehlallokation", wie es verblödete Neoliberale offenbar tun, so stimmt das wohl..., denn mit den Studiengebühren der letzten Jahre wurde tatsächlich erreicht, dass die Zahl der Studienanfänger und die Studierendenquote deutlich und auf höchst kontraproduktive Weise absinkt! Zum dritten Mal in Folge.
"Die Unis zählten im ganzen Jahr 2006 knapp fünf Prozent, die Fachhochschulen gut ein Prozent weniger Ersteinschreibungen als im Vorjahr. Welche Fächer weniger und welche mehr gefragt sind, steht erst für vier Studiengänge fest: Danach gab es deutlich weniger Anfänger bei Elektrotechnik und Maschinenbau/Verfahrenstechnik, gefolgt von Informatik und Bauingenieurwesen.Hochwirksame Bildungsfeindlichkeit: So sehen sie aus, die Erfolge des angeblich wirtschaftsfreundlichen Neoliberalismus.
Regional waren die Erstsemester-Rückgänge an den Unis in Sachsen (minus 13 Prozent), Nordrhein-Westfalen (minus 10 Prozent), Sachsen- Anhalt (minus 10 Prozent), Baden-Württemberg (minus 9 Prozent) und Bremen (minus 8 Prozent) besonders hoch."
27 Comments:
ziemlich erstaunlich, das. wo denen schon seit jahren vorgerechnet wird, dass in d viel zuwenige abiturienten tatsächlich ein studium anstreben. so wird das natürlich nix mit der zukunftsfähigkeit d's... (wie war das noch gleich? die maschinenbauer melden jetzt schon einen mangel an ingenieuren)
Ja, Maschinenbauer fehlen, dazu auch Informatiker, Elkektrotechnik usw. Also z.B. überall dort, wo heute schon ein Mangel besteht. Die von neoliberalen Bildungspolitikern/"wissenschaftlern" geplanten, äh, Verschlankungen werden noch gravierender ausfallen.(wenn es so weiter geht)
...Studiengebühren sind halt eine absolute Scheißidee.
Trotz des Fehlens von Studiengebühren hat Dr. Dean wohl keine Uni als Student besucht.
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Deine Argumentation ist daher etwas lückenhaft. Daß gerade Studiengänge vermindert nachgefragt werden, für die in der Wirtschaft Bedarf besteht ist eher ein Argument für Studiengebühren. Schließlich werden in der Folge solche Studien besonders gefördert, und auch eine Kreditfinanzierung würde sich lohnen, da durch die große Nachfrage nach diesen Absolventen die Rückzahlung gesichert wäre.
Wenn daher besonders zukunftsträchtige Studiengäge nicht nachgefragt werden, dürfte dies weniger den Studiengebühren anzulasten sein, als anderen Einflußfaktoren.
@anonym #2: deine argumenatation ist vielleicht logisch, dürfte aber mit der realität wenig zu tun haben.
@Anonym #2
Wenn ein Unhöfling Deiner Sorte in seiner offenbar ideologisch bestimmten Idenwelt auch nur entfernt begreifen würde, was eine Falsifikation darstellt, dann würdest Du vielleicht verstehen, dass
Studiengebühren totaler Schrott sind,
und zwar gerade dann, wenn die von dir aufgeführte Argumentation wichtig ist, nämlich, dass das Studieren aussichtsreicher Fächer gefördert werden soll.
Denn, aufgemerkt:
Deine hier anhand der Praxis (!) falsifizierte neoliberale Bildungstheorie besagt, dass Studiengebühren das Studieren bzw. die Studienwahl derjenigen Fächer fördert, welche von der Wirtschaft nachgefragt werden.
Nur: Offenkundig ist diese Theorie falsch. Richtig ist, mein lieber Neoliberaler, dass Studiengebühren bildungsfeindlich wirken, und sogar dort, wo starke Nachfrage seitens der Wirtschaft besteht.
So, und dann kommste mit dem unsinnigsten aller Einwände, um Deine Ideologie zu retten, nachdem Deine neoliberale Bildungstheorie durch die Praxis falsifiziert wurde, und behauptest etwas, das Du wirklich gründlicher ausführen solltest, wenn es auch nur einen Hauch von Relevanz haben sollte:
--- Schnipp ---
das] dürfte dies weniger den Studiengebühren anzulasten sein, als anderen Einflußfaktoren.
--- Schnapp ---
???
Einfach von irgendwelchen, ungenannten "anderen Einflussfaktoren" losfaseln, wenn die eigene Theorie in der Praxis versagt, das ist ja wohl ein schlechter Witz, oder?
Von Wissenschaftstheorie hast Du wohl keine Ahnung, was? Jedenfalls:
Nicht mal Popper hast Du begriffen.
@Dean:
Ich halte es durchaus für eine sehr gute Leistung, Popper zu begreifen und auch anzuwenden. Ihr "nicht mal" finde ich da unangemessen. Dass unser Neoliberaler dazu offensichtlich nicht in der Lage ist, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber das überrascht mich nicht weiter, die Typen sind letztlich nichts weiter als ultra-aggressiv auftretende Ideologen, die mit Logik und fundierter Argumentation mal so ziemlich gar nichts am Hut haben.
Gruß
Ben
Wie Du auf die Idee kommst, daß die Idee der Studiengebühren durch die Realität falsifiziert wurde, ist eher ein Punkt, den Du erläutern müßtest. Aus den verlinkten Texten geht dies nämlich keineswegs hervor. Zumal die Zahl der Studienanfänger bereits sank, bevor es Studiengebühren gab.
Im Handelsblatt-Artikel werden die verschärften Zugangsbedingungen zu den Hochschulen als Grund für die sinkenden Erstsemesterzahlen angeführt, die sich aus Geldmangel ergeben. Zweckgebundene Studiengebühren könnten hier gegensteuern und den Universitäten Geldmittel zur Verfügung stellen, die zur Schaffung neuer Studienplätze verwendet werden können. In diesem Fall würden Studiengebühren nicht weniger, sondern mehr Studenten bedeuten.
Es ist natürlich auch eine politische Entscheidung, ob man die Profiteure einer universitären Ausbildung einen Kostenbeitrag erbringen lassen möchte, wie dies jeder Handwerker tun muß, der einen Meisterbrief anstrebt.
Eine wichtige politische Entscheidung ist allerdings, daß Studiengebühren und sonstige Kosten des Studiums fähige, aber aus sozial schwächeren Haushalten stammende Kinder nicht von einem Studium abhalten. Hier ist neben der Politik auch die Wirtschaft gefragt, die zwar gerne über angeblich fehlende Absolventen jammert, selbst aber keine Anreize & Hilfen gibt.
Ingesamt ist die Zahl der Erstsemester auch nicht die wichtigste Stellgröße. Außer natürlich für die HRK, die damit versuchen kann, der Regierung mehr Geld rauszuleiern. Interessanter ist die Zahl der Absolventen. Gerade in Studiengängen wie Informatik usw., die sehr mathematiklastig sind, kann durch eine geeignete, strengere Auswahl und verbesserte Betreuung (z.B. durch studiengebührenfinanzierte Dozenten) die Zahl der Studienabbrecher reduziert werden, und somit auch bei sinkenden Erstsemesterzahlen die Zahl der Absolventen erhöht werden.
Diese Annahme, daß bei Studiengebühren die Erstemesterzahlen zwar sinken mögen, aber die Zahl der Abbrecher ebenfalls geringer wird, und somit mehr Absolventen die Unis verlassen, kann man vermutlich auf alle Fächer verallgemeinern.
Wenn Du also die von Dir verlinkten Artikel gelsen hättest, würden Sie feststellen, daß dort die Studiengebühren tatsächlich nur als eine von mehreren Größen gesehen werden, die Einfluß auf die Zahl der Studienanfänger haben, und müßtest nicht von "faseln" reden, wenn man sich auf die von Dir verlinkten Artikel bezieht.
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@Ben
Die Ideologen sind die, die mit Schlagworten wie Neocon, Neolib und Co. rumwerfen.
Jaja,
die Ideologen sind die mit den Schlagworten, und nicht etwa der auf einmal verdächtig stille Norbert Walter von der Deutschen Bank, der jahrelang laut für Studiengebühren getrommelt hat. Mit dem "Argument", dass es nicht einsehbar sei, wieso die Krankenschwester für den Kindergarten Geld zahlen und mit ihren Steuern das Studium vom Chefarztsohn mitfinanzieren müsse.
Fakt ist, dass die Studiengebühren den Chefarztsohn nicht vom Studieren abhalten, den intelligenten Sohn von der Krankenschwester (wenn er es denn trotz Selektion bis zum Abi schafft) aber schon eher. Wenn du da was gegen sagen willst, dann sag mir doch bitte, wo sich durch die Studiengebühren die Lage für Studenten ohne viel Geld verbessert hat.
Das kannst du eben nicht. Weil die von den Neocons geforderte Reform die Lage für diejenigen, die zwar fähig, aber nicht reich sind, wieder einmal verschlechtert hat. Und das hat mittlerweile System.
Gruß
Ben
Wie Neoliberale "Bildung" definieren, kann man sehr schön an diesem Artikel über neoliberalen Biologismus und das Institut zur Zukunft der Arbeit nachvollziehen.
Gruß
Alex
Bachelor und Studiengebühren, die tun uns in die Zukunft führen.
Mitbestimmung? Ach dummes Getue! Lasst mich damit blos in Ruhe.
Das Humboldsche Bildungsideal? Wayne interessierts, mir ists egal.
Ich Kunde hab mein Studienkonto, und meinen Abschluss mach ich "pronto".
Und siehts mit den Finanzen mau aus, geh ich einfach in mein Bankhaus.
Da hab ich mir Kredit gezogen, das geht ganz locker, ungelogen.
Drum hört doch auf mit der Kritik, das bringt doch nichts, singt lieber mit."
Um es noch einmal festzuhalten. Ich hatte eine einfache Frage gestellt, nämlich diese hier:
| Wenn du da was gegen
| sagen willst, dann
| sag mir doch bitte,
| wo sich durch die
| Studiengebühren die
| Lage für Studenten
| ohne viel Geld ver-
| bessert hat.
Leider bleibt die Antwort unseres Gebührenbefürworters nach nun mittlerweile mehreren Tagen immer noch aus. Soviel also zu dem Thema.
Gruß,
Ben
Die Frage habe ich bereits beantwortet. Ich befürworte Studiengebühren aus den von mir geschilderten Gründen, während ich es gleichzeitig als politische Aufgabe sehe, durch Förderungen, sei es aus öffentlichen oder privaten Mitteln Chancengleichheit anzustreben.
Auch ohne Studiengebühren war diese bislang nicht in ausreichendem Maß gegeben. Daher befürworte ich ein reformiertes System, das zukünftige Spitzenverdiener an ihren Ausbildungskosten beteiligt (und noch andere Anreizwirkungen zeigt), aber dennoch, durch andere Mittel, die Aufnahme eines Studiums unabhängig von der Mittelausstattung durch das Elternhaus ermöglicht.
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Was daran so ideologisch und bitterböse neoliberal ist, kannst Du mir ja mal erklären. Mir erscheint eher Deine Haltung ideologisch lieber Ben.
--- schnipp ---
"Daher befürworte ich ein reformiertes System, das zukünftige Spitzenverdiener an ihren Ausbildungskosten beteiligt (...)"
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Progressive Steuern!
Progressive Steuern schön und gut, es gibt allerdings auch Gutverdiener, die nie eine Uni besucht haben.
Und wie gesagt, die Gebühren haben, neben der Funktion als Einahmequelle, auch andere wünschenswerte Effekte.
Eine Rückzahlverpflichtung zumindest eines Teils z.B. in Form von Krediten gewährten Studiengebühr könnte z.B. auch dahingehend Druck auf die Arbeitgeber ausüben, daß sie die angeblich so ersehnten Absolventen nicht ewig mit unbezahlten Praktika abspeisen können. Denn der Deal, ich investiere in eine Ausbildung die Du nachfragst, ist natürlich, gerade auf der Ebene der Absolventen eine Vereinbarung auf Gegenseitigkeit.
--- schnipp ---
Progressive Steuern schön und gut, es gibt allerdings auch Gutverdiener, die nie eine Uni besucht haben.
--- schnipp ---
Kann sein, ist aber m.E. völlig egal, denn diese Gutverdiener haben dann halt auf andere Weise von der Gesellschaft profitiert. Bei allem Respekt vor Individualismus, aber es ist die Gesellschaft, die es den Gutverdienern möglich gemacht hat, in einer privilegierten Lebenssituation zu leben.
Das ist ein neben der Berücksichtigung unterschiedlicher Belastbarkeit ein durchaus guter Grund für progressive Steuern, zumal progressive Steuern im Vergleich zu einem Gebührenstaat, z.B. in Gestalt von Studiengebühren
a) weit geringere bürokratische Wirkungen haben, d.h. der bürokratieaufblähende Effekt von Gebührensystemen wird vermieden;
b) effizienter zu erheben sind;
c) gerechter sind im Sinne einer Gerechtigkeit, welche die abverlangte Gegenleistung an den erhaltenen Nutzen koppelt.
Demgegenüber sind die "wünschenswerten Effekte", die Du anführst, untaugliche Theorie (!), untaugtlich deshalb, weil die Praxis diese "wünschenswerten Effekte" bislang eher nicht bestätigt, wenn man einmal von der Elemination von Langzeitstudierenden absieht, besonders jenen, die sich in finanzielle oder sonstwie prekären Lebenssituationen befinden.
Und ob dieser Effekt, der sich optisch als Verkürzung der Studienzeiten bemerkbar macht, am Ende tatsächlich positiv ist, das bedarf einer gründlichen Erwägung. Gewiss wird man einige "Bummelstudenten" beschleunigt oder entsorgt haben. Doch zu welchem Preis? Welche Schicksale? Welche Kosten wurden dadurch tatsächlich eingespart? Was hat sich damit tatsächlich verbessert?
Untersucht man das genauer, bleibt von den "wünschenswerten Effekten" letztlich nicht viel übrig, vermute ich jedenfalls, während der bildungsprohibitive Effekt nunmehr überdeutlich und eindeutig belegt ist.
Dazu kommt, dass die (schöne?) neoliberale Bildungstheorie an einem ganz entscheidenden Punkt in der Praxis geradezu ein Totalversagen aufweist. Es findet eben keine Umsteuerung von Studenten in Fächer mit besonders guten Berufsaussichten statt, sondern sogar, nachweislich, das Gegenteil!!
Hey, was ist das für eine superlausige Theorie, die nicht einmal den Trend richtig vorherzusagen erlaubt?
Wie man vor diesem Hintergrund (Bildungsprohibition!) sowie Fehlsteuerung der Studienplatzwahl und auch noch Bürokratisierung noch in nennenswerten Maß von "wünschenswerten Effekten" reden kann, das erschließt sich mir nicht.
Vielleicht, verzeihe man mir diese Spitze, liegt das an ideologischer Verblendung. Denn: Da zeigt die Praxis glasklar, dass die neoliberale Bildungstheorie versagt, und - schwupps! - schon werden die tatsächlichen Ergebnisse in der Praxis entweder geleugnet oder dubiosen und gänzlich unbelegten "anderen Effekten" zugeschoben.
Die entscheidenden Einflussfaktoren der letzten Jahre sind aber nun einmal, nachweislich, die Maßnahmen, welche von neoliberale Propagandafabriken wie die Bertelsmann-Stiftung und die INSM als bildungspoltisches Universalmedizin angepriesen wurden, als gänzlich alternativlosen Weg der Bildungspolitik:
Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen.
Tja, und nachdem wir nun gesehen haben, dass diese beiden bildungspolitischen Arzneistoffe toxisch wirken, ohne auch nur einen halbwegs nachvollziehbaren Nutzen zu erzielen, müssen wir uns für die Zukunft, leider, wohl auf die Verschärfung dieser "Kur" einstellen:
Noch höhere Studiengebühren und noch restriktivere Zugangsbeschränkungen.
Wenn das so weiter geht, inklusive weiter fallender Erstsemesterzahlen (wobei: Der Effekt der letzten drei Jahre ist schon ziemlich gigantisch), dann kann sich Deutschland vom Kreis der Kulturnationen verabschieden.
Nein, das ist keine Übertreibung, denn die im Artikel verlinkten Zahlen sind alarmierend.
Gebühren haben den Vorteil, daß sie im Gegensatz zu Steuern zweckgebunden werden können. Zudem treffen sie auch diejenigen, die nach dem Studium die Koffer packen um in der Schweiz oder Amerika arbeiten.
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Mich wundert übrigens keineswegs, daß die Mehrzahl der Studenten zu ncihttechnischen Fächern strebt. Abbrecherquoten von 40% in Informatik zeigen doch, daß die PISA-Schüler den Anforderungen eines mathematiklastigen Studiums scheinbar nicht mehr in ausreichendem Maße gewachsen sind. Soziologie, Ethnologie und anderer Blabla-Fächer sind dagegen scheinabr maßgeschneidert für diese Abiturientengeneration. Ob die Überbetonung dieser Fächer allerdings zum Erhalt der von Dir beschworenen Kulturnation beitragen, ist dann doch fraglich.
Bei solchen Abbrecherquoten scheint es mir nicht sinnvoll, das Hautpaugenmerk auf steigende Erstsemesterzahlen zu legen, sondern vielmehr, die Studierenden bei der Stange zu halten.
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In Deutschland gibt es keine langfristigen Erfahrungen mit Studiengebühren, daher sidn die jetzigen Beobachtungen auch nicht sehr aussagekräftig. Schließlich dauert es immer seine Zeit, bis sich die Menschan an geänderte Rahmenbedingungen angepaßt haben. Daher kann man schwerlich behaupten, die Studiengebühren schaden (oder nützen) sondern ist freilich auf die Theorie angewiesen.
Zudem ist unstrittig, daß auch Bundesländer, die keine Studiengebühren haben, mit sinkendne Erstsemesterzahlen konfrontiert sind, während andere Bundesländer, die Gebühren eingeführt haben, sogar steigende Erstsemesterzahlen vorzuweisen haben. So zu lesen in der Zeit.
Dies gilt auch für Österreich, das schon seit einiger Zeit Studiengebühren hat, und deutlich steigende Erstsemesterzahlen aufweist.
@Anonym:
Da du ja doch noch geantwortet hast, ist es nur fair, wenn ich darauf eingehe. Ich sage eines hier vorab: Ich lasse mich, im Gegensatz zu Dean, hier auf keine theoretische Diskussion ein. "Hätte", "wäre" und "könnte" sind so schwammig, dass man damit nämlich auch erläutern kann, warum der Kommunismus doch eigentlich eine tolle Idee ist.
Meine Kritik an Äußerungen wie deinen orientiert sich an der Realität und ist weitaus fundamentaler. Der zentrale Punkt, den ich an euch Neoliberalen kritisiere ist, dass Eure Vertreter in Parlamenten und Wirtschaft regelmäßig die Lage gerade für Leute mit wenig Geld verschlechtern, aber ohne, dass diese von den möglichen Vorteilen eines wirklich liberalisierten Systems profitieren können. Beispiele:
- Eure Leute in Wirtschaft und Parlamenten fordern erst mal großkotzig und mit Hinweis auf den Chefarztsohn Studiengebühren, siehe Norbert Walter. Dann werden aber selbige so umgesetzt, das sich die Lage für die materiell nicht begünstigten Studenten nur verschlechtert. Das ginge auch anders, wird aber ganz bewusst nicht so gemacht!
- Ihr jammert mit am lautesten über die ach so hohen Hartz IV-Sätze, aber eure Vertreter aus FDP und CDU helfen eifrig mit, die Jobs teuer, und die Einstiegshürden für kleine Selbstständige weiter schön weit oben zu halten.
Die Studiengebühren sind *das* Paradebeispiel überhaupt: Die Universitäten sind immer noch extrem unterfinanziert und verstaubt, die verbeamteten Professoren können sich gegenüer den Studenten fast jede Unverschämtheit leisten, die Qualität der Lehre ist oft sowohl aus finanziellen, insbesondere aber aus organisatorischen Gründen erbärmlich. Es wird absolut niemand dafür bestraft, wenn die Studenten wegen organisatorischer Mängel mal eben vier Semester verplempern müssen. Sind ja auch nur ca. 5% der Lebensarbeitszeit. Und jetzt kommen als Sahnehäubchen noch Studiengebühren hinzu. Dass die cleveren, aber materiell nicht begünstigten dadurch noch mehr von einem Studium abgehalten werden, ist offensichtlich.
Das ist der entscheidende Punkt: Ich habe keine Ahnung, ob ein vollständiger Liberalismus langfristig nun besser oder schlechter ist. Vieles an dem "Musterland" USA fasziniert mich, anderes erschreckt mich. Eines weiß ich aber ganz genau: Nämlich dass es nicht sein kann, dass ihr deutschen Neocons und Neoliberalen zwar einerseits die Lage für die ärmeren Bevölkerungsschichten immer prekärer gestaltet, ihnen aber andererseits konsequent die Öffnung der Chancen und der Verbesserungen verweigert, die sie bräuchten, um ihre Lage aus eigener Kraft zu verbessern.
Konkret bedeutet dies:
- verbessert *erst* die Lage an den Universitäten, und *dann* habt ihr das Recht, Studiengebühren zu fordern
- schafft *erst* den Kammerzwang und die sonstige überbordende Bürokratie für junge Selbstständige ab, sorgt erst dafür, dass Einnahmen bis 1000 Euro praktisch unbelastet von Steuern und Sozialabgaben bleiben. Wenn das geschehen ist, *dann* können wir nochmal darüber reden, ob Arbeitslose wirklich zu wenig tun, oder nicht einfach nur von absurden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geradezu niedergeknüppelt werden.
Es gäbe etliche andere Beispiele. Momentan ist die Arbeitsteilung aber wunderschön: Erst mal mit Verve die asozialen Studiengebühren um jeden Preis fordern, und dann die Hände in Unschuld waschen und sagen "Ich hab doch gesagt, die Politik soll für Stipendien sorgen." Als ob das Leuten wie dir nicht im Grunde scheißegal wäre. Verglichen mit dem Hauptanliegen, endlich diese Gebühren durchzukriegen, zumindest.
Gruß
Ben
Ach Gott, der waffengeile Nazi aus den USA ist wieder da.
Robin könnte ja z.B. mal was gegen meine Argumentation sagen. Naja, ok, er kann es nicht. Dafür habe ich die Sache nämlich zu sehr auf den Punkt gebracht. Studiengebühren einführen ohne vorher auch nur einen einzigen Punkt zu ändern, der zur Misere der Deutschen Universitäten geführt hat ist nun mal ein typisches Verhalten eines Deutsch-Neocons.
Die Tatsache, dass im Osten ein Studium im Durchschnitt (!) vier Semester weniger dauert, hat gewiss nichts mit Organisationsdefiziten an den westdeutschen Unis zu tun. Vermutlich sind die Ost-Studenten denen im Westen einfach nur genetisch überlegen. Wenn wir dann noch das beste Drittel gegen das schlechteste antreten lassen, wird das Ergebniss endgültig verheerend.
Ach ja, noch was zum Thema Lebensalter: Ich meine mich zu erinnern, dass es in Deutschland im Gegensatz zu den USA immer noch eine Wehrpflicht gibt. Die soll bei den Männern zum Verlust mindestens eines, oft auch von zwei Jahren führen. Aber auch dies ist typisch Deutsch-Neocon, dazu hört man von den ach so "liberalen" Jungs nämlich immer erstaunlich wenig.
Gruß,
Ben
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
@ Robin Renitent
Sie meinten:
--- schnipp ---
"Hier in Nordamerika werden deutsche Studenten als Weicheier belächelt, ihr Durchschnittsalter liegt mit 26 auch deutlich über den hier üblichen 22 Jahren. Für das Studium muss man echt was tun, es muss, im Sinne des Wortes, erarbeitet werden."
--- schnapp ---
Mal abgesehen davon, dass die Situation in Kanada nochmals von der Situation in den USA verschieden ist, Sie sollten so ehrlich sein zuzugestehen, dass die Breitenausbildung an den amerikanischen Durchschnittsuniversitäten, vorsichtig formuliert, keinen europäischen Standard erreicht.
Wenn ich im Fall von Spitzenuniversitäten hingegen über das Geld, sowie über die überaus spezielle Kundschaft aus der upper middle class verfüge, dann ist es kein Wunder, zumal bei den gegebenen Betreuungsrealtionen und den didaktischen Spitzenleistungen, dass unter Verfolgung des Humboldtschen Bildungsideals auch Spitzenergebnisse anfallen.
Wie gesagt: Das ist wenig staunenswert. Erstaunlich und in der Diskussion weitaus interessanter ist die Frage, warum die amerikanische Durchschnittsuniversität so große Qualitätsmängel aufweist.
DAS wäre im Gegensatz zur verlogenen und fast ausschließlichen Fixierung auf "Elite" bzw. Bildungselite eine lohnende Diskussion - und mich würde sehr stark interesssieren, wie Robin Renitent hier Zustand, Ursache und Wirkungen einschätzt.
Immerhin ginge es dabei um die Mehrzahl (!) der Studierenden.
(Etwas, was für Anhänger neoliberaler Bildungsideen typischerweise bzw. nicht selten aus dem Fokus gerät)
Tja: Kommt da noch was?
Seltsam irgendwie, dass nach den überaus deutlichen Effekten der letzten drei Jahre nunmehr "langfristige" Untersuchungen gefordert werden.
Tja, wenns nicht hinhaut, dann kann man sich ja immer noch mit "langfristigen Wirkungen" rausreden.
Meinetwegen auch in hundert Jahren, oder was auch immer notwendig sein sollte, um die Richtigkeit der neoliberalen Bildungstheorie zu beweisen.
Oder man spintisiert sich die "langfristigen Wirkungen" halt passend bzw. gemäß der eigenen Ideologie zusammen.
Was interessiert dann noch die üble Praxis einer Theorie?
Tatsache jedenfalls ist:
In den letzten Jahren ist die neoliberale Bildungtheorie kläglich in der Praxis gescheitert.
Da gibt es kein Vertun.
Also wer Kanada als "sozialistisch" bezeichnet, hat ja nun wirklich nicht mehr alle Latten am Zaun. Daran ändern auch 10 Studienabschlüsse nichts, Wahnsinn bleibt Wahnsinn und Idiotie bleibt Idiotie.
Kana Dia
Stellt sich die Frage, warum die einen ohne Leistungen in das, was sich "Elite" schimpft", geboren werden, während alle anderen sich dafür abrackern und verdrehen sollen. "Elite" meint in westlichen Nationen vor allem eines: Herrschaft gegen die anderen! Diktatur und Unterrückung für die Massen. Also verschwinde mit Deinem sozialdarwinistischen Geschmiere!
Solltest Dich umbenennen, zum Beispiel in "David Debil"
Wenn man eine gute Breitenbildung fördert (also: das Gegenteil der Politik neoliberaler Bildungspolitiker), dann führt das nicht zur "Egalisierung".
Bildung darf kein Elitenprivileg sein, und auch dann nicht, wenn man als bevorzugtes Ziel von Bildungspolitik leistungsfähige Eliten erhalten möchte.
Okay, verdummte Wirtschaftsliberale, deutsche Neocon-Nachäffer und andere reaktionäre Politikprimitivlinge können das nicht begreifen.
Unser Land sollte den Übrigen aber wichtig genug sein, um es vor den Gefahren neoliberaler Bildungspolitik zu bewahren, welche letzlich, wie u.a. in diesem Beitrag bewiesen, bildungsfeindlich ist.
Die Menschen in unserem Land haben Besseres verdient als z.B. die verdummenden Bildungs"ideen" des Professor Unsinn oder der Bertelsmannstiftung.
Erstens sind die Studiengebühren eine Vorstufe zur Privatisierung unserer Hochsschulen und zweitens wird dann ein Abschluss eine Ware die man sich erkauft. Das mag zwar Vorteile haben, aber die Nachteile haben es in sich. Naja, machen wir alles zur Ware und der Markt wird es schon regeln. Fuck, wenn ich an Revolution glauben würde, dann würde ich jetzt eine fordern.
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