21 November 2006

VW verlagert Golf-Produktion nach Deutschland - aus Kostengründen

Ein herber Rückschlag für Miegel, Sinn & Co! Nun werden Produktionen aus Kostengründen nach Deutschland verlagert, wie u.a. der Standard und die Netzzeitung berichten. Bei Volkswagen in Brüssel stehen seit Freitag die Bänder still.

Währenddessen kämpft der langsam alt werdende CDU-Kronprinz Wulff gegen den Porsche-Einfluss bei VW, der seit einem Jahr stark angewachsen ist. Mit solchen oder solchen Aussagen, sowie enger Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften hat sich der Porscheclan den politischen Zorn des Konservativen Wulff zugezogen.
»Zuerst müssen sie Kunden zufrieden stellen, dann die Mitarbeiter und als Drittes die Zulieferer.« Diese Kombination führe am Ende »ganz automatisch zu zufriedenen Aktionären«.
In einem Spiegel-Interview (leider kostenpflichtig) kommt es noch dicker:
"Wir müssen zumindest versuchen, ein Teil des Gewinns [von "Heuschrecken" bzw. Fond-Investoren] abzuschöpfen, der durch solche Geschäfte erzielt wird. Bislang bleibt davon nichts in Deutschland. Der Profit wird in dem Land versteuert, in dem der Fonds sitzt, oft auf den Cayman Islands oder den Bahamas. Außerdem müsste in Deutschland die Steuerfreiheit von Veräußerungsgewinnen abgeschafft werden. Damit werden alle belohnt, die Unternehmen zerschlagen. Als das Gesetz erlassen wurde, habe ich dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder geschrieben, dass dies Unsinn sei."
Das schmeckt Wulff garnicht. Und auch Statements wie diese:
"Wir haben uns wahrscheinlich zu wenig Gedanken darüber gemacht, was wir tun können, um auch hier wettbewerbsfähig sein zu können. Da wurden beispielsweise Motorenwerke nach Osteuropa verlagert, obwohl die Löhne dabei lediglich 6% der Gesamtkosten ausmachen. Aber der neue Standort lockte mit einem hohen Maß an Steuerfreiheit. Ich erwarte von der Politik, dass sie einen solch unfairen Standortwettbewerb innerhalb Europas unterbindet. Manche Länder können sich niedrige Steuern leisten, weil sie von der EU und damit vom Nettozahler Deutschland Geld überwiesen bekommen. So finanzieren wir den Abbau unserer eigenen Arbeitsplätze mit. Da muss man sich fragen: auf welchem Stern leben wir denn?"
Manöver und Hintergründe des Machtkampfes bei VW, von Wulff gegen den (ähem: linksliberalen) Porscheclan, erläutern die Hannoversche Allgemeine Zeitung und Wolfgang Jüttner.

1 Comments:

At 21 November, 2006 13:29, Anonymous Anonym said...

In der Lesart der weniger linksliberalen Ökonomen wird es heißen: Die "Lohnzurückhaltung" der letzten Jahre trägt endlich Früchte, und wir müssen diesen Weg beharrlich weiter gehen. Jetzt bloß keine Geschenke! Und die Kritik am Geldkarussell der EU wird zu der Forderung führen, die Unternehmenssteuern in Deutschland müßten gesenkt werden - das geht schneller und einfacher.
So deprimierend ist Neoliberalismus - er hat auf alles eine Antwort, und es ist immer dieselbe.

 

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