26 September 2006

Zeitgeschichte: Gangstermethoden in der amerikanischen Außenpolitik

Es wird zur Zeit über die Erinnerungen des ehemaligen pakistanischen Präsidenten Musharraf gestritten. Auf seiner Vortragsreise, bei der er sein aktuelles Buch promotet, behauptet er, die amerikanische Regierung hätte damit gedroht, "Pakistan in die Steinzeit zu bomben". Das wird von amerikanischer Seite bestritten, Musharraf bekräftigt hingegen seine Aussagen. Somit ist der Wahrheitsgehalt der Erinnerungen von Musharraf nicht zu klären, jedenfalls im Augenblick.

Interessant ist aber dabei, was bei dieser Gelegenheit bestätigt wird, nämlich eine schäbige, erpresserische Methodik der amerikanischen Außenpolitik, mit der sie sich Pakistan als militärischen Operationsraum sicherten. Der amerikanische Vize-Außenminister Richard Armitage hatte Pakistan am 13. September 2001 erklärt, dass eine neutrale Position Pakistans unmöglich sei, weil es nur die Wahl habe, die amerikanischen Kriegsplanungen zu unterstützen, oder aber Pakistan würde zum Reich des Bösen gezählt:
"Ich hatte ein heftiges Gespräch mit dem Geheimdienstchef. Ich sagte ihm, dass die Sache für Amerikaner eine Angelegenheít sei, in der es nur Schwarz oder Weiß gibt. Pakistan ist entweder auf unserer Seite oder gegen uns." (via Telepolis)
Gangstermethoden. Erpressung als Mittel der Außenpolitik.

Neoconnards finden sowas völlig Okay. (Unter der Voraussetzung, dass die USA das einzige Land sind, welches derartige Methoden zur Durchsetzung eigener Interessen anwendet...)

Bemerkenswert finde ich auch dies: US-Botschafter Wendy Chamberlain sprach Musharraf bereits zwei Tage nach den Anschlägen (!) auf das World Trade Center an, und zwar mit mit einer umfangreichen und abgestimmten Liste von Forderungen (Überflug- und Landerechte, die Nutzung pakistanischer Luftstützpunkte und Häfen usw.), welche allesamt auf den kommenden Krieg abzielten. Die amerikanische Außenpolitik begann bereits am 12. September, also nur einen Tag nach den Anschlägen am 11. September mit konzertierten und abgestimmten Aktivitäten, u.a. einem Gespräch von Powell mit Musharraf.

Dies finde ich bemerkenswert, weil eigentlich keine demokratische Regierung sich bereits einen Tag nach diesem Anschlag in Bezug auf die Konsequenzen völlig sicher gewesen sein konnte, das geht einfach nicht, und es ist objektiv betrachtet überaus merkwürdig, weil diese Geschwindigkeit m.E. nur bedeuten kann, dass die damalige US-Regierung bereits vor den Anschlägen fertige Kriegspläne gehabt haben muss!

4 Comments:

At 26 September, 2006 09:49, Anonymous Anonym said...

Bush: U.S. to Sell F-16s to Pakistan
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A800-2005Mar25.html

Sehr unwahrscheinlich, dass die USA jemals vorhaben oder vorhatten Pakistan zu bombardieren. Musharraf versucht nur in der islamischen Welt gut darzustehen.
Erst vor 4 Jahren gab es übrigens auch einen Schuldenerlass in höhe von einer halben Milliarde. Warum würde man einem Land die Schulden erlassen, dass man vorhat zu bombardieren?

 
At 26 September, 2006 10:03, Blogger John Dean said...

Zuckerbrot oder Peitsche. Ganz einfach.

 
At 26 September, 2006 11:45, Anonymous Anonym said...

Wie kommt es, daß dieser Blog den Einsatz von Gangstermethoden gegen den Iran fordert ("Sanktionen jetzt"), wo doch der Iran nur das tut was ihm vertraglich abgesichert zusteht?

---

Natürlich ist anzunehmen, daß schon vor den Anschlägen Planungen existierten, die einen eventuellen Angriff auf Afghanistan zum Thema hatten. Diese Pläne dürften mit großer Wahrscheinlichkeit schon unter Clinton entstanden sein. Allerdings darf man, auch als Dr. Dean, Planspiele und Szenarien nicht mit konkreten Absichten verwechseln. Das Militär (und die Politik) haben selbstverständlich die Aufgabe schon im Vorgriff die Vorgehensweise bei bestimmten möglichen Szenarien zu planen. Alles andere wäre fahrlässig, denn erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist an einer Strickleiter zu basteln ist nicht gerade sinnvoll. Aus dem Bereithalten einer Strickleiter aber eine Kausalkette zu konstruieren ist abwegig.

 
At 28 September, 2006 13:30, Anonymous Anonym said...

Blödsinn. Ein Land mit Atomwaffen und einer 500.000 Mann starken Armee ist nicht erpressbar, auch nicht von den USA.
Es geht hier nur um Rechtfertigung gegenüber Landsleuten und darum, Aufmerksamkeit für ein Buch zu erheischen, dass dem Autor viel Geld einbringt.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home