29 Januar 2006

Primärtugenden x Sekundärtugenden

Man stelle sich eine Person vor, die zu 95% mit mit lauterster Primärtugendhaftigkeit* und guten Absichten angefüllt ist, diese jedoch - in Ermangelung von Sekundärtugenden - kaum ins Reale zu verwandeln weiß.

Es mag noch so durchdacht und edel sein, am Ende ist ein Mensch deutlich weniger taugenichtig, der vielleicht nur 70% primäre Tugendhaftigkeit erreicht, solange es ihm anhand seiner erworbenen Sekundärtugenden (und: Freude am Tun!) glückt, Absichten zu Taten zu formen.

Das Subjektive** der Formulierung sollte es einfacher machen - und doch irren die meisten Menschen ohne sonderlich viel Orientierung und Plan durch das Leben, sich selbst und den eigenen Möglichkeiten gegenüber untreu. Oja, die meisten Menschen sind Tunichgute oder Wirrköpfe - und doch mag ich sie fast alle, oft auch in ihren schlechteren Momenten.

*Das subjektive Primärtugendgefühl hat dabei die unterschiedlichste Prägung und füllt sich meist verblüffend fern der fünf Kardinaltugenden: 1. Vernunft/Weisheit, 2. Tapferkeit/Willensenergie, 3. Besonnenheit/Maßhalten, 4. Liebe/Freundschaft sowie 5. die ausgleichende Gesamttugend Gerechtigkeit. Auf die Taten kommt es dabei an! Denn was immer wir tun, wirft ein Licht auf das, was wir vorhaben. So möge also jeder Mensch seinen Ort finden und seine Aufgabe, die ihn ausfüllt.

**Eine Randbemerkung an die Neuliberalen

Wer hingegen - im Sinne neuliberaler Vorstellungen - meint, dass eine von Tugend befreite reine Gier als zentrales Leitmotiv genüge, der hat eine
postaufklärerische, unbürgerliche Geisteshaltung. Diese Haltung ist entweder eine lausige Kopie eines Zeitgeistes, welcher RTLII-Niveau kaum merklich übersteigt, oder der Betreffende ist selbst bereits Opfer gründlicher geistiger Desorientierung.

6 Comments:

At 30 Januar, 2006 09:42, Anonymous Anonym said...

Tugenden und Werte - in Deutschland immer wieder gern für alles mögliche missbraucht ...

 
At 30 Januar, 2006 15:41, Blogger John Dean said...

Norbert Bolz vollendet mit seinem Sprachgeflitter die Perversion, gegen jene das Wort zu erheben, welche - ihm ähnlich - Tugend und das Streben danach ablehnen.

Ganz wie ers braucht, solange es nur gegen den Feind geht.

Mal jubelt er "Konsumismus" zur zentralen Orientierung und moralischen Korrekturinstanz hoch, und schon zwei Sätze später beheult er es verzweifelt, wenn Menschen mit hippen bunten Haaren individuelle Konsum- und Modemuster pflegen.

Als "Philosoph" ist ihm das Allgemeine längst schon entglitten, und auch deshalb steht er allerhöchstens für Werte- und Wortebeliebigkeit.

 
At 30 Januar, 2006 21:55, Anonymous Anonym said...

@Privatisierung

Also ich finde die Politik sollte den Begriff "Privatisierung" nicht so oft verwenden. "Entstaatlichung" klingt besser und bringt viel mehr Wähler.

 
At 31 Januar, 2006 13:09, Anonymous Anonym said...

Korrekt, Privatisierung ist Enteignung des Volkes bzw. Volksraub: das Volk wird an Infrastruktur beraubt, damit die Polit-Darsteller weiter auf unsere Kosten prassen können und gierige Heuschrecken sich satt fressen können.

 
At 31 Januar, 2006 16:26, Blogger John Dean said...

Das wäre mir zu einseitig.

Privatisierung hat ja neben verborgenen Bereicherungsmotiven (was auch in der typisch intransparenten Struktur des begleitenden Beratungsprozesses deutlich wird) durchaus auch eine Problemlösungsdimension.

Die Politik, welche sich in ihrer Steuerungsfunktion offenkundig überfordert sieht, entzieht sich damit den Restrukturierungsmühen und den damit verbundenen politischen Prozessen.

Dort, wo Monopole oder monopolähnliche Institutionen bzw. Firmen privatisiert werden, handelt es sich m.E. oftmals um krumme Geschäfte, die auf lange Sicht hin wenig das Allgemeinwohl befördern.

In anderen Fällen bin ich hingegen durchaus wohlwollenden - und es kommt also darauf an, wie und in welcher Weise die Privatisierung organisiert wird.

In der Praxis wird man aber finden, dass viele Privatisierungen problematisch sind, oder wie kürzlich in Hessen, ein regelrechtes Täuschungsmanöver gegenüber der Öffentlichkeit darstellen.

Der Öffentlichkeit wird z.B. ein Kaufpreis präsentiert, auch dort, wo sich im Vertragswerk ein konterkarierender, recht umfangreicher öffentlicher Mittelzufluss verbirgt.

Umso schlimmer ist es, dass die sogenannte kritische Öffentlichkeit oft nur wenig Kritikfähigkeit bei diesen Prozessen beweist. Es wird lediglich dargestellt, und nicht hinterfragt.

Und so werden wir auch in Zukunft eine Reihe letztlich beschämender, Privatisierungen erleben, bei der die öffentlichen Interessen unter die Räder geraten.

 
At 31 Mai, 2011 16:21, Anonymous Viagra without prescription said...

as Subjektive** der Formulierung sollte es einfacher machen - und doch irren die meisten Menschen ohne sonderlich viel Orientierung und Plan durch das Leben.

 

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