Gekaufte Wissenschaft
Nähmen wir an, es gabe kaufkräftige Interessen, wissenschaftliche Themen, z.B. im Bereich der Finanzwissenschaft oder Pharmazie aus der Interessenlage der Mächtigen und Wohlhabenden darzustellen. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich angeregt von Lobbyisten diese Manipulationen ereignen, sodass öffentliche Ämter zugunsten Dritter und zum eigenen Vorteil genutzt werden?
Wieviel Macht haben Lobbyisten auf die Wissenschaft?
Würden "Think Tanks" und Förderstrukturen aufgebaut werden, würden man zum Mittel der Korruption greifen, damit die wissenschaftliche Wahrheit auf den Kopf gestellt wird? Würden sie mit "ihren Leuten" Einfluss auf Berufungsverfahren ausüben oder z.B. über Wissenschaftsnetzwerke die berufliche Zukunft politisch erwünschter Akademiker beeinflussen? Hypothese:
Die Wissenschaft in diesem Land ist im Bereich Pharmazie und Ökonomik durch Korruption verseucht. Interesse gilt viel - Wahrheit wenig. Gefälligkeitsgutachten sind die Regel, wissenschaftliche Wahrheit ist die Ausnahme, echter Erkenntnisfortschritt ist fast ausgeschlossen, sobald starke ökonomische Interessen einwirken. Die sogenannte Politikberatung ist reiner Hurendienst.Kann man dies sagen?
Nun, immerhin ist die Mehrzahl aller Redaktionen von Computerzeitschriften redlich grundkorrupt. Fachzeitschriften zeigen sich als anfällig. Es sieht so aus, als ob die Tabakindustrie* in Deutschland über Jahre hinweg "Forschungs"ergebnisse in großen Stil einkaufte. Rennomierte Wissenschaftler waren hemmungslos käuflich, über 80 Klinikprofessoren wurden von der Tabakindustrie über viele Jahre in den Dienst der Lüge gestellt, nicht genehme Forschungsergebnisse unterdrückt.
Davon jedenfalls berichten der Blog Lobbycontrol, der Blog Mediawatch Wissenschaft, sowie die FR,** der Spiegel, die Berliner Zeitung und die Kleine Zeitung. Die entsprechnde Studie hier, sowie das ein PDF-Dokument des Center for Tobacco Control Research and Education.
Ein Krieg der Ökonomie gegen die Wissenschaft.
Falls dies so ist: Welche Konsequenzen sollten daraus gezogen werden?
*Interessant sind ggf. ->diese Hinweise zur Schädlichkeit von Passivrauchen. Bei rund 3300 getöteten Nichtrauchern/Jahr könnte man ggf. ein anderes Gefühl gegenüber sogenannten Terrorgefahren entwickeln. Eine rege aktuelle Diskussion dazu gibt es hier.
**Dieses Beispiel gehört in alle Schulbücher, in alle Bildungsanstalten. Und das ist nicht genug. Es gehört in die Rundfunksender, in das Fernsehen und in die Tageszeitungen, solange, bis wir einen Weg aus der Lobbyismusfalle gefunden haben.
5 Comments:
Lobbyismus ist ein Element der demokratischen Interessenvertretung, und es ist nicht einfach, hier brauchbare Regelungen zu finden, die Fehlentwicklungen korrigieren. Koalitionsfreiheit, aber auch der Bedarf an Fachinformationen sowie natürlich die Einschätzung der Betroffenen bei Gesetzesvorhaben machen "Lobbyismus" unvermeidlich. In der Demokratie geht es immer auch um die Vertretung von Partikularinteressen, die in Summe dann zur Interessenvertretung aller (oder in demokratischem Sinne der Mehrheit) führen soll. Es gibt keine objektive Instanz, die mit einiger Berechtigung das "Allgemeinwohl" erkennen und vertreten kann.
Antichambrieren oder wenn man es kann diskrete Einflußnahme wird es immer geben. Und die Kontrollinstanzen, die hier gegenwirken sollen, also z.B. Medien, sind natürlich auch nicht interessenlos und behrrschen die Klaviatur der Einflußnahme ebenso.
Die Wissenschaft als Meinungsbildnerin und Analystin der Wirklichkeit ist natürlich ein bevorzugtes Ziel von Lobbytätigkeiten. Nicht nur Geldbedarf, sondern auch individuelle Eitelkeit der Forschenden öffnen hier Einfallstore. Jeder der die Unis kennt, kennt die Verfeindungen, Netzwerke und Zitierkartelle, die sich notwendigerweise in diesem Umfeld bilden.
Dies alles bildet kleine Hindernisse und Hürden auf dem Weg des Erkenntnisfortschritts. Das System "Wissenschaft" verfügt über Selbstheilungskräfte und im Wettbewerb der Ideen setzt sich der Lobbyist langfristig nicht durch, wenn er nicht die besseren "wahreren" Ideen hat. Das Diktum, man könne viele kurzfristig täuschen und wenige langfristig aber nie viele langfristig gilt auch hier. Zudem natürlich Korruption einen Reputationsverlust bringt, der der eigenen Meinung in Zukunft sicherlich einen geringeren Stellenwert im wissenschaftlichen Diskurs bringen wird.
Erkenntnisfortschritt und ökonomische Interessen schließen sich zudem keineswegs aus, sondern bedingen einander in gewissen Bereichen. Daß ökonomische Interessen Erkenntnisfortschritt auch hemmen können, ist natürlich nicht zu bestreiten.
Tranparenz ist meines Erachtens der einzig gangbare Weg. Das Verbot von Drittmitteln ist meines Erachtens weder sinnvoll noch zielführend, würde es einerseits Auftragsforschung eliminieren und andererseits die Bedeutung staatlicher Einflußnahme auf den Wissenschaftsbetrieb erhöhen. Das "Waldsterben" war ja ein Beispiel, wie staatlicher Lobbyismus zu willfährigen Gutachten geführt hat.
Nun, da ich zunächst außer "Tranparenz" keine Vorschläge anzubieten habe, wäre ich daran interessiert, wo Du mit "ordo" ansetzen würdest.
Ob man das sagen kann? Klar doch, und sogar noch sehr viel mehr!
Die These ist selbstverständlich korrekt. Je mehr die Universitäten sich über industriefinanzierte Drittmittel die mageren Etats aufstocken müssen, desto mehr werden die Ergebnisse durch 'vorauseilenden Gehorsam' stromlinienförmig den Erwartungen der Auftraggeber angepasst.
Und dies nicht einmal unbedingt bewußt: Es genügt auf Auftraggeberseite ja schon die Auswahl des "richtigen" theoretischen Ansatzes, der auf der empirischen Seite dann dafür sorgt, dass auch die "richtigen" Fragen gestellt werden.
Wissenschaftliche Reputation ihrer Lehrstühle ist Universitäten letztlich egal - entscheidend ist, wie gut die Lehrstuhlinhaber/innen Drittmittel auftun können. Etwas wie "wissenschaftliche Wahrheit" spielt für die Etablierung von Theorien, Disziplinen oder Forschungszweigen kaum eine Rolle, wie man seit den wissenschaftshistorischen Arbeiten eines Thomas S. Kuhn wissen kann. Das sind so wissenschaftsimmanente Selbstbeschreibungen der bürgerlichen Wissenschaft ...
Freilich, die Korruption, die angeblich notwendige Anpassung an Systemerfordernisse, beginnt im Wissenschaftsbetrieb selbst, ohne Zutun von außen (schön zu sehen zur Zeit in Göttingen, wo man versucht, einen kompletten Fachbereich "auszumerzen" bzw. abzuwickeln ...): Das Einschrumpfen, Eindampfen, Auflösen, Ummodeln und Zurückdrängen der sogenannten weichen Wissenschaften schreitet voran, denen jegliche Existenzberechtigung aberkannt wird - störende Fremdkörper im selbstreferentiellen Verwertungsprozess des Kapitals, da leider nicht zu barer Münze zu machen.
Auf lange Sicht wird die Produktion wissenschaftlichen Wissens so privatisiert und kann in der Folge dann auch endgültig in die Wirtschaft ausgelagert werden. Wenn die Gesellschaft mag, kann sie sich ja dann an den übrig gebliebenen 5 Unis im Lande eine einzige, eingeschrumpfte weiche Wissenschaft als Hofnarren halten: Die Integrationswissenschaft.
Neues über den Guru - http://www.campodecriptana.de/blog/2005/12/12/403.html
"Hallo,
hiermit bewerbe ich mich für die C4 Professur für Makroökonomie.
Meine Qualifikation: Erfolgreiche Drittmittelbeschaffung."
Das ist eine Bewerbung, die angesichts der Knappheit der Staatsmittel an den Universitäten mit Kusshand genommen wird. Noch fragen?
Bist Du auch käuflich? Oder warum gibst Du Deinen Technorati Wert in Dollar an? ;-)
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