14 Dezember 2005

Amerikanische Unis





















Intensiver Aufbau junger Wissenschaftler
Erstellung vieler papers durch Studierende, intensiv betreut und lebhaft diskutiert
Es wird begrüßt, wenn Studierende "als Kunden" weitgehende Forderungen stellen
Vielfältiges soziales Leben auf den CampusErstklassige Relationen der BetreuungBetreuung der Studenten in begleitenden Tutorien
Begabte aus sozial benachteiligten Schichten massiv gefördertAbgeltung von Studiengebühren durch studentische Mitarbeit möglichStarker Einfluss der Studierenden bis hin zu den Lehrinhalten
Sehr große Anzahl von Studentenjobs
Stipendien in sehr großem Umfang (mehr als BAFÖG)
Berufsbildende und berufsbegleitende Ausbildung
Faible für gute DidaktikWissenschaftliche Arbeit und Studium i.d.R. in TeamsEchte durchgehende Praxisnähe

* Große Zuwendungen ohne Zweckbindung gelten in Wirtschaftskreisen als Pflicht
* Orientierung an europäischen Vorbildern (Philosophie von Humboldt & Co)

Amerikanische Spitzenfakultäten sind vielleicht aus den aufgeführten Gründen das Maß aller Dinge. Schauen wir also ruhig genau hin.

Wofür Arbeitgeberverbände, INSM und Bertelsmannstiftung kämpfen

Doch, worauf haben diese Pisser von den Arbeitgeberverbänden geachtet, wofür interessieren sie sich? Neben berechtigten Klagen, z.B. über skandalös schlechte WiWi-Fakultäten wie die FU Berlin, steuern die Vorschläge der Arbeitgeberverbände sowie INSM/Bertelsmann-Stiftung auf:
  • Fächerstreichungen* und Verringerung der Studierendenzahl ("Entmassung")
  • Abkopplung Forschung von Lehre
  • Einführung privater "Eliteuniversitäten" (so bleiben Kinder besserer Eltern optimal unter sich) auf Staatskosten
  • Für den Rest entwertete Bachelor-Abschlüsse
  • Studiengebühren verbunden mit unverschämten Lügen über die angeblich resultierende Verbesserung von Betreuungsrelationen
Die INSM als Propaganda-Organ der Bertelsmann-Stiftung und Arbeitgeberverbände faselt derweil von Studiengebühren als "Schlüssel für mehr Chancengleichheit" und sie fordern (gemessen an 1000 Euro/Jahr) seit Jahresanfang 2005 bereits "deutlich höhere Gebühren" bzw. "gänzlich frei gegebene Gebühren".

Du bist Bertelsmann.

2 Comments:

At 14 Dezember, 2005 10:49, Anonymous Anonym said...

Generell halte ich eine unkritische Übernahme amerikanischer Organisationsformen and den Universitäten für unglücklich. Und auch wenn ich Che politisch sicherlich zu 99% diametral gegenüberstehe, so stimme ich doch mit ihm überein, daß Universitäten eben nicht allein Institutionen zum Erwerb von Anwendungswissen sein sollten. Dafür haben wir die FHs, die dies sehr gut hinbekommen. Dies stellt keine Abwertung der FHs dar, sondern akzeptiert einfach, daß es unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Lernzielsetzungen gibt.

Studiengebühren lehne ich nicht generell ab, schließlich können sie durch die "Bepreisung" zu besser Zeit- und Mittelallokation führen. Daß dies mit gezielten Förderprogrammen für sozial schwächere Gruppen einhergehen muß ist natürlich klar.

Auch Privatuniversitäten sind kaum etwas, was man verbieten sollte. Auch staatliche Universitäten profitieren vom Wettbewerb mit diesen, der zudem, gerade in Deutschland, keineswegs immer Zuungunsten der öffentlichen Universitäten ausgeht. Mittelausstattung und Lehre mögen besser sein, aber wirklich große Kapazitäten finden sich dort eher selten im Professorenkollegium.

 
At 14 Dezember, 2005 18:19, Blogger John Dean said...

Der Kern der Kritik an privaten Unis

Der Kern der Kritik zielt darauf, dass es für die Gesellschaft nicht wünschenswert sein kann, wenn private Universitäten als Instrument der sozialen Ausgrenzung funktionieren, also als Mittel zur Begünstigung "reicher Eltern Kinder". Diese Gefahre ist ausgesprochen real - und erfordert einen sorgfältigen Umgang in der Diskussion und den abgeleiteten Forderungen.

Keine Privatunis?

Ich spreche ja nun explizit nicht gegen Privatunivesitäten, sondern dagegen, diese Insitutionen umfangreich staatlich zu fördern, wie es (ausgerechnet!) bestimmte Einflussgruppen fordern.

Unter dem Gesichtspunkt von Wettbewerbs - und auch, damit die deutsche Hochschullanschaft funktionierende Alternativen vorgesetzt bekommt, begrüße ich einen bestimmten Anteil privater Unis. Durchaus eine Bereicherung, je nachdem, wie die konkrete Hochschulpraxis ausschaut.

Die Bucerius Law in Hamburg - als Beispiel für eine gute Praxis - zeigt, dass sich die Lehre deutlich anders organisieren lässt - und dass damit außerordentlich bessere Ergebnisse erzielt werden.

Doch so einfach liegen die Verhältnisse m.E. nicht, wenn man genauer hinschaut.

Exkurs: BLS

Dummerweise kommen wir bei der Betrachtung des Erfolgs schon auf eine Grundproblematik des Ganzen. Die Bucerius Law School (BLS) betreibt nämlich eine extrem verschärfte Vorauswahl.

Es wird also behauptet, durchaus nicht unplausibel angesichts der Härte der Vorauswahl, dass der "Erfolg" der BLS einzig darauf zurückzuführen sei.

Stimmt das?

Ja und nein. Nach einem groben Schätzverfahren, das ich angewandt habe, ergab sich, dass rund 60% des beobachteten Erfolg auf die Vorauswahl zurückführbar war. Man sollte nach dem Wissenstand der Bildungsforschung dazu vielleicht noch vielleicht etwas 10 - 30 Prozent aus der besonderen Kohortenbildung addieren, das heißt, den "Mietzieh"-Effekt berücksichtigen, der sich aus dem gesteigerten Anteil Hochbegabter ergibt.

Tja - und schon ist die Bildungsforschung mitten in einem Dilemma und vermag nur noch je nach idiologischer Vorprägung zu sagen, ob die Ergebnisse von BLS nur auf die Vorauswahl oder doch stark auf die andere Organisation des Lernens zurückführbar ist.

Und zurück zum Allgmeinen

Es wäre - unter Gesichtspunkten des Wettbewerbs von Hochschulen und zwecks Vergleichbarkeit - m.E. sinnvoll zu erwägen, ob private Hochschulen (welche staatliche Abschlüsse anbieten) nicht vielleicht doch in einem begrenzten Umfang staatliche Förderung erhalten sollten. Jedoch sollte dies dann zugleich auf eine Weise erfolgen, welche zugleich die Vergleichbarkeit der Hochschulstandorte und Chancengleichheit erhöht!

Dr. Deans Vorschlag

Man könnte z.B. einen Anteil von 50% von Studierenden anstreben, welche über die ZVS zugeteilt werden. Die privaten Hochschule erhalten hier ihre staatliche Förderung auf transparente Weise über den Weg von Studiengebühren, welche den Betreibern zugute kommen. Diese Gebühren dürfen bei dieser Gruppe sogar gegenüber den übrigen Studierenden etwas erhöht sein (d.h. keine Ausnahmeregelungen - der Staat zahlt immer und vielleicht sogar ein 20% erhöhter Tarif).

Daran gekoppelt wird ein Verfahren, welches darauf abzielt, begabte Studierende aus minderpriveligierten Verhältnissen besonders zu fördern - auch in Hinblick auf Umzugskostenübernahmen, Lebensunterhalt usw. (also: Ein gesondertes Spezialstipendium).

Auf diese Weise erhalten die Privatunis einen bestimmten Anteil zahlungskräftiger Studierender - und auf diesem Wege eine recht marktnahe (!) staatliche Förderung - und zugleich wird ein effektiver Chancenausgleich organisiert und die Vergleichbarkeit der Universitäten gefördert.

Denn im Rahmen einer derartigen Regelung gäbe es ja an den Privatunis eine Doppelkohorte aus
(a) besonders ausgesuchten Kindern besserer Eltern
(b) Förderstudenten,
was tatsächlich die Analyse der erzielten Bidlungsergebnisse unerhört vereinfacht.

Schlusswort

Natürlich lassen sich auch andere Regelungen denken. Ich finde aber, es hat einen besonderen Charme, wenn man eine Regelung vornimmt, von der alle Beteiligten profitieren.

Im Übrigen halte ich meinen Vorschlag für geradezu außerordentlich ordoliberal, im Sinne von wettbewerblich kombiniert mit effektiver Sozialstaatlichkeit.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home