13 Oktober 2005

Medien und Verantwortung - in Zeiten des politischen Kampagnenjournalismus

Interessant fand ich die Bemerkung von Dr. Leister (Achtung: RealAudio!) über das Verhältnis von Medien und Politik, der anlässlich des in Deutschland erstarkten Kampagnenjournalismus sinngemäß meinte:
Es sollte schon so sein, dass die Politik die Vorgaben macht, und dass die Medien dies kommentieren und analysieren, und nicht, dass die Medien Entscheidungen kampagnenartig vorbereiten - und die Politik das nur nachvollzieht. Medien sollten nicht die Politik bestimmen. Es gibt schon mal solche Grauzonen, wo Sie das Gefühl haben, dass die Medien Kampagnen verfolgen, z.B. aus populistischen Gründen, dass die handelnden Personen garnicht mehr frei sind, so sehr mitunter, dass die Medien die Entscheidungen stark vorgegeben.
Ich meine:

Medien sollen Politik transparent machen und dem Bürger helfen, sie zu kontrollieren.

Wenn die Medien dabei zu einseitig und parteiisch werden, ist dies für unsere Demokratie ungünstig. Der Souverän in diesem Prozess sollte der Bürger sein - mit seinen Interessen. Wenn es in diesem Prozess zu Ungleichgewichten kommt und ambitionierte "Meinungsmacher" ihre zweifellos vorhandene Macht konzertiert dazu nutzen, die Republik in ihre Richtung zu manövrieren, so geht das zu weit.

Nicht die Medien sollen die Politik kontrollieren, sondern die Bürger! - und die Medien sollen den Bürger dabei nicht bevormunden, z.B. durch gefärbte Darstellungen. Medien sollen auch Kritik transportieren, aber diese Kritik bitteschön aus den Tiefen der Gesellschaft befördern, ausgewogen, und nicht etwa aus eigenen Partikularinteressen heraus.

Medien sollten im politischen Prozess dem Bürger eine Stimme verleihen - und nicht sich selbst.

Die Informierung über das politische Geschehen in der Republik sollte also möglichst ungefärbt sein, nicht verkürzen und nicht verdrehen, echte Einblicke verschaffen und dabei versuchen, möglichst fair zu sein - und dem Bürger durch diese Zurückhaltung, z.B. bei den Bewertungen des politischen Geschehens, den Freiraum lassen, zu einer eigenen Meinung zu gelangen.

Die überraschend oft hochgradig parteiliche Haltung vieler amerikanischer Medien - Polemik und Schwarz-Weiß-Denken an Stelle neutraler Information, unfaire Darstellungen, Spins und Kampagnen: Dies sollte kein Vorbild sein.

Meinung und Berichterstattung sind scharf zu trennen.

Wenn sich die Partikularinteressen von Verlagsspitzen vornehm zurückhalten, und für Ausgewogenheit und hochqualitative Informationen sorgen, in Anerkennung ihrer Verantwortung, so ist dies ein Gewinn. Alles Übrige geht vom Funktionsmuster her in Richtung Hugenberg-Presse.

1 Comments:

At 13 Oktober, 2005 20:19, Anonymous Anonym said...

Kleine Literaturempfehlung zum Thema:

J. Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit

Ist zwar bereits von 1962 und außerdem von dem später in die belanglosen Ethikdiskurse abgedrifteten Habermas, aber dennoch eines der erhellendsten (neueren) soziologischen Werke, die ich kenne.

Allerdings ist es erst einmal ziemlich desillusionierend, was den Gestaltungsraum moderner Öffentlichkeit betrifft.

 

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