20 Oktober 2005

68 Multikulti und Alexander

Irgendwo in den Untiefen des politischen Internets las ich, dass "Multikulti" eine "Cohn-Benditsche Wahnidee" sei. Es stimmt mich bedenklich, dass Schuldzuweisungen dieser Art tatsächlich zum Credo junger und älterer Konservativer in unserem Land gehören.

Abgesehen davon, dass "die" 68´er kaum für alle Probleme unseres Landes verantwortlich gemacht werden können, tue ich mich schwer mit dem Gedanken, dass eine glückende Integration und das Interesse an anderen Kulturen verdammungswürdig seien.

Ist Herr Cohn-Bendit der Erfinder der Idee des Multikulturalismus? Schwerlich. Der älteste bedeutende Verfechter der Multikulti-Idee war:

Alexander der Große

Aristoteles gab seinem Schüler Alexander in einem Sendschreiben den Rat, Griechen als freie Menschen wie Freunde und Verwandte zu betrachten, die ausländischen Barbaren aber wie Tiere und Pflanzen als Sklaven zu behandeln.

Plutarch berichtet, dass Alexander diesen Rat verworfen habe. Vielmehr habe er sich als Schiedsrichter und Ordner der Menschheit gefühlt, vom Schicksal auserkoren, alle Menschen zu einem einzigen Körper zusammen zu fügen, und die Völker in einem riesigen Mischkrug (melting pot!) der Freundschaft (kratér philotésios) zu vermengen.

Alexander erklärt ähnlich wie Zenon von Kition, man dürfe nicht Griechen und Fremde nach ihrem Gewande und ihren Waffen unterscheiden, sondern Grieche sei, wer anständig und tüchtig sei (areté besitzt), und wer nichts tauge, der sei ein Barbar, gleich welcher Herkunft.

(Quelle und Kauftipp zu 1,99 €: Alexander Demandt: Sternstunden der Geschichte)