11 Mai 2008

Zitat:
"Aufgabe einer gesunden, auf Grundsätzen christlicher Ethik ruhenden Wirtschaftsordnung muss es also sein, die Wirtschaft so zu organisieren, dass
  1. die Versuchung zum Mißbrauch wirtschaftlicher Macht, zur egoistischen Ausbeutung des Nächsten, zum Arbeitseinsatz des Menschen als seelenloser Maschinenteil, zu rücksichtslosem Niederkämpfen des Konkurrenten mit unlauteren Mitteln, zu trägem Genuss von Reichtümern möglichst vermindert wird und stattdessen -

  2. die Arbeit als Segen statt als Fluch empfunden wird, in dem sie die sittlichen und intellektuellen Kräfte des Wirtschaftenden anfeuert, statt sie zu lähmen und niederzudrücken; dass möglichst viele ihr Werk mit Freude tun, weil der Tüchtige hoffen darf, ein Stück voranzukommen im wirtschaftlichen Lebenskampf, jeder aber auf zuverlässigen Schutz in wohlerworbenen Rechten und auf gerechte Entlohnung seiner Arbeit rechnen kann und nicht allzu große Sorge zu haben braucht, jede Arbeitsmöglichkeit zu verlieren."
Quiz: Wer sagte denn sowas? Und: Ist das bereits Sozialismus?

9 Comments:

At 11 Mai, 2008 20:01, Anonymous Anonym said...

Erhard?

 
At 11 Mai, 2008 21:11, Blogger John Dean said...

kalt.

 
At 11 Mai, 2008 22:53, Anonymous Anonym said...

Nell-Breuning?
Oder mein KAtechismus? Aber ich bin gerade zu faul nachzusehen.

T. Albert

 
At 12 Mai, 2008 00:22, Anonymous Anonym said...

Na, so furchtbar kalt ist Erhard auch wieder nicht, er wird nicht ganz zu unrecht mit "denen" in Verbindung gebracht, und zeitlich paßt es auch fast. Lauwarm, würde ich sagen ;-)

 
At 12 Mai, 2008 04:15, Anonymous Anonym said...

Bonhoeffer, dieser Kommunist

 
At 13 Mai, 2008 01:32, Anonymous Anonym said...

Bonhoeffer habe ich dann auch gegoogelt, hätte auf Max Weber getippt.

Aber das klingt doch zu sehr nach fröhlichen Werktätigen, die mit einem Lied auf den Lippen emsig zur Arbeit ausschwärmen: "Danke, für meine Arbeitsstelle..."

Eine andere Ansicht: "Manifest gegen die Arbeit" von Gruppe Krisis (siehe Google) - wenn schon Pathos, dann lieber so.

 
At 13 Mai, 2008 11:48, Blogger John Dean said...

@freiburgerthesen
"kalt" schrieb ich zu L. Erhard, einerseits, weil ich Erhard für überschätzt halte, mehr für einen optimistischen und geselligen Rhetoriker als eine reflektierende und geistige Größe, andererseits, weil Kapitalismuskritik weniger das Anliegen von Erhard betraf.

Der Kreis, auf den er sich später Bezog, wurde zwar politisch durch Erhard repräsentiert, jedoch war Erhard nicht der Produzent von derartigem Gedankengut.

Lauwarm wäre die bessere Antwort von mir gewesen.

@ T. Albert

Von den propapierten Ideen her könnte Nell-Breuning gut hinkommen, aber dieser folgte eher und war hier auch unbeteiligt.

@ flatter

Ah, flatter hats gefunden.

@ Avantgarde

Das beantwortet gleich zwei Fragen, aber die erste Antwort ist nicht ganz richtig.

Die Thesen des Freiburger Konzils bzw. einer Teilgruppe davon sind auf Veranlassung durch Bonhoeffer geschrieben worden, Bonhoeffer selbst war hier aber als Verfasser unbeteiligt.

@ anonym

Nunja, "fröhliche Werktätige" und so: Der ganze Text, aber auch schon das von mir zitierte Teilstück, ist aufgrund der Erschütterung mit gleich mehreren Katastrophen entstanden - und atmet das auch.

Die Entsittlichung durch den Faschismus, aber auch - die Entsittlichung des Wirtschaftens durch eine v.a. Laissez-faire-Ökonomie sollte mit einem tatsächlich gangbaren Gegenentwurf beantwortet werden. Was sich vielleicht als "fröhliche Werktätige" liest, war im Gegenteil die Erschütterung über die Ausbeutung von Arbeitern/Arbeitnehmern in einem fehlkonstruierten, weil einseitig die Interesssen von Wohlhabenden und Mächtigen begünstigenden Wirtschaftssystem - und eine Zielvorstellung.

Aus heutiger Wohlstandsperspektive mag der Pathos vielleicht etwas albern wirken, aber es war im Grunde genommen auch kein Pathos, weder ein Abfeiern eigener Vorstellungen, noch ein Verherrlichen von Zuständen. Die starke Frömmigkeit der Autoren, genauer, die stark gefühlte Selbstverpflichtung der Autoren und der (damals allemal notwendige!) moralische Anspruch an eine künftige Gesellschaftsordnung mögen aus heutiger Sicht befremdlich wirken, waren aber zugleich auch Triebkräfte zur Entwicklung alternativer Gesellschaftsideen und auch Triebkräfte des Widerstands gegen Hitler.

Das Krisis-"Manifest" kann ich mangels geistiger Reflektionstiefe nicht ernst nehmen. Das ist einfach nur Gaga.

 
At 13 Mai, 2008 17:47, Anonymous Anonym said...

@Dean:
Natürlich war Kapitalismuskritik nicht so sein Ding. Aber bei "Wer hat's gesagt?"-Fragen erwarte ich immer eine große Überraschung, die die Leute mit anderer Meinung besonders trifft. Darum mein Erhard-Schnellschuss.
Wer war's denn nun? :)

 
At 13 Mai, 2008 19:00, Blogger John Dean said...

@ freiburger Thesen

Es ist aus dem Text "Politische Gemeinschaftsordnung: ein Versuch zur Selbstbesinnung des christlichen Gewissens in den politischen Nöten unserer Zeit, der von Bonhoeffer in Auftrag gegeben wurde und von einer Teilgruppe des "Freiburger Konzils" verfasst wurde, zirka Anfang 1943. Ich meine aus dem Ton und Inhalt des Zitats zu entnehmen, dass dieser Passus direkt aus der Feder von Eucken stammt, allerdings bestreitet seine Frau, dass er an diesem Werk unmittelbar beteiligt war. Andererseits trifft sich die Argumentation auf frappierende Weise mit einigen Stellen aus Euckens "Grundsätze der Wirtschaftspolitik", und zwar so sehr, dass eine Nichtbeteiligung Euckens unwahrscheinlich wird.

Ich denke, die exakte Verfasserschaft dieser Passage ist nicht geklärt und man kann den Text auch guten Gewissens dem gesamten Freiburger Konzil zuordnen.

 

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