Wahlkampf: Clinton ruft zum totalen Delegiertenkrieg auf
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Die Clinton-Kampagne in der Zwickmühle
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Aktuelle Umfragen deuten darauf hin, dass ihr geplanter Wahlsieg in Pennsylvania knapper ausfallen könnte (ggf. nur 10% - Quelle) als geplant. Sie läge dann immer noch rund 100 Nominierungsstimmen hinter Obama - was eine Niederlage auf dem Nominierungsparteitag bedeuten würde. Dazu kommt, dass die verbleibenden Vorwahlstaaten sich eher zugunsten von Obama entscheiden werden.
Die Lage für das Clinton-Camp erweist sich somit als ernst, denn Obama erholt sich gerade gut vom letzten Kampagnen-Ass, das Clinton ausspielen konnte, nämlich die Attacken gegen seinen Pfarrer Wright. Es hat Obama nicht viel ausgemacht, er erwiderte mit einer sehr ernsthaften und sehr guten Rede. Inzwischen liegt er in USA-weiten Umfragen wieder vor Clinton, während ihr ihre Bosnienlüge zusetzt.
Clintons vorletzter Trumpf: Michigan und Florida
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Im besten Fall kann Clinton jetzt darauf hoffen, dass keine erneute Vorwahl in Michigan stattfindet, während die Vorwahl in Florida nachträglich über ein Parteigericht als gültig erklärt wird und in der Stimmenzahl halbiert wird. Das brächte ihr rund 20 Delegiertenstimmen.
Mit 20 zusätzlichen Delegiertenstimmen käme sie nicht weit.
Clintons letzte Chance - das Drehen von Delegierten
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Every delegate with very few exceptions is free to make up his or her mind however they choose. (...) And also remember that pledged delegates in most states are not pledged.Es dürfte kein Zufall sein, dass Clinton und die Sprecher ihrer Kampagne diese Ideen in letzter Zeit stark gehäuft formuliert haben.
Sie wollen erstens Durchhaltewillen signalisieren und ihre Unterstützer davon abhalten, trotz Obamas rechnerischen Vorsprung die Hoffnung auf einen Sieg zu verlieren. Zweitens legitimiert das Clinton-Lager damit den Kampf um Obamas Delegierte. Für Clintons innerparteilich zahlreiche Unterstützer ist es ein sehr deutliches Signal - sie werden sich von der Clinton-Kampagne aufgerufen fühlen, Obamas "pledged delegates" ins Visier zu nehmen.
Das ist nicht fair, aber nicht ungeschickt. Denn während das Obama-Lager auf Fairplay setzt, verschafft sich das Clinton-Lager hinter den Kulissen Vorteile in Form "gedrehter Delegierte", mit denen dann auf dem Nominierungsparteitag ein Überraschungssieg glücken könnte. Zugleich ist dies eine Form der Parteitaktik, mit die jungen Unterstützer von Obama entmutigt werden können.
Aber auch hier gilt für die Clintonkampagne: Der Schuss kann nach hinten losgehen. Die Sympathiewerte für Clinton stehen im Augenblick auf einem neuen Tiefpunkt. Ihr Ruf als ruchlose Machtpolitikerin wird ihr, falls sie mit diesen Tricks die Nominierung bei den Demokraten gewinnt, einen Wahlsieg gegenüber McCain sehr schwer machen. Die demokratische Partei befände sich in einem innerparteilichen Grabenkrieg - und wäre auf viele Jahre hin so gut wie erledigt.
Der Name Clinton steht dann in den Geschichtsbüchern als Beispiel für einen beeindruckenden, starken Selbstzerstörungswillen.
Labels: USA
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