Sloganizer Ludwig Mises
Dank eines Hinweises von Jolly in dieser wilden Diskussion kenne ich jetzt endlich den Sloganizer. Schön. Zum Thema Sozialdarwinismus machte der Sloganizer folgende Vorschläge (von den ersten vier habe ich drei ausgewählt):
- Sozialdarwinismus - kompetente Liebe, die mitnichten schiesst.
- Das große Entzücken! Sozialdarwinismus, drei mal täglich!
- Vergnügen, mehr als man glaubt. Sozialdarwinismus: dezent und rasant.
"Der Markt wählt die Unternehmer und Kapitalisten, er macht sie reich und kann sie, wenn sie sich nicht den Bedürfnissen des Verbrauchs anzupassen verstehen, wieder arm machen und absetzen. Es ist wahr, auf dem Markt herrscht zwar allgemeines, doch nicht gleiches Stimmrecht. Mit der Größe des Einkommens wächst auch die Stimmbefugnis. Doch diese bessere Stimmbefugnis ist schon selbst ein Ergebnis der Wahlakte des Marktes. Sie kann nur erworben und erhalten werden durch Bewährung auf dem Markt, durch die erfolgreiche, den Wünschen der Verbraucher entsprechende Verwendung der Produktionsmittel. Eigentum ist in der durch Eingriffe nicht behinderten kapitalistischen Wirtschaft das Ergebnis eines täglich erneuerten Plebiszits der Konsumenten, das ein imperatives und widerrufliches Mandat erteilt. Auch der aus vorkapitalistischen Zeiten übernommene Reichtum der Gutsbesitzer, der anderen Ursprungs ist, muß sich dieser Wahl stellen, um bestätigt zu werden; auch das Grundeigentum ist dem Gesetz des Marktes unterworfen."Sloganizer Mises. Völlig an der Realität vorbei.
Labels: Ordoliberalismus
4 Comments:
Hallo,
was ist an den von Dir zitierten und im speziellen an den hervorgehobenen Aussagen Mises falsch?
Könntest Du das etwas genauer ausführen?
Martin, auf Märkten ist nichts so einfach, wie es zunächst scheint. In der einigermaßen sauber deduzierten und idealisiserten sozialökonomischen Welt eines Ludwig Mises ist es "der Markt", der auswählt, wer Unternehmer ist.
Nur: Das stimmt nicht.
Es stimmt zu einem kleineren (und dann sogar: besseren) Teil, aber der olle Ludwig Mises hat in seinem "liberalen" Markt-Extremismus vergessen, dass u.a.
a) soziale Chancen und
b) Startkapital
c) Erfahrungshintergründe
höchst ungleich verteilt sind. Es ist also nicht "der Markt", der die gesellschaftliche Rolle auswählt (sondern: das Marktgeschehen ist ein Faktor unter mehreren), sondern schwerpunktmäßig (!) nicht der Markt.
Und genau wegen dieser brutalen Umdeutung der Wirklichkeit, wegen dieser (eigentlich fast schon marxistischen...) Ideologisierung, die blind ist für reale Verhältnisse, ist die Ideologie von Ludwig Mises - und noch mehr die tödliche Ernsthaftigkeit, mit der sie vertreten wird: lächerlich.
Man könnte auch sagen: falsifiziert.
Ein Beispiel
(Nicht sehr gelungen dieser Abschnitt, aber vielleicht wird trotzdem deutlich, worauf ich anspiele)
Ein tatsächlich für Management und Unternehmensführung sehr begabtes Migrantenkind wird mit sehr guter "Chance" zunächst auf einer Hauptschule landen, danach keine Lehrstelle finden, sich irgendwie durch das Leben wursteln, und dann von irgendwelchen sogenannten "liberalen" Besserwissern Sozialschmarotzer genannt werden - jedenfalls in Wahlkampfzeiten.
Und nun der Vergleich:
Ein ziemlich degenerierter und im Wesentlichen sogar unfähiger Unternehmersohn hingegen, welcher Sohn eines sehr erfolgreichen Unternehmers-Vaters ist, wird sich immer wieder für seine Firmengruppe ökonomisch ausgebombte Kaufleute einkaufen können, die für ihn das Unternehmensgeschäft - halbwegs - erfolgreich erledigen.
Und dieser Unternehmersohn (ich kenne mehrere derartiger Fälle) wird dann von sogenannten "Liberalen" Leistungsträger genannt werden, und sie werden sich darüber das Maul zerreißen, wie "ungerecht" es doch sei, dass dieser sogenannte Leistungsträger für seine Gewinne hohe Steuern zahlen muss.
Hallo Dr. Dean,
vielen Dank für Deine Antwort. Ich muss leider gestehen, dass ich Deine Ausführungen noch nicht ganz verstanden habe.
Sagt Mises in dem zitierten Absatz nicht letztlich nur, dass jene Unternehmer, die die Wünsche der Verbraucher am besten befriedigt haben, durch die Verbraucher mit einem Gewinn belohnt werden (und weitermachen dürfen); und dass jene Unternehmer, welche die Verbraucherwünsche nicht erfüllten durch einen Verlust bestraft werden (und aufgeben müssen)?
Ich kann darin immer noch nichts prinzipiell Falsches entdecken.
Dein Beispiel hilft mir da leider auch nicht weiter. Denn der erste Teil bezieht sich, wenn ich das richtig verstehe, auf die Ergebnisse unseres staatlichen Schulsystems, also eines Nicht-Marktes. Beziehen sich Mises Ausführungen aber nicht letztlich nur auf den Markt?
Aber selbst wenn ich das beiseite lasse, stellt sich mir immer noch die Frage, welche Leistung das "Migrantenkind" am Verbraucher gewirkt hat und dafür nicht von diesem belohnt wurde?
Denn nur dieser Fall widerspräche ja der miseschen Aussage, oder?
Die nächste Frage für mich ist dann auch, woher jemand weiß, dass das (oder überhaupt ein) Kind "tatsächlich für Management und Unternehmensführung sehr begabt" ist? Kann ich über diese Information nicht letztlich erst nach einer entsprechenden Bewehrungsmöglichkeit verfügen?
Nehmen wir aber dennoch mal an, dass ich diese Begabung vermute. Dann trete ich als Unternehmer auf, in dem ich in die Förderung und Unterstützung des Kindes investiere (einen BildungsMARKT vorausgesetzt). War meine Spekulation richtig und das Kind wird ein erfolgreicher Manager oder Unternehmer, so werde ich durch den Markt entsprechend belohnt. Erwies sich meine Vermutung jedoch als falsch, so strafen mich die Verbraucher durch einen Verlust ab.
Wo wird hier die Aussage Mises widerlegt?
Auch der zweite Teil Deines Beispiels lässt mich fragend zurück. Wenn der "unfähige Unternehmersohn" Manager auswählt, "die für ihn das Unternehmensgeschäft - halbwegs - erfolgreich erledigen," scheint er ja zumindest nicht allzu unfähig zu sein. Immerhin könnte er auch totale Nieten ernennen oder gar versuchen das Unternehmen selbst zu leiten, um daraufhin dann mit einem Bankrott belohnt zu werden.
Wo ist also auch hier der Fehler bei Mises?
Um Entschuldigung für mein langsames Begreifen bittend
Martin Hedler
@ Martin
1.
Zunächst: Es geht hier um Ideologie. Das ist dann nur eingeschränkt eine Frage des Begreifens und umso mehr eine Frage des Glaubens.
Will man nun unbedingt glauben, dass der Markt die Unternehmer auswählt (und das, obwohl Marktprozesse dies nur zu einem Teil erledigen), dann kann man mit eifriger Interpretationsfreude - und schnurtracks an den realen Verhältnissen vorbei - dies gerne tun. Denn in der idealisierten sozioökonomischen Welt des Ludwig ist es ja so. Ideologie ist in gewisser Hinsicht sehr "einfach".
Die reale Welt jedoch an diesem Punkt zu beobachten, ist sehr schwierig. Wie misst man Auswahlprozesse? Wie erhält man das Datenmaterial, um die Fragestellung zu beantworten und die einzelnen Unter-Antworten zu bewerten?
Das ist nicht trivial. Insofern leistet eine realitätsnahe sozialökonomische Ideologie sogar echte Hilfedienste, weil sie nämlich hilft, das vorliegende Datenmaterial (und auch: die sozialökonomischen Erfahrungen) zu ordnen, zu systematisieren und zu werten.
Es besteht dabei allerdings - ganz generell - eine Gefahr, und zwar in der Idealisierung der tatsächlichen Verhältnisse, einem "ideologischen Blickwinkel", unter dem die Wirklichkeit betrachtet wird. Und auch, wenn ich hier so locker und abstrakt darüber schreibe, dass diese Gefahr besteht: Keineswegs einfach ist es, sich dieser Gefahr zu entziehen, besonders nicht im Bereich sozialökonomischer Theorien.
Wirklich "beweisen" kann man hier m.E. nur wenig. Man wird bei der Überprüfung von Theorien, ausgehend vom vorhandenen bzw. aufzufindenden Datenmaterial, a) bestätigende b) widerlegende und c) irrelevante Befunde vornehmen können.
Und schon sitzt man womöglich in der Falle: Denn bereits die Auswahl des Datenmaterials und seine Gewinnung kann unter dem "ideologischen Blick" leiden - und die Auswertung kann z.B. unter "ideologischer Ignoranz" leiden, zum Beispiel, indem abweichende Befunde verleugnet oder klein geredet werden.
Deshalb ist es möglich, sowohl für die scharfen und extremistischen Theorien eines Ludwig Mises Bestätigungen zu finden (während man Abweichungen ignoriert) und genauso auch z.B. für die scharfen und extremistischen Theorien der Maxisten...
Mithin: Die Wirklichkeit ist komplex. Nicht jeder Marktprozess ereignet sich in idealer Gestalt - und allein schon diese Abweichung, die ja sehr vielfältig ausfallen kann, verändert allerhand Schlussfolgerungen bzw. schwächt angenommenen Gesetzmäßigkeiten ab - so auch die Vorstellung, dass "der Markt" die Unternehmerrolle auswählt.
Richtig ist: In einer funktionierenden realen Marktwirtschaft ist er ein bedeutender Faktor (aber nicht notwendig: der bedeutenste...). Das mag unter Umständen ausreichend sein, was rein logisch eine völlig andere Fragestellung ist, aber es berechtigt dann eben nicht zu den Schlussfolgerungen eines Ludwig Mises (Woraus folgert er eigentlich? Aus seinen Beobachtungen realer Verhältnisse?), sondern es widerlegt diesen alten Trottel.
Sorry, Ludwig Mises schätze ich wegen seines sprachlichen Geschicks, aber gewiss nicht als "Wissenschaftler". In dieser Hinsicht ist eine eine erbarmungswürdige, hochideologisierte, wirklichkeitsblinde Nulpe - die leider bis heute Einfluss ausübt.
Interessanter Weise übrigens nicht auf die Wirtschaftswissenschaft (dort ist er verlacht), sondern im Kreis politischer Sektierer und - weniger sektiererisch und umso wirksamer - im Kreis sogenannter "Politik-Berater", die von Teilen seines Denkens geprägt sind und sich heute bis heute prägen lassen.
Wenn man so will, ein Fall von Attraktivität von Ideologie.
2.
--- schnipp ---
Unternehmer, die die Wünsche der Verbraucher am besten befriedigt haben, durch die Verbraucher mit einem Gewinn belohnt werden
--- schnapp ---
Nein, das sagt er nicht. Das sagt er an anderer Stelle. Aber es hängt nicht so zwingend zusammen, wie der Ideologie Mises suggeriert.
Nehmen wir stark vereinfachend an, es gäbe eine Gesellschaft, die im Wesentlichen als Klassengesellschaft konstituiert ist.
Hier kann es sogar sein, dass innerhalb einer Klasse (also: der Klasse von Unternehmern und Vermögenden) "der Markt" eine erhebliche Auswahlwirkung hat. Gleichzeitig jedoch bestehen Klassenschranken und z.B. ein Arbeiterkind wird - trotz gleicher oder sogar überlegener Begabung - niemals auch nur den Hauch einer Chance haben, ein echter "Unternehmer" zu sein.
Dabei muss man bedenken, dass der "Normalbetrieb" eines erfolgreichen Unternehmens nicht etwa die genialistische Neugestaltung einer Branche darstellt (sowas mag es in Zeiten technologischer Schübe geben), sondern eben der erfolgreiche "Normalbetrieb" eines Unternehmens, das langfristig auf ein sanftes Wachstum ausgerichtet ist.
In dieser Lage ist es mit einem Ausgangskapital von - sagen wir mal - 1000 Euro schier unmöglich, ein erfolgreicher Industrieller zu werden.
Von extremen Ausnahmen abgesehen.
Das heißt aber auch: Obwohl "der Markt" die Unternehmerrolle innerhalb einer bestimmten sozialen Klasse stark bestimmt und dazu beiträgt, dass geeignete Personen die Leitung von Unternehmen innehaben, wird dennoch nicht - und zwar so gut wie nie - die Klassenschranke überwunden.
Nun ist dieser Befund, wie ich ihn hier charakterisiert habe, eine grobe Vereinfachung und gilt nicht in jeder historischen Phase. Aber es ist eine soziologische Tatsache, dass die sogenannte Durchlässigkeit eines sozialen Systems - auch in Bezug auf die Unternehmerrolle - durch viele Faktoren begrenzt ist, und zwar sogar erheblich.
Das bedeutet mit anderen Worten, dass Ludwig Mises geirrt hat bzw. in Kenntnis seines Irrtums eine ideologische Behauptung aufgestellt hat, welcher der Wirklichkeit nicht entspricht. Ludwig Mises - eben weil er ideologisch ist - konnte kein Interesse haben, mit seinen Büchern zu verdeutlichen, dass neben "dem" Markt in ganz erheblichen Umfang soziale Faktoren bestimmen, ob jemand Unternehmer wird oder nicht.
Das hätte seiner Rechtfertigung eines totalen Kapitalismus und seiner Idee eines neuen liberalen Menschen an wichtigen Punkten den Boden entzogen. "Der" Markt wäre dann nämlich in sozialer Hinsicht keineswegs gerecht oder auch nur ein "optimales" System zur Bestimmung der Unternehmer-Rolle, sondern allenfalls etwas, was übrig geblieben ist, fernab von jeglicher Idealität und nur daher und insoweit zu rechtfertigen, dass alternative Wirtschaftsordnungen noch mangelhafter sind.
3.
Die Verquickung allerdings von realen sozialen Ordnungen (sozial teils stark ungleich) mit seinen ökonomischen Ideen einer idealen Wirtschaftsordnung weist Ludwig Mises sogar als Reaktionär aus, also hier als jemanden, der eine rückständige und sozial ungerechte soziale Ordnung idealisiert und als "Marktergebnis" deutet.
Was sie nun einmal nicht ist. Im Übrigen finden sich - fernab der idealen Vorstellungen eines Ludwig Mises - zahlreiche Machtmechanismen auf Märkten. Konkurrenten werden unterdrückt, Patente gestohlen, Märkte abgeschottet usw. usf.
Wirtschaft ist - leider - immer auch ein Machtspiel. Wenn du in diesem Spiel ein schlechtes Blatt hast bzw. eine schlechte Ausgangsbasis, dann wirst du dich innerhalb dieser Mechanismen nur schlecht entfalten können.
Ludwig Mises verkennt das und idealisiert Wirtschaften, im Grunde genommen genau umgekehrt zu den Marxisten, die reales Wirschaften, soweit es kapitalistisch organisiert ist, pauschal und unzutrefffend verbösert bzw. verdammt haben.
4.
--- schnipp ---
"Denn der erste Teil bezieht sich, wenn ich das richtig verstehe, [eingefügt: zum Beispiel] auf die Ergebnisse unseres staatlichen Schulsystems,"
--- schnapp ---
Eben - das ist genau mein Reden: Faktoren außerhalb der idealisierten Welt reiner und idealer Marktprozesse wirken sich in erheblichen Maß aus.
Und Ludwig Mises tut so, als ob es "der" Markt sei, ein quasi schranken- und klassenschrankenfreier Markt, der in der realen Welt die Unternehmerrolle bestimmt.
Sorry: Das ist einfach Quark. Es hat mit den tatsächlichen Verhältnissen einer Gesellschaft nichts zu tun. Genauso falsch wäre auch die Behauptung, dass Marktprozesse völlig wirklungslos seinen in Hinblick auf die Frage, wer welche Positionen in einem Unternehmen wahrnimmt.
Die Wahrheit ist komplexer.
Dazu gehören z.B. auch so außer-ökonomische Faktoren wie der Habitus einer Person. Wenn jemand ein guter unternehmerischer Entscheider und Organisator ist, in Habitus und Gestus aber eben nicht auftritt wie typische Vertreter der Unternehmerschicht, dann hat er es eindeutig schwerer.
Martin, was ist das? Ist das "der" Markt? Ist persönlicher und u.a. über die Familie erworbener Habitus eine ökonomische Fragestellung oder gar der Ausdruck von Rationalität auf Märkten?
Ich denke nein.
5.
--- schnipp ---
"Die nächste Frage für mich ist dann auch, woher jemand weiß, dass das (oder überhaupt ein) Kind "tatsächlich für Management und Unternehmensführung sehr begabt" ist?"
--- schnapp ---
Das ist eine sehr spannende Frage.
In einer Welt, wo "der Markt" z.B. die Rolle des Spitzenmanagers auswählt, müssten alle Bevölkerungsschichten entsprechend ihres Anteils im Top-Management vertreten sein.
Kinder von Top-Managern und reichen Erben würden in dieser idealen Mises-Welt maximal ein Prozent aller Spitzenpositionen ausfüllen.
Aber hoppla! Nach meinen Eindrücken beträgt deren Anteil über 80 Prozent - seriöse Forscher gehen im Fall von Deutschland sogar von 95 Prozent (!!!) aus.
Das ist eine klare und sehr eindeutige Falsifizierung von Mises. Es gibt bei der Erringung attraktiver gesellschaftlicher Positionen offenbar noch weitere Einflussfaktoren außerhalb "des" Marktes.
Deine Frage aber, wie man die Begabung feststellt, lässt sich schwer beantworten. Mit den typischen Verfahren von Personalauswahl jedenfalls ist das nur sehr eingeschränkt möglich.
Eine gigantische Versuchsanordnung, wo man 5.000 Bürger quer über alle Klassen und Schichten jeweils 200.000,- Euro für eine Unternehmensgründung zur Verfügung stellt (sogar mehrfach hintereinander, zunächst 20.000 Euro, dann 50.000, dann 130.000 damit der Probant lernen kann...), würde am Ende sehr teuer werden (zudem: wer soll das bezahlen?) und vermutlich (nicht einmal das ist sicher) dann am Ende rund 100 spitzenbegabte Unternehmer ergeben.
Das wäre dann tatsächlich eine Art "Auswahl über den Markt". Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird.
6.
Du schlägst ein Modell vor, wo Anleger auf begabte Kinder wie auf eine Aktie wetten.
Tja: Ich behaupte, erstens, dass derartige Begabungen schwer ermittelbar sind, zweitens, dass das soziale Umfeld (z.B. die Einbettung innerhalb einer sozialen Schicht) fernab der Begabung sehr wichtig ist, um erfolgreicher Unternehmer zu sein.
Was dann?
7.
Wo ist der Fehler bei Mises?
Das fragst du. Der Hauptfehler besteht darin, dass er nur einen Teil der Zusammenhänge erkannt hat und diese überbewertet. Natürlich gibt es Marktmechanismen, aber neben diesen existieren weitere und außerökonomische Mechanismen.
Und diese verleugnet Mises, beziehungsweise, wie ein wissenscahftlicher Trottel meint er, dass allein (!) die idealisierten Marktmechanismen das reale Marktgeschehen erklären würden.
Er maßt sich also ein Wissen an, das er nicht hat - und er ist blind gegenüber den Lücken seiner Theorie.
8.
Wenn außer-ökonmische Faktoren (z.B: soziale Herkunft und Macht) so starke Wirkungen auf die realen ökonomischen Prozesse haben, wenn es eine Wechselwirkung zwischen ökonomischen und außer-ökonomischen Faktoren gibt, wenn vielleicht zudem wichtige ökonomische Zusammenhänge noch garnicht aufgefunden wurden, dann hilft nur eins:
Neugier. Erkundungswille.
Und dazu gehört auch die Ablehnung einer fertigen und angeblich alle Faktoren berücksichtigenden sozialökonomischen Theorie.
Mises versucht sich hingegen an der Formulierung eines geschlossenen und vermeintlich widerspruchsfreien Weltbildes.
Wissenschaft ist das nicht.
Fertige, alternative Weltbilder kann ich dem Supermann-Kapitalismus eines Ludwig Mises nicht entgegen stellen.
Das halte ich für redlich - und Ludwig Mises halte ich für unredlich.
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