Digitale Geschichtslosigkeit
Steinzeitmenschen waren auf ihre Weise ziemlich modern, jedenfalls im Vergleich zu uns.
Sie vertrauten nicht einfach wie selbstverständlich dem neuesten technischen Schrei, sondern legten ihre Daten sicher ab, sofern diese wichtig waren, z.B. in Form von Steintafeln. So macht man das. Die Knotenschnüre der Steinzeitmenschen hingegen (etwa vergleichbar mit selbstgebrannten CDs) hatten den Nachteil, dass die dort abgelegten Daten der Nachwelt i.d.R. nicht erhalten blieben. Selten hat sich jemand die Zeit genommen, die dort vorhandenen Daten umzuspeichern.
Okay, es ist unfair, selbst gebrannte CDs mit der High-End-Technik der Knotenschnüre zu vergleichen, denn eine Knotenschnur verliert ihre ersten Daten nicht bereits nach 6 Monaten - auch kann nicht gesagt werden, dass die Fehlerrate von Knotenschnüren nach 5 Jahren bereits so unerträglich wird wie bei selbst gebrannten CDs...
Wir vermeintlich modernen Menschen müssen schon derbe dämlich sein, dass wir wichtige Daten (z.B. Urlaubsbilder) auf selbst gebrannten CDs speichern.
*räusper*
Auch ich war dämlich. Wer Zeit hat, lese diese Studien: (PDF und PDF)
Haltbarkeitsprobleme:
Werden CDs normal gelagert/genutzt und dabei Fingerabdrücken, Sonnenlicht und Wärme ausgesetzt (oder, vermeintlich praktisch, in PVC-Hüllen gelegt), so kann man bereits nach ein bis zwei Jahren mit Datenverlusten bei mindestens 10%-20% der CDs rechnen.
Nebenbei bemerkt, auch das Internet ist hochgradig vergesslich, nur leider, aus Arbeitnehmer- bzw. Bewerbersicht, nicht immer dort, wo es hilfreich wäre. Ein Umstand, der im Verhältnis zu "sozialer" Software wie Flickr und StudiVZ nachdenklich stimmen könnte. Arbeitgeber sind eher selten liberal - wer aus dem Rahmen fällt, frech oder gar unzuverlässig wirkt, wer Zweifel weckt, der wird als potentieller Arbeitnehmer aussortiert.
Anyway, heute Vormittag habe ich mich mit der Haltbarkeit digitaler und analoger Medien beschäftigt und fand folgende Werte:
- Steintafeln/Felsmalerei: mehrere tausend Jahre
- Pergament/Papier (säurearm): viele hundert Jahre
- Mikrofilm: ca. 500 Jahre
- Knotenschnüre/Kerbhölzer: ca. 100-300 Jahre
- DVD-RAM: 30-200 Jahre (optimal: kühl und trocken gelagert)
- Zelluloid-Filme: ca. 50-100 Jahre
- Industriell gepresste CDs: ca. 15-50 Jahre
- DVD-RWs: ca. 15-25 Jahre (kühl lagern!)
- DVD-R/+Rs: ca. 10 Jahre (lichtempfindlich!)
- CDs: ca. 5 Jahre (lichtempfindlich!)
- Internet/Blogs: unklar - selten mehr als 3 Jahre
- Meinungen von PR-Agenturen: ca. 1 Tag (Haltbarkeitsverlängerungen sind hier technisch unmöglich, können aber zu jeder Zeit erkauft werden)
DVDs (unbedingt vor Licht, Kratzern und Wärme schützen!) eignen sich zur Datensicherung deutlich eher als CDs, und hier sollte A-Ware (z.B. Verbatim) den Vorzug vor Billiganbietern erhalten. DVD-RWs sind wiederum i.d.R. deutlich haltbarer als einfache DVD-R/+R. Zum Erzielen einer langen Haltbarkeit ist es absolut keine gute Idee, mit dem Maximaltempo zu brennen. Polycarbonat ist als Trägermaterial deutlich haltbarer als Azo oder grün-schickes Cyanin. Aufkleber bzw. Etiketten sind auf DVDs generell keine gute Idee - zum Beschriften verdienen CD-/DVD-Marker den Vorzug.
Als DVD-RAM-Brennerlaufwerk empfiehlt Dr. Dean den sehr günstigen LG GSA H12N, welcher inkl. externen USB-Gehäuse nicht mehr als 49 Euro kosten sollte (z.B. hier).
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