Leistungsloses Eigentum
Eine freiheitliche Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass hier auch leistungsloses Eigentum (z.B. via Geschenk) möglich ist. Was aber ist, wenn leistungslos erworbenes Eigentum ein bestimmtes, "als gerecht" empfundenes Ausmaß übersteigt?
Immerhin ist Eigentum ein Machtmittel. Damit begründet Eigentum also nicht nur persönliche Freiheit, sondern wirkt ggf. auch freiheitsvermindernd, ab einem bestimmten Ausmaß bzw. ab einem bestimmten Ausmaß ungleicher Verteilung. Dazu kommt, dass Chancengleichheit für echte Liberale ein wichtiger Wert ist. Eine allzu ungleiche und allzu wenig auf Leistung zurückführbare Eigentumsordnung ist demnach nicht ideal, auch deshalb, weil so der freie und effiziente Leistungswettbewerb vermindert wird.
Haben die Ordoliberalen und Karl R. Popper recht, welche eine allzu ungleiche Verteilung von Eigentum überwinden bzw. ausgleichen wollten? Oder haben Anarchokapitalisten und Buchanan/Hayek/Mises-Ideologen recht, welche sagen, dass es auf die Verteilung von Eigentum überhaupt nicht ankommt? Diskussion hierzu u.a. bei der Liberalen Stimme.
Ich meine: Es tut einer Gesellschaft nicht gut, wenn man mit aller Gewalt die Verwirklichung einer idealen Ordnung durchzusetzen versucht, aber es tut ihr auch nicht gut, wenn sie sich allzu weit von einer idealen Ordnung entfernt.
Man könnte also durchaus adliges Raubkapital (abgesehen von einem kleinen Selbstbehalt der ehemaligen Eigentümer) enteignen und anschließend z.B. das Grundeigentum in kleinere Parzellen gegliedert meistbietend versteigern, zumal in einer Situation angespannter öffentlicher Kassen. Zunächst aber sollte Blödsinn wie der Transrapid und andere Subventionen gestrichen werden.
2 Comments:
Die großen Kinderaugen, mit denen ein gutwilliger Linksliberaler nach sorgfältigem Nachdenken Dinge entdeckt, die mir selbstverständlich sind, erstaunen mich immer wieder...
Nicht bös gemeint, aber ich musste das einfach sagen! :)
@Eule
"Kinderaugen": Das hat schon laaange keiner mehr zu mir gesagt... ;-)
@Che
Faszinierend finde ich ja, dass wir einerseits in einer Zeit leben, in welcher der Liberalismusbegriff von interessierter Seite auf "Eigentum" und Märkte verkürzt wird, auch mit umfangreicher Theoriebildung, aber andererseits die Eigentumsordnung einem Denk- und Diskursverbot unterworfen wird.
Ich bin auf meinen Eintrag gekommen, als ich über den Unterschied zwischen Linkslibertären und Rechtslibertären nachdachte, und ich fand, es ist die Idee von der Eigentumsordnung.
Linkslibertäre wollen neben Anarchie eine Umverteilung von Eigentum in die Hände von Arbeiter uns streben die Utopie einer egalitären Gesellschaft an, während Rechtslibertäre Anarchie anstreben und in Bezug auf die Eigentumsordnung anti-egalitär und prokapitalistisch sind.
Diese beiden anarchistischen bzw. libertären Positionen haben also eine andere Herkunft und soziale Verortung (einmal von links bzw. aus Arbeitnehmerinteressen heraus, und dann halt die unternehmerische und privateigentümerische Gegenseite bei den Rechtslibertären, die zunehmend den rechtsliberalen Diskurs beeinflussen).
Ich meine:
Beide Utopien, sofern man sie konsequent ausformt bzw. auf die Spitze treibt, enden zwangsläufig im Kampf aller gegen alle und nicht etwa in einem Zustand der Freiheit, sondern in einem Zustand der Refeudalisierung und Etablierung mafiaartiger Strukturen.
Die Linkslibertären haben bei diesem m.E. zwangsläufigen Prozess allerdings den Vorteil des besseren und demokratischeren Ausgangspunktes auf ihrer Seite, aber genausowenig wie die Rechtslibertären eine wirksame Idee, wie man Refeudalisierungsprozesse hemmen bzw. ausgleichen kann.
Ich bin da allerdings in der Wertung recht offfen, auch wenn klar ist, dass ich als Linksliberaler mit beiden Spielarten extremistischer libertärer Ideologien wenig anfangen kann.
Wie man ohne einen mächtigen demokratischen Staat z.B. Chancengleichheit und Wissenschaft fördern oder Bildung organieren kann, ist mir ein Rätsel.
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