29 Dezember 2005

War ich nicht freier Mensch

Neues im Fall Osthoff? Es gab ein Interview mit dem ZDF. Sie stand dabei stark unter Strom, war stinksauer, und wenn man die überhasteten Halbsätze genauer anschaut und einordnet, dann sieht das Interview m.E. nicht mehr wirr aus. Mir fielen besonders diese zum Schluss gemachten Aussagen auf:
Irak ist auch bei uns! (...)
[Auf die Frage, was Sie tun möchte] Das steht jetzt nicht zur Debatte. Denn ich kann...Was ich möchte, hat mich im Leben noch nie einer gefragt! Das wär mir jetzt neu, wenn ich jetzt plötzlich diese Frage hören würd...ich hör sie gerade, aber ich...aber ich kann nicht so handeln wie ich will ...Verstehn Sie? Da gibts nicht die Möglichkeiten und da kann ich eigentlich garnichts dazu sagen.
Davor kam noch diese Ausage:
Ich habe schon andere Finanzquellen für diese Projekte, da brauch ich nicht mehr betteln, und das Ganze ist sowieso gelaufen. Verstehen Sie? Und da brauch mich jetzt keiner hochjubeln, dass ich der humanitäre Held hier bin, ich weiß genau, was ich mache (...)
Dazu kommen für mich drei weitere Eindrücke: Erstens hat sie bei der deutschen Botschaft unmittelbar vor ihrer Entführung nach einem Job gefragt, mit der Antwort, "Frau Osthoff, wir brauchen hier keinen Orientalisten".

Zweitens stolperte ich über die abstrahierende Geläufigkeit, mit der sie über eine "kurze Gewalteinwirkung" bei ihrer Entführung sprach. An anderer Stelle sprach sie von ihrem besonderen Vertrauen zu einem bestimmten Bostschaftsmitarbeiter, der kein Schwafler mit "blöden Texten" sei, "denn er hat selber die Botschaft geschützt, ja?". Vielleicht redet man so, wenn man längere Zeit im Irak gelebt und überlebt hat.

Drittens fiel mir auf, wie sie die Vorgeschichte der Enführung eine "lange Geschichte" nannte und dann zu ihrer Entführung sagte: "Ich wusste das schon länger, denn ich hatte schon einmal eine Bedrohung ". Wie man von N24 erfährt, seitens amerikanischer Stellen. Zudem wurde sie von den Erst-Entführern offenbar als "jüdischer Geheimdienstoffizier" weiterverkauft. Die ersten Hinweise auf die Entführung kamen am 26.11. von amerikanischer Seite.

Quellen:
Goedart Palm (Heise)
German Foreign Policy
Wikipedia (Cache-Version)
Analyse von Andreas Vogel
Grabräuberei als Nachkriegsgewerbe

Ich habe den Eindruck, dass die Hintergründe der Angelegenheit evtl. komplizierter sind, als sie in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Was ich von all dem halten soll, weiß ich nicht. Ich halte es für durchaus denkbar, dass sie in bestimmten Kreisen als Störfaktor betrachtet wurde.

Träfe es zu, dass sie als angeblicher "jüdischer Geheimdienstoffizier" an eine politische Entführergruppe weiterverkauft wurde, dann lässt dies Absichten vermuten, z.B. auch dahingehend, welcher Einfluss auf die deutsche Öffentlichkeit ausgeübt werden sollte.

Fraglich erscheint, ob die gemäßigte deutsche Muslimin einen neuen Weg findet, im Irak zu überleben, einem Land, dem sie sich tief verpflichtet fühlt. Sie hat Unvorstellbares erlebt und durchlitten, z.B. 2004 eine Typhus-Erkrankung. Sollte es statt vieler Worte auch zu ein paar Taten kommen, dürfte das in ihrem Sinn sein.

Dazu ein Hinweis auf die UNICEF-Straßenkinder-Hilfe für den Irak!