30 August 2008

Zum Menschenbild radikaler Rechtslibertärer

Radikale Rechtslibertäre haben ein anderes Menschenbild als die Neoliberalen, vor allem, wenn es um sie selbst geht. Man lese kurz mal Ayn Rand quer und - schwupps - schon steht er da, der Neue Mensch, an dessen Existenz geglaubt wird, wie an einen katholischen Katechismus.

Der ideale rechtslibertäre Mensch wird als "Leistungsträger" verstanden, der ganz besonders für seinen schrankenlosen Egoismus gefeiert wird, aber auch (unbewiesen) für seine Hilfsbereitschaft und seine soziale Ader (sobald der hässliche Sozialstaat endlich weg ist, versteht sich).

Geht es hingegen um "Sozialschmarotzer" oder um "die Linken", dann gibt es dafür einen anderen Maßstab - und auch ein anderes Bild vom Menschen. Diese (quasi: die falschen Menschen) dürfen durchaus mit Anreizen gezielt gedrillt werden, damit diese sich dann am Ende bitteschön so verhalten, wie man es sich wünscht. Schuld an vielen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen sei der sogenannte Gutmensch, der im rechts"liberalen" Menschenbild in etwa den Stellenwert einnimmt, den anderswo pädophile Gewalttäter genießen.

Das rechtslibertäre Menschenbild ist schizophren.

Neoliberale sind im Vergleich dazu in ihrem Menschenbild diffuser und weniger festgelegt. Sie stimmen aber darin überein, dass z.B. "linke Gutmenschen" ein massives Problem darstellen, und darin, dass man "Minderleister" und "Leistungsverweigerer" auf besondere Weise zu behandeln hätte, und dass man "Sozialschmarotzer" (gemeint ist z.B. nicht Ackermann et al) bekämpfen müsse, auch mit Anreiz-Methoden, um die Leistungsträger zu schützen. Auch gilt es als eine fiese Zumutung, wenn "Leistungsträger" zu Steuerzahlungen (besonders schlimm: falls progressiv) gezwungen werden.

Neoliberale leiden zwar i.d.R. nicht unter der schiziphrenen Ayn-Randisierung ihres Menschenbildes, aber dafür können sie sich im Vergleich zu linientreunen Vertretern des rechtslibertären Kollektivs eher Zwangsmaßnahmen (z.B. in der Sozialverwaltung) vorstellen, um der Plage von Sozialschmarotzern und Minderleistern Herr zu werden.

Amen.

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1 Comments:

At 05 September, 2008 12:11, Anonymous Anonym said...

Könnte das "schizophrene" Menschenbild radikaler Marktanhänger auch mit dem nach wie vor in der politischen Ökonomie vorhandenen Ideologieproblem der Realitätsverkehrung zu tun haben?

 

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