16 Dezember 2006

Transparency International und der Siemens-Konzern

Der Hulk und sein Feigenblatt. Ein Stück in zwei Akten.

1. Akt: Die Siemenskorruption

Der Anwalt des Kronzeugen gegen die Siemenskorruption, Rechtsanwalt Steffen Ufer, äußerte sich am 16.12.2006 gegenüber dem Tagesspiegel zur Siemenskorruption folgendermaßen:
"Ab einem gewissen Level wusste jeder, was da läuft", sagte Ufer. „Man hat von meinem Mandanten ausdrücklich gewünscht, beide Augen zuzudrücken. Es habe keinen Zweifel daran gegeben, dass in diesem Konzern fast jeder - außer vielleicht die Putzfrau - wusste, dass illegale Provisionen gezahlt werden".
In einer Welt ehrlichen und fairen Wirtschaftens, sofern es diese überhaupt gibt, verhält sich der Siemenskonzern wie ein Hulk. Aber es lohnt sich. Der jährliche Gewinn von Siemens betrug 2004 rund 3,5 Mrd. €, 2005 2,4 Mrd € und für 2006 kündigen sich großartige Zahlen (PDF) in Richtung 4 Mrd. € an. Die gezahlten Steuern hingegen sind erstaunlich niedrig. Verrechnet man staatliche Zuwendungen wie „Forschungsförderungs“gelder, so gehört Siemens zum edlen Kreis sehr profitabler deutscher Konzerne mit deutlich positiven staatlichen Geldfluss-Saldo.

Kommentar:

Bei Siemens läuft es wie geschmiert. Erstaunlich teure Gerätschaften, Dienst- und Beratungsleistungen finden ihre Kunden auf erstaunliche Weise. Ob nun in deutschen Behörden, im internationalen Großanlagenbau oder bei dubiosen arabischen Scheichs. Siemens ist der korrupteste deutsche Konzern. Und dies seit längerem. Mit seinen Korruptionskünsten (es wird von 420 Mio/Jahr gemunkelt bzw. 40 Mio allein in Griechenland) ist Siemens Meister aller Klassen, ja, und auch Gründungsmitglied einer der ersten und großzügigsten Förderer der deutschen Sektion von Transparency International.

2. Akt: Das Feigenblatt bekommt das Flattern

Von diesen Vorgängen völlig und in jeder Hinsicht überrascht gibt sich nunmehr das Feigenblatt Transparency International. Seit letztem Freitag (trotz Hershman so spät...) ist Siemens nicht mehr Mitglied dieser Organisation gegen Korruption, welche, wie wir Blogger uns erinnern, im Fall von Moni beachtliche Anzeichen von Intransparenz, Informationsunterdrückung und Korruption in eigener Sache signalisierte, z.B. hinsichtlich des Umgangs mit "Praktikanten".

Eine Antikorruptionsinitiative mit Dreck am Stecken.

Achja, im Moment kassiert der Ex-Geheimdienstler Hershman (Fairfax Group), neben Peter Eigen einer der Gründer von Transparency International, bei Siemens zur Zeit noch gutes Geld. Transparentes Consulting sozusagen. Bestimmt nicht billig.

Kommentar:

Die TI-D-Finanzierung steht für die Zukunft auf wackeligeren Beinen. Es wird vermutlich lange dauern, bis Siemens bei TI-D einen adäquaten Nachfolger findet. Mit dem Abgang von Siemens aus den Kreis der vordersten Förderer kündigen sich harte Zeiten an.

Übrigens, nein, ich behaupte nicht, dass TI-D bzw. TI Geschäftsbesorgungen für seltsame Anwälte und andere Vorstandsmitglieder unternimmt. So etwas zu recherchieren und zu behaupten, das wäre m.E. Aufgabe der demokratischen Presse.