29 August 2006

Die USA als Heimat des Militärkollektivismus

Es ist unter einigen Journalisten, Publizisten und Bloggern populär geworden, die USA als "das Land der Freiheit" zu preisen, als Idealbild. Dahinter verbirgt sich hierzulande jedoch oftmals eine konservativ-reaktionäre Einstellung, die im Wesentlichen nur Wirtschaftsfreiheiten schätzt, und zwar verstanden als ungehinderte Freiheit der Wohlhabenden und Unternehmen. Die übrigen Freiheiten werden (z.B. vom Tagesspiegel-Militaristen Wergin) als vernachlässsige "Freiheiten der persönlichen Lebensführung" herabgestuft, hinderlich z.B. im "Krieg gegen den Terror"...

Mir persönlich ist es zuwider, wenn scharfe Gegensätze, z.B. zwischen Europa und den USA, behauptet werden, wo kaum welche sind, wenn ein einzelnes Land als Maßstab in allen Dingen gezeichnet wird. Aber gut, nehmen wir einmal an, die USA seien in allen Freiheitsdingen weltweit führend, und der Maßstab in Sachen Freiheit überhaupt.

Dazu habe ich eine Frage:

Bitteschön, was für ein Freiheitsbegriff steckt hinter dem augenfälligen amerikanischen Militärkollektivismus?

Der immense Umfang von Rüstungs- und Geheimdienstlasten (rund 5% des BIP!), die wechselseiteige Durchdringung von Lobbyisten, als "think tanks" getarnte militaristische Propagandafabriken, Presseorganen, außenpolitischer Expertise, Rüstungsindustrie und amerikanischen Regierungsstellen:

Hier handelt es sich um einen eindeutigen und widerwärtigen Fall von Militärkollektivismus, und zwar in einer gefährlichen, mörderischen und die Freiheit bedrohenden Form. Das ist kein positives Vorbild.

Militaristische Neoconnards wie Jeffrey Gedmin (dieser hält Waffenruhe für eine "Katastrophe") aus dem Aspen-Institut, welche diese spezielle Art von "Kultur" nach Europa zu importieren trachten, halte ich ebenfalls für eine Gefahr. Eine Gefahr für die Freiheit, sicher stärker als jegliche Bedrohung durch Terrorismus, die wir hierzulande haben.

Gedmin go home!

Eine aussagefähige Liste europäischer Rüstungslobbyisten und potentieller Verfassungsfeinde, die sich eng am amerikanischen Militärkollektivismus orientieren, findet man zum Beispiel hier.

Wehret den Anfängen!

P.S.
Ich wusste bislang nicht, dass die Einwohnerzahl in New Orleans von ehemals rund 485.000 auf nunmehr 160.000 bis 235.000 herabgesunken ist. Lesenswert hierzu auch eine aktuelle Story in der ZEIT. Noch lesenswerter die Mythenentzauberung von Craig Morris in der Telepolis!

So, wie das aussieht, sind die USA Spitzenklasse, wenn es um Militärausgaben und internationale Interventionen geht, aber die USA stehen auf recht jämmerlichen Niveau, sehr weit unterhalb Europas, wenn es darum geht, die eigene, hilfsbedürftige Bevölkerung zu unterstützen.

Das Bündnis "Aktion Deutschland hilft" bittet vor diesem Hintergrund aktuell um Spenden für den Wiederaufbau von New Orleans.

2 Comments:

At 30 August, 2006 15:21, Anonymous Anonym said...

Einer der wichtigsten Vertreter des US-Militaerkollektivismus ist John McCain - der Lieblings-Politiker der Presse in Deutschland.

 
At 31 August, 2006 21:37, Anonymous Anonym said...

@ nickpol

"Mir persönlich kommt das Kotzen, wenn ich sehe, dass die USA mehr als 280Mrd. Dollar für den Krieg im Irak ausgeben, aber kein Geld, oder nicht genügend haben diese Stadt New Orleans wieder aufzubauen. "

Die USA haben offensichtlich - und meines Erachtens Gott sei Dank - andere Prioritäten bei der Frage, wofür sie ihr Geld ausgeben.

@ david

John McWer???
Von dem habe ich in der 'Presse in Deutschland' noch NIE was gelesen!

Was ist 'Militärkollektivismus'??

 

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