22 August 2006

Neue Gerechtigkeit durch mehr Freiheit

Der neue Programm-Slogan der CDU lautet: "Neue Gerechtigkeit durch mehr Freiheit". Der Slogan ist lachhaft und widersprüchlich.

Die CDU definiert "Freiheit" als Ausdruck der Interessen der Saturierten, der Wohlhabenden und der Wirtschaft.

Diese Ausrichtung soll also eine "neue" Gerechtigkeit schaffen? Sowas kann nur behaupten, wem die gute alte Gerechtigkeit, die mehr als nur Wirtschaftsinteressen kannte, entschieden zu fad ist. Wer so denkt, für den gäbe es eine Reihe weiterer Slogans:

- "Schluss mit lustig! Fort mit der alten Gerechtigkeit!"
- "Nur Wirtschaftsinteressen sind unser Leitbild! CDU."
- "Bürger! Kriecht zu Staube! Euer Sozialstaat muss endlich weg."
- "Übermacht von Wohlhabenden und Mächtigen ist gerecht!"

Wenn die Spitzen der CDU glauben, sie könnten mit ihrem verdrehten Freiheitsbegriff Wahlen gewinnen, so werden sie sich noch sehr wundern, vor allem über den fehlenden Zuspruch seitens der Bürger.

2 Comments:

At 24 August, 2006 02:22, Anonymous Anonym said...

Naja, Wahlen werden sie erst mal nicht mehr gewinnen, Umfragen zufolge. Was ich viel unheimlicher finde: Das sie tatsächlich, ideologisch, glauben an dieses ganze Elitengedöns, Schavan usw., an gute Gene und an unsere guten Leistungseliten mit Krokolächeln a la Hundt und westlicher Zivilisation auf der Platte, etc. An die natürliche Ungleichheit, die wiederhergestellt werden soll.

Letztenendes ist das alles so ein zutiefst pessimistisches und verachtendes Menschenbild, wenn man mal den ganzen aufgeklebten Christliche-Werte-Zinnober weglässt, der ja auch kaum gelebt wurde (am ehesten noch in der CSU).

Das ist wirklich nochmal die Restauration, und sie sind zum Glück damit nicht durchgekommen - aber es war haarscharf.

Wie wird man wohl in hundert Jahren über unsere gegenwärtige Zeit, und ihre mächtigen "Players" und "Eliten" urteilen? Sehr negativ, nehme ich an. Vielleicht wie über die Zeit Metternichs und den Wiener Kongress?

 
At 24 August, 2006 02:34, Anonymous Anonym said...

Achja, und wenn Sie sich schon so für Freiheit interessieren, liebe Frau M., fragen Sie doch mal jemanden, der sich damit wirklich auskennt, also einen Anarchisten.

Der Freiheitsbegriff des Anarchismus (hier ausgenommen sei das bizarre Konstrukt "Anarchokapitalismus" - er ist nicht relevant, und ahistorisch) ist zwar ein wenig in Vergessenheit geraten, aber wo einem jetzt immer die "Freiheit" von CDU-Plakaten orange entgegenleuchtet, sei doch beispielsweise mal an Bakunin erinnert, der in "Sozialismus und Freiheit" einst schrieb:

"Die ernsthafte Verwirklichung von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden bleibt unmöglich, solange die große Mehrheit der Bevölkerung vom Besitz der elementarsten Güter des Lebens ausgeschlossen, solange sie ohne Bildung und zu politischer und sozialer Bedeutungslosigkeit und Sklaverei - wenn nicht de jure, so de facto - - verdammt ist, und zwar sowohl auch durch ihre Armut als auch durch die Notwendigkeit, unermüdlich und ohne Freizeit arbeiten zu müssen."

Hat sich das geändert?

 

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