28 August 2006

Freude als verkannte Ressource im Arbeitsleben

Ich finde, dass das Thema "Freude" von enormer und zudem völlig unterschätzter Bedeutung ist. Einseitig wird in der heutigen Zeit vorausgesetzt, dass Menschen im Arbeitsleben bzw. in den Firmen vor allem zu buckeln und sich unterzuordnen hätten, oder im Rahmen einer eigentümlichen "Selbstverantwortungs"ideologie die gegebene Situation freudlos hinzunehmen hätten, um sich damit den Interessen von Unternehmen beinahe total unterzuordnen.

Man könnte hier fast von einem Reüssieren des wilhelminischen Untertanen sprechen, nur diesmal nicht dem Kaiser oder der Kirche, sondern der Wirtschaft zugewidmet. Ist das nun besser? Ist diese moderne Untertanenhörigkeit liberal?

In unserer Zeit nehmen die Belastungs- und Stresserkrankungen im Arbeitsleben zu, die Menschen werden in ihren Tätigkeiten (meßbar!) immer unglücklicher und unzufriedener, der Arbeitsdruck hat teils schon extreme Formen erreicht. Der durchschnittliche Arbeitnehmer indes fügt sich in sein Schicksal, zumeist infolge mangelnder Alternativen

Auch könnte man finden, dass das mittlere und obere Management oftmals typische und vor allem üble Anzeichen von Überlastung aufweist, was sich zum Beispiel in der mitunter geringen Entscheidungs- und Führungsqualität sowie einem übertriebenen Mangel an Kreativität und Wagemut bei unternehmerischen Entscheidungen deutlich macht. Vergessen wird allzu oft:

Wenn Menschen mit Freude arbeiten, kommt Besseres dabei heraus.

Es kann meiner Meinung nach garnicht genug herausgestellt werden, von welchem hohen Wert Freude ist. Ich bin stark davon überzeugt, dass sich jene Menschen und Firmen besser und erfolgreicher entwickeln, die dem Faktor Freude ausreichenden Raum geben. Das mag zwar im Widerspruch zu neo"liberaler" Untertanenphilosophie stehen, aber es ist, wie ich vielfach in meinem Leben erlebt habe: einfach und wahr.

3 Comments:

At 28 August, 2006 15:43, Anonymous Anonym said...

Gähhhn ...

Was für eine Weisheit! Unternehmen sollten verstärkt darauf achten, dass die Mitarbeiter mehr Freude an ihrer Arbeit haben, weil sie dann leistungsfähiger sind. Wie innovativ, naseweis und scharfsinnig von Ihnen!

Wenn Sie an einer einzigen Stelle überhaupt einmal die neoliberale Doktrin getroffen haben, oder zumindest deren Zerrbild, dann in etwa da, wo Sie Freude als (Geld-)Wert oder als gesteigerte "Produktivkraft" in Anschlag bringen. Selbst die Freude, wie auch die Erholung, wie auch Muße, wie überhaupt menschliche Emotionen in erster Linie unter dem Aspekt einer verwertbaren, durch ein ausgeklügeltes Regime an Arbeitspausen jeweils wieder effizient aufzufüllenden
Arbeitsressource zu betrachten, DAS ist liberale oder eher noch marxistische Ideologie, insofern diese den produktiven Menschen, von mir aus: den "homo faber", den "homo oeconomicus" als Inbegriff des Humanen, den ästhetisierenden Müßiggänger (Adel, Klerus) dagegen als steril und damit, da ohne verwertbare Produktionspotenzen, als
minderwertig (faul, arbeitsscheu, unsolidarisch, ausbeuterisch, konterrevolutionär, was immer)
betrachtet.

Die arbeitspsychologisch geschickt herbeigeführte Freude an der Arbeit, Arbeitskraft durch Fraude also, das wäre, wenn ich mich einmal zu Ihren Begrifflichkeiten herabließe, wohl noch am ehesten als die manipulative Beherrschung des Arbeiters durch seinen "Ausbeuter" zu bezeichnen.

Dr. Dean fordert: Kaufhaushintergrundmusik für alle! Denn nur glückliche Kühe geben reichhaltig gute Milch! -AKdF!

 
At 28 August, 2006 18:59, Blogger John Dean said...

Für ein "Gähhhn" eine recht lange
Antwort...

Wenn es so banal wäre: Warum fällt es vielen Firmen so unerhört schwer, diesen wichtigen Aspekt ausreichend zu beachten?

Im Übrigen kann man die stattfindende Werteverschiebung, die sich auch im Arbeitsalltag zeigt, durchaus auch als Ausdruck eines neoliberalen Zeitgeistes betrachten. Oder ist es etwa nicht neoliberal, wenn vermeintliche oder echte Arbeitgeberinteressen das absolute Übergewicht im Arbeitsleben erlangen?

Nun, ich bin etwas skeptisch, ob ich vom anonymen Gähhhner eine Antwort erhalte, denn, so vermute ich, er wollte sich lediglich ein wenig auskotzen.

Mehr nicht.

Hat er etwas zur Sache zu sagen, ist er natürlich hochwillkommen.

 
At 28 August, 2006 19:01, Blogger John Dean said...

Die Überwindung der allgemeinen Freudlosigkeit im Arbeitsalltag ist m.E. weder banal noch sinnlos. Es wäre ein guter erster Emanipationssschritt bzw., sofern hier "Liberale" mitlesen, ein Stück weit eine Befreiungsleistung.

Das ist doch was.

 

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