15 April 2007

Vom Geldverdienen mit Blogs

Ich nähere mich bei der Diskussion über Blogvermarktung einer Geschäftsidee: Kommentar-Recycling. Hey! Das macht wirklich Sinn - zum Beispiel:
Stefan: "Lebensunterhalt verdienen ist nicht nur legitim, sondern Zwang. Wenn das Erzwungene mit Spass geht, ist es fein — bin ich sehr dafür. Nur glaube ich, dass das nie lange gut geht. Es kommt irgendwann zu einer Vermischung. Und wenn ich dann das Nette erzwungenermaßen tun muss, dann kippt das Ganze. Selbstentfaltung und Selbstverwertung sind als Widerspruch nicht auflösbar." (Quelle)
Gut gesagt. Das gehört für meine Begriffe in jedes Buch übers Bloggen. Dazu passt diese Qualitätsprognose. Im Übrigen ist es so, dass ich eigentlich nichts gegen Lobos Blogverwertungsrampe habe. Aber bitte, macht es dann wenigstens so ambitioniert wie diese Schweizer.

+++ Update 16.4.07 +++
Zwei ältere Postings von Johnny und Jörg-Olaf (hier und hier) sind lesens- und erinnernswert. Und das hier, zur ausbleibenden Medienrevolution, ist ganz aktuell.

Für mich ist der Grenzfall akzeptabler Gestaltung von Blogwerbung bei BoingBoing erreicht. Das heißt, nur ganz oben auf dieser Seite befindet sich blinkende Flashwerbung, in einem schmalen Streifen, und diese Flashwerbung verschwindet sofort, sobald man das Posting scrollt und liest. Die übrige Werbung ist ruhig und besteht zumeist aus Textads. Da blinkt und brüllt mich nichts an - schau! zu! meiner! Werbung! - jedenfalls stört
diese Art Werbung nicht den Lesefluss.

Nunja, eigentlich ist mir die Werbung auf BoingBoing zuviel. Ich habe da als Leser keine Lust mehr, mir die BoingBoing-Beiträge anzuschauen, die teils ganz lustig sind. Für mich ist Bloggen auch ein Stück weit eine Flucht aus einer ökonomisierten Medienwelt. Ich kenne niemanden, der sich z.B. auf die Werbung im Fernsehen freut. Werbung nervt, meistens. Wenn Werbung doch nur eine Art Informierung wäre, ruhiger, weniger aufdringlich, ohne Brülltöne. Ohne sowas wie "SAU!- SAU!- SAU!- BILLIG!" usw.

Und, das wäre mein sehr spezieller persönlicher Wunsch, auch ohne diese scheinheilige Imagewerbung - die oft genug doch nur auf Imageprobleme hinweist. Die oft nichts als verlogen ist und mich als Leser und Betrachter für dumm verkaufen will. Ich finde, Werbung nervt und müsste besser zivilisiert werden.

Insofern bin ich nicht übermäßig froh, wenn sich Vorzeigeblogger, sorry fürs Wort, völlig kitiklos (!) auf den Zug der Werbung springen. Blinkende Flashwerbung gilt plötzlich als toll, so, als gäbe es nichts anderes. Noch ätzender ist in meine Augen diese schlagartig degenerierte Kritikfähigkeit. Leute, die damals aus guten Gründen JRvM kritisiert haben, denen fällt zum Thema Werbekritik dann nur noch ein, dass die Werbekritiker schlechte, lächerliche, neidische oder hassende Menschen sein müssten.

Insofern stellt sich - gerade dadurch - die Frage, was das Kommerzding aus der Blogosphäre macht.

Kaum rückt der Futternapf in Reichweite, schon verwandeln sich einige durchaus achtenswerte Blogger in Heimkinder, die vor allem um ihren Anteil fürchten, und in jedem kritischen Blick einen bösartigen Angriff vermuten. Wäre das nicht ein Stück weit traurig, könnte man gut darüber lachen. Wirklich, diese Mechanismen zu sehen, - und auch zu sehen, bei wem sie wirken, das ist komisch.

Bitte, man missverstehe mich nicht: Komisch, aber nicht lächerlich. Denn am Ende weiß ich z.B. von mir selbst nicht genau, wie ich mich verhalten hätte, wenn da plötzlich ein richtig leckerer Futternapf in Greifweite erscheint. Bloggen und Geld, Spaß und Einkommen: Das ist als Kombination schon verführerisch, sicher.

D
ass die Opelblogger damals ihr Tonne rausgestellt haben, teils auch mit ungläugigen Staunen, dass man mit ein paar doofen Postings mehr als tausend Euro einheimsen kann: Dafür habe ich Verständnis. Weniger Verständnis habe ich aber für den Mangel an Reflektion, und für die mitunter geradezu aggressiv verteidigte Naivität, die bei einigen dann in der Folge sichtbar wurde. Ich verstehe das nicht.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass die Diskussionskultur in Blogistan und der gegenseitige Umgang leiden, dass vormals hochgehaltene Ideale und Ambitionen vorschnell vergessen werden, nur, weil mit irgendetwas Geld zu machen ist. Ich meine, man nehme das zur Zeit gängige Argument (ist es eines?), dass die Kritiker allesamt irrsinnige "Hasser" und "Neider" sein müssten usw. usf. Da fehlt nun wirklich nicht mehr viel, und diese Blogger erklären kritische Blogs zu den Kotzkübelchen des Internets...

Oder man nehme diese eigentlich doch merkwürdigen Anwürfe z.B. eines Don Dahlmann, dass derjenige, der etwas kritisierenswert findet, doch bitteschön erst einmal nach Berlin zur re:publica fahren solle, um Kritik und Fragen dort zu äußern. Um sich also mit einer Masse von vielleicht 500 Leuten in einen Raum zu begeben, Dahlmann, Johnny und anderen zu lauschen (was ja eigentlich keine schlechte Idee ist), und dann, falls es dafür 10 Sekunden Zeit gibt, ans Saalmikrofon zu drängen und in ebendieses dann seine Bedenken und Sorgen zu formulieren. Und hinter und vor mir einen Haufen Adicalesen, die genau erklären können, warum meine Fragen dämlich oder unwichtig sind. Nein, Don Dahlmann, so funktioniert das nicht.

Ich finde Diskussionen in Blogs nicht lächerlich, frei nach dem Motto "Kritisieren in Blogs ist ja doof", sondern deutlich praktischer. Ich mein, dass ich jetzt bei vielen Adicalesen, wegen harmloser Kritik, tatsächlich als eine Art von "Blutrausch" (!) erfüllter dummer "Neider" (!) gelte, das ist unschön zu sehen,- aber ehrlich, Don Dahlmann und andere, dafür müssen weder ich, noch Chris, noch sonstwer nach Berlin fahren. Trotzdem, herzlichen Dank nochmal
fürs nachträgliche Einladen. ;-)

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5 Comments:

At 15 April, 2007 13:03, Anonymous Anonym said...

Was verstehst Du unter ambitioniert? Etwa, dass dort am 1.3. über adical geschrieben wird "Was für Kriterien «adical» für die Aufnahme von Blogs anwendet, wäre interessant zu wissen, bleibt aber vorerst noch im dunkeln." und einige Monate vorher über sich selbst "Da wir ja nicht jeden aufnehmen, sondern eine Auswahl treffen, sind wir in einem gewissen Sinne elitär.
Und der Duden beschreibt Elite mit: "Auslese der Besten". Das kann ja nur im Sport objektiv sein (dort kann man die Besten mit der Stoppuhr bestimmen). Überall sonst ist das subjektiv. Auch in diesem Fall."

Oder meinst Du mit ambitioniert, dass einen, wenn man auf das erste der dort verlinken Blogs geht, ein Flashbanner nicht nur anblinkt, sondern bei Mouseover auch anbrüllt? Zu allem Überfluss ein Banner von den durch misslungene Viralkampagne einschließlich zurückgezogener Abmahnung beliebten Nine Inch Nails? Was ist daran anders oder besser als an adical?

LG,

Arbor

 
At 15 April, 2007 14:12, Blogger John Dean said...

Arbor, Du hast Recht - stimmt, das Problem mit der Flashbanner-Werbung ist dort das gleiche - oder sogar übler.

Wirklich übler? Hmm. Ich muss zugeben, auch wenn das meinen fix erworbenen Ruf eines Fundamentalisten kosten könnte, dass ich Mouseover-Werbung mag.

*räusper*

Man kann das natürlich anders sehen. Bedenke aber bitte auch, dass solche Nervwerbung, blinkende Flashwerbung, bei den Schweitzern die Ausnahme ist. Die meisten Werbebanner, die ich dort gesehen habe, blinken nicht.

Es dürfte schwer sein, adical damit zu vergleichen. Da müssten nochmal ein paar Monate vergehen - dann ist man schlauer. Im Vergleich: adical könnte bessere und weniger nervige Werbung schalten - Du könntest also Recht haben.

Aber Dein Vorwurf einer sich anderen verweigernden Elite oder gar eines closed shop trifft bei den Schweizern meiner Meinung nach nicht. Dann eher schon bei...

1. Die Schweizer sind im Vergleich zu adical - hinsichtlich der Aufnahme offener. Doch, doch.

2. Das mag jetzt etwas hart klingen: Christian Schenkel käme niemals auf die Idee, eine lobotomierte "Wir-Blogger"-Rhetorik und eine sich revolutionär gebende Attitüde mit einem strikten Closed-Shop-Prinzip zu verbinden.

Soviel zum Diskussionspunkt "Elite".

Die Nine Inch Nails sind mir als Werbekunde auch lieber als ein Zensurdienstleister.

Ich finde blinkende Flashwerbung trotzdem doof, ob nun bei den Schweizern oder bei adical - aber das ist nochmal ein anderes Thema.

Und was Gestaltungsfragen der Werbung angeht: Schau Dir doch mal an, was duch die massiv geschaltete Werbung aus dem Lummaland-Blog geworden ist. Und? Wenn ich sowas sehe, kann ich nicht finden, dass das Thema Werbung in Blogs einfach so, völlig kritiklos, durchgewunken gehört.

(Ich hab übrigens nix gegen Lumma. Nicht, dass ich noch ein Wespennest anpieke.)

Achja, zurück zu Deiner Frage nach den Ambitionen.

Pluspunkte adical bzw. Ambitionen:
1. Gute deutsche Blogs dabei
2. 5% gehen in die kollektive Antiabmahnkasse.

Bei Swissblogpress sehe ich aber deutlich mehr Ambitionen. Dass Du da garnichts erkennen kannst, wundert mich.

 
At 15 April, 2007 16:48, Anonymous Anonym said...

Nein nein, ich kann da schon etwas erkennen und ich finde den Schweizer Ansatz auch durchaus gut. Was ich sagen wollte ist: Wenn man (und damit meine ich ausdrücklich nicht Dich) Aufhänger sucht, um seine Abneigung gegen Werbung per se, gegen Lobo, oder gegen eine vermeintlich abgeschlossene "Blogger-Elite" zu begründen, dann würde man sie auch bei dem Schweizer Modell finden. Würde auf der Schweizer Seite "adical" stehen, dann hätten die selben, die jetzt "Pfui - Cisco!" und "keine Transparenz bei der Auswahl der Beteiligten" schreien, eben "Pfui - NIN" und "keine Subjektivität bei der Auswahl der Beteiligten" geschrien. Weil es halt nur Aufhänger sind. Natürlich nicht für alle, aber bei vielen, die in den Beiträgen und Kommentaren in den letzten Tagen auf allen möglichen Blogs auch mal mitmachen wollen, wirkt es einfach so.
Dazu passend übrigens heute im ZDF-Nachtstudio: Sascha Lobo erklärt Volker Panzer, was Bullshit ist.

LG

Arbor

 
At 15 April, 2007 17:45, Anonymous Anonym said...

Bezüglich Flash-Werbung:

Ich selber habe sehr lange keinen Werbeblocker gehabt. Die Webseitenbetreiber wollten ihr Angebot durch Werbung finanzieren, und das fand ich legitim. Ich habe auch heute noch keinen AdBlocker, aber seit einigen Monaten verwende ich FlashBlock:

http://flashblock.mozdev.org/
http://www.erweiterungen.de/detail/Flashblock/

(Letzteres ist wohl die deutsche Version).

Es tut mir leid, aber es geht nicht anders. Nicht nur, dass die Werbung zappelt, nein, jetzt bringt sie auch noch meine Boxen zum aufheulen. Gerade auf der Arbeit, wenn ich mich auf ansonsten seriöse, fachspezifische (!) und somit eigentlich legitime Seiten begebe, bin ich einfach nicht mehr bereit, in irgendeiner Form zu akzeptieren, dass meine Boxen auf einmal aufheulen wie bei einem Computerspiel oder einer billigen Fun-Seite. Zudem bringt dieser Kram, wenn er schlecht programmiert ist, auch noch meinen Browser mehr als einmal ins Schwitzen.

So nicht! Dann blocke ich eben - als jemand der sonst durchaus von Zeit zu Zeit mal Werbung anklickt, die ihm interessant erscheint. (Insbesondere bei Google immer wieder der Fall).

Ben

 
At 11 August, 2009 12:26, Anonymous Anwalt said...

Es ist eine wertvolle Information ist, die von you.In meiner Sicht das Bloggen ist eine sehr gute job.Its die für die Zwecke der Völker awareness.I glaube, es ist auch eine sehr gute Quelle von Einkommen.

 

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