06 Februar 2008

Gabor Steingart ist ein miserabler Korrespondent

Warum der SPIEGEL einen Korrespondenten nach Washington schickt, damit er dort für Republikaner (McCain - sein Lieblingskandidat) oder Hillary Clinton (seine zweite Wahl) Wahlkampf betreibt, ist ein schwer zu lüftendes Geheimnis. Dass ein SPIEGEL-Korrespondent jedoch mit Verlagsunterstützung die Wahrheit so sehr dehnt, dass er am Ort des Geschehens, in den USA, von Gesprächspartnern nicht mehr Ernst genommen werden kann, ist dann doch eine seltene Erscheinung. G. Steingart, der Lügner, berichtet:
Barack Obama besitzt mächtige Verbündete: Der Kennedy-Clan leiht ihm seinen Heiligenschein. Die Medien schlagen seine Trommel. Die jungen Leute erklatschen ihm Kultstatus.
Die US-Medien ständen einseitig auf der Seite von Barack Obama? Eine ziemlich unverfrorene Lüge. MSNBC tendiert tatsächlich zu Obama, CNN nicht weniger deutlich zu Clinton - und Fox News ist für Demokraten nach wie vor feindlicher Grund, - die LA Times hat Obama unterstützt, die NY Times Clinton. Die meisten übrigen US-Medien verhalten sich neutral. All das weiß Steingart - und schreibt doch das Gegenteil.

Die Formulierung "Heiligenschein" ist zudem keine Korrespondentensprache, sondern entspricht dem Handwerkszeug politischer Demagogie, zumal Clinton im demokratischen Partei-Establishment ebenfalls einige Unterstützer bzw. Verleiher von "Heiligenschein" hat. Tja, auch aus der Kennedy-Familie. Genauso gut hätte der unsachliche Korrespondent Steingart schreiben können, dass die Kinder von Robert Kennedy der Kandidatin Hillary Clinton mit ihrer Unterstützung den "Heiligenschein" verliehen hätten. Steingart schreibt weiter:
Barack Obama aber hat auch einen mächtigen Gegner, den er bislang nicht hat bezwingen können: die Mitte der US-Gesellschaft.
Was sind das für Wählergruppen, die Hillary Clinton stark bevorzugen? Wähler über 60 Jahre, Ungebildete und Latinos. Ist das die "Mitte der Gesellschaft" für den sachwidrig berichtenden Korrespondenten Steingart? Offenbar - daher interessiert es ihn auch nicht, dass Amerikas "middle class" eher zu Barack Obama tendiert. Zur Mitte der Gesellschaft rechnen auch unabhängige Wähler und moderate Konservative. Und auch hier liegt Obama vorn. Gabor Steingart lügt - denn all das weiß er. Und behauptet unverdrossen das Gegenteil.

Anschließend zitiert Steingart aus einer Reihe von Emails, die er erhalten hat, und will damit seine Thesen belegen. Merkwürdig ist daran, dass Steingart nur Emails von Clinton-Unterstützern erhält - und dies, obwohl jeder zweite US-Demokrat zur Zeit Obama präferiert. Die Vorwahl am "super tuesday" ging auch denkbar knapp aus, mit jeweils 49% landesweiter Zustimmung für Clinton und Obama. Beide Kandidaten sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und zwar eher mit leichten Vorteilen für Obama.

Was Gabor Steingart mit seiner ausführlich genutzten Willkürmethode, die nur Clintonfans zitiert, völlig unterschlägt, das ist die Tatsache, dass beide demokratische Kandidaten im Fall einer Kandidatur auf eine sehr breite Unterstützung durch demokratische Wähler rechnen können. Die Zahl der Demokraten, die niemals Clinton wählen würde, ist gering und liegt zur Zeit, mitten in der Vorwahlerregung, bei lediglich zirka fünf bis 8 Prozent. Gleiches (!) gilt für ihren Konkurrenten Barack Obama, der allerdings deutlich günstiger abschneidet, wenn man zur "Mitte der Gesellschaft" auch moderate Konservative hinzurechnet.

Die Steingart-Behauptung, dass der Kandidat Barack Obama im Vergleich zu Clinton "für die Mitte" der Gesellschaft weniger wählbar sei, verfehlt die amerikanischen Realität. Ich vermute, der von ihm betriebene Betrug am Leser macht Gabor Steingart ausgesprochen viel Spaß. Doch, wirklich.

Gabor Steingart ist ein miserabler Korrespondent.

3 Comments:

At 07 Februar, 2008 02:23, Anonymous Anonym said...

Diese Amerikaner aber auch, die aber auch nie so abstimmen wie von Herrn Steingart doch ausdrücklich empfohlen! Neuerdings habe ich den Verdacht, sein penetrant-sinnloses deutsches hillary-endorsement zielt nur auf ein von ihm erträumtes Finale hillary-mccain ab, dass hillary als Reizfigur dann verlieren würde, und mccaindann Bush-Epigone, kleineres Übel, Bush ohne Bush, also ohne diese Reizfigur, kein Chimp mehr im TV, aber fast die selben Inhalte (a.k.a. "change").

Steingarts alte Bush-Jubel-Artikel würde ich ja gerne mal wieder lesen, inzwischen wohl tief verborgen in der kostenpflichtigen Spiegelschatztruhe.

 
At 07 Februar, 2008 09:14, Anonymous Anonym said...

Gabor Steingart lügt nicht. Er kann es nicht besser. Er konnte es auch nie besser. Er ist in Washington weil das billiger ist als ihn rauszuschmeißen und er so weit genug weg ist, um hier nicht zu stören.

 
At 07 Februar, 2008 14:57, Blogger Dominik Hennig said...

Lies mal den "Anti-Steingart" von Rahim Taghizadegan und Gregor Hochreiter auf liberty.li! :-)

 

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