03 Juni 2006

Die Bedeutung von Interkulturalismus - einige Überlegungen

Ich meine: Eine entscheidende Wurzel von Militarismus, Krieg und Hass liegt in nationalistischen Denken. Die entscheidende Quelle für kulturellen Fortschritt liegt hingegen in Kulturaustausch. Beide Aussagen sind etwas zu plakativ, aber es ist m.E. eine absolute Notwendigkeit, mit allen Konsequenzen daran zu erinnern, dass wir alle Menschen sind, und natürlich gleichgestellt. Von einem interkulturellen Ansatz könnte unser Umgang mit Migranten, Flüchtlingen, inländischen "Ausländern"ungemein profitieren.

Gleichzeitig ist die Nation ein Raum, in dem sich Demokratie entfalten kann. Eine fortgesetzte Verlagerung demokratischer Kompetenzen z.B. auf die EU-Ebene wird m.E. nicht gegen nationalistisches Denken wirken, sondern wirkt in erster Linie gegen Bürgersouveränität. Die Gefahr, die ich sehe, besteht dabei darin, dass der auf nationaler Ebene entmündigte und zunehmend machtlose Bürger Zuflucht in nationalistischem Denken oder gar Rassismus sucht oder aber in außenpolitischem Chauvinismus, um sich auf diese Weise seiner politischen Macht zu versichern.

Ich ziehe folgenden Schluss aus diesem Dilemma und meine:

Echte und auch als echt erlebte Demokratie, auf allen Ebenen, ist in Verbindung mit Interkulturalismus, und gesellschaftlicher Teilhabe die wirkungsvollste Abhilfe gegen nationalistisches Denken.

Vielleicht ist meine Beobachtung falsch, aber für mich sieht es in der Betrachtung der Geschichte so aus, dass Staaten, welche eine entsprechende Orientierung haben, weniger zu Nationalismus neigen. Dänemark könnte man hier als Gegenbeispiel anführen, außerdem lässt sich sagen, dass nationalistische und chauvinistische Aufhetzungen ein typisches Merkmal von vielen Volkstribunen waren - hmm.

Vielleicht kann man daraus den Schluss ziehen, wie immens wichtig die Abwehr von Chauvinismus und die Pflege von Interkulturalismus sind, ob nun im Sinne von Völkerfreundschaft oder im Sinne einer Freude an kultureller Begegnung.

Man könnte ggf. einige Schritte weiter gehen, bis hin zum anthropologischen Freund-Feind-Gegensatz. Wenn ich z.B. sehe, wie bei Attac aus den internationalen Finanzmärken ein universelles, für fast alle Probleme der Welt taugliches Feindbild gezimmert wird, inklusive alberner Militanz gegen internationale Konferenzen, scheinen mir die Ursachen tiefer zu liegen als bloß im Nationalismus. Mit der intensiven Konzentration auf das konstruierte Feindbild hängt es m.E. zusammen, dass sowohl die Analysen der gesellschaftlichen Realität überaus flach ausfallen, wie auch die formulierten gesellschaftlichen Zielvorstellungen und Lösungsvorschläge (z.B. die Tobin-Steuer).

Nationalismus und Chauvinismus sind Unterkategorien von Feindseligkeit bzw. eine feindselige Abgrenzung gegen das Fremde. Wenn das stimmt, dann ist der Mechanismus von Feindseligkeit und Abgrenzung an sich: ein wesentliches politisches Problem.

*Grübel*

2 Comments:

At 04 Juni, 2006 07:03, Anonymous Anonym said...

Wenn Du anerkennst das Nationen sinnvoll (als Ergebnis historischer Entwicklng und für gelebte Demokratie) bzw. Realität sind, wenn Du anerkennst das es auf der Welt mehr als einen Staat gibt, mußt du auch damit leben können und anerkennen das wir Menschen eben nicht (!) alle "gleichgestellt" sind (was "gesellschaftliche Teilhabe von Ausländern nicht ausschließt, aber einschränkt).

In einem Staat gibt es Staatsbürger und Menschen mit anderem Status, woraus unterschiedliche Rechte und Freiheiten folgen.

Du mußt als Demokrat und Anhänger liberaler Gesellschaft auch anerkennen das sich diese demokratischen Staaten eben so entwickeln wie es ihre Bewohner und insbesondere STaatsbürger wünschen.

Im übrigen zeigt dieser Text eben wieder warum Du mehr "links" als "liberal" bist, Du willst Menschen erziehen, Du störst Dich daran was sie denken, anstatt sich erstmal darüber zu freuen das sie es überhaupt tun.

Wer liberal ist nimmt den Menschen an wie er ist, er erkennt das sich das Leben und die Geschichte nach den Menschen zu richten hat - und nicht umgekehrt. Das Gesellschaften nicht auf dem Reißbrett geplant und gstaltet werden, sondern sich selbst, zudem größtenteils dynamisch entwickeln.

Du suchst eine Wurzel von Dingen für die es viele Ursachen und Auslöser gibt, Du predigst Kulturaustausch obwohl dieser ansich sowohl positive wie negative Folgen haben kann und extrem selten auf Augenhöhe erfolgt.

Die entscheidende Wurzel für "Militarismus, Krieg und Hass", und alles andere, liegt im Menschen - der nunmal ist wie er ist: kompliziert. Er will gut leben, überleben, besser leben als andere - er will für die seinen das beste und er hat Stimmungen, Launen und quält sich damit den Sinn des Lebens zu finden. Eine Antwort kann lauten sich die Welt erobern, möglichst sich und andere im Griff zu haben, Sicherheit (auch zB genug Wasser und Nahrung zu haben -> Ressourcenkonflikte), Freiheit, Macht - und so weiter und so fort, dazu könnte man viel schreiben.

Unter anderem um dem Leben etwas Komplexität zu nehmen, sich das Leben zu erleichtern, hat der Mensch seine Lebenswelt, seinen Lebensraum und seine Kontakte definiert, er grenzt ein, ab und aus. Heraus kommen Familien, Clans, Stämme, Reiche und Staaten.

 
At 02 Juni, 2011 16:01, Anonymous Buy Viagra online said...

Eine fortgesetzte Verlagerung demokratischer Kompetenzen z.B. auf die EU-Ebene wird m.E. nicht gegen nationalistisches Denken wirken,Echte und auch als echt erlebte Demokratie, auf allen Ebenen.

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home