26 April 2006

Antiamerikanismus in deutschen Blogs

Ich habe lange gesucht, den schlagenden Beweis für enthemmten Antiamerikanismus in linken deutschen Blogs. Hier ist er. (via Schockwellenreiter) Um es deutlich zu sagen: Es ist anti-amerikanisch, sich als Deutscher dazu zu äußern. Es ist anti-amerikanisch und anti-freiheitlich, die moralische Leitnation zu kritisieren. Let fredom prevail!

P.S.
Das war Satire. Damit kritisiere ich Stigmatisierung von Kritik und die Schaffung falscher Götzen bzw. die überzogene Konstruktion von Gut-Böse-Konstellationen.

Zu den Grautönen Amerikas gehört u.a. das faschistische Züge tragende Verständnis von Strafe, die zahlreichen menschenquälerischen Bootcamps, oder das hochgradig ineffiziente Gesundheitssystem. Grautöne gibt es überall. Wer sich für das Alltagsleben im Iran interessiert, der lese Jasmins Blog.

7 Comments:

At 26 April, 2006 22:45, Anonymous Anonym said...

Wo sind die Grautöne in Deiner Beurteilung von Gesundheitswesen, Bootcamps und Strafe? Dein link erwähnt ja gerade die schliessung von bootcamps. Gibt es nicht genug Umfragen, in denen sich Deutsche für Todesstrafe, Kastrationen von Straftätern, Veroeffentlichung Anschriften von von Sexualstraftäter und bootcampähnliches für jugendliche Straftäter ausprechen etc? Die USA sind insofern nicht moralisch schlechter als Dland, sondern demokratischer als Dland.

Ich denke, Medienkritik stimmt Dir sogar zu in Sachen Grautöne. Deren Kritik ist ja das in der deutschen Presse zu wenig Grautöne gibt. Sondern nur schwarz und weiss und gut und boese, und kein faires Bild der US Politik beschrieben wird.

Über ein boeses Bootcamp wird mehr berichtet als über einen töpfernder Resozialisierungskurs von muesliessenden Hippies oder so, die es ja auch gibt.
Über das viele Scheitern im Irak wird *überproportional* mehr berichtet als über die wenigen Erfolge.

Hier http://medienkritik.typepad.com/blog/2005/03/sterns_gallery_.html
gibt es auch nur schwarze und weisse Stereotypen, aber keine Grautöne.

 
At 27 April, 2006 00:02, Blogger John Dean said...

@Wilbur
Wenn die Bootcamps (die es in diversen anderen Bundesstaaten ja auch noch gibt) in Florida geschlossen werden müssen, könnte das mit ziemlich schlimmen Problemen zusammenhängen.

Das ist Dir als Aussage zu möglicherweise eindeutig, Wilbur. Ich bin ziemlich undiplomatisch, sorry. Die Grautöne, die ich im Beitrag gemeint habe, betreffen ein Land zur Gänze - also Amerika als Ganzes.

Ein tolles Land!

Okay?

Demnach finde ich den hysterischen Proamerikanismus der sogenanten "prowestlichen" Blogger strunzdumm, und natürlich habe ich gegenüber Antiamerikanismus (den ich lange nicht mehr gesehen habe) die gleiche Wertung.

Beiden fundamentalistischen Haltungen fehlt es an der Fähigkeit, Zwischentöne wahr zu nehmen, allerdings habe ich mich in meinem Beitrag auf die deutschen "prowestlichen" Blogger konzentriert, sie ein wenig hopps genommen, und zwar deshalb, weil es davon deutlich mehr gibt als antiamerikanische Blogger.

"Davids Medienkritik" ist in meinen Augen ein hübsches Beispiel für eine prinzipiell hysterische und verzerrte Wahrnehmung:

DM wertet tatsächlich fast jeden singulären Artikel (z.B. bei Spiegel Online) als Ausdruck eines veritablen "Antiamerikanismus", und fantasieren sich in ihrem wahnhaften Honestly concerned-Weltbild (die DM-Aktivisten stammen aus dem messianischen HC-Umfeld) einen Antiamerikanismus zusammen, den es schlicht nicht gibt.

Was es natürlich gibt, und zwar im Übermaß: Uninformiertheit. Vorschnelle Schlüsse. Und jede Menge davon.

Das betrifft aber sicherlich nicht ein Thema bzw. ein Land allein. Presse ist indes immer kritisch - sie muss das sein.

Hätte die messianischen Spinner (doch, sorry: so sehe ich das) bei Davids Medienkritik mit dem verwendeten Bewertungsmaßstab recht, dann wäre die deutsche Presse auch antideutsch, antichinesisch, antirussisch und antichristlich.

Und auch antisozialdemoraktisch, antiliberal und antikonservativ.

*g*

Es ist nicht sinnvoll, aus dem Vorhandensein regelmäßiger Kritik abzuleiten, dass der Kritisierende eine amoralische Haltung hätte oder sogar Hass verbreiten würde. Der Punkt ist nämlich immer auch, ob diese Kritik

a) fair ist und
b) zutreffend.

Beides ist m.E. regelmäßig der Fall.

Natürlich mögen es die HC-Messianics bei DM nicht, wenn jemand in der deutschen Presse Positionen teilt, welche den Haltungen der amerikanischen Democrats sehr nahe stehen.

Für Davids Medienkrtik ist die DNC, und fast alles, was diese an Positionen hat, natürlich auch auf schlimmste Weise "antidemokratisch".

*lach*

Daraus folgt zwingend: DM ist ein Spinnerverein, der von Fanatikern betrieben wird.

Sorry. Und das, obwohl die sich nun wirklich viel Mühe machen.

Wilbur: Da es dich scheinbar stört, wenn das amerikansiche Irak-Abenteuer regelmäßig kritisch beurteilt wird:

Komm einfach klar damit. Es ist keine Frage von "pro Amerika" oder "contra Amerika", sondern ein Dissenz in einer Frage der Außenpolitik.

Der amerikanische Militarismus wird in Europa nun einmal nicht sehr geschätzt.

Militarismus, Hemdsärmligkeit, Rachegelüste und Neocon-Ideologie sind einfach keine sonderlich gute Kombination, aber einflussreiche Teile der GOPs kombinieren leider in genau dieser Weise.

Rice und andere stehen innerhalb der GOP hingegen eher für einen differenzierteren, weniger dogmatisch-militaristischen
Umgang mit außenpolitischen Problemen.

Die Ablehnung des Irak-Abenteuers ist kein Ausdruck von Antiamerikanismus, sondern einfach eine Beurteilung einer einzelnen Angelegenheit.

Da die Iraker die Angelegenheit nun wirklich ausgesprochen ähnlich beurteilen, und dies vor Ort vermutlich besser beurteilen können, sollte man meinen, dass die deutsche Presse ein akkurateres Urteil in dieser Frage hat als die amerikanische Presse.

Oops! Da habe ich mich doch glatt reingelegt, Wilbur. Denn: Die amerikanische Presse beurteilt die Lage im Irak inzwischen mehrheitlich sehr ähnlich.

Sie haben für die Erkenntnisse nur ein klein wenig länger benötigt. Rund 2/3 aller Amerikaner finden den Zwischenstand des Irak-Abenteuers ziemlich übel (um es noch höflich auszudrücken).

Da wäre es ja glatt reinster Antiamerikanismus, wenn sich die deutsche Presse dem höchst schiefen Weltbild von Davids Medienkritik folgen würde...

Wibur, Du verwechselst da, glaube ich, die GOP mit Amerika, jedenfalls ist das Problem mit Davids Medienkritik genau das.

GOP = Amerika.
Anti-GOP = Anti-Amerikanismus.

;-)

Ob die USA wirklich demokratischer sind als Deutschland? Nun, das hängt davon ab, was man genau betrachtet.

Es gibt eine Vielzahl von Institutioen in Amerika, die von einem deutlich demokratischeren Geist getragen sind als es in Deutschland der Fall ist.

Darin stimme ich mit Dir überein, Wilbur.

Aber so ganz global betrachtet? Nun, ich halte allein schon ein 2-Parteiensystem für eine ziemlich undemokratische Angelegenheit.

Viele Dinge, die wir hier kaum verstehen, ergeben sich m.E. aus diesem 2-Parteiensystem.

Und, wenn man sich darauf einigt, dass die Verfassung der demokratischen Öffentlichkeiten wiederum sehr viel damit zu tun hat, inwieweit ein Land mehr oder minder demokratisch ist, so finde ich, dass es bei uns in diesen Fragen sehr große Probleme gibt, z.B. politische Kampagnen von deutschen Medien, eine politische Schieflage von Medien in Deutschland, zu wenig journalistische Unabhängigkeit, zu große Orientierung an Presseagenturen, zu wenig Recherche, teils sehr große Schieflagen bei der Darstellung öffentlicher Angelegenheiten usw. usf.

Aber ehrlich: Eine derart von "Think Tanks" manipulierte Presselandschaft wie in den USA haben wir doch nicht, oder?

Um ein Schlusswort zu geben:

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir Deutsche extrem viel von Amerika lernen können, sowohl von Fehlern, die dort gemacht werden, als auch von prächtigen Dingen, die bei uns viel zu wenig bekannt sind.

Ich würde im Übrigen nicht einmal ausschließen, dass das auch umgekehrt gilt.

Mich wundert z.B., dass viele transatlantisch orientierte Amerikaner Deutschland vor allem aus der Perpektive verschlafener Reformen sehen, und nicht, dass es hier jede Menge Wirtschaftsreformen gab (Beleg u.a.: Verbesserung der Stückkosten im OECD-Maßstab, weiter steigende Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, Senkung der Staatsquote).

Wir haben z.B. auch die effizientere Verwaltung (und dies trotz aller Probleme mit der deutschen Bürokatie)! Das glaubt hierzulande kaum jemand, aber es ist tatsächlich so. Wir sind uns vermutlich einig, dass die deutschen Verwaltungen in der Summe ein deutlich größeren Aufgabenumfang bewältigen, oder?

Nun, in Deutschland gibt es prozentual weniger Beamte und Staatsbedienstete als in den USA.

Nur mal so als Beispiel. Woran das genau liegt, das würde ich allerdings gerne verstehen lernen, denn wenn ich mir irgendetwas Ineffizientes vorstelle, dann ist es sehr schnell die deutsche Bürokratie.

Also: Themen sind da genug, und ich habe meinen Zweifel daran, ob die Beurteilung immer "pro Amerika" oder "pro Dland" ausfallen wird.

Hmm. Eigentlich müsste man wirklich mehr Austausch machen.

 
At 27 April, 2006 00:15, Blogger John Dean said...

Korrektur. Es muss heißen:

"Für Davids Medienkrtik ist die DNC, und fast jeder, der diese Positionen teilt, natürlich auch auf schlimmste Weise "antiamerikanisch".

 
At 27 April, 2006 10:00, Anonymous Anonym said...

"Wilbur: Da es dich scheinbar stört, wenn das amerikansiche Irak-Abenteuer regelmäßig kritisch beurteilt wird"

Stört mich nicht. Habe ich nie behauptet.
Mir geht es nur um Verhältnismässigkeit. Über die wenigen positiven Entwicklungen im Irak sollte ETWAS mehr berichtet werden. Und Abu Ghraib verdient nicht 10x so viel Aufmerksamkeit als Darfur. 5x so viel wuerde doch reichen. Was in Darfur abgeht ist viel schlimmer, aber die deutschen Medien sind oft besessen von USA. Warum schauen wir immer in die USA? Warum nicht mehr auf unsere eigene Politik, inkl. EU. Warum ist die US Aussenpolitik das Maß aller Dinge. Wir sind doch ach so stolze Europäer und wollen mehr gemeinsame EU Politik, die ja so viel toller und ziviler sein soll und bessere Lösungen für internat. Probleme bietet. Warum konzentrieren unsere Medien und oeffentlcihen Diskurse dann nicht mehr auf unsere Beiträge?

Was mich generell stoert, ist andere ständig zu kritisieren statt an die eigene Nase zu fassen. Das ist es was mich bei Medienkritik am meisten stoert. Und aus dem gleichen Grund finde ich auch Bildblog langweilig. Und vermutlich andere Watchblogs auch.

Warum lesen 30.000 Leute Bildblog jeden Tag? M.E. grösstenteils um sich bestätigt zu fühlen, dass Bild bloed und unmoralisch ist. Und sich selbst zu vergewissern, dass sie selber ganz toll, schlau, kritisch und moralisch sind. Ähnliches trifft bestimmt auf vielel Leser von Medienkritik zu.

Die 30.000 Bildlbog leser sind ja nicht alles Journalisten, die nachsehen wollen, ob sie bei Bild eine bestimmte story abschreiben koennen oder nicht. Sondern auch vielel andere geilen sich bei Bildblog auf. Die typischen Bildleser hingegen erreicht Bildblog nicht, d.h. Bildblog wird nicht dazu führen, dass Bild weniger gelesen wird.

M.E. sollte Bildblog nicht mehr Bildartikel auseinander nehmen, sondern die Idioten von anderen Medien blosstellen, die noch immer so doof sind, aus der Bild abzuschreiben und fehlerhafte Aussagen aus Bild übernehmen.

Jeder vernünftige Mensch weiss doch das Bild bescheuert, bloed und nicht ueber den Weg zu trauen ist.

Wie gesagt, bei Medienkritik finde ich den watchblog aspekt gut. Also immer wenn sie deutschen Medien konkret und nachweisslich fehler und bias nachweisen. Dann erfüllen sie eine ähnliche funktion wie bildblog, aber insofern wichtiger weil medienkritik sich mit den serioesen medien beschäftigt, und deren Fehler bzw. biased US berichterstattug nicht so bekannt und offensichtlich ist wie bild.
Leider beshcränkt sich medienkritik nicht dadrauf, sondern macht viel "politisch inkorrektes" krimskrams und vertritt politische Positionen, die ich absolut nicht teile.

"Es gibt eine Vielzahl von Institutioen in Amerika, die von einem deutlich demokratischeren Geist getragen sind als es in Deutschland der Fall ist.
Darin stimme ich mit Dir überein, Wilbur.
Aber so ganz global betrachtet? Nun, ich halte allein schon ein 2-Parteiensystem für eine ziemlich undemokratische Angelegenheit."

Nix global und allgemein. Ich bezog mich nur auf Todesstrafe und so.

"bei uns in diesen Fragen sehr große Probleme gibt, z.B. politische Kampagnen von deutschen Medien, eine politische Schieflage von Medien in Deutschland, zu wenig journalistische Unabhängigkeit, zu große Orientierung an Presseagenturen, zu wenig Recherche,"

Dies sagt auch Medienkritik.
Dt. Medien machen Inlandsberichtersttaunng viel besser (bzw. viel weniger schlecht) als Auslandsberichterstattung.

"Mich wundert z.B., dass viele transatlantisch orientierte Amerikaner Deutschland vor allem aus der Perpektive verschlafener Reformen sehen, und nicht, dass es hier jede Menge Wirtschaftsreformen gab (Beleg u.a.: Verbesserung der Stückkosten im OECD-Maßstab, weiter steigende Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, Senkung der Staatsquote).
Wir haben z.B. auch die effizientere Verwaltung (und dies trotz aller Probleme mit der deutschen Bürokatie)! Das glaubt hierzulande kaum jemand, aber es ist tatsächlich so. Wir sind uns vermutlich einig, dass die deutschen Verwaltungen in der Summe ein deutlich größeren Aufgabenumfang bewältigen, oder?"

Stimmt! Schreib darüber und wir verlinken in der Atlantic Review, die ja auch von diesen Amerikanern gelesen wird. Und reich es beim Carnival of German American Relations ein, dann lesen es noch viel mehr. So können die Amerikaner ihre Meinung überdenken, anpassen bzw. komplett ändern.
Wenn man solche Beiträgen nur in deutschen Blogs oder linken US Blogs und Foren schreibt, dann trägst Du zu keiner Meinungsänderung bei.

"Also: Themen sind da genug, und ich habe meinen Zweifel daran, ob die Beurteilung immer "pro Amerika" oder "pro Dland" ausfallen wird."

Wir benutzen diese unsäglichen Begriffe aus gutem Grund nicht auf unserem Blog.

"Hmm. Eigentlich müsste man wirklich mehr Austausch machen."

Janz jenau.
Ich habe mich auch um Austausch mit den Liberalen Bloggern von Dailykos bemüht. Wenig Erfolg. Siehe die Kommentare hier

Daily Kos: Do only Conservatives care about Transatlantic Relations?

Do only Conservatives care about Transatlantic Relations?

 
At 27 April, 2006 10:01, Anonymous Anonym said...

ETWAS mehr ALS BISHER berichtet werden.

 
At 27 April, 2006 10:13, Anonymous Anonym said...

"Das ist Dir als Aussage zu möglicherweise eindeutig, Wilbur. Ich bin ziemlich undiplomatisch, sorry. Die Grautöne, die ich im Beitrag gemeint habe, betreffen ein Land zur Gänze - also Amerika als Ganzes.
Ein tolles Land!
Okay?"

Ich will "die" "prowestler" und "proameriknaer" nicht verteidigen, aber viele stoert es wohl einfach, dass die guten Seiten der USA zu wenig in den medien auftauchen.

"Wilbur: Da es dich scheinbar stört, wenn das amerikansiche Irak-Abenteuer regelmäßig kritisch beurteilt wird:"

Wie gesagt, stimmt nicht. Siehe auch unsere posts zum Thema Irak:
http://atlanticreview.org/plugin/tag/iraq

 
At 27 April, 2006 15:44, Anonymous Anonym said...

Bzgl ausgewogener fairer Berichterstattung:
http://medienkritik.typepad.com/blog/2006/04/guantanamo_cond.html

Als ich auf den google link klickte, fand ich im internat. google viele quellen, im deutschen google jedoch keine.

 

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