Anmerkung zum Begriff "ordoliberal"
Wer sich in seinen wirtschaftspolitischen Vorstellungen einseitig orientiert, rein auf die Durchsetzung von Arbeitgeberinteressen bzw. auf eine so genannte "Angebotspolitik", wer nicht nach sozialer Balance trachtet, wer kein Machtgleichgewicht zwichen Arbeitnehmern und Arbeitgebern anstrebt, wer den Sozialstaat ablehnt, wer Marktversagen für eine nur theoretische Erscheinung hält, wer unter internationaler Wettbewerbsfähigkeit ein ständig fallendes Lohnniveau versteht: der ist gewiss nicht ordoliberal.
Aufmerksame Leser werden feststellen, dass ich das "Eucken"institut als nicht ordoliberal einstufe. S.o.
3 Comments:
"wer kein Machtgleichgewicht zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern anstrebt"
Ich will ja nicht unhöflich sein, aber möglicherweise sind hier einige Kenntnisse in VWL definitiv nicht vorhanden. Das Marktgleichgewicht stellt sicht immer dann ein wenn man erlaubt, dass jeder der zu einem bestimmten Gehalt arbeiten will diese auch annehmen kann und sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber frei in der Gestaltung des Arbeitsverhältnisses sind.
"Ordo" bedeutet lediglich das der Staat Monopole verhindert und das Privateigentum schützt, indem er Diebstahl bestraft.
wer dabei immer noch diesen Unsinn glaubt von wegen "Arbeitsmarkt" tut mir leid. Bekanntermassen sind die meisten Menschen gezwungen zu arbeiten um ihre Mieten zu bezahlen. Daher wäre das Wort "Zwangsversteigerung" sehr viel treffender. Denn die Unternehmen sind nur in seltenen Fällen gezwungen Arbeitskräfte zu kaufen, sie können immer abwarten bis der Preis fällt. Somit wundert es nicht, dass wenn man die Erwerbssuche als "Arbeitsmarkt" bezeichnet ein ständig fallender "Marktpreis" zu beobachachten ist. Typische für den "Markt" wäre das ich mir (Job-)Angebote ansehen darf ohne eines kaufen zu müssen. Und jetzt bitte nicht mit Gemüse vergleichen: Denn Händler sind gezwungen Gemüse zu verkaufen, solange es frisch ist.
Vielleicht harkt es beim "Eucken"-Institut nicht beim "Ordo" (weil sie in der Tat was gegen Monopole zu haben scheinen), aber ganz bestimmt beim "Liberalismus" (zumindest dem, der über die "unternehmerische Freiheit" herausgeht).
@bloggnjus
Lieber Bloggnjus, Sie sind nicht unhöflich, aber Sie haben eine, Verzeihung, allzu simple Idee von Marktzusammenhängen, z.B. wenn Sie schreiben:
"(...) möglicherweise sind hier einige Kenntnisse in VWL definitiv nicht vorhanden. Das Marktgleichgewicht stellt sicht immer dann ein, wenn"
Nein. Ordoliberal ist man erst, wenn man erkannt hat, das sich Märkte und Marktteilnehmer dysfunktional verhalten können.
Wer bei einem derartig komplexen Geschehen einen so einfachen ...immer dann, ...wenn - Zusammenhang formuliert, der ist meinetwegen liberal. Oder was auch immer.
Das ist aber gewiss kein ordoliberales Denken. Der Arbeitsmarkt, auch aufgrund eines erheblichen Machtungleichgewichts.
Nur eine völlig freie (also auch weitgehend machtgleiche!) und transparente Entscheidungssituation ermöglicht, zusammen mit einer Vielzahl weiterer Nebenbedingungen das, wovon Sie schreiben, nämlich den idealen Markt.
Der Arbeitsmarkt wird niemals wie ein idealer Markt funktionieren. Es geht nicht, der Arbeitnehmer "kauft" mit seinem Arbeitsvertrag stets die Katze im Sack, und ebenfalls der Arbeitgeber. Wir haben hier also ein erhebliches Maß an Qualitätsunsicherheit, so groß, dass das Marktgeschehen in weiten Bereichen (außer ggf. bei Hilfsarbeiten) nicht mit der klassischen Logik eines Preismengenzusammenhangs ausreichend abgebildet werden kann.
Sie können mir folgen? Haben Sie eine Idee, wie hoch z.B. die messbaren (!) Preiselastizitäten am Arbeitmarkt sind?
Dazu kommen besondere sozialen Anforderungen (jedenfalls dann, wenn wir uns für die Gesellschaftsform "Zivilisation" entschieden haben), die über einen "freien Markt" NIE UND NIMMER verwirklicht werden können.
Verstehen Sie das? Nein, Sie sind ja auch kein Ordoliberaler, und daher kann ich es von Ihnen auch nicht erwarten.
Die sogenannten "Arbeitsmärkte" kennen ganz gewiss mehr Parameter und bedeutsame Dinge als einen bloßen Preiszusammenhang.
@Martinm
Das Eucken-Institut ist neoliberal gekapert worden, und zwar seit der Zeit von Hayek. Es wird u.a. von der hochreaktionären Heritage-Foundation finanziert.
Es ist nicht ordoliberale, sondern wirtschaftsliberal. Es hat sich den Begriff gekapert ählich, wie die Kampfformation der Metall-Arbeitgeber, INSM, sich den Begriff "soziale Marktwirtschaft" gekapert hat, und dies, obwohl sie z.B. über ihren "Botschafter" olle Metzger z.B. Studiengebühren weit (!) über 1.000 Euro fordert (!).
IANM wäre hier ein guter Name. "Initiative Asoziale Neue Marktwirtschaft".
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