21 April 2006

Update Blogroll: Linksliberale Blogs und Internationales

Dank einer hochgeheimen, nur mir bekannten Formel ist es mir gelungen, linksliberale Blogs ausfindig zu machen. Den Entdeckerstolz werde ich mit aller Welt teilen, daher gibt es bei mir nun auch eine entsprechende Blogroll bzw. Liste.

Wer da auf die Liste rauf oder runter will,
a) sagt es mir (z.B.: "i mog net") oder
b) zahlt (Marktlösung).

Die Formel? Nun, hmmja, Freiheitsliebe, Humanismus, Pazifismus, Anti-Rassismus, etwas Bildung und gelegentliche Intelligenzbeweise gehören schon mal dazu. Die Formel ist allerdings noch geheimer als z.B. das Rezept von Coca Cola. Und noch was: Die Liste wächst.

19 Comments:

At 22 April, 2006 06:44, Anonymous Anonym said...

Ich habe nichts dagegen wenn der FPi-blog bei Dir verlinkt ist, auch ist es Deine Sache wie Du uns (weil es nicht nur mein persönlicher blog ist/ sein sollte) einordnest.

Ich möchte nur anmerken das wir mehr (!) als das sind, und ich persönlich (!) "linksliberal" für mich sowohl politisch als auch als Begriff ablehne - aber in der FPi gibt es auch andere Meinungen dazu, also alles ok.

 
At 22 April, 2006 10:12, Anonymous Anonym said...

Ich kann mit der Bezeichnung gut leben. Obwohl ich sie nicht unbedingt bräuchte.

Was mich bei vielen der anderen liberalen Blogs - es sei mal dahingestellt, ob die nun rechts-, wirtschafts- oder sonstwie liberal sind - ja so wundert, sind immer diese Formulierungen wie "Ich als Liberaler würde sagen, daß ...".

Diese seltsamen Identitätsdiskurse und -Konstrukte, die zum Teil wohl auch der FDP-Zugehörigkeit sich verdanken, sind doch ein Widerspruch in sich.

Wer einen Thesen- und Regelkanon braucht, um zu argumentieren, und ständig Sätze damit anfängt, daß er sich erst einmal dem Kollektiv der Liberalen zuordnet, kann so frei im Geiste dann ja auch nicht sein ... aber das ist wohl so eine Art Lebenslüge spezifischer Arten des liberalen Diskurses.

Allein schon dieses Flexibilisierungs- und völlig unspezifische "Weniger Staat!"-Nachgebete kommt ja in seinem Dogmatismus schon der katholischen Kirche nahe ...

Ich glaube, wenn man jene Positionen, die Du als "linksliberal" klassifizierst, näher kennzeichnen will, sind's solche, die

a.) Freiheitsrechte nicht in Opposition zu solidarischem Handeln begreifen, sondern einen unauflöslichen Zusammenhang, ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis zwischen beidem nicht nur belegen können, sondern auch leben, und die

b.) Individualität wirklich ernst nehmen, also sich wenig um Gruppenzugehörigkeit, Fraktionszwang und Ideologiehaftigkeit kümmern, sondern lieber selbst denken und die deshalb

c.) Kollektividentitäten, die als a priori behauptet werden und mit WERTUNGEN versehen werden, zurückweisen - Klasse, "Rasse" (die's ja nicht gibt im Falle des Menschen), Nation im vorpolitischen Sinne etc. -, aber auf die Kritik gesellschaftlicher Verhältnisse trotzdem nicht verzichten wollen, und da und in der Hinsicht macht neuerdings sogar auch hierzulande die Kategorie "Klasse" wieder Sinn (global ja sowieso). Und wenn man sich dann trotzdem z.B. einem Fußballverein zuordnet, dann, weil man dafür gute Gründe hat. Und wenn man sich z.B. "norddeutsch" geprägt fühlt, will man sich dazu auch verhalten können.

Insofern ist Selbstbestimmung auf allen Ebenen das Zentrum dieses Denkens - und allein sich selbst bestimmen geht nicht.

Die Möglichkeit zur Selbstbestimmung will man allen gleichermaßen zugestehen, nicht etwa, wie die Wirtschafts-Liberalen, nur den "Unternehmern". Und man versteht Selbstbestimmung umfassender, flexibler und denkoffener als die ganzen Doktrinäre.

Haut das hin?

 
At 22 April, 2006 10:24, Anonymous Anonym said...

Ich habe auch rest einen Schreck bekommen, dass ich bzw. mein blog als "linksliberal! eingestuft wird, weil der Begriff an sich für mich schon relativ fies besetzt ist. Aber von Deiner weiter unten angführten Definition fühlte ich mich dann doch auch etwas geschmeichelt, so von wegen etwas Bildung und gelegentlichen Intelligenzbeweisen.
Insofern: Küsschen und schön´ Gruß, alles tutti!

 
At 22 April, 2006 11:17, Anonymous Anonym said...

@Karsten:

So kommst du aus der Nummer nicht raus ;-) ...

Auf vielen liberalen Seiten gibt es sowas wie eine klar definierte, materiale Doktrin der Freiheit (meistens: freier Markt und Vertragsfreiheit und mehr nicht) und ganz klare Regeln dessen, was man so als Liberaler sagen darf und was nicht. Klassisches Subkulturphänomen. Und was ist das denn das sonst, wenn nicht kollektivierendes Reden und Schreiben?

Keine Ahnung, ob das bei Dir auch der Fall ist, wirklich nicht, falls es auf Dich nicht zutrifft, dann sorry!!!!!!, aber über die beiden oben genannten Punkte kommen doch die meisten gar nicht hinaus, und frei ist das nun wirklich nicht, zwei Gedanken zu variieren ...

Die bauen sich dann einen Sozen-Popanz auf, alles weitere erschöpft sich im imergleichen Nachbeten der immergleichen Kritikmuster ... wie ein Kanon: "Hayek, spann den Wagen an, die Sozen tragen Sozialismus in das Land" oder so ähnlich.

Ich finde das im engeren Sinne unfrei.

 
At 22 April, 2006 13:38, Anonymous Anonym said...

Ich akzeptiere dankbar die Aufnahme in die Liste der "Linksliberalen" Blogger, zumal ich mich selbst gern so nenne. Allerdings besagt dieses Etikett, wie ein Blick auf die Liste zeigt, herzlich wenig ... außer den von den vor Dir genannten Minimalkriterien. (Da finden sich z. B. AnarchistInnen neben demostrativ bildungsbürgerlichen Intellektuellen jener Sorte, die auf Anarchos erfahrungsgemäß wie ein Brechmittel wirken.)
Ich schließe mich momos Kritik an den seltsamen Indentitätsdiskursen- und -Kunstrukten vieler liberaler und "liberaler" Blogger an - und seiner Präzisierung der Minimalkriterien. In einer Diskussion mit einem amerikanischen "Libertarian" (der, anders als es Ches polemischer, aber im Großen und Ganzen treffender Artikel nahelegt, kein Anarchokapitalist, sondern ein "klasisscher Späthippie" ist) kam ich auf die Formel "Neither Big Gouverment nor Big Buisiness should rule".

 
At 22 April, 2006 14:07, Blogger C.Sydow said...

hallo dr.dean,

ich würde mit meinem blog, http://alsharq.blogspot.com , unheimllich gern auf deine bloggroll und glaube die von dir gesetzten kriterien erfüllen zu können....

urteile selbst...

gruss, c.sydow

 
At 23 April, 2006 22:30, Blogger John Dean said...

@c. sydow
Klar, habt mir euer Blog angesehen. Gute Arbeit!

@nite owl
Wir Linksliberalen hatten schon immer ein unerklärliches Akzeptanzproblem...

@Pantoffelpunk
Wieso denn fies?

@Karsten
Eben dieses Abwägen ist ja gerade der Clou. Es gibt aber nicht "die" Freiheit, sondern nur eine Vielzahl einzelner Freiheiten, welche sich teils gegenseitig bedingen. Beispiel: Ohne ein bestimmtes Maß an soziale Sicherheit und Arbeitnehmerschutz geht in einer Gesellschaft jede Menge Freiheit verloren.

@martinm
Deine Formel ist nicht übel. Aber! Die Formel!

@momorules
Auch hier: Psst! Die Formel! Sie soll doch geheim bleiben.

ad a) Dies steht für mich auch dafür, dass "positive" und "negative" Freiheiten in einem komplexen Bedingungsverhältnis stehen, und dies auf andere Weise, als es z.B. Isaiah Berlin propagiert. Eigentum ohne Sinn für Gerechtigkeit macht, von kleinen Eliten abgesehen, nicht frei. Gewerbefreiheit ist nicht das Zentrum jeglicher Freiheit.

b) + c) Meiner Meinung nach ist es so: Weder ein zwanghafter, den Menschen auf falsche Weise idealisierender Individualismus noch eine einengende Bindung an Kollektividentitäten werden m.E. dem Wesen des Menschen gerecht.

Menschen sind Personen. Das bedeutet, dass sie also Individuen sind, die sich (i.d.R.) erst in Wechselbildung mit der Gesellschaftliches frei und ihren Anlagen entsprechend entfalten können. Beides, das Individuelle wie auch das Gesellschaftliche bilden eine Freiheitsdimension des Individuums.

Diese doppelten, und teils sich widersprechenden (!) Freiheitsquellen des Menschen sind stets fragil, nie optimal organisierbar, aber umso einfacher bedrohbar z.B. durch eventuelle Übermacht eines bürokratischen Staates oder durch Vermachtungsformen, wie mit intensiven Marktgesellschaften einher gehen, welche dem Individuum auch freiheitsbeschränkend entgegen treten. Dies kann im Extremfall sogar bis zur recht weitgehenden Auslöschung individueller Freiheit reichen - und die Arbeitsbedingungen in Call Center bzw. in industrialisierten Catering Services belegen diese Aussage auf unangenehme Weise, wie ich finde.

Kürzer formuliert, es bildet sich immer, in jeder Gesellschaft, unabhängig von ihrer Konstituierung ein Machtproblem. Menschen können i.d.R. mit Macht über andere Menschen nicht gut umgehen, auch nicht, wenn die Quelle ihrer Macht das Verfügen über Eigentum ist.

Als Linksliberale bleibt uns nur, die Augen wach zu halten und einen möglichst pragmatischen Weg zu finden, um beide Freiheitsdimensionen des Menschseins zu bewahren.

 
At 24 April, 2006 01:48, Blogger *V.K.* said...

Angesichts derer, die auf der Liste stehen, frage ich mich eines: warum ist mein Blog nicht dabei?
http://www.eoraptor.de/logfile.html
Die o.g. Kriterien erfülle ich meiner Meinung nach problemlos.

 
At 24 April, 2006 09:29, Anonymous Anonym said...

Dr. Dean, so völlig vorbehaltlos habe ich Dir bisher noch nie zustimmen können ;-) ...

 
At 24 April, 2006 10:49, Anonymous Anonym said...

@MomoRules:
Der Ansicht, dass viele der Seiten, die sich selbst als Liberal bezeichnen, ein recht einseitiges Freiheitsverständnis haben, da kann ich mich nicht völlig anschließen. Sicher, die Überbetonung wirtschaftlicher Kriterien sehe ich auch.
Noch seltsamer finde ich aber jene, die den Staat als einzige mögliche Quelle von Unfreiheit ausgemacht haben. Dass es auch andere Institutionen gibt, die die individuelle Freiheit beschränken können, wird gern vergessen.

@Dr. Dean:
Was die Arbeitnehmerrechte angeht, da stimme ich dir teilweise zu. Aber nur teilweise, denn beispielsweise die betriebliche Mitbestimmung erfüllt sicher nicht die Aufgabe, für mehr Freiheit zu sorgen - sie dient m. E. mehr dazu, Gewerkschaftsfunktionären gut bezahlte Positionen zu verschaffen. Das Recht zum Streik aber, der Arbeitsschutz und auch das Recht auf Bildung von Betriebsräten sehe ich durchaus als Freiheitsrechte an. Im letzteren Fall, wenn diese Räte nicht allzu bürokratisch organisiert sind...

Zur Machtfrage: Da sind wir ganz einer Meinung; ich gehe da mit Karl Popper. Die Frage ist nicht, wer viel Macht bekommen soll, sondern wie man verhindert, dass sich zu viel Macht bei einzelnen Individuen oder Institutionen konzentriert.

 
At 24 April, 2006 11:45, Blogger John Dean said...

@Karsten
Karl Popper sollte ich vielleicht auch noch auf die Liste nehmen...

Mal im Ernst, die Sache mit der Arbeitnehmervertretung ist tatsächlich etwas komplizierter. ES hängt nämlich davon ab, wer dort tätig sind. Man kann gute von mäßigen Vertretungen unterscheiden, okay.

Vergleicht man die reale Praxis mit den Behauptungen über Arbeitnehmervertretungen, so kann man den Eindruck gewinnen, dass hier von interessierter Seite ein Popanz aufgebaut wird.

Ich bin da sehr offen, wenn es um die Diskussion realer Probleme geht. Die gibt es. Lustigerweise wissen aber diejenigen, welche am schärfsten jegliche Arbeitnehmerbeteiligung ablehnen, meist am wenigsten darüber.

Genauso meine Diskussion mit Rayson über die realen Regeleungen zum Kündigungsschutz. DA kam nur noch Blablabla - und kein einziger Belege für die behaupteten Probleme.

Ich unterhalte mich ja ganz gern mit Rechtsliberalen, aber mein Eindruck wird immer stärker, dass diese in verblüffen großem Ausmaß "ideology driven" sind, während sie tatsächliche Verhältnisse in der Praxis höchstens vom Hörensagen kennen.

Als Linksliberaler lege ich aber auf Realismus höchsten Wert, und darauf, nicht über ideologische Positionen zu verhandeln, sondern über reale Verhältnisse von Menschen.

@*v.k.*
Ich schau mir das Blog gleich mal an.

 
At 25 April, 2006 10:51, Anonymous Anonym said...

@Dr. Dean:
Wenn Popper heute noch leben würde, würde er vermutlich bloggen. *g*
Zur Mitbestimmung muss ich vielleicht noch mal etwas klarer unterscheiden. Ich finde, sie ist eine gute Idee, so lange sie intern die Interessen der Arbeitnehmer vertritt. Wenn sie aber direkt an der Unternehmensführung beteiligt ist (Aufsichtsrat), halte ich sie nicht für sinnvoll.

Die sehr ideologische Haltung ist auf allen Seiten verbreitet. Außer bei Linksliberalen natürlich. *kicher*

 
At 25 April, 2006 15:23, Blogger la deutsche vita said...

Ich habe mich auch immer schon gefragt, was eigentlich linksliberal ist und ob das überhaupt gehen kann. Vielleicht habe ich jetzt eine Antwort. Vielleicht ist ein Linksliberaler jemand, dem beim Begriff "Freiheit" NICHT als erstes die Freiheit des Unternehmers einfällt. So etwas soll es geben. Deine Formel, diese Menschen ausfindig zu machen würde mich auch brennend interessieren.

 
At 25 April, 2006 15:47, Blogger *V.K.* said...

Danke für die Aufnahme in die Blogroll.

 
At 29 April, 2006 10:16, Anonymous Anonym said...

Der Erklärungsansatz über die Freiheit führt auf den richtigen Weg. Peter Ulrich, Professor für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen, hat einen sehr lesenswerten Artikel zu dem Thema verfasst:

Als «Freiheit in bürgerlicher Gleichheit» bezeichnet der Autor dieses Beitrags das Ziel des einstigen bürgerlichen Emanzipationsprojekts. Heute werde aber im Namen des Liberalismus polarisierend «mehr Freiheit - weniger Staat» gefordert - wodurch die emanzipatorischen Ideale des Bürgerliberalismus aus dem Blick gerieten.

Ulrich verwendet den Begriff der REALEN Freiheit:

Reale Freiheit heisst, im Lebensalltag über konkrete Optionen zu verfügen. Nur wer real wählen kann, kann wirklich ein selbstbestimmtes Leben führen. In einer mehr oder weniger «durchökonomisierten» Gesellschaft hängt die reale Freiheit wesentlich von der verfügbaren Kaufkraft ab ...

Der Kampf gegen die ökonomistische Vereinnahmung des Menschen wird auf dem Schlachtfeld der Ethik geschlagen. Sie muss sich die Ökonomik wieder untertan machen. Von den Politikern haben wir da nicht viel zu erwarten. Flachstirnige Debatten über christliches Werteprimat und sekundartugendhafte Leitkulturen bringen uns nicht weiter.

Ob letztlich die viel beschworene Bürgergesellschaft in Deutschland entsteht und den Kampf aufnimmt ... ?


@ Dr. Dean: Vielen Dank für den Link in der Blogroll!

 
At 30 April, 2006 15:38, Anonymous Anonym said...

Ein großer Linksliberaler kann leider nicht mehr mitiskutieren ...

 
At 04 Juli, 2006 12:17, Anonymous Anonym said...

wow..linksliberal..meine Seite? Na dann lies dir mal den Teil mit der "SBU" durch :-)

Na..stimmt schon so mit meiner persönlichen Einstellung überein.

 
At 05 April, 2007 12:03, Anonymous Anonym said...

Magst du mich in der Blogliste mal mit i schreiben? :D

 
At 04 August, 2009 13:32, Anonymous Anwalt said...

Sie haben über einen sehr wichtigen Punkt wie internationale issues.I denke, es ist wirklich n Eis Info und das Blog for.According so die Definition,
Es ist oft notwendig, für ein Dokument aus einem fremden Land zu sein, bevor sie eine notariell beglaubigte zulässig, vor Gericht.

 

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