Was ist personale Würde (1) - Kant
Ich bin etwas erschrocken, wenn ich mir die Reaktionen auf den Begriff "personale Würde des Menschen" anschaue (hier und hier). Ich werde eine ganze Artikelfolge (insgesamt vielleicht 5 Artikel) verfassen, und ich beginne bewusst mittendrin, nämlich bei Kant.
Personale Würde bei Immanuel Kant
Immanuel Kant arbeitete seinen Schriften zur Ethik den Begriff der Menschenwürde auf eine universale und nicht-christliche Weise aus, so, wie er Eingang in unser Grundgesetz gefunden hat. Zusammengefasst lautet der Grundgedanke, dass ein jeder Mensch einen unvergleichlichen, erhabenen Wert hat, der über allen Preis erhaben sei, unabhängig von seinen sonstigen, z.B. charakterlichen oder intellektuellen Eigenschaften und Fähigkeiten, erst recht von äußeren Merkmalen, wie sozialer Stellung o.ä. Als Vernunftwesen hat der Mensch einen inneren Wert, und also Würde, und ist darin unersetzbar wie einmalig.
Mit Recht verlangt der Mensch daher von seinesgleichen Achtung – und hat damit die Pflicht, andere zu achten. Zudem hat der Einzelne Verpflichtungen sich selbst gegenüber, so darf er niemals kriechen oder sich hündisch unterwerfen. Niemals ist es gestattet, sich vor einem Nächsten zum Wurm zu machen, aus dem Wesen des Menschen ergibt sich vielmehr die Pflicht zu aufrechter Selbstachtung – sowie zur Orientierung an Freiheit, sittlichem Handeln und Vernunft. Ein zu freien und selbstbewussten Handeln befähigter Mensch darf weder sich selbst noch andere wie ein Objekt oder Werkzeug behandeln. Der Mensch ist mehr als ein Mittel zum Zweck. Für Kant ist die Menschenwürde zugleich Wesensmerkmal und Gestaltungsauftrag. Auf eine kurze Formel gebracht:
Menschenwürde ist die Achtung der Menschheit in jedem Menschen.
25 Comments:
Weshalb 'personal'? Das verstehe ich noch immer nicht.
Weshalb reicht 'Menschenwürde' nicht aus? Menschenwürde würde ich z.B. nie als 'ungut' bezeichnen.
@david
Das ist in der Frage ja fast schon eine Selbst-Beantwortung! Eben: Es kann keine impersonale Menschenwürde geben.
Personale Würde stellt darauf ab, dass der Mensch mehr ist als bloß ein Individuum. Er ist Mensch auch dank und mittels der Beziehungen, zu denen er mit anderen Menschen steht.
Diese Beziehungshaftigkeit macht ihn zur Person - und prägt auch den Inhalt von Menschenwürde!
Menschenwürde ist etwas sowohl indiduelles, als auch etwas, das mit anderen Menschen in Beziehung steht. Personale Menschenwürde meint also eine Menschenwürde, die an eine Person geknüpft ist, bzw. an ein Individuum, welches mit anderen Individuen in Beziehung steht.
Demnach wird der Begriff der Menschenwürde einmal mit den Freiheiten des Individuums gefüllt, zwingend sogar, da jeder Mensch kostbar und einmalig ist, aber sie steht auch in einem sozialen Kontext - frei nach Ferdinand Lasalle ist hier an die Formel "menschenwürdiges Leben" zu denken, also einem Leben in einem sozialen Kontext, das der personalen Natur des Menschen entspricht!
Zugespitzt - hier sind wir dann inmitten eines "linksliberalen" Personalismus: Ein bloß individueller und nicht-sozialer Mensch wäre defizitär; und auch ein sozial zu sehr eingebundener Mensch ohne Autonomiemöglichkeit bzw. ohne Möglichkeit zur individuellen Entfaltung ist ein seiner Würde beraubter Mensch.
Personale Menschenwürde zielt zugleich auf die
1.-> individuellen Entfaltungsmöglichkeiten, wie auch auf die
2.-> sozialen Entfaltungsmöglichkeiten der Person.
In beiden Bereichen gilt: Es gibt jeweils einen unveräußerlichen Kern.
Eine menschenwürdige Gesellschaft muss beides ausreichend möglich machen - und in beiden Kontextbezügen personaler Menschenwürde darf der Mensch nicht zur Sache herabgewürdigt werden.
Ein Beispiel zu Punkt 2.:
Die demokratische Gestaltung der Gesellschaft ergibt sich auch aus dem Begriff der personalen Menschenwürde. Es würde den Menschen zum Objekt degradieren, wenn er auf seine soziale Umwelt nicht demokratisch einwirken könnte.
Er ist Mensch auch dank und mittels der Beziehungen, zu denen er mit anderen Menschen steht.
Das willst du mit Kant belegen? Dürfte nicht einfach werden.
Aber mal abgesehen davon: Dass Menschen auch Herdentiere sind, ist bekannt. Daraus allein die Berechtigung staatlicher Zwangsmaßnahmen aufgrund von Mehrheitsentscheid abzuleiten, wäre aber ziemlich dürftig.
Wenn du schon "Entfaltungsmöglichkeiten", soziale zumal, zum Bestandteil der "personalen Würde" machen willst und damit der Gefahr Tür und Tor öffnest, einen solchen Begriff zu inflationieren und zu profanisieren, dann wäre ein Verweis auf das inhärente Spannungs- und Konfliktverhältnis dieses Anspruchs zur Selbstbestimmung des Individuums nicht völlig verkehrt gewesen.
Die Abgrenzung des Kantschen Individuums vom "self-ownership" halte ich übrigens für sehr gewollt: Es gibt Unterschiede, aber "diametral entgegengesetzt" sind die Begriffe nun wirklich nicht.
Nach Kant ist der Mensch eben keine Sache, es ist ihm auch nicht gestattet, über sich selbst wie eine Sache zu verfügen. Er darf sich daher selbst nicht misshandeln, verkaufen oder gar töten.
Das ist natürlich eine auf christlichen Vorstellungen basierende Auffassung, die mir icherlich kulturell nähersteht, als Ayn Rand. Allerdings ist es m.E. sinnvoll zu emerken, daß auch totalitäre Systeme eine Perversion dieses Gedankens verwenden ("Du bist nichts, Dein Volk (die Revolution/Klasse) ist alles").
Aber auch der demokratische Rechtsstaat verbietet z.B: Selbstverstümmelung um Pflichtdiensten (Wehrpflicht) zu entgehen.
Kant sah in der Todesstrafe übrigens keine Mißachtung der "personalen Menschenwürde", während ich vermute, daß Sie dies tun. Auch war Kant ein Befürworter der (konstitutionellen) Monarchie und nicht unbedingt der Demokratie (auch wenn die demokratische Kantforschung versucht, demokratische Ansichten bei Kant herauszuarbeiten, sicherlich nicht immer zu Unrecht), daher ist es gewagt, in einem (Kommentar zu einem) Artikel zu Kant, die Demokratie als Grundbedingung für ein menschenwürdiges Gemeinwesen anzusehen.
@Dr. Dean
"Zugespitzt - hier sind wir dann inmitten eines "linksliberalen" Personalismus: Ein bloß individueller und nicht-sozialer Mensch wäre defizitär; und auch ein sozial zu sehr eingebundener Mensch ohne Autonomiemöglichkeit bzw. ohne Möglichkeit zur individuellen Entfaltung ist ein seiner Würde beraubter Mensch."
Zustimmung. Deshalb sage ich daß ein Staat noch viel mehr als heute die Eigentumsrechte seiner Bürger zu schützen hat um diese auch vor sogenannter "demokratischer Kontrolle" zu schützen. Denn merke: nur ein Mensch, dem Eigentum zur Verfügung steht, ist auch in der Lage zu handeln und vor allem sozial zu handeln.
@c.lapide: Kant schrieb in seiner Beschreibung der "Menschenrassen" auch, dass Schwarze eine dickere Haut hätten als Weiße und daher mit einem geborstenen Stock geprügelt werden sollten. Das klingt rassistisch und unmenschlich, ist aber den Verhältnissen der Zeit geschuldet. Es sollte unterschieden werden zwischen den Hauptaussagen der Lehre (kategorischer Imperativ, Freiheitsideal, Begriff der Aufklärung) und den allgemeinen Meinungen des Philosophen zu Fragen des Alltags, wie er ihn vorfand. Und er war ein ziemlich verschrobener Charakter, der nicht aus Königsberg herauskam und etwa die Auffassung vertrat, Lüften schade der Gesundheit, so dass sein Dienstpersonal dies nur in seiner Abwesenheit tat. Die Wucht und historische Bdeutung der von ihm entwickelten Gedankengebäude beeinträchtigt dies nicht.
MfG workingclasshero
@workingclasshero
Mein Kommentar sollte auch nicht auf Meinungen Kants abstellen, die ausschließlich dem Zeitkontext entspringen. Die beiden von mir gewählten Beispiele beziehen sich aber m.E. nicht nur auf Probleme des Zeitkontextes, sondern stehen durchaus auch in Verbindung mit Kants Lehre, da ja die Staatsform wesentlich ist für die Verwirkliching gewisser politischer Ideale.
Will heißen, Kants Votum für die konstitutionelle Monarchie ist sicherlich nicht nur durch den Zeitkontext, sondern auch aus seinen philosophischen Erwägungen heraus bestimmt. Die Debatte darüber, was nun die wesentliche Einflußgröße war, wird natürlich auch von "Vereinnahmungsgesichtspunkten" bestimmt. Es gibt halt eine demokratische, monarchistischem marxistische usw. Kantinterpreation.
Es gibt halt eine demokratische, monarchistischem marxistische usw. Kantinterpreation- eben, das wollte ich mit dem Verweis auf die Dychotomie zwischen zeitgebundenen und allgemeinen, grundsätzlichen philosophischen Aussagen Kants zum Ausdruck bringen. Der kategorische Imperativ lässt sich auch anarchistisch interpretieren (in dem Sinne, dass dann, wenn jeder so handelt, dass daraus ein allgemeines Gesetz abgeleitet werden könne, Gesetze nicht mehr nötig seien), was sicher nicht den Intentionen Kants enstsprochen hätte. Da stellen sich aber zwei folgernde Fragen.
1) wenn Kant für die konstitutionelle Monarchie war, so vertrat er diese als zu seiner Zeit vernünftigste Regierungsform. Ein klares politisches Bekenntnis, das aus seiner zeitübergreifenden Philosophie folgt, bezieht sich auf eine Staatsform, die zu dieser Zeit innovativ, aber im Gegensatz zur Republik der Jakobiner nicht mit gewaltsamem Umsturz verbunden war. Relativistisch auf den Kontzext seiner Zeit bezogen, war er also ein vorsichtiger Reformer, man könnte auch sagen, ein Vordenker des Liberalismus. Das heißt aber nicht, dass Kant, lebte er heute, nicht eine andere Staatsform, etwa eine demokratische Republik präferieren würde.
2) Stellt sich dann die Frage des utilitaristischen Umgangs mit Kant. Wenn wir von Kants persönlichen Ansichten abstrahieren und nur seine allgemeinen philosophischen Aussagen anerkennen, ist es dann zulässig, sie auch für andere politische oder philosophische Denksysteme zu benutzen, gewissermaßen nutzwertbezogen, oder ist es das nicht?
MfG
workingclasshero
Relativistisch auf den Kontzext seiner Zeit bezogen, war er also ein vorsichtiger Reformer, man könnte auch sagen, ein Vordenker des Liberalismus. Das heißt aber nicht, dass Kant, lebte er heute, nicht eine andere Staatsform, etwa eine demokratische Republik präferieren würde.
Würde ich auch so sehen. Mir erschiene das sogar logisch.
ist es dann zulässig, sie auch für andere politische oder philosophische Denksysteme zu benutzen
Philosophen-Schicksal. Die Ideen existieren unabhängig von der Person, die sie geäußert hat. Auch wenn das jetzt sehr nach Platon klingt...
Relativistisch auf den Kontzext seiner Zeit bezogen, war er also ein vorsichtiger Reformer, man könnte auch sagen, ein Vordenker des Liberalismus. Das heißt aber nicht, dass Kant, lebte er heute, nicht eine andere Staatsform, etwa eine demokratische Republik präferieren würde.
Ich würde auch nie behaupten, daß Kant heute nicht eine andere Staastform, wie eine demoktratische Republik, präferieren könnte. Mein Einwand erfolgte dahingehend, daß in Zusammenhang mit der Kant-Diskussion behauptet wurde, allein eine demokratische Gesellschaft würde der Menschenwürde entsprechen.
Und beim zweiten Punkt stimme ich mit Rayson überein.
Das heißt aber nicht, dass Kant, lebte er heute, nicht eine andere Staatsform, etwa eine demokratische Republik präferieren würde. Eine rein spekulative Frage, denn Kant ist - auch in den noch heute uneingeschränkt gültigen Teilen seinen Philosophie - derart zeitgebunden, dass ein heute lebender Kant nicht mehr "Kant" wäre.
Aber bleiben wir mal bei der Spekulation, Gedankenexperimente haben ja ihren Wert: unterstellen wir, Kant hätte in die Zukuft sehen können, was die Entwicklung der unterschiedlichen staatlichen Systeme angeht. Ich gehe, nach dem, was mir über Kant bekannt ist, davon aus, dass er auch in Kenntniss der Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts, und unter der Maßgabe, dass er letzten Endes Demokrat war, die konstitutionelle Monarchie für die beste Staatsform entschieden hätte.
Die damaligen (Stand: etwa 1790) echten konstitutionellen Monarchien (im wesendlichen Großbritannien, Niederlande, Schweden) entwickelten sich ohne blutige Revolution relativ reibungslos zu vollwertigen Demokratien weiter. Die Entwicklung der damaligen demokratischen Republiken (Frankreich und USA)im 19. Jahrhundert war äußerst blutig und im Falle Frankreichs mit zeitweiligen Diktaturen verbunden. Unter den Gesichtspunkt der personalen Würde des Menschen ist der Weg der sich durch stetige, pragmatische Reformen wandelden konstitutionellen Monarchien der der "revolutionären" Republiken vorzuziehen.
Darf ich 'personal' also als Betonung einer dem Begriff 'Menschenwürde' ohnehin inhärenten Eigenschaft ansehen?
so viel zur angeblichen Einbindung Kants in seine Zeit:
Erster Definitivartikel zum ewigen Frieden.
Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch seyn.
D ie erstlich nach Principien der F r e y h e i t der Glieder einer Gesellschaft (als Menschen); zweitens nach Grundsätzen der A b h ä n g i g k e i t aller von einer einzigen gemeinsamen Gesetzgebung (als Unterthanen); und drittens, die nach dem Gesetz der G l e i c h h e i t derselben (a l s S t a a t s b ü r g e r) gestiftete Verfassung - die einzige, welche aus der Idee des ursprünglichen Vertrags hervorgeht, auf der alle rechtliche Gesetzgebung eines Volks gegründet seyn muß - ist die r e p u b l i k a n i s c h e *).
Dass er unter republikanischer Verfassung keine konstitutionelle Monarchie verstand, kann man in seiner Begründung des ewigen Friedens lesen:
Nun hat aber die republikanische Verfassung, außer der Lauterkeit ihres Ursprungs, aus dem reinen Quell des Rechtsbegriffs entsprungen zu seyn, noch die Aussicht in die gewünschte Folge, nämlich den ewigen Frieden; wovon der Grund dieser ist. - Wenn (wie es in dieser Verfassung nicht anders seyn kann) die Beystimmung der Staatsbürger dazu erfordert wird, um zu beschließen, „ob Krieg seyn solle, oder nicht," so ist nichts natürlicher, als daß, da sie alle Drangsale des Krieges über sich selbst beschließen müßten [...] sie sich sehr bedenken werden, ein so schlimmes Spiel anzufangen: Da hingegen in einer Verfassung, wo der Untertan nicht Staatsbürger, die also nicht republikanisch ist, es die unbedenklichste Sache von der Welt ist, weil das Oberhaupt nicht Staatsgenosse, sondern Staatseigentümer ist, an seinen Tafeln, Jagden, Lustschlössern, Hoffesten u. d. gl. durch den Krieg nicht das mindeste einbüßt, diesen also wie eine Art von Lustpartie aus unbedeutenden Ursachen beschließen, und der Anständigkeit wegen dem dazu allezeit fertigen diplomatischen Korps die Rechtfertigung desselben gleichgültig überlassen kann.
Von wegen, Demokratietheoretiker würden Argumente für Kants Nähe zur Demokratie an den Haaren herbeiziehen.
@Jochen M.A.
Da ich gerade keine Zeit habe, Ihnen Kant auseinanderzusetzen, nur ein Hinweis, daß es hilfreich ist, Texte komplett zu lesen:
Damit man die republikanische Verfassung nicht (wie gemeiniglich geschieht) mit der demokratischen verwechsele, muß Folgendes bemerkt [24/25] werden.
Unter den drey Staatsformen ist die der D e m o k r a t i e, im eigentlichen Verstande des Worts, nothwendig ein D e s p o t i s m, weil sie eine exekutive Gewalt gründet, da alle über und allenfalls auch wider Einen (der also nicht mit einstimmt), mithin Alle, die doch nicht Alle sind, beschließen; welches ein Widerspruch des allgemeinen Willens mit sich selbst und mit der Freyheit ist.
Diese Aussagn, die sich nur wenige Zeilen unter Ihrem Zitat befinden, lassen die von Ihnen postulierte Nähe zur Demokratie jedenfalls nicht erkennen. Zudem sollte Ihnen als Politikwissenschaftler M.A. bekannt sein, daß Demokratie und Republik weder identisch sind, noch einander bedingen.
Richtig ist, daß in diesem Text die republikanische Staatsform gegenüber der Monarchie bevorzugt wird, und zwar deswegen, weil sie geeigneter erscheint, das Thema der Denkschrift, den "Ewigen Frieden" (in Bezug auf Zwischenstaatliche Auseinandersetzungen) zu garantieren.
Kant hat aber in seinen Schriften die Monarchie durchaus als legitime Staatsform anerkannt (wenn der Monarch den Volkswillen (vgl. Rousseaus volonté générale) vollzieht), d.h. im Prinzip das Omxymoron einer Republik, die von einem Monarchen gemäß des Allgemeinwillens regiert wird.
Man könnte dies dahingehend verstehen, daß die Republik für Kant das war, was der "Zustand" Kommunismus für den Marxisten ist. Ein Fernziel, daß als Leitbild dient, daß aber in der Gegenwart bei der Umsetzung Kompromisse gemacht werden müssen.
Die Aufassung, daß Demokratie zu Despotismus führt bzw. bereits Despotie ist, dürfte Ihnen aus Ihren Studien schon im alten Griechenland bekannt sein. Gleichzeitig ist diese Auffassung in der politischen Theorie des ausgehenden 18. Jahrhunders sowie im 19. Jhd., schwerpunktmäßig in konservativen und liberalen Kreisen, ebenfalls weit verbreitet.
Wenn ich hier etwas falsch verstanden habe, dürfen Sie mich gerne ebenso harsch angehen ;)
Harsch angehen? Ich denke gar nicht daran:), sondern ersetze den Begriff "Demokratie" durch "repräsentative Demokratie mit frei und gleich gewählten Volksvertretern" und bitte um Milde für meine vorher laxe Ausdrucksweise.
Ansonsten gebe ich Ihnen sogar in fast allen Punkten recht, Kant verurteilt tatsächlich Rousseaus radikale Lehre der Vokssouveränität, weil sie eben in eine Tyrannei der Mehrheit ausarten kann.
Was jedoch Kants Bevorzugung der konstitutionellen Monarchie angeht, habe ich so meine Zweifel. Ich habe zwar die Textstelle nicht im Kopf - und auch weder Zeit noch Lust, sie zu suchen - aber ich glaube mich daran zu erinnern, dass Kant es so ähnlich wie Montesquieu sah. Dass nämlich ein zu schneller Wandel die Besitzstandwahrer unter den Adligen auf den Plan rufen könnte, die dann unnötig repressiv gegen das aufkommende Bürgertum vorgehen könnten. Das würde tatsächlich in gewisser Weise Ihr Argument stützen, Kant wäre in seiner Zeit eingebunden gewesen. Aber doch gerade seine Einlassungen zur Menschenwürde, zur Vernunft und zur Republik erlauben es doch, seine Lehren aus dem Kontext ihrer Zeit zu nehmen und zu generalisieren. Bzw., wie workingclasshero es gesagt hat: ie Wucht und historische Bdeutung der von ihm entwickelten Gedankengebäude beeinträchtigt dies nicht! ("im Geringsten", möchte ich hinzufügen)
@jochen
Rückblickend bedauere ich ja meinen etwas aggressiven Tonfall mit dezenten ad-hominem Tendenzen und danke für die mäßigende Antwort Ihrerseits.
Wie Sie zurecht schreiben, leitet sich Kants Bevorzugung der konstitutionellen Monarchie auch meines Erachtens nicht zuletzt aus realpolitischen Motiven her, als gangbarer Weg zum Endziel (bzw. Bestimmung) Republik.
Hier war auch schonmal mehr los. Doktor?
Hm.
Ich würde mich über neue Artikel freuen, oder zumindest eine Ansage, ob noch was passieren wird.
Hoffentlich sind die Neocons nicht ihrer Drohung nachgegangen oO
hallo Doktor, bitte geben sie ein lebenszeichen
Ich schließe mich den Nachfragen an.
Gleichzeitig möchte ich betonen, dass der Kommentar, in dem Dr. Dean damals bedroht wurde, von einem anonymen Kommentartroll verfasst wurde. Bis heute weiß niemand, ob der Typ ein Neocon(azi), ein "agent provocateur", ein Betrunkener oder einfach nur ein Idiot war. Es wäre also sehr sachdienlich, wenn man keine anheizenden Kommentare dazu posten würde. Ungeschehen machen kann man es sowieso nicht.
Ich schliesse mich der Sorge von Stefanolix an....
@julianapostata: Nicht nur das: [wir haben uns gegenseitig auf unseren Blogs bei weitem nicht nur geduldet]. In den langen Diskussionen hier, anderswo oder in meinem Blog lernte man sich kennen und versuchte, den anderen zu verstehen. Was nicht heißt, dass wir immer die selbe Meinung gehabt haben, aber Widerspruch ist ja auch ein Ansporn ...
@julianapostata: Lassen wir es jetzt einfach dabei. Meinetwegen kann Dr. Dean alle Kommentare löschen, in denen nach ihm gefragt wurde. Wenn er wieder vor Ort ist ...
interessant ist doch und das wird hier nicht dargestellt, wieso der mensch keinen preis hat, sondern eine würde.
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