19 Dezember 2005

Hexenjadgen trotz Läuterung?

Wie man hier, hier, hier und hier lesen kann, findet gerade eine Art Hexenjagd auf Thomas Hartenfels statt, dem seine braune Vergangenheit vorgehalten wird. Er hat sich von seinen extremistischen Eskapaden nachweislich und gründlich gelöst. Warum betrachtet man diese Ausflüge in das Umfeld Kölner Kameradschaftskreise dann nicht als eine Art politische Jugenddelinquenz?

Ein Mensch kann sich ändern - und ich sehe keinen Grund, warum dies bei Thomas Hartenfels nicht der Fall gewesen sein soll.

Habe ich etwas übersehen?

P.S.
Ich bin kein Stück braun, noch habe ich übermäßige Sympathien für protegierte RCDS/CDU-Kader und Hohmann-Unterstützer. Es geht hier darum, dass auch jemand, der einmal einen Fehler gemacht hat, einen Anspruch auf Gerechtigkeit hat. Mehr Hintergründe hier und hier.

+++ Update 19:05 Uhr +++

Nach Lesen dieser sehr sorgfältigen Recherche des WDR vom 29.11.05 bin ich der Meinung, dass ich etwas übersehen hatte. Der Gedanke liegt jedenfalls nicht mehr völlig fern, dass ein rechter Kamerad seinen Durchmarsch in der CDU beabsichtigt hatte. Tja, genau hier bei SPIEGEL online kann sehen, wie an der Brandtwiete viel zu oft gearbeitet wird:

SPIEGEL: Spin und unter Ausblendung bekannter Tatsachen. Scheiß-Journalismus!

4 Comments:

At 19 Dezember, 2005 18:25, Anonymous Anonym said...

Noch ein Artikel ;)
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,390897,00.html

Wenn die "Läuterung" ehrlich ist, sollte man froh drüber sein. Zudem habe ich generell Bedenken, wenn Astas sich über "Feinde" auslassen. Oftmals befinden sich die linkeren Vertreter auch am äußersten Rande des verfassungsmäßigen Spektrums.

Sollte der Herr Hartenfels seiner Vergangenheit abgeschworen haben, wovon man nach Lektüre des SPON-Artikels ausgehen kann, so spielt man mit dieser Kampagne den Rechtsexremen geradezu in die Hände, indem man mit ihnen gemeinsam einen Aussteiger "vernichtet". Die Neonazis haben ja bereits eifrig bei der "Enttarnung" mitgewirkt. Für Ausstiegswillige ist es wohl keine besondere Motivation, wenn sie sehen, daß ihnen Reue und Umdenken nicht zugestanden wird.

 
At 19 Dezember, 2005 20:57, Blogger John Dean said...

Auf diesen Spiegelartikel bin ich auch reingefallen, nicht zuletzt, weil ich dem Umfeld von Asten Hejenjagden allemal zutraue.

Dann bin ich darüber gestolpert, dass der "geläuterte" (?) Herr Hartenfels Hohmann-Unterstützer war. Da dachte ich mir noch: Okay, das ist zwar am äußersten Rande meines Toleranzspektrums, aber nun gut - man sollte sowas im Zusammenhang mit den übrigen politischen Aktivitäten der Person betrachten.

Er hat sich ja gebessert. Oder?

Dann zeigte sich, dass er sogar ein Erstunterzeichner war! Der WDR-Artikel weist darauf hin, dass Hartenfels seine seltsame Unterschrift "Sieg und Heil!" vor der JU im November 2005 damit verteidigte, dass dies ja nicht strafbar sei.

Hoppla!

Dazu kommt, dass sich von Herrn Hartenfels ->dieses Foto von Ende 2003 fand, dessen Gestik doch etwas überrascht für einem Zeitpunkt, wo er nach eigenen Bekunden sich doch längst vom Extremismus losgesagt hätte.

Der "Aussteiger"-Story von Herrn Hartenfels kann ich auch deshalb schwer Glauben schenken, weil sich seine Nazi-Aktivitäten mit JU-Aktivitäten sehr lange überschnitten haben.

Vor diesem einfach recherchierbaren Hintergrund (dazu kommen noch weitere Dinge!) verblüfft es geradezu, welchen Dreh´der Spiegel der Geschichte gegeben hat, von wegen "linker Asta jagd politisch einwandfrei geläutertes CDU-Mitglied".

Davon kann aber keine Rede sein - die CDU sieht es aus guten Gründen genauso und hat Herrn Hartenfels zum Rücktritt von allen Ämtern gezwungen. Wohl kaum wegen des Drucks linker Asten.

Darüber hinaus:

Thomas Hartenfels lügt in seiner persönlichen Erklärung vom 24.11.2005, dass sich die Balken biegen!

Er behauptet dort, es hätte zwischen ihm und Neonazi-Kreisen noch nie Kontakt über einzelne Demos hinaus gegeben.

Das ist eine Lüge.

P.S.
Die beiden Spiegel-Online-Autoren hätten das auch rausfinden können.

 
At 19 Dezember, 2005 21:40, Anonymous Anonym said...

Danke für die umfangreiche Recherche :) Bei der Lektüre des SPON-Artikels war mir nur aufgefallen, daß er lange CDU-Mitglied war und daß eine "Unterwanderung", zumindest am Anfang, sicherlich Intention war.

Das von Ihnen verlinkte Photo halte ich allerdings für nicht sehr inkriminierend, sondern eher für ein typisches Party/Konzert-Bild. Würde er drei Finger abspreizen, sähe ich Ihren Verdacht eher als bestätigt an.

 
At 20 Dezember, 2005 10:44, Anonymous Anonym said...

Ich hätte auch noch so ne Anmerkung zum verlinkten Foto:
Zunächst hat c.lapide mit seiner einschätzung da glaub ich recht.

Aber ist das ganz sicher dieser thomas hartenfels? wenn ich das mit dem Foto im Post vergleiche, dann meine ich sind das zwei verschiedene Personen. Zumal man es nach url einem thomas schenkelberg zuordnen könnte.

Ansonsten ist die Recherche überzeugend. Im Gegensatz zur Läuterung von Hartenfels. Das verteidigen von "Sieg und Heil" Grüßen als korrekt ist heftigster Nazi-Jargon.

Allerdings scheint es bei der Jungen Union rund um Köln grundsätzlich abgrenzungsprobleme zu rechtsextremen organisationen zu geben. Die JU-Brühl hat auch mal ganz offiziel eine Veranstaltung mit den Rechtsextremisten von "Pro Köln" gemacht.

 

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