24 März 2006

Megafusion Schering und Bayer Pharma


Was für Trottel!

Wenn die aktuelle Managergeneration von angeblich dringend erforderlicher "Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit" spricht, dann meint sie vor allem den Ausschluss von Wettbewerb - indem man sich auf auf dem Wege der Fusion lästiger Konkurrenz entledigt und die eigene Marktmacht stärkt.

Wenn die aktuelle Managergeneration von "ökonomischen Fortschritt" spricht, dann meint sie nicht die Erschließung neuer Märkte oder die Entwicklung besserer Produkte, sondern die Gelegenheit zur Entlassung* von 6.000 Mitarbeitern zu Lasten der Gesellschaft.

Es ist nicht so, dass ich gegen Effizienzgewinne bin (die man im Fall fähiger Manager oft auch auf dem Weg von Kooperation erreichen könnte), aber diese unglaubliche Naivität, mit der man Effizienzgewinne prognostiziert, ist eine Beleidigung für jeden vernunftgeleiteten Menschen.

Der Bayer-Chef Werner Wenning verkauft die Öffentlichkeit für dumm oder meint tatsächlich, dass er nach dem Zukauf von rund 24.000 Schering-Mitarbeitern, davon rund 7023 deutsche MA, problemlos (d.h. ohne Leistungseinbußen) auf 6.000 vorwiegend deutsche Mitarbeiter "erfahrungsgemäß" verzichten könne, angeblich vor allem im Bereich "IT und Einkauf".

Man kauft auf dem Weg der Fusion also 7.000 deutsche Mitarbeiter dazu, und kann anschließend auf 6.000 vorwiegend deutsche Mitarbeiter "erfahrungsgemäß", und zwar schwerpunktmäßig im Bereich "IT und Einkauf" verzichten?

Für diese irre Chimäre (die im Fall der Verwirklichung bestenfalls 200 Mio Euro Personalkosten/Jahr einsparen wird) möchten er und sein verblödetes Vorstandsteam weit über 15 Milliarden (!) Euro aufwenden, statt diese umfangreichen Mittel in die Erschließung neuer Märkte zu investieren.

Was für Versager!

* bzw. Abfindung, Frühverrentung, Verzicht auf notwendige Stellenbesetzungen, Arbeitsverdichtung usw.
Nebenbei: Die Verwendung der Grafik aus dem Schering-Geschäftsbericht verstößt ganz eindeutig gegen das Urheberrecht und zusätzlich gegen Leisungsschutzrechte. Nun: Ich scheiß drauf! Auch deshalb, weil ich die freie Berichterstattung (auch in Blogs) für deutlich wertvoller halte als Rechte auf sogenanntes "geistiges Eigentum" .

3 Comments:

At 24 März, 2006 14:55, Anonymous Anonym said...

Da ich es für wenig sinnvoll halte, mich mit Kreuzzüglern herumzustreiten, werde ich dein Angebot, diesen Blog zu meiden, wohl annehmen und die Kommentarspalte für die Schulterklopfer und Speichellecker freigeben.

Zu dieser Meldung nur soviel:

Warum sollen Unternehmen aus schierer Gewinnsucht einstellen dürfen, aber aus demselben Motiv heraus nicht entlassen? Wie sinnvoll ist es, Arbeitnehmer in bestimmten Unternehmen einzusperren, die ihre Dienste gar nicht mehr wollen? Wo ist der volkswirtschaftliche Nutzen des Zwangs zur ineffizienten Beschäftigung? Könnte man mit der eingesparten Arbeit nicht viel Sinnvolleres anfangen?

Langer Rede kurzer Sinn: Arbeitslosigkeit ist weder ein betriebswirtschaftliches Problem noch ist deren Vermeidung eine betriebswirtschaftliche Aufgabe - eher im Gegenteil: Betriebe sollen effizient sein und so wenig wie möglich Ressourcen beanspruchen. Dass einzelne Unternehmen dabei auch Fehler machen, ist im Entdeckungsverfahren "Markt" zwingende Voraussetzung. Wenn aber eine Volkswirtschaft bei der Aufgabe scheitert, Produktivitätsgewinne in Wachstum umzusetzen, wäre es ein Zeichen von ökonomischer Inkompetenz, dafür einzelne Betriebe oder meinetwegen auch eine Gruppe "der Manager" dafür verantwortlich zu machen.

Zum konkreten Fall:

Schering ist keine Konkurrenz für Bayer. Die Produktpalette ist ergänzend. Dass Bayer sich für Schering interessiert, hat zwei Gründe. Erstens besteht ein hoher Druck der Investoren, die vorhandenen Cash-Reserven (nach Verkauf einiger Chemie-Aktivitäten) wertsteigernd einzusetzen. Zweitens muss Bayer nach dem Lipobay-Desaster seine Pharma-Sparte ausbauen, wenn es sie auf Dauer behalten will.

Die Einsparung von Mitarbeitern dürfte nichts sein, wovon Bayer selbst direkt profitiert. Dieser Effekt wird bereits im Kaufpreis enthalten sein, was mindestens teilweise den Abstand zum Merck-Gebot erklären dürfte. Das heißt, der Sinn der Akquisition ist eben nicht in erster Linie, Kosten zu senken. Solche Art Übernahmen würde auch von Investoren nicht geschätzt - die wollen Wachstumspotenzial.

Die erwarteten Synergien dürften vor allem darin liegen, die Schering-Produktpalette mit der weltweiten Bayer-Vertriebs- und - Zulassungsmacht zu kombinieren.

Wo steht "erfahrungsgemäß"? Im verlinkten mm-Artikel jedenfalls nicht. Aber davon abgesehen: Ich kenne einen äußerst erfolgreichen Manager, der genau so vorging und immer Recht behielt. Das unterscheidet eben den unternehmerischen vom verwaltenden Typ. Der eine vertraut seiner Erfahrung und Intuition, der andere braucht Berater und Excel.

Wo steht, dass die fragliche Zahl von 6.000 Mitarbeitern überwiegend aus Deutschland kommen soll? Im mm-Artikel jedenfalls nicht. Aber davon abgesehen: Stabs- und Verwaltungsfunktionen kann man oft tatsächlich ohne besondere Leistungseinbußen abbauen. Oft muss man es sogar. Sämtliche Schering-Konzernfunktionen werden nach der Übernahme praktisch latent überflüssig. Da Bayer zur Finanzierung des Erwerbs auch Tochtergesellschaften verkaufen will, dürften in der dortigen Zentrale Kapazitäten frei werden, der Zuwachs an Menge der Aufgaben ist also nicht bedeutend. Und, ganz ehrlich: Wer Bayer kennt, kommt nicht auf die Idee, das Unternehmen zeichne sich durch eine unterbesetzte Verwaltung aus...

Es ist ziemlich sinnlos und im übrigen Ausdruck einer durch nichts gerechtfertigten Arroganz, sich aufgrund unzureichender und einseitig selektierter Informationen ein Klein-Fritzchen-Investitionsmodell aufzubauen und daraus abgeleitet die Verantwortlichen als "Versager" zu beschimpfen.

Last Disclaimer: Ich kenne den Plan hinter der Übernahme nicht und kann daher nicht beurteilen, ob der Kaufpreis gerechtfertigt ist. Bayer hat sich aber auch in der Vergangenheit nicht als Unternehmen erwiesen, das zu Abenteuertum neigt.

Sollte es entgegen meiner ursprünglichen Einschätzung zu nennenswerten Einschränkungen von Wettbewerb kommen, sollte sich das Kartellamt darum kümmern.

 
At 24 März, 2006 16:55, Blogger John Dean said...

@Rayson

Vorab:

Vielleicht habe ich dich bzw. deinen letzten Beiträg zuwenig gelobt. Insofern mag das allzumenschlich immer vorhandene Bedürfnis nach "Schulterklopferei" und Speichelleckerei (so hast du es genannt!) kurzfristig unbefriedigt geblieben sein.

Verzeihung dafür!

Indes: Verwechsele bitte nicht meine fallweise auch gröber ausfallende Kritik an bestimmten Auffassungen (die du im letzten Fall übrigens zudem sehr schlampig vorgebracht hast) mit meiner Wertschätzung der Person, die in diesem (also: deinem) Fall unverändert hoch ist.

Nun zu etwas Negativen:

Ich muss leider feststellen, dass ich mich offenkundig völlig missverständlich ausdrücke und auch einfachste Zusammenhänge nicht zu formulieren in der Lage bin, jedenfalls nicht so, dass ein gebildeter Mensch eine Idee davon bekommt, was ich meine.

1. Wenn du schreibst, ich hätte mich gegen Gewinnsucht gewendet, Verzeihung, dann hat das absolut rein garnichts mit dem zu tun, was ich hier zum Ausdruck bringen wollte.

Ich habe nichts gegen Gewinnsucht, zumal, wenn diese am Ende zu mehr Wettbewerb, zu Effizienzgewinnen oder besseren Produkten führt.

Wogegen ich allerdings etwas habe (wie in diesem konkreten Fall), das ist, wenn ein Vorstandschef eines Großkonzerns die Öffentlichkeit verarscht - und auf dem Wege eines Zukaufs (u.a. von rund 7.000 deutschen Stellen) in der Öffentlichkeit verkündet, man könne infolge dieser Fusion "im Bereich IT und Einkauf" auf eine einheimische Mitarbeiterzahl in der verkündeten Größenordnung verzichten.

Merkst du den Unterschied, Rayson? Ich beklage nicht die Gewinnsucht, sondern die Dummheit bzw. das Für-dumm-Verkaufen in Bezug auf die Öffentlichkeit.

Niemals wird es möglich sein, "vorwiegend im Bereich IT und Einkauf" fusionsbedingt auf 6.000 Mitarbeiter zu verzichten.

Wenn die von ihm behauptete, und offenbar kontrafaktische, Möglichkeit zur Mitarbeiterreduktion tatsächlich das eigentliche Fusionsmotiv darstellt, dann ist dieser Mann und sein Bayer-Vorstandskollektiv eine Veranstaltung von Trotteln.

Rayson, es ist nicht möglich, auf insgesamt 6.000 Stellen "vorwiegend im Bereich IT und Einkauf" zu verzichten, nachdem man rund 7.000 einheimische Stellen zugekauft hat, deshalb, weil in im Bereich "IT und Einkauf" bislang nur wenige hundert Mitarbeiter überhaupt arbeiten.

Ich habe nichts gegen Effizienzgewinne und meinetwegen dann auch Entlassungen, aber ich habe etwas dagegen, dass

a) völlig haltlose Motive wirtschaftliches Handeln prägen - im Zusammenhang mit der investiven Verwendung von immerhin 16 Milliarden Euro!

b) diese 16 Milliarden nur für eine Art Schrumpf-Fusion eingesetzt werden.

Dazu kommt noch etwas anderes: Manager, die ihr wesentliches Handlungs- und Investitionsmotiv in der Verwirklichung von Schrumpfmaßnahmen nach dem Muster von Mc Kinsey-Beratern sehen, statt im Aufbau von Märkten und Produkten, bzw. Manager, die den Wettbewerb auf dem Fusionsweg eleminieren, statt sich dem Wettbewerb zu stellen, die sind in meinen Augen keine Unternehmer, sondern gemeingefährliche Destruktoren.

Dies mag ein reichlich heftiges Wort sein, aber ich halte es für zutreffend in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage, deshalb, weil diese Art pseudounternehmerischen Handelns z.Zt. mit erheblichen und nur schwer abbaubaren externen Kosten für die Allgemeinheit einhergeht.

Ein Unternehmer ist jemand, der "etwas unternimmt" und wachstumsorientiert handelt, und eben kein kleiner Managerschisser, der immer weniger Menschen etwas arbeiten und unternehmen lässt.

Diese ganze Fusion mit rund 16 Mrd. Euro Volumen wird sich nicht rechnen, jedenfalls nicht über das verlogen behauptete und tatsächlich in dem Umfang nicht vorhandene Potential zur Mitarbeiter-Reduktion.

Die Fusion erlaubt es nicht, dass 6.000 (überwiegend einheimische) Mitarbeiter ("vorwiegend im Bereich IT und Einkauf") einzusparen.

Das ist völlig unrealistisch.

Das unverantwortliche und kasparhafte Entlassungsgequatsche vom Bayerchef dient nur dazu, die Mitarbeiter in Angst und Panik zu versetzen - und ist im Übrigen ein reines Ablenkungsmanöver.

Der wirkliche Hintergrund zu dieser Fusion besteht nicht im angebeblich großen Potential zur Mitarbeitereinsparung (da rechne ich mit maximal 800 einheimischen und weiteren 1.000 ausländischen Stellen), sondern m.E. zu einem guten Teil darin, dass Bayer Pharma mit Hilfe der Fusion den Wettbewerb (in einigen Pharmabereichen) auszuschalten plant. Sowas kann im Pharmabereich recht schnell einige hundert Mio Euro Ertrag einbringen - pro Jahr.

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es ablehnenswert, wenn der Wettbewerb auf dem Wege von Fusionen vermindert wird.

Als Ordoliberaler darf ich das so sehen.

Andererseits: Das Pharmaprogramm der beiden Firmen ist m.E. zu unähnlich (wie du ja auch schreibst), um auf dieser Basis einen wirklich deutlichen Zuwachs an Marktmacht zu realisieren. Was bleibt, das wäre ein gewisser Effizienzgewinn im Vertriebsbereich - gewiss aber nicht in den Tausenderbereich von Mitarbeiter-Stellen hinein reichend.

2. Im Übrigen teile ich deine Auffassung, Rayson, dass die Fusion wohl auf Synergien im Vertriebsbereich und in der Abstimmung des Produktangebots zielt.

3. Das auf mangelnde Analyse deutende Wort "erfahrungsgemäß" hat er im Zusammenhang mit den angekündigten Stellenabbau tatsächlich gebracht, allerdings gibt es hierfür z.Zt. keine Onlinequelle. Auf mich wirkt das Wort "erfahrungsgemäß" an dieser Stelle so, als ob er sich zuvor von irgendwelchen Mc Kinseyberatern Märchen über angebliche MA-Einsparungspotentiale erzählen ließ. Und Mc Kinsey ("bloß keine inländische Wertschöpfung") ist bei Bayer tatsächlich seit vielen Jahren dick im Geschäft.

Ist nur eine Verdacht.

4. Wenn Bayer der Cash drückt, dann soll der Konzern das Geld halt zinsbringend anlegen. Wo ist das Problem?

Ein guter Vorstand muss auch geduldig abwarten können, bis sich eine wirklich gute Investitionsmöglichkeit findet. Eine Schrumpf-Fusion mit Schering ist aber nicht eine derartige gute Gelegenheit.

Einen Teil der Fusion kann man mit den Schering-Gewinnen refinanzieren (kontinuierlich und leicht wachsend rund 600 Mio Euro/Jahr). Vielleicht erreicht man zusätzlich echte Effizienzgewinne und darüber die Trennung von insgesamt 1.000 oder 1.500 MA. Dann hat man (großzügig berechnet!) nochmal 100 Mio ROI/Jahr. In ein paar Medikamentengruppen schaltet man den Wettbewerb aus (viel wird das aber nicht sein), außerdem steigt die Vertriebseffizienz ggf. - dann hat man vielleicht nochmal 200 Mio. Außerdem spart man im Bereich des Topmanagements und der Stufe darunter nochmal rund 50 Mio ein.

Und dafür 16 Mrd. investieren plus den ganzen Fusionsstress/aufwand ??

5. Ich denke, dass Bayer auch die Angst vor einer eigenen Übernahme motiviert. Wenn das stimmt, dann läuft das also (als ein Faktor unter mehreren) auf den üblichen AG-Manager-Machtmissbrauch hinaus. Man verschuldet sich bzw. verbraucht Cashreserven, um für eine Übernahme weniger attraktiv zu werden. Der eigene Managersessel wird damit gesichert.

Problem (falls das stimmt): Die gesamtwirtschaftliche Effizienz wird eher verringert, ggf. wird sogar Geld in größerem Ausmaß vernichtet, was wiederum in ein ordnungspolitisches Problem mündet.

6. Die Sache mit den "vorwiegend deutschen" Stellen steht nicht im MM-Artikel. Tatsächlich aber besteht an ausländischen Standorten (von Bayer Pharma und Schering) noch weitaus weniger als in Dtl. die Möglichkeit zur MA-Reduktion.

Dazu sind die jeweiligen Pharmawelten zu verschieden.

7. Der Abbau von Stabs- und Verwaltungsstellen ist im Scheringkonzern (der übrigens immer recht falch organisiert war) schon so weit vorangeschritten, dass die Fusion in dieser Beziehung kaum etwas einbringen wird.

Das eigene Bayer-Pharma-Haus könnte man auch ohne Fusion in Ordnung bringen (falls da größere Arbeiten notwendig sind).

Obwohl: Wenn ich als Bayer Pharma nun sage: "Die Zentrale liegt jetzt in Berlin", dann kann ich auf dem (eigentlich idiotisch kostspieligen) Weg des Umzugs erfahrungsgemäß rund 40% der Stellen einsparen (Vorbild Universal), ohne, dass ich auch nur einem einzigen Mitarbeiter aktiv die Kündigung aussprechen muss.

Nur glaube ich einfach nicht daran, dass der Bayerkonzern seine Pharma- und Verwaltungsaktivitäten nach der Fusion tatsächlich zur "Berliner Zentrale" verlagern wird.

Niemals.

Im Übrigen: Eine Firma, die zum Umzugstrick greifen muss, um sich von Verwaltungs-MA zu trennen, ist entweder total in der Krise (wie es bei Universal der Fall war - was aber im Fall von Bayer Pharma m.E. nicht zutrifft), oder (*räusper*) dumm.

8. "Sämtliche Schering-Konzernfunktionen werden nach der Übernahme praktisch latent überflüssig."

Sorry, das halte ich für reines Wunschdenken. Dort, wo der Konzern geforscht hat, dort wird er weiter forschen. Dort, wo Tochterfirmen verwaltet wurden (das wurde von relativ wenigen Mitarbietern in Berlin geleitet), dort wird man auch künftig genau diese Tocherfirmen verwalten müssen.

Usw. usf.

Das Einsparpotential im Verwaltungsbereich (mit rund 1.400 Verwaltungsmitarbeitern bei Schering in Deutschland) ist nicht groß. Wenn es gelänge (warum eigentlich?) künftig auf 20% der Mitarbeiter dort zu verzichten, dann reden wir über läppische 280 Stellen.

Und dafür eine Fusion?

9. "Wer Bayer kennt, kommt nicht auf die Idee, das Unternehmen zeichne sich durch eine unterbesetzte Verwaltung aus..."

Höho! Schreibst du - und das deckt sich zu 100 Prozent mit meinen Erfahrungen. Der Bayer-Konzern scheint da tatsächlich von einer Art Virus befallen zu sein.

Nur: Warum benötigt Bayer dann erst eine Fusion, um sich von Bürokratismen frei zu schütteln? Warum soll ausgerechnet eine Fusion hier helfen? Was ist das für ein Management?

10. Das Kartellamt kümmert sich m.E. nur um den einheimischen Wettbewerb. Ich behaupte jetzt mal, dass es hier weit überwiegend um internationale Märkte geht.

Aber auch auf internationaler bzw. "globaler" Ebene bin ich der Auffassung, dass die Verminderung von Wettbewerb keine gute Erscheinung darstellt.

 
At 27 März, 2006 00:50, Anonymous Anonym said...

@Dean

Danke, ich brauche keine Bauchpinseleien, mich stört nur eine für meinen Geschmack viel zu apodiktische und alarmierende Sprache.

"Wogegen ich allerdings etwas habe (wie in diesem konkreten Fall), das ist, wenn ein Vorstandschef eines Großkonzerns die Öffentlichkeit verarscht - und auf dem Wege eines Zukaufs (u.a. von rund 7.000 deutschen Stellen) in der Öffentlichkeit verkündet, man könne infolge dieser Fusion "im Bereich IT und Einkauf" auf eine einheimische Mitarbeiterzahl in der verkündeten Größenordnung verzichten."

Das "einheimisch" sehe ich nirgendwo, und auch "IT und Einkauf" wird weniger als Einschränkung denn als ein Beispiel zu verstehen sein. Die 6.000 Stellen sind im Vergleich zum weltweiten Zuwachs zu sehen.

"Manager, die ihr wesentliches Handlungs- und Investitionsmotiv in der Verwirklichung von Schrumpfmaßnahmen nach dem Muster von Mc Kinsey-Beratern sehen, statt im Aufbau von Märkten und Produkten, bzw. Manager, die den Wettbewerb auf dem Fusionsweg eleminieren, statt sich dem Wettbewerb zu stellen, die sind in meinen Augen keine Unternehmer, sondern gemeingefährliche Destruktoren."

Die Wortwahl mal außen vor lassend, sehe ich im konkreten Anlass keine Hinweise, dass diese Bedingungen zutreffen. Bayer hat nach Unternehmen gesucht, die seine Palette breiter machen und nicht nach störenden Wettbewerbern.

"Auf mich wirkt das Wort "erfahrungsgemäß" an dieser Stelle so, als ob er sich zuvor von irgendwelchen Mc Kinseyberatern Märchen über angebliche MA-Einsparungspotentiale erzählen ließ."

Bayer hat schon Unternehmen übernommen, da waren die heutigen Mäckies noch gar nicht in Planung. Du unterschätzt das Bayer-Management gewaltig.

"Wenn Bayer der Cash drückt, dann soll der Konzern das Geld halt zinsbringend anlegen. Wo ist das Problem? "

Das sag ich dir gerne: Wer in Aktien investiert, will keine Zinserträge.

"Ein guter Vorstand muss auch geduldig abwarten können, bis sich eine wirklich gute Investitionsmöglichkeit findet."

Schering war schon immer eine Wunschinvestition von Bayer, die nur deshalb nicht realisiert wurde, weil Bayer keine "feindliche" Übernahme wollte. Deswegen konnte jetzt auch schnell das Gegenangebot vorgelegt werden.

"Und dafür 16 Mrd. investieren plus den ganzen Fusionsstress/aufwand ??"

Kennst du die Grundlagen der Bewertung oder sind deine Zahlen nicht eher gegriffen? Ich kenne sie nicht, also halte ich klugerweise den Mund über ihre Berechtigung.

"Tatsächlich aber besteht an ausländischen Standorten (von Bayer Pharma und Schering) noch weitaus weniger als in Dtl. die Möglichkeit zur MA-Reduktion."

Nicht unbedingt. Gerade da lassen sich Standorte viel schneller zusammenführen. Ich weiß aus eigener (auch schmerzhafter) Erfahrung ziemlich genau, wie schnell.

"Sorry, das halte ich für reines Wunschdenken. Dort, wo der Konzern geforscht hat, dort wird er weiter forschen. Dort, wo Tochterfirmen verwaltet wurden (das wurde von relativ wenigen Mitarbietern in Berlin geleitet), dort wird man auch künftig genau diese Tocherfirmen verwalten müssen."

Forschung ist ja nicht etwas, was man so zu den "Konzernfunktionen" zählt. Aus wiederum eigener Erfahrung gehe ich davon aus, dass in Konzernzentralen eine weitaus größere Zahl von Mitarbeitern (also nicht nur Konzernbuchhaltung oder Beteiligungscontrolling) ihre Berechtigung aus der Beschäftigung mit Tochterfirmen zieht.

Wenn Schering tatsächlich 1200 Verwaltungsmitarbeiter hat (da habe ich jetzt nicht wieder nachgeschaut), dann sehe ich das eher umgekehrt als du: Vermutlich werden nicht mehr als 20% übrig bleiben.

"Warum benötigt Bayer dann erst eine Fusion, um sich von Bürokratismen frei zu schütteln? Warum soll ausgerechnet eine Fusion hier helfen? Was ist das für ein Management?"

Ein cleveres, das sich mit starken Gewerkschaften herumschlagen muss und gerne mehrere Dinge in einem Aufwasch erledigt?

Ich finde es auch schade, dass mit Schering wieder ein Spieler ausscheidet. Das war aber absehbar. Bayer ist nicht der erste Bieter, mal sehen, ob es der letzte bleibt.

 

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