26 Mai 2006

Islamphobie? Neue Rechte & Hysteriker at work!

Vereinzelt kam es in Randbereichen der deutschen Blogoshäre zu besorgten, teils sogar selbstkritischen Reflektionen über den Begriff: Islamphobie. Aktive Vertreter der Neuen Rechten, sowie deren Freunde, mögen das Wort nicht, denn dieses Wort Islamphobie sei:
..nur ein diskriminierender Begriff einer bestimmten politischen Richtung... (Blogger HirnlosWelt)
...Die Dhimmis gehen mit dem Begriff "Islamphobie" wieder in die Offensive und biedern sich der "Religion des Friedens" an. Multikulti-Befürworter! Solche Wörter verwendet auch der CDU-Dhimmi Peter Altmeier. Noch Fragen??... (Blogger inkontinent Inkorrekt)
...eine durchaus absichtliche und missbräuchliche Anschuldigung...
(Blogger Euroschreizeit)
...kein Respekt gegenüber unserer Freiheit... (Blogger Antimusel)
Weitere Vertreter der Neuen Rechten erläutern ihre begriffliche Strategie:
...Unser Problem der Zukunft wird die Gewalt der muslimischen Gegengesellschaft gegen unsere demokratischen Grundwerte, gegen unsere Gesellschaft sein. Dann wird sich zeigen, wer 'n Steher ist. Wir oder sie... (Bloggerin Gudrun Eussner)
...Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. In PI wird nur das thematisiert, was an anderer Stelle unter den Tisch gekehrt wird: Der Islam... (Blogger mvh)
...Gedmin hat Recht. Mutige Menschen haben es nicht leicht in Europa - hier wird eher das Duckmäusertum gefördert (...) Ich halte es gerade in diesen Zeiten des allgemeinen Dhimmitums hierzulande für eminent wichtig, dass wenigstens noch einige Flagge zeigen und auch öffentlich zu ihrer Meinung stehen - und zwar 100%ig!... (Blogger Stefan Herre)
...Das Wort "Islamphobie" ist das Werk moralinsaurer Blogwarte, um uns zum Schweigen zu bringen...(Blogger Gegenbrüll)
Kurzum: Das Wort Islamphobie wird von Spaßbremsen verwendet. Warum benutzen Menschen derartige Begriffe? Eine umfangreichere Motivdeutung lautet so:
...Sinn dieses “Phobie”-Geredes ist es, bestimmte Gruppen von der freien Diskussion auszunehmen und Kritik an ihnen quasi als krankhaft darzustellen. Da könnte ‘Überwachen u. Strafen’ von Michel Foucault ihr Interesse finden, weil der Gedanke dort ausgefuehrt u. in einem verblueffenden systematischen Kontext gestellt ist...(Blogger Kotzastatis)
Kinder, aufwachen! Ihr seid nicht "liberal", sondern bestenfalls die nützlichen Idioten der Neuen Rechten. Wer amerikanische Faschisten wie Daniel Pipes bejubelt oder ins Deutsche übersetzt, wer sich als "prowestlicher" Kulturkämpfer betätigt (ein unfreundliches Hallo geht an Clemens Wergin vom Tagesspiegel und die übrigen Huntingtonfans in den Redaktionen von WELT, SPIEGEL und SPRINGER-Presse), der sollte sich auch für die Definition von Islamphobie interessieren:
  1. Islam is seen as a monolithic bloc, static and unresponsive to change.
  2. Islam is seen as separate and ‘other’. It does not have values in common with other cultures, is not affected by them and does not influence them.
  3. Islam is seen as inferior to the West. It is seen as barbaric, irrational, primitive and sexist.
Mehr dazu hier!! Im Übrigen sollte mal wieder darüber nachgedacht werden, wie der Zusammenhang zwischen Stigmatisierungskampagnen gegen das Fremde und den aktuellen Gewaltakten gegen "Ausländer" ist.

Danke für die Aufmerksamkeit!

+++ Update +++
Statt die Verbreitung von islamophoben (s.o.) Gedankengut zu hinterfragen, fantasiert derweil ein antilinker Wirtschaftsliberaler an der Wirklichkeit vorbei, dass "die Linken" und "Schlägerversteher" an über 15.000 rechtsextremen Gewalttaten in Deutschland/Jahr schuld seien, weil sie der Fremdenfeindlichkeit und Islamphobie mit Kapitalismuskritik und "Sozialarbeitern" den Boden bereitet hätten...

+++ Update +++
Aber! Immerhin erweist er sich als kritikfähig und schmeißt massiv islamopobe und erkennbar rechtsradikale Blogs von seiner Blogroll. Herr Statler: Die Erklärung, warum sich PI & Friends scheinbar so gewandelt haben, die liegt in der politischen Biografie der dort aktiven Autoren. Wenn sich ein Rechtsradikaler modisch lackiert, so platzt früher oder später der Lack doch ab, und seine ursprünglichen Farben treten zu Tage.

4 Comments:

At 26 Mai, 2006 13:19, Anonymous Anonym said...

Das Verblüffende ist ja eigentlich, wie dieser Mob die eigene Diskurspraxis - "Dhimmi-Verleihungen" - in das Handeln ihrer Gegner hineinprojiziert. Reines Spiegelfechten.

Völlig entlarvend dabei auch noch die Bezugnahme auf Foucault - wenn der zeitlebens gegen irgendwas gekämpft hat, dann gegen genau die Normalisierer, die sich hier auf ihn berufen. Frechheit.

Zudem der Autor hier auch noch "Wahnsinn und Gesellschaft" und "Überwachen und Strafen" kurzschließt ...

"Der westliche Mensch, von dem man uns spricht und dessen Freiheit man beschwört, ist in sich schon das Resultat einer Unterwerfung, die tiefer ist als er" möchte man da, Foucault variierend, entgegnen. "Überwachen und Strafen", wenn ich mit recht entsinne S. 42.

Hat dieser Mensch mit dem griechischen Namen auch 'ne Hompepage?

 
At 26 Mai, 2006 13:44, Blogger John Dean said...

@MomoRules
Der "Grieche" ist ein 60-jähriges FDP-Mitglied, und m.E. ein Beispiel für eine bestimmte Form von radikalisiserten Spießbürgertum. Mehr von ihm => hier

 
At 28 Mai, 2006 19:35, Blogger Sturmauge said...

Phobie scheint zu passen, aber ich glaube, es müsste eine Bezeichnung her, die eine Phobie gegen alles, was einen "potentiell infiltratorisch - durchseuchenden Einfluss" auf die "organisch gewachsene deutsche Kultur" beschreibt ?!

 
At 29 Mai, 2006 12:37, Blogger John Dean said...

@Naseweis: Ja und nein. Islamphobie ist schon etwas Neues, hat aber gewisse "Traditionen"...

 

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